Volkskrankheit Osteoporose
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- Sebastian Vogel
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1 Volkskrankheit Osteoporose BARMER GEK: Versorgung verbessern Die Osteoporose hat inzwischen die Dimension einer Volks- und Alterskrankheit erreicht. Wir müssen davon ausgehen, dass bereits 7,8 Millionen Bundesbürger am Knochenschwund erkrankt sind. Davon sind 83 Prozent (6,5 Mio.) Frauen und 17 Prozent (1,3 Mio.) Männer, informiert Friedhelm Ochs, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK in Rheinland-Pfalz und Saarland. Die Krankheit nimmt mit dem Alter sprunghaft zu: von 23 Prozent in der Altersgruppe von 50 bis 64 Jahren, auf 47 Prozent in der Gruppe von 65 bis 74 Jahren und 59 Prozent in der Gruppe über 75 Jahre. Osteoporose ist tückisch, warnt Ochs. Viele Patienten merken ihre Erkrankung nicht, da die Osteoporose nicht immer schmerzt und schleichend voranschreitet. Primäres Ziel ist also die Früherkennung und die Behandlung der Patienten nach der Osteoporose-Leitlinie. Denn durch den beschleunigten Verlust an Knochenmasse kommt es zu einer Schwächung des Skeletts, besonders der Wirbelkörper. Die Häufigkeit von Stürzen und die Gefahr von Knochenbrüchen steigen. Mit dem Vertrag zur integrierten Versorgung gemeinsam mit dem Interdisziplinären Osteologischen Kompetenznetz Saarland (IOKN) erreichen wir es, die Osteoporose-Patienten effizienter und besser zu behandeln, so Ochs. Prozessqualität Um eine qualitätsgesicherte und flächendeckende Versorgung der Osteoporosebehandlung sicherzustellen, werden die Betroffenen mittels einer Osteoporoseberatung durch Haus- und Fachärzte identifiziert. Bestätigt die anschließende Untersuchung durch einen Facharzt mit osteologischer Qualifikation eine Osteoporoseerkrankung, behandelt dieser die betroffenen Patienten weiter. Die abgestimmte interdisziplinäre Behandlung in den Sektoren verbessert - im Vergleich Inhalt Mai 2011 Osteoporose: Integrierte Versorgung im Saarland Prozessqualität Vorteile für die Patienten Patientenfragebogen Interdisziplinäres Osteologisches Kompetenznetz Saarland Kontakt: Katharina Steinbach katharina.steinbach@barmer-gek.de Pfuhlgasse Koblenz
2 zur herkömmlichen Regelversorgung sowohl die Ergebnisqualität als auch die Wirtschaftlichkeit der Behandlung deutlich. Doppeluntersuchungen werden vermieden und es kommt zum Erfahrungsaustausch zwischen Osteologen und zuweisenden Ärzten. Ein wichtiger Beitrag zur weiteren Verbesserung der Prozessqualität, unterstreicht Ochs. Angestrebte Ziele des IV-Vertrags sind die konsequente Umsetzung der leitlinienbasierten Osteoporose-Diagnostik und -Therapie sowie die Reduzierung der Frakturen bei teilnehmenden Versicherten um 40 Prozent innerhalb von drei bis fünf Jahren. Das alles vor dem Hintergrund einer besseren Vernetzung zwischen den behandelnden Ärzten bis hin zur Begleitung der operativen Behandlung und der Reha- Maßnahme. "Wir wollen 40 Prozent weniger Frakturen bei teilnehmenden Versicherten innerhalb von drei bis fünf Jahren." Friedhelm Ochs, Landesgeschäftsführer Rheinland-Pfalz/Saarland Vorteile der Integrierten Versorgung Osteoporose für Patienten Eine bestehende Osteoporoseerkrankung kann frühzeitig erkannt und fachärztlich behandelt werden Die Häufigkeit von Frakturen soll um 40 Prozent reduziert werden Die Lebensqualität der Erkrankten steigt Arztkontakt mindestens einmal pro Quartal (ggf. telefonisch) Keine Doppeluntersuchungen Ergebnisqualität der Osteoporose-Behandlung steigt Neuer Patienten-Fragebogen Osteoporose Nach wie vor gilt die Unterversorgung der Osteoporose in der Bundesrepublik als weit verbreitet. Dies geht insbesondere zu Lasten einer frühzeitigen Erkennung der Risiko-Patienten ab 50 Jahre. Wir wollen diese Menschen schneller erkennen und behandeln können, ergänzt Ochs. Die Dunkelziffer ist hoch. Mit dem neuen Patienten- Fragebogen Osteoporose können wir diejenigen erreichen, die von ihrer Erkrankung noch nichts wissen. Der Bogen ist schnell ausgefüllt. Die 14 Fragen zu den Risikofaktoren haben in verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten gute Vorhersagekraft gezeigt. Wird eine davon mit Ja beantwortet, ist ein Gespräch mit dem Hausarzt sinnvoll. Mai 2011 l Seite 2
3 Abb.: Ein neuer Flyer informiert die Patienten. Abb.: Mit dem Fragebogen Risiko-Patienten schneller erkennen: 14 Fragen zum persönlichen Osteoporose-Risiko Was kann man selber gegen Osteoporose tun? Folgende Maßnahmen schützen den Knochen durch eine verbesserte Knochendichte: Regelmäßige körperliche Bewegung, wie zum Beispiel Radfahren, Joggen, Schwimmen. Kalziumreiche Nahrungsmittel wie zum Beispiel Milch und Milchprodukte (Käse, Joghurt, Quark), Tofu, Brokkoli, Grünkohl, Porree, Fenchel oder Mandeln, Vitamin-D-reiche Nahrungsmittel wie zum Beispiel Fisch (Hering, Lachs, Thunfisch, Forelle), Pilze, Spinat oder Hefe, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum, Vermeidung von Stürzen, besonders im hohen Alter, indem zum Beispiel Stolperfallen (wie Teppiche) aus der Wohnung entfernt werden. Mai 2011 l Seite 3
4 Interdisziplinäres Osteologisches Kompetenznetz Saarland zum IV-Vertrag Osteoporosebehandlung Knochenbrüche ohne ein wesentliches Unfallereignis können ein Zeichen der Osteoporose sein, einer den ganzen Knochen betreffenden Erkrankung. Die Osteoporose ist gekennzeichnet durch eine niedrige Knochenmasse, schlechte Gewebestruktur des Knochens und eine dadurch erhöhte Knochenbrüchigkeit. Osteoporosebedingte Knochenbrüche nehmen im Alter, vor allem ab dem 60. Lebensjahr, an Häufigkeit und Schwere deutlich zu. Sie führen bei vielen Betroffenen zu operativen Behandlungsmaßnahmen, oft zu chronischen Schmerzen - insbesondere im Bereich der Wirbelsäule und sehr häufig zu Invalidität. Etwa 20 % aller Patienten mit osteoporotischen Hüftfrakturen sterben an dieser Krankheit. Gelingt es, Knochenbrüche durch eine frühzeitige Behandlung zu verhindern, kann die Lebensqualität osteoporosekranker Menschen und ihre Teilhabe am Leben gesichert werden. Ein selbstbestimmtes Leben im vertrauten sozialen Umfeld ist möglich, eine Invalidität vermeidbar. Sollte es dennoch zu Knochenbrüchen kommen, ist es notwendig, eine medikamentöse Behandlung einzuleiten. Wir wollen die Leidlawine stoppen, die mit der Vielzahl der Knochenbrüche einhergeht, sagt Dr. Anton Hümpfner, Osteologe DVO, Saarbrücken. Nach entsprechender Diagnostik soll den Patienten eine leitliniengerechte Osteoporosebehandlung zur Verfügung stehen. Eine erfolgreiche Umsetzung der Osteoporosebehandlung sei jedoch nur möglich, wenn die betroffenen Menschen mitmachten und eigene Aktivitäten entwickelten. Durch den Integrierten Versorgungsvertrag Osteoporose zwischen dem IOKN und der BARMER GEK wird eine frühzeitige und besonders enge Betreuung möglich, die insbesondere älter werdenden Menschen Vorteile bringen wird. Patienten mit einem erhöhten Frakturrisiko sollen durch den Hausarzt identifiziert werden und an einen Osteologen, DVO im Saarland überwiesen werden, der eine leitliniengerechte osteologische Weiterbetreuung sicherstellt. Die Kassenärztliche Vereinigung Saarland ermöglicht die Erfassung und Abrechnung des fachübergreifenden IV- Vertrags. "Wir wollen die Leidlawine stoppen, die mit der Vielzahl der Knochenbrüche einher geht." Dr. med. Anton Hümpfner, IOKN (Interdisziplinäres Osteologisches Kompetenznetz Saarland) Mai 2011 l Seite 4
5 Die Zusammenarbeit mit der BARMER GEK bei der Entwicklung des Integrierten Versorgungsvertrages Osteoporose war durch sehr offene und konstruktive Gespräche gekennzeichnet, sagt Dr. Gerd Lanzer, Sprecher des IOKN. Er freut sich über den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen: Es ist gelungen, ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen und problemorientierte Lösungen zu finden. So sei es in den nächsten Wochen wichtig, die Verbindungen zum Verband der Hausärzte und auch zu interessierten nicht osteologisch tätigen Fachärzten zu vertiefen. Lanzer ermuntert gleichzeitig, sich am leitliniengerechten Aufgreifen der Diagnose zu beteiligen: Alle interessierten Ärzte sind zu Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen eingeladen. "Leitlinienorientierte Osteoporosediagnostik und Therapie sind angezeigt. Die Osteoporoseunterversorgung muss sich ändern!" Dr. med. Gerd Lanzer, IOKN (Interdisziplinäres Osteologisches Kompetenznetz Saarland) Mai 2011 l Seite 5
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