Was brauchen Fachkräfte (und Organisationen), um gegen Machtmissbrauch aktiv zu werden und zu bleiben?
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- Karoline Edwina Schmid
- vor 7 Jahren
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1 Was brauchen Fachkräfte (und Organisationen), werden und zu bleiben? Vortrag von Remi Stork Fachtag LVR / DKSB / Hochschule Niederrhein / Ombudschaft Jugendhilfe NRW am
2 Fachkräfte brauchen zunächst gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit, einen Träger und Arbeitgeber, dem Kinderschutz ein Anliegen ist, und für den organisationales Lernen kein Fremdwort ist, gute Ausbildungen, geeignete Qualifizierungen und Begleitung (z.b. durch Supervision), um sich mit Fragen des Machtmissbrauchs auseinandersetzen zu können, eine Kultur der Achtsamkeit und Schutzschilder, von denen im Vortrag von Claudia Bundschuh schon die Rede war, und eine aktive und faire Einbindung in eine entwickelte Beteiligungs-und Beschwerdekultur, von der jetzt die Rede sein soll. 2
3 Also lautet die Ausgangsfrage dieses Vortrags eigentlich Was brauchen Fachkräfte (und Organisationen), um sich aktiv und nachhaltig für eine Beteiligungsund Beschwerdekultur zu engagieren, und so gegen Machtmissbrauch aktiv zu werden und zu bleiben? 3
4 Beteiligungs-und Beschwerderechte sind zentral, um Machtmissbrauch zu verhindern Diese Auffassung vertrat der Runde Tisch Heimerziehung in den 50er/ 60er Jahren und schuf damit die Grundlage für den neuen 45 SGB VIII, in dem die Erteilung einer Betriebserlaubnisfür stationäre Einrichtungen an die Anwendung geeigneter Verfahren der Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten gebunden wird. Stationäre Einrichtungen haben damit sie diese Verfahren entwickeln können nach 8b SGB VIII nunmehr gegenüber den Landesjugendämtern einen Anspruch auf Beratung bei der Entwicklung und Anwendung fachlicher Handlungsleitlinien. 4
5 In der Praxis zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche durch Angebote der Beteiligung und Beschwerde tatsächlich gestärkt werden und Missstände ansprechen, formale Beteiligungsverfahren notwendig sind, um Offenheit und Öffentlichkeit herzustellen, und dass tabuisierte Themen öffentlich bearbeitbar sind. 5
6 bis hin zu gemeinsamer Analyse von Gefährdungen durch Fachkräfte und Jugendliche 6
7 Die Bedeutung von Partizipation und Beschwerdemöglichkeiten als Gegengift zu Machtmissbrauch wird auch durch die modernen Erziehungswissenschaften herausgestellt: Holger Ziegler / Thomas Ley: Wir halten Demokratisierungsprozesse in pädagogischen Institutionen für das wesentliche Vehikel im Kontext von Machtmissbrauch in pädagogischen Kontexten. (Rollendiffusion und sexueller Missbrauch, in: Andresen/Heitmeyer (Hg.): Zerstörerische Vorgänge, 2012, S. 276) Michael Winkler: So sind nicht nur die gesetzlichen Regelungen (des Bundeskinderschutzgesetzes) in aller Konsequenz zu verwirklichen, sondern Partizipation sicherzustellen, wie sie im Rest der Gesellschaft vielleicht nicht anzutreffen ist. (Schutzraum in Gefahr. Ungewöhnliche Perspektiven in einer aufgeheizten Debatte, in: Die Kinderschutzzentren (Hg.): Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Institutionen, 2011, S. 185) 7
8 Grundlagen einer Beteiligungs-und Beschwerdekultur in der stationären HzE Beteiligung an Hilfeplanung Beschwerdemöglichkeiten Gruppenregeln Beteiligung im Alltag Demokrat. Grundhaltung Beteiligungsgremien Rechtekatalog 8 8
9 Beteiligungs- und Beschwerdekonzepte müssen passgenau sein Wir erleben: Morsches Holz Konzeptionelle Widersprüche Abwehr und Widerstand 9
10 Beschweren erwünscht? Vom Bohren dicker Bretter Der Aufbau funktionierender Beschwerdeverfahren; d.h. einer fehlerfreundlichen, nachhaltigen Beschwerdekultur bleibt eine Herausforderung. Hier sind dauerhafte Ressourcen und die Einbindung der jungen Menschen notwendig. Unabhängige Ombudschaften ergänzen interne Beschwerdeverfahren sind keine Alternative dazu. 10
11 Beteiligungs-und Beschwerdekonzepte müssen klein anfangen Sorgen und Einwände im Team aufgreifen Beteiligung im Alltag ausprobieren und reflektieren Mit Kindern und Jugendlichen zusammen arbeiten 11
12 In einer Beteiligungs-und Beschwerdekultur wird der Machtmissbrauch thematisiert Sichere Orte sind demokratische Orte: Offenheit, Transparenz, Beschwerden und Mitbestimmung sind Schutzschilder. Kinder und Jugendliche sind Mitgestalter sicherer Orte. Sie weisen auf Gefährdungen und Übergriffe hin. 12
13 Kinder und Jugendliche als Lernpartner bei der Bekämpfung von Machtmissbrauch Kinder und Jugendliche erarbeiten Rechtekataloge, Ampelplakate und Verfassungen Sie beteiligen sich aktiv am Beschwerdemanagement. Sie unterstützen Transparenz und Offenheit Sie sind kritische Mitarbeitende bei der Gestaltung von Schutzschildern 13
14 Kinder und Jugendliche im Austausch unterstützen Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Wohngruppen und Einrichtungen tauschen sich mit viel Interesse über ihre Erfahrungen aus Ein erster einrichtungsübergreifender Jugend-und Mitarbeitendenkongress fand in 2012 im Rheinland statt; einzelne Trägergruppen (z.b. Diakonie) führen ähnliche Veranstaltungen durch Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein führen dies mittlerweile regelmäßig durch 14
15 Fazit: Fachkräfte brauchen Durchgängige demokratische, beteiligungsfördernde Konzepte: Wohngruppen als Gerechte Gemeinschaften, Ressourcen und Rückenwind durch Leitungen, Träger, Jugendämter und Landesjugendämter für die Entwicklung von Beteiligungs-und Beschwerdekulturen: Demokratische Organisationen sind ohne Experimente nicht vorstellbar. Legitimatorische und politische Rückendeckung; aktuell z.b. durch kommunale bzw. regionale Ombudschaften, ein modernes Landespräventionsgesetz. 15
16 Ich habe mich im Verlaufe eines halben Jahres fünfmal dem Gericht gestellt Ich behaupte mit aller Entschiedenheit, dass diese wenigen Fälle Grundstein meiner eigenen Erziehung zu einem neuen konstitutionellen Pädagogen waren, der den Kindern kein Unrecht tut, nicht weil er sie gern hat oder liebt, sondern weil eine Institution vorhanden ist, die sie gegen Rechtlosigkeit, Willkür und Despotismus des Erziehers schützt. (Janusz Korczak) 16
17 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 17
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