Soziales Engagement in alternden Gesellschaften
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- Benedikt Esser
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1 Soziales Engagement in alternden Gesellschaften Möglichkeiten und Grenzen des produktiven Alterns Vortrag im Rahmen des NAR Seminars zum Thema Soziales Engagement im Alter Netzwerk Alternsforschung an der Ruprecht Karls Universität Heidelberg 25. Oktober 2012 Prof. Dr. Marcel Erlinghagen Universität Duisburg Essen
2 Gliederung o Begriffsklärung o Der demographische Wandel als Krise o Soziales Engagement und Produktives Altern o Soziales Engagement von Älteren: Grenzen o Fazit 2
3 Begriffsklärung Soziales Engagement Soziales Engagement meint hier in einem breiten Verständnis produktive Tätigkeiten, die unbezahlt für Dritte als Leistungsempfänger erbracht werden. Hierunter fallen z.b. oehrenamtliche Arbeit ohilfe für Freunde, Nachbarn und Verwandte opflege von Angehörigen obetreuung von Enkelkindern Ältere Mit dem Begriff der Älteren werden im Folgenden Personen ab einem Alter von 50 Jahren bezeichnet. 3
4 Der demographische Wandel als Krise Die zunehmende Anteil Älterer wird häufig als Bedrohung wahrgenommen: osteigende soziale Kosten (insb. Rente, Gesundheit, Pflege) bei gleichzeitig rückläufiger Finanzierungsbasis (Steuern und Sozialversicherungsbeiträge) osinkende Zukunftsfähigkeit der Politik ( Gerontokratie ) odadurch: Verschärfung und evt. sogar Eskalation des Generationenkonfliktes Vermeintliche Lösungen: Beschneidung der Ressourcen von Älteren, z.b. durch orationierung von Gesundheitsleistungen okinderwahlrecht 4
5 Soziales Engagement & Produktives Altern Das Leitbild des produktiven Alterns : owehrt sich bewusst gegen die negative und krisenbetonte Wahrnehmung des demographischen Wandels. obetont den produktiven Beitrag Älterer, den diese auch außerhalb der Beteiligung an Erwerbsarbeit für die Gesellschaft leisten. ounterstreicht in diesem Zusammenhang die positiven Möglichkeiten, die unbezahltem sozialem Engagement von Älteren zur Bewältigung der demographischen Herausforderung innewohnen. 5
6 Soziales Engagement & Produktives Altern Anteil ehrenamtlich aktiver Personen (nach Alter), * * Ab 1992 Gesamtdeutschland Quelle: SOEP (querschnittsgewichtet), eigene Berechnungen 6
7 Soziales Engagement & Produktives Altern Anteil regelmäßig helfender Personen (nach Alter), * * Ab 1992 Gesamtdeutschland Quelle: SOEP (querschnittsgewichtet), eigene Berechnungen 7
8 Soziales Engagement & Produktives Altern Altersprofil regelmäßig Pflegender (gleitender Durchschnitt), Deutschland 2009 Quelle: SOEP (querschnittsgewichtet), eigene Berechnungen 8
9 Soziales Engagement & Produktives Altern Unmittelbarer Nutzen sozialen Engagements von Älteren (a) Für die Gesamtgesellschaft okompensation eines fehlenden Angebots okosteneinsparungen (b) Für die Aktiven selbst oausgleich eines fehlenden Dienstleistungsangebots oreziprozität o gutes Gefühl 9
10 Soziales Engagement & Produktives Altern Mittelbarer Nutzen sozialen Engagements von Älteren overmeidung sozialer Isolation opositive physische und psychische Gesundheitseffekte für die Aktiven. ostärkung der politischen Teilhabe von Älteren. oinsgesamt profitiert davon auch die Gesellschaft, da soziale Kosten indirekt reduziert und die Demokratie bzw. der soziale Zusammenhalt gestärkt werden kann. 10
11 Soziales Engagement von Älteren: Grenzen (1) Positive Gesundheitswirkungen nicht überbewerten o Fehlende Kausalanalysen o polarisierende Wirkung 1: gesunde Alte werden durch Engagement (noch) gesünder o kein linearer Zusammenhang zwischen Stundenzahl und Gesundheitswirkungen o Soziales Engagement nicht grundsätzlich gesund Pflege) (Bsp. 11
12 Soziales Engagement von Älteren: Grenzen (2) Soziales Engagement ist nicht per se gemeinnützig und demokratiefördernd o soziale Engagement kann auch auf Ausgrenzung und Spaltung hinauslaufen (z.b. NPD, bestimmte Bürgerinitiativen) o Polarisierende Wirkung 2: insb. gut ausgebildete, gesunde und einkommensstarke Aktive definieren durch ihre spezifische Engagemententscheidung sozialpolitische Bedarfe o Gemeinnützigkeit und Demokratieförderung nur in Kombination mit starkem Sozialstaat 12
13 Soziales Engagement von Älteren: Grenzen (3) Negative Effekte für den Ersten Arbeitsmarkt o Direkt: Verdrängung regulärer Beschäftigung (Bsp.: Ein Euro Jobs ) o Indirekt 1: Zeitintensive Bereiche des Engagements (z.b. Enkelkinderbetreuung, Pflege) stehen in zeitökonomischer Konkurrenz zu Erwerbsarbeit o Indirekt 2: Reduktion der Nachfrage nach professionellen Dienstleistungen 13
14 Soziales Engagement von Älteren: Grenzen (4) Kopplung von Nützlichkeit an Produktivität vermeiden o Gefahr des Leitbildes produktives Altern : Konflikte zwischen produktiven Jungen bzw. Alten einerseits und unproduktiven Alten andererseits o Formel unproduktiv = unnütz ist grundsätzlich falsch, da zu wirtschaftlicher Prosperität immer effiziente Produktion und möglichst hoher Konsum gehören! o Abnehmende Produktivität Älterer verursacht direkt und indirekt Nachfrage nach Gütern und Arbeit. 14
15 Fazit Demographischer Wandel als heterogener Prozess o Die eindimensionale Wahrnehmung des demographischen Wandels als Krise mit der einseitigen Betonung steigender Alterslasten wird der Komplexität gesellschaftlicher Prozesse nicht gerecht! o Das Leitbild des Produktiven Alterns betont die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft Älterer auch im Ruhestand und wendet sich damit bewusst gegen die Überbetonung von Alterslasten! o Gleichzeitig stellt das Leitbild des produktiven Alterns die positiven Auswirkungen sozialen Engagements für die Gesellschaft insgesamt aber auch für die einzelnen aktiven Senioren heraus! 15
16 Fazit Soziales Engagement ist nicht voraussetzungslos osoziales Engagement bedarf eines starken Sozialstaats! oschaffung und Erhalt einer ausgebauten Infrastruktur (hauptamtliches Personal, Gebäude etc.) als Voraussetzung für soziales Engagement! oumfassende Bildungs und Gesundheitspolitik für Jung und Alt, um die Erwerbsbeteiligung und das soziale Engagement der Alten von heute und morgen zu sichern! 16
17 Fazit Gleichberechtigte Leitbilder erfolgreichen Alterns notwendig o Gefahr: Überzogene Erwartungen an das soziale Engagement Älterer! o Daher: Stigmatisierung unproduktiver Älterer verhindern! o Formulierung komplementärer, ausgewogener und gleichberechtigter Leitbilder (z.b. Konsumtives Altern oder Müßiges Altern ) für erfolgreiches Altern! 17
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