Bei der Analyse einzelner Märkte wird das Einkommen der Verbraucher als exogen betrachtet (festes Budget).
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- Anton Bader
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1 Wie es zu einem Gleichgewicht zwischen gesamtwirtschaftlichem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage kommt Dipl.-Volksw. Ann-Christine Schulz Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage Unterschied zwischen Mikro- und Makro-Betrachtung Bei der Analyse einzelner Märkte wird das Einkommen der Verbraucher als exogen betrachtet (festes Budget). Bei der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung wird das Einkommen im Marktprozess bestimmt. Es ist eine endogene Größe. 2
2 Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage Vorgehen in diesem Vorlesungsabschnitt Sehr einfaches Modell ( Einkommen-Ausgaben-Modell ), bei dem nur Mengen-Größen vorkommen. Preise, Zinsen und Löhne sind konstant. Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Herleitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage 3 Das gesamtwirtschaftliche Angebot 4
3 Herleitung des Angebots Zwei Konzepte: Das gesamtwirtschaftliche Angebot 1. Angebot, das bei Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt möglich wäre (Produktionspotential) 2. Angebot, das von den Unternehmen tatsächlich auf den Markt gebracht wird (kurzfristiges Angebot) 5 Das Angebot bei Vollbeschäftigung Herleitung des Vollbeschäftigungsangebots Am Arbeitsmarkt werden Reallohn und Beschäftigung bestimmt Diese Beschäftigung wird in eine gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion eingesetzt Der so ermittelte Output ist das Vollbeschäftigungsangebot 6
4 Graphische Herleitung des Angebots bei Vollbeschäftigung 7 Determinanten des Angebots bei Vollbeschäftigung Determinanten des Vollbeschäftigungsangebots Präferenzen der Arbeitnehmer für Arbeit und Freizeit Produktionstechnologie der Unternehmen Kapitalstock Vollbeschäftigungsangebot ist - rein mikroökonomisch determiniert - unabhängig von der aktuellen Nachfragesituation 8
5 Herleitung des kurzfristigen Angebots Das kurzfristige Angebot Unternehmen lassen sich bei ihren Angebotsentscheidungen stark von der aktuellen Nachfragesituation leiten: Unternehmen bieten die Menge an, von der sie erwarten, dass sie nachgefragt wird. Unternehmen können die Nachfrage richtig antizipieren. Das Angebot wird also nur von der (erwarteten) Nachfrage bestimmt. 9 Graphische Darstellung des kurzfristigen Angebots 10
6 Graphische Darstellung des gesamtwirtschaftlichen Angebots Schaubild 16.3: Das kurzfristige und das Vollbeschäftigungsangebot der Unternehmen Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Kurzfristiges Angebot Vollbeschäftigungsangebot Kurzfristig ist auch eine Produktion über v Y möglich 45 Y v Gesamtwirtschaftliches Angebot 11 Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage 12
7 Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Die Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage privater Konsum (C) staatlicher Konsum (G) Investitionen (I) Vorratsveränderungen (S) Exporte (X) Importe (Im) Vereinfachtes Modell: Nachfrage besteht nur aus privatem Konsum (C) und Investitionen (I) 13 Die Konsumfunktion Determinanten des Konsums Konsumausgaben (C) werden vom laufenden Einkommen (Y) bestimmt (absolute Einkommenshypothese) Dazu: autonome Konsumausgaben (a), die unabhängig von der Höhe des Einkommens getätigt werden Die marginale Konsumquote (b) gibt an wieviel zusätzlich konsumiert würde, wenn das Einkommen um eine Einheit erhöht würde andere Determinanten: Zinsen, erwartete Einkommen bleiben hier unberücksichtigt 14
8 Formale Darstellung der Konsumfunktion Konsumfunktion C = a + b Y b = marginale Konsumquote Da das Einkommen vollständig aus der laufenden Produktion stammt gilt auch: Y = Y a oder C = a + b Y a 15 Graphische Darstellung der Konsumfunktion 16
9 Die Empirische Konsumfunktion für Deutschland C = 17,52 + 0,85 Y 17 Konsum, Ersparnis und Investitionen Sparfunktion S = Y C S = Y (a + by)= a + (1-b) Y Investitionsfunktion (sehr vereinfacht) I = I Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y n = a + b Y a + I 18
10 Graphische Darstellung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage Schaubild 16.6: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Gesamtwirtschaftliche Nachfrage n Y =C+I I I a 4 2 C = a + b Y a (=Y v ) Gesamtwirtschaftliches Angebot (= Einkommen) 19 Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht 20
11 Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Wie kommt es zu Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage? Gleichgewicht: Pläne von Anbietern und Nachfragern sind miteinander kompatibel In dem hier dargestellten Modell kommt es stets zu einem Gleichgewicht von kurzfristigem Angebot und Nachfrage Schnittpunkt von Y n mit 45 -Linie (=kurzfristiges Angebot) Dieser liegt nicht immer beim Vollbeschäftigungseinkommen Y V 21 Beispiel: Y n und Y a schneiden sich unterhalb von Y v Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Schaubild 16.6: Graphische Herleitung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y a I S I 4 2 Y n C = a + b Y a a (=Y v ) Gesamtwirtschaftliches Angebot (= Einkommen) 22
12 Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Drei denkbare Konstellationen für das Gleichgewicht A. Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung: Schnittpunkt links von Y V B. Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung: Schnittpunkt bei Y V C. Gleichgewicht bei Inflation: Schnittpunkt rechts von Y V 23 Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Schaubild 16.7: Drei mögliche Konstellationen von gesamtwirtschaftlichem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage Gesamtwirtschaftliche Nachfrage, Gesamtwirtschaftliches Angebot C Y n 3 Y n 2 B Y n 1 A 45 kurzfristiges Angebot Vollbeschäftigungsangebot Gesamtwirtschaftliches Angebot (= Einkommen) 24
13 Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Determinanten der Lage des Gleichgewichts Autonomer Konsum (a) marginale Konsumneigung (b) Investitionsneigung (I) Ob es zu den Gleichgewichten A, B oder C kommt, hängt von den konkreten Werten dieser Größen ab 25 Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung 26
14 Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung Ist ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung überhaupt möglich? Ökonomen vor Keynes: Angebot schafft sich immer eine ausreichende Nachfrage ( Say s Law ) Keynes: Wirtschaft kann aus eigener Kraft nicht mehr aus Unterbeschäftigung herauskommen 27 Beispiel für ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung Beispiel Konkrete Werte für I=1, a=2, b=0,5 Y n = 1+2+0,5 Y a Gleichgewicht: Y 0 = Y n =Y a Y 0 = 6 Was geschieht, wenn Unternehmen an Say glauben und Y a =8 produzieren? C = 2 + 0,5 8 = 6 ; Y n = 7 Y n <Y a Unternehmen bleiben auf Gütern sitzen 28
15 Problem des Unterbeschäftigungs-Gleichgewichts Geplante Ersparnis (S) der Haushalte: S ex ante = 8 6 = 2 Geplante Investitionen (I) der Unternehmen: I ex ante = 1 S ex ante > I ex ante 29 Zusammenhang von Gütermarkt und Arbeitsmarkt Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt Wenn Y 0 < Y V Unternehmen fragen maximal soviel Arbeit nach, wie sie zur Produktion von Y 0 benötigen Rationierung am Arbeitsmarkt, die mit Arbeitslosigkeit einhergeht 30
16 Graphische Darstellung des Gleichgewichts bei Unterbeschäftigung Schaubild 16.10: Rationierung auf dem Arbeitsmarkt w/p IV n C, Y, I Deflatorische Lücke 45 I Y 0 Y=Y v Y A Y 1 n Y 2 n Y a N 0 III N a N n N Arbeitslosigkeit II F(N, K) 31 Keynesianische und klassische Arbeitslosigkeit 32
17 Keynesianische Arbeitslosigkeit Schaubild 16.11: Arbeitsmarkt bei Rationierung (isolierte Betrachtung) w/p Effektive Arbeitsnachfrage N a Notionale Arbeitsnachfrage N 0 N* a n N, N U 33 Klassische Arbeitslosigkeit Schaubild 16.12: Klassische Arbeitslosigkeit w/p N a (w/p) Klassische Arbeitslosigkeit (w/p)* N n N* a n N, N 34
18 Unterschiede zwischen den Konzepten Keynesianische Arbeitslosigkeit kann nur durch zusätzliche Nachfrage abgebaut werden. (Real-)Lohnsenkungen sind wirkungslos Bei Klassischer Arbeitslosigkeit helfen (Real-) Lohnsenkungen Problem: schwierig in der Realität zwischen beiden Formen zu unterscheiden 35 Zusammenfassung des Modells 36
19 Zusammenfassung des einfachen Gütermarktmodells Die Grundgleichungen des einfachen Gütermarktmodells C = a+by I=I Y n = a + by + I Y a = Y (gesamtwirtschaftliche Konsumfunktion) (gesamtwirtschaftliche Investitionsfunktion) (gesamtwirtschaftliche Nachfrage) (gesamtwirtschaftliches Angebot) Y 0 = (a + I ) * [1/(1-b)] (Gleichgewicht) 37 Die Stabilisierungsaufgabe des Staates (Fiskalpolitik) 38
20 Die Stabilisierungsfunktion des Staates Implikationen des keynesianischen Modells Selbstheilungskräfte des Marktes sind begrenzt Wirtschaft kann in ein Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung geraten Potenzielle Auslöser Rückgang der Investitionen erhöhte Sparneigung der Privaten, Rückgang der Auslandsnachfrage. 39 Die Funktion der Fiskalpolitik 1 Stabilitäts- und Wachstumsgesetz Bund und Länder haben bei ihren finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten Zumindest: keine Destabilisierung durch Fiskalpolitik ( prozyklische Politik ) Ideal: Fiskalpolitik kompensiert die Schwankungen der anderen Nachfrage-komponenten ( antizyklische Politik ) 40
21 Instrumente der Fiskalpolitik 1. Staatsausgaben (G) Instrumente der Fiskalpolitik 2. Steuern (T) bzw. Steuersatz (t) 1. Modell mit Staatsausgaben (G) Y n = a + by a + I + G (gesamtw.nachfrage) Y a = Y n (gesamtw.angebot) Y 0 = 1/(1-b) [a + I + G] (Gleichgewicht) Die Lage des Gleichgewichts kann also durch Staatsausgaben bestimmt werden 41 Mit Staatsausgaben zur Vollbeschäftigung Schaubild 17.2: Expansive Fiskalpolitik durch höhere Staatsausgaben Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y a n Y Y n 6 4 Zunahme der Staatsausgaben um 1 Million Ausweitung der Nachfrage und des Angebots um 2 Millionen Gesamtwirtschaftliches Angebot (= Einkommen) 42
22 Prinzip des Multiplikators Der Staatsausgabenmultiplikator Erhöhung der Staatsausgaben um 1 Million erhöht Gleichgewichtsoutput um 2 Millionen Grund: Bei der Zunahme des Einkommens von 6 auf 8 Millionen entstehen auch zusätzliche Konsumausgaben von 1 Million (=b Y) Multiplikator allgemein: Y = ( a + I + G) b 43 Steuern als Fiskalpolitisches Instrument 2. Modell mit Steuern Annahme: Steuern werden als fester Betrag festgelegt (T) Netto-Einkommen: Y N = Y - T Konsumfunktion: C = a + b Y N = a + b (Y-T) gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Y n = a + b (Y-T) + G + I 1 1 b Gleichgewicht: Y 0 = [ a bt + I + G] 44
23 Zahlenbeispiel: Beispiel Für a=2, I=1, b=0,5, G = 1 und T = 1 Y 0 = 7 (< Y V ) Beheben der deflatorischen Lücke durch Steuersenkung auf Null Y 0 = 8 (= Y V ) 45 Mit Steuersenkungen zur Vollbeschäftigung Schaubild 17.3: Expansive Fiskalpolitik durch Steuersenkung Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y a n Y Y n Senkung der Steuern um 1 Million C = a + b (Y - 0) C = a + b (Y - 1) Ausweitung der Nachfrage und des Angebots um 1 Million Gesamtwirtschaftliches Angebot (= Einkommen) 46
24 Effizienz der fiskalpolitischen Maßnahmen Vergleich Staatsausgaben und Steuern 1 Mio. Staatsausgaben schafft 2 Mio. zusätzliche Nachfrage 1 Mio. Steuersenkung schafft nur 1 Mio. zusätzliche Nachfrage Multiplikator der Staatsausgaben ist höher als der der Steuern Steuermultiplikator 1 Y0 = a bt + I + G 1 b [ ] δy0 δt Multiplikator der Staatsausgaben: b = (1 ) b 1 (1 b) Multiplikator der Staatsausgaben ist höher, da diese in vollem Umfang zu zusätzlicher Nachfrage führen, während bei Steuersenkung stets ein Teil gespart wird 47
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