Ergotherapeutische Befunderhebung
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- Elvira Flater
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1 Ergotherapeutische Befunderhebung.1 ICF als Grundlage der ergotherapeutischen Befunderhebung 24.2 Wie kann eine ergothera-peutische Befunderhebung bei demenzkranken Menschen aussehen? 25. Bogen zur ergotherapeutischen Befunderhebung bei dementiellen Erkrankungen 27
2 24 Kapitel Ergotherapeutische Befunderhebung.1 ICF als Grundlage der ergotherapeutischen Befunderhebung Seit langem ist die Internationale Klassifizierung von Krankheiten (ICD) der WHO bekannt; dort wird jede Krankheit standardisiert beschrieben. Seit dem Jahre 2001 gibt es auch ein Instrument der Weltgesundheitsorganisation für die Internationale Klassifizierung von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, genannt ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health). Sie stellt die Grundlage für eine standardisierte und einheitliche Untersuchung von Krankheit, bzw. gestörter Gesundheit dar (MMI, 2005). Diese Klassifikation ersetzt die ehemalige ICIDH (International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps). Die stärker defizitorientierte ICDH wird damit abgelöst von einem bio-psycho-sozialen Klassifikationsmodell von Gesundheit und Krankheit, das die verschiedenen Bereiche der Funktionsfähigkeit des Menschen stärker als bisher berücksichtigt. Inzwischen hat die ICF auch bei der allgemeinen ergotherapeutischen Befunderhebung an Bedeutung gewonnen. Leider ist gerade im Bereich der Therapie bei dementiell erkrankten Menschen die gesamte Befunderhebung durch Ergotherapeuten noch sehr in den»kinderschuhen«. Ergotherapeutische Befunderhebung wird nur sehr vereinzelt in diesem Bereich durchgeführt. Meistens wird auf Tests zur Diagnostik (Mini-Mental-Status und ähnliche) zurückgegriffen, die aber letztlich für die ergotherapeutische Behandlung wenig aussagekräftig sind, da es bei diesen Tests vor allem um kognitive Bereiche geht und eben um Diagnostik. So wäre es wünschenswert, Teile der ICF als Grundlage der Befunderhebung zu benutzen. Die Unterteilung des ICF-Modells sieht zwei große Bereiche vor. Zum einen wird die Funktionsfähigkeit des Menschen eingeschätzt mit den Teilbereichen Körperfunktion, Körperstruktur, Aktivität und Partizipation (Teilhabe). Zum anderen werden die Kontextfaktoren (die näheren Lebensumstände des Patienten) erfasst. Die Kontextfaktoren unterteilen sich wiederum in Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren ( Abb..1.) Bei der ICF geht es um folgende Komponenten: Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen (einschließlich psychologischer Funktionen). Körperfunktionen umfassen die elementaren menschlichen Sinne wie»sehfunktionen«. Außerdem werden mentale (geistige und seelische) Funktionen unter Körperfunktionen geführt. Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers, wie Organe, Gliedmaßen und ihre Bestandteile. Schädigungen sind Beeinträchtigungen einer Körperfunktion oder Struktur, wie z.b. eine wesentliche Abweichung oder ein Verlust. Eine Aktivität bezeichnet die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktion) durch einen Menschen. Partizipation (Teilhabe) ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation. Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten, die ein Mensch bei der Durchführung einer Aktivität haben kann. Beeinträchtigungen der Partizipation sind Probleme, die ein Mensch beim Einbezogensein in eine Lebenssituation erlebt. Umweltfaktoren bilden die materielle, soziale und einstellungsbezogene Umwelt ab, in der Menschen leben und entfalten. Dazu gehören z.b. familiäre Beziehungen oder Gebäude. Personenbezogene Faktoren sind z.b. Alter, Geschlecht und auch persönliche Erfahrungen. Die größten Probleme, die beim dementiell erkrankten Menschen auftreten, finden sich zum
3 .2 Wie kann eine ergotherapeutische Befunderhebung aussehen? 25 Abb..1. Das bio-psycho-soziale Modell der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF, International Classification of Functioning, Disability and Health) einen in der Schädigung der Körperfunktionen und zum anderen in der Beeinträchtigung der Aktivitäten und der Partizipation. Darauf sollte als Teilbereich der ICF für die Demenzerkrankung besonders eingegangen werden..2 Wie kann eine ergotherapeutische Befunderhebung bei demenzkranken Menschen aussehen? Die ergotherapeutische Befundung bei einer Krankheitsdiagnose Demenz kann meistens nicht sofort bei der ersten Begegnung erhoben werden. Die Befunderhebung erstreckt sich über eine längere Zeit und verschmilzt häufig schon mit der Therapie. Es ist wichtig, dass auch die Befunderhebung ebenso wie die Therapie spielerisch erfolgt. Es gibt oft Probleme, Menschen mit kognitiven Einbußen durch Test auf ihre Defizite aufmerksam zu machen. Aus diesem Grund soll darauf hingewiesen werden, dass man sehr vorsichtig mit Tests und Fragen umzugehen hat. Die Beobachtung des kranken Menschen muss im Vordergrund stehen. Durch sorgfältige Beobachtung der Verhaltensweise ist erst eine ergotherapeutische Befunderhebung möglich. Die Befunderhebung des einzelnen Patienten sollte normalerweise vor Beginn einer Teilnahme an der Gruppentherapie erfolgt sein. Da die Befunderhebung bei einem demenzkranken Menschen sich aber in der Regel über einen längeren Zeitraum erstreckt, kann während der Therapie in vielen Fällen eine weitere Befunderhebung durchgeführt werden. Viele Defizite, aber auch Ressourcen lassen sich häufig zum Zeitpunkt der Befunderhebung noch nicht erkennen, sondern erst durch eine Therapiesituation, weil der Patient z.b. in der Gruppe noch bestimmte Bewegungen ausführen- oder seine Sprache einsetzen kann. Bei den ersten Begegnungen mit den Patienten fallen der Therapeutin zunächst vor allem die Defizite auf, obwohl viele an Demenz erkrankte Menschen noch eine Fassade aufgebaut
4 26 Kapitel Ergotherapeutische Befunderhebung haben, d.h. sie lesen in einer Zeitung und können den Wortsinn aber nicht mehr erfassen, oder sie antworten auf Fragen ausweichend, ohne direkt auf die Frage einzugehen; d.h. sie können gut über Defizite hinwegtäuschen. Die Aufgabe der Ergotherapie ist es ja eigentlich, Funktionen zu verbessern oder zumindest auf dem Stand zu halten, der bei der Befunderhebung vorliegt. Bei einer progredienten Erkrankung, wie z.b. bei einer Alzheimer-Demenz ist dies nicht möglich. So entstehen z.b. folgende Fragen: Wo kann man noch auf Körperfunktionen eingehen? Wo kann man die Aktivitäten und die Partizipation des an Demenz erkrankten Menschen verbessern? Und wo kann man Umweltfaktoren verändern, damit der kranke Mensch Hilfestellung erhält? Natürlich sollen die Bereiche Aktivitäten und Partizipation nicht vernachlässigt werden, aber man muss die dementielle Erkrankung immer von ihrem fortgeschrittenen Stadium her betrachten, und hier spielen die Aktivitäten und die Partizipation nicht mehr die wichtigste Rolle. Die Umweltfaktoren werden hier wichtig. Welche Art der Betreuung ist angebracht und welche Personen tun diesem kranken Menschen gut? Die Therapeutin entscheidet nach der Befunderhebung, in welchem Bereich und Umfang Therapie möglich ist. Durch die Befunderhebung lassen sich auch Rückschlüsse auf das Stadium der Erkrankung ziehen. So sollte jede Therapeutin sich ein genaues Bild des kranken Menschen machen und dazu soll der folgende Befundbogen beitragen. Bei der mentalen Körperfunktion hat man nur wenig Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, aber trotzdem ist es sehr wichtig, sich die Schädigungen deutlich zu machen. Man kann z.b. die Merkfähigkeit nicht mehr»trainieren«, man kann aber das Langzeitgedächtnis noch lange in die Therapie einbeziehen. So hilft einem die Befunderhebung, Möglichkeiten aufzuspüren, Therapie in diesem Bereich durchzuführen. Die Therapie sieht allerdings aus den vorher aufgeführten Gründen anders aus als in anderen therapeutischen Bereichen. In den Bereichen Aktivitäten und Möglichkeiten der Partizipation lässt sich noch Manches ermöglichen, wenn man sich den kranken Menschen genau betrachtet. Allerdings wird dieser Bereich mit fortschreitender Erkrankung immer mehr eingeschränkt werden, und so sollte man als Therapeutin das besondere Augenmerk auf die Wahrnehmungsfähigkeit (Körperfunktion der ICF) richten und sich besonders mit den Sinnesfunktionen und den neuromuskuloskeletalen und bewegungsbezogenen Funktionen beschäftigen.
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1.2.1 AAMR 1.2.2 ICF. geistiger Behinderung geführt haben. Dabei werden die individuellen Kompetenzen einer Person als Ausgangspunkt gesetzt.
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