Geologie - Weingut Frank

Transkript

1 Geologie - Weingut Frank Mio. Jahre: Noch bevor Euramerika mit Gondwana zum Superkontinent Pangäa verschmolz, überzog ein gewaltiges Gebirgsmassiv den alten Kontinent. Das Gebirge war durchaus mit den heutigen Alpen vergleichbar. Der Rest dieses Gebirgsmassivs - die böhmische Masse - ist heute im Wald- und Mühviertel und im Böhmerwald zu sehen. Er besteht hauptsächlich aus Graniten und Gneisen (auch als Urgestein bezeichnet). Im Weinviertel sind diese Gesteine bis zu 5 km unter der Erdoberfläche. Sie sind von jüngeren Ablagerungen bedeckt. Am Beginn dieser Zeitspanne leben gerade einmal die ersten mehrzelligen Organismen. Vor 540 Mio. Jahren kommt es aber zur "Kambrischen Explosion": Innerhalb kurzer Zeit entsteht eine unglaubliche Artenvielfalt. Besonders auffällig ist das plötzliche Auftreten von Tieren mit Außenskeletten (Muscheln etc.) aus Kalk.

2 Mio. Jahre: Zur Zeit der Dinosaurier zerbricht Pangäa in die beiden Teile Laurasia und Gondwana. Weite Teile der Böhmischen Masse sinken dabei ab und werden von Wasser überschwemmt. So entsteht zwischen den beiden Kontinenten ein großes Meer: Die Paratethys. In unserem Gebiet herrschen tropische Temperaturen, und in den Flachwasserbereichen leben Ammoniten, Muscheln und Korallen. Die Kalkschalen dieser Lebewesen setzen sich am Meeresgrund ab und vermischen sich manchmal mit Ton und Ablagerungen von kieselsäurehaltigen Lebewesen. Später werden diese Sedimente von hohen Schichten weiterer Ablagerungen überdeckt, und durch den hohen Druck umgewandelt. Es entstehen je nach Mischungsverhältnis verschiedenfärbige Kalksteine. So entsteht in Maria Enzersdorf aus 190 Millionen Jahre alten Ablagerungen ein Lias- Kalkstein mit weißen Kalzit-Adern (1). Durch die alpine Gebirgsbildung wurden diese Gesteine in den letzten 35 Millionen Jahren an die Oberfläche gepresst. Auf diesem Material entstand unsere Riesling Beerenauslese: Die Steine erwärmen sich schnell, und trocknen damit nach jedem Regen die botrytisinfizierten Beeren aus. In Herrnbaumgarten ist der Jurakalk mehr als 500m unter der Oberfläche abgelagert. Vor rund 17 Mio. Jahren wurden diese Sedimente aber auch entlang der Waschbergzone (Leiser Berge, Staats, Falkenstein, Pollauer Berge) durch gebirgsbildende Kräfte an die Oberfläche gepresst. Das markanteste Beispiel hierfür ist die Staatzer Klippe. Dieser 150 Millionen Jahre alte Jurakalk (2) ist weiß und hart.

3 18,8-17,3 Mio. Jahre: Die Dinosaurier sind längst ausgestorben, Säugetiere regieren das Festland und teilweise auch die Ozeane (Waale). Während im Süden und Westen die Alpen bereits aus dem Meer ragen, erlebt die Paratethys in unserem Gebiet noch einmal einen Hochstand. Im tiefen Meer leben nur wenige Organismen, deshalb setzt sich am Boden vor allem Schlamm aus anorganischem Material ab. Dieses kalkfreie Gemisch aus Ton und Schluff verfestigt sich später und sieht dann ähnlich wie Kreide aus. Es wird als Schlier (3) bezeichnet. Diesen kalkfreien Schlier findet man nordöstlich von Herrnbaumgarten und in Schrattenberg. An manchen Hängen sieht man den Schlier auch an der Oberfläche (Hödeln, Hainbuch). Hier wächst unser Cabernet Sauvignon und ein Teil unseres Merlots. Schlier ist nährstoffarm, dadurch entwickeln sich nur kleine Beeren mit einem großen Schalenanteil, was wiederum tanninreiche Rotweine entstehen lässt.

4 16-15 Mio. Jahre: Die Paratethys verflacht zunehmend, deshalb leben in diesem tropischen Meer nun zahlreiche Muscheln (4), wie man sie heute am Waldlberg findet. Etwas später bilden Rotalgen (Nulliporen) riffartige Strukturen. Die Reste sind weiße, ästchenartige Steinchen (5); man sieht sie am oberen Teil der Altenbergen. Die Kalksteine (6), die in den Truchsenbergen, im Ackerweingarten und am Waldlberg an die Oberfläche treten, stammen auch von Lebewesen dieser warmen Periode. Meist treten die Ablagerungen dieser Zeit in Gemengen von Ton, Muscheln, Nulliporenkalk und großen Kalksteinen auf. Im Weinviertel sind diese Strukturen sonst selten, es gibt sie aber auch in Maria Enzersdorf und im Leithagebirge. Der Stephansdom ist aus Kalkstein dieser Periode gebaut. Während der Kalkgehalt für Veltlinerreben zu hoch wäre, bringen andere Sorten (Pinot Noir, Chardonnay, Zweigelt) nur auf solchem Untergrund ihr typisches Aroma hervor. Dem Wein geben diese kargen Böden eine mineralische, engmaschige Struktur.

5 11-6 Mio. Jahre: Die Paratethys verlandet vom Westen aus zunehmend, ein flacher Brackwassersee bleibt in unserem Gebiet. Der Aussüßung (Entsalzung) des Sees folgt ein großes Artensterben. Nur wenige Lebewesen überleben in den veränderten Bedingungen. Der schlammige Seeboden besteht aus ausgeschwemmtem Ton und kalkreichen Sedimenten der Organismen. Heute findet man diesen Schlamm in Form von kalkreichen Tonen (7) großflächig östlich von Herrnbaumgarten. Es ist ein karger Untergrund, der das Wachstum der Reben nicht zu üppig werden lässt. Gleichzeitig speichert er sehr gut Wasser. Viele Rotweinsorten fühlen sich hier wohl; die Weine werden kräftig und tanninreich. Zur selben Zeit fließt ein Fluss (Urdonau) aus dem Bereich von Krems über Hollabrunn und Mistelbach mitten ins Weinviertel. Er mündet in der Gegend von Zistersdorf in den Pannon- See. Der Fluss bringt große Mengen an Kies (8) von der böhmischen Masse in unser Gebiet. Mächtige Kies-Aufschüttungen gibt es entlang der Zaya. In den Johannesbergen findet man den Kies manchmal an der Oberfläche. Meist tritt er aber nur kleinflächig und mit Ton vermischt auf. Der Einfluss auf die Reben ist daher gering. Eine gewisse Bedeutung ist in Teilen unserer St. Laurent-Anlage zu beobachten. Kies erwärmet sich schnell, und sorgt für eine zuverlässige Drainage der Böden. Deshalb bringen die Reben aus Schotterlagen milde alkoholreiche Weine hervor.

6 2,5 Mio Jahre: Inzwischen ist es spürbar kälter geworden. Eiszeiten wechseln mit Wärmeperioden ab. Die Paratethys ist inzwischen zum Schwarzen Meer geschrumpft. Die Menschen der Altsteinzeit. jagen in der kargen Landschaft Auerochsen, Riesenhirsche und Mammuts. Am Ende dieser Periode wird im Bereich des "Fruchtbaren Halbmonds" die Landwirtschaft erfunden. Während der Eiszeiten ist es für die meisten Pflanzen viel zu kalt. Der Boden ist deshalb kaum bewachsen und der Wind kann ihn leicht verfrachten. Besonders in den Mulden und an den flachen Osthängen lagert sich diese lehmige Erde als Löss (9) wieder ab (bis zu 10 Meter dick). Löss wird vom Wasser schnell erodiert, deshalb findet man ihn kaum auf steilen Hängen. Wenn ein Weg durch einen Lösshang führt, so wird er auch hier schnell weggespült und es entstehet ein Hohlweg. An den Wänden der Hohlwege sieht man fast immer diese charakteristische "gelbe Erde". Löss erwärmt sich schnell, speichert aber auch Wasser gut und ist deshalb für den Weinbau optimal geeignet. Besonders interessant sind die Grünen Veltliner vom Löss: Sie sind besonders fruchtig und präsentieren sich am Gaumen extraktreich, oft auch opulent. Erkosten kann man das bei unserem Grünen Veltliner Johannesbergen und noch mehr bei der Reserve. Auch die Rotweine von diesem Boden, allen voran der Merlot, zeigen diese voluminöse Art.

7 Die Gesteins-Proben: 1) Lias-Kalkstein aus Maria Enzersdorf (190 Mio. Jahre) 2) Jurakalk vom Südmährerkreuz in Stützenhofen (150 Mio. Jahre) 3) kalkfreier Schlier vom Hainbuch (18 Mio. Jahre) 4) Muscheln vom Waldlberg (16 Mio. Jahre) 5) Nulliporenkalk vom oberen Altenbergen (15 Mio. Jahre) 6) Kalkstein vom Waldlberg (15 Mio. Jahre) 7) kalkreicher Ton vom unteren Johannesbergen (6-11 Mio. Jahre) 8) Kies vom Johannesbergen (6-11 Mio. Jahre) 9) Löss vom Johannesbergen ( ,5 Mio. Jahre) Die Weine: Vom Lias-Kalkstein (1): Riesling Beerenauslese Stift Schotten Vom Schlier (3): Cabernet Sauvignon, Teile des Merlot Vom Muschelkalk (4) und Kalkstein (6), vermischt mit kalkreichem Ton (7): Chardonnay Vom Nulliporenkalk (5) vermischt mit Ton: Zweigelt Altenbergen, Teile des Wachtberg Vom kalkreichen Ton (7): Teile des Wachtberg Vom Kies (8), überdeckt mit Löss: St. Laurent Vom reinen Löss (9): Grüner Veltliner Johannesbergen, Grüner Veltliner Reserve, Teile des Merlot, Riesling. Die Rieden (siehe Riedenkarte): 1) Altenbergen: Zweigelt auf Nulliporenkalk (5) 2) Waldlberg: Chardonnay auf Muschelkalk (4) und Kalkstein (6) 3) Schwaben: Grüner Veltlliner auf Löss (9) 4) Hainbuch: Merlot und Cabernet Sauvignon auf Schlier (3) 5) Hainbuch: Muskateller auf Schlier (3) 6) Hainbuch: Grüner Veltliner auf Schlier (3) 7) Hödeln: Pinot Blanc auf Schlier (3) 8) Kreinhölzer: Riesling auf Löss (9) 9) Kreinhölzer: Pinot Noir auf Löss (9) und kalkreichem Ton (7) 10) Kreinhölzer: Grüner Veltliner auf Löss (9) 11) Johannesbergen: St. Laurent auf Löss (9) und Kies (8) 12) Johannesbergen: Grüner Veltliner auf Löss (9) 13) Johannesbergen: Merlot auf Löss (9) 14) Johannesbergen: Zweigelt auf Löss (9) und kalkreichem Ton (7) 15) Johannesbergen: Grüner Veltliner auf Löss (9) 16) Altenbergen: Chardonnay auf Löss (9) 17) Zeisseln: Grüner Veltliner auf Löss (9) und Sand 18) Runsen: Welschriesling auf Löss (9) und Sand 19) Maria Enzersdorf (nicht auf der Karte): Riesling auf Lias-Kalkstein (1) Rotgipfler auf Lias-Kalkstein (1) Zweigelt auf Kalkstein (6) Pinot Noir auf Kalkstein (6) Verfasser: DI Harald Frank, Veröffentlichung bei Nennung von "Weingut Frank" frei.