August Eine Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und drei Tageszeitungen

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1 August 2011 Eine Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und drei Tageszeitungen

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3 Inhaltsverzeichnis Untersuchungsanlage... 1 Analyse... 3 Zusammenfassung... 4 Hungerkatastrophe fordert Bürger und Staat gleichermaßen... 5 Viele Hilfslieferungen kommen nicht an... 7 Mehrheit für Militäreinsatz in Somalia... 8 Sinkende Zufriedenheit mit der Bundesregierung... 9 Politikerbewertung: de Maizière und Schäuble an der Spitze, Merkel im Jahrestief Kanzler-Direktwahl: Steinbrück und Steinmeier weiter vor Merkel Bundesbürger schätzen an Peer Steinbrück, dass er Klartext redet Trittin bei Kanzler-Direktwahl ohne Chance gegen Merkel Sonntagsfrage: Rot-Grün auf Rekordhoch Anhaltende Ansehensschwäche der Bundesregierung führt zu hoher Wechselstimmung Beunruhigung über die Verhältnisse im Land wieder angestiegen Wirtschaft dominiert gegenüber der Politik US-Präsident Obama genießt höheres Ansehen als deutsche Politiker... 22

4 Untersuchungsanlage 1

5 ARD - DeutschlandTREND August 2011 Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und drei Tageszeitungen Untersuchungsanlage Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe Autor: Jörg Schönenborn (WDR) 0221 / Redakteur WDR: Ingmar Cario (WDR) 0221 / Wissenschaftliche Betreuung/Durchführung: Heiko Gothe (Infratest dimap) 030 / Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI) Fallzahl: Befragte Sonntagsfrage: Befragte Erhebungszeitraum: 01. bis 02. August 2011 Sonntagsfrage: 01. bis 03. August 2011 Fehlertoleranz: Durchführendes Institut: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent Infratest dimap Ihre Ansprechpartner: Richard Hilmer 030/ Reinhard Schlinkert 0228/ Berlin, August

6 Analyse 3

7 Zusammenfassung Zur Bekämpfung der aktuellen Hungerkatastrophe in Ostafrika sind aus Sicht einer Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) sowohl die einzelnen Bürger als auch die Bundesregierung in der Verantwortung. Die Spendenbereitschaft scheint angesichts der großen Not recht hoch zu sein, denn jeder Zweite gibt an, entweder bereits gespendet zu haben (31 Prozent) oder das noch tun zu wollen (20 Prozent). Die relativ große Spendenbereitschaft wird allerdings beeinträchtigt durch die große Skepsis, ob die Hilfslieferungen bei denen ankommen, für die sie gedacht sind. Zwei Drittel der Bürger (64 Prozent) bezweifeln dies. Die Absicherung der Hilfsaktionen durch einen Militäreinsatz im Bürgerkriegsland Somalia findet bei fast zwei Dritteln (63 Prozent) Unterstützung. Sowohl das Ansehen der Bundesregierung als auch der Bundeskanzlerin geht in diesem Monat weiter zurück. Mit der schwarz-gelben Koalition sind aktuell nur noch 25 Prozent zufrieden, Merkels Arbeit beurteilen 45 Prozent wohlwollend Jahrestief für die CDU-Chefin. Beliebteste Politiker in Deutschland sind weiterhin Verteidigungsminister de Maizière und Finanzminister Schäuble, dicht gefolgt von den beiden Sozialdemokraten Steinmeier und Steinbrück. Die beiden möglichen SPD-Herausforderer Merkels können bei der Kanzlerpräferenz ihren Vorsprung vor der Amtsinhaberin halten. Das gute Ansehen Steinbrücks ist insbesondere in der bei Politikern selten gewordenen Vorliebe, Klartext zu reden, begründet: Zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) schätzen an ihm, dass er klar sagt, was er denkt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Jeder Zweite bescheinigt ihm darüber hinaus inhaltliche Kompetenz in Finanzfragen und Führungsstärke. Dass Steinbrück bei der Bundestagswahl 2013 zu alt für das Amt wäre, glaubt nur eine Minderheit. Die anhaltende Ansehensschwäche der Bundesregierung führt dazu, dass fast die Hälfte der Wahlberechtigten (47 Prozent) nach der nächsten Wahl ein SPDgeführtes Kabinett begrüßen würde. Vier von zehn (39 Prozent) fänden es hingegen besser, wenn die Regierung weiterhin von der Union geführt würde. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Sonntagsfrage wider: Die SPD gewinnt mit 2 Punkten erneut leicht hinzu und läge aktuell bei 28 Prozent. Unverändert zum Vormonat hätten die Grünen 23 Prozent in Aussicht. Damit wäre Rot-Grün so stark wie zuletzt im Februar Die Union könnte unverändert mit 32 Prozent der Stimmen rechnen, während ihr liberaler Koalitionspartner einen Punkt abgeben muss und wie zuletzt im Mai mit 4 Prozent unter der 5-Prozentmarke bliebe. Die Linke erreicht unverändert 8 Prozent der Wählerstimmen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des ARD-DeutschlandTREND im August, den Infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen und von drei Tageszeitungen erstellt hat. Im Rahmen einer repräsentativen Erhebung wurden in der Zeit vom 1. bis 3. August 1.007, für die Sonntagsfrage wahlberechtigte Personen telefonisch befragt. Die Anlage der Erhebung lässt verallgemeinerungsfähige Aussagen für alle Wahlberechtigten in Deutschland zu, bei einer Fehlertoleranz von plus/minus 1,4 bis 3,1 Prozentpunkten. 4

8 Hungerkatastrophe fordert Bürger und Staat gleichermaßen Zur Bekämpfung der aktuellen Hungerkatastrophe in Ostafrika sind enorme Summen erforderlich. Die Bundesregierung hat bereits 60 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aber auch viele Bürger spenden an die verschiedenen Hilfsorganisationen. Nach Ansicht einer Mehrheit der Bevölkerung (61 Prozent) sind beide, also Staat und Bürger, zur Hilfe verpflichtet. Lediglich jeder Zehnte (11 Prozent) sieht allein die Bevölkerung gefordert. Jeder Fünfte (20 Prozent) betrachtet die Hilfe für die Menschen in Ostafrika als alleinige Aufgabe des Staates. Hungerkatastrophe in Ostafrika: Wer sollte spenden? Jeder Bürger Bundesregierung mit Steuergeldern Beide gleichermaßen Frage: Wen sehen Sie am ehesten in der Pflicht zu helfen: Jeden einzelnen Bürger durch Spenden? Oder die Bundesregierung mithilfe von Steuergeldern? Oder beide gleichermaßen? Weiß nicht / keine Angabe: 8 5

9 Die Spendenbereitschaft der Deutschen scheint angesichts der herrschenden Not durchaus hoch zu sein. Drei von zehn (31 Prozent) geben an, sie hätten bereits gespendet und weitere 20 Prozent erklären, sie wollten das noch tun. Für 45 Prozent kommt eine Spende allerdings nicht in Betracht. Persönliche Spendenbereitschaft: Haushaltnettoeinkommen Habe bereits etwas gespendet Habe noch vor zu spenden Will bzw. kann nichts spenden Gesamt unter bis unter und mehr Frage: Haben Sie bereits etwas gespendet? Haben Sie noch vor zu spenden? Oder wollen bzw. können Sie nichts spenden? Fehlende Angaben zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Damit ist die Spendenbereitschaft der Deutschen zwar deutlich höher als bei der Hochwasserkatastrophe in Pakistan im Sommer letzten Jahres, reicht aber nicht an Spendenbereitschaft nach dem Tsunami in Südostasien an Weihnachten 2004 heran. 6

10 Viele Hilfslieferungen kommen nicht an Die relativ große Spendenbereitschaft wird beeinträchtigt durch die große Skepsis, ob die Hilfslieferungen bei denen ankommen, für die sie gedacht sind. Zwei Drittel der Bürger (64 Prozent) bezweifeln dies. Nur jeder Dritte (34 Prozent) bringt den beteiligten Organisationen hingegen das Vertrauen entgegen, dass sie die Hilfsleistungen zu den Hungernden bringen. Hungerkatastrophe in Ostafrika: Kommt die Hilfe an? Ja, größte Teil kommt an Nein, glaube ich nicht Frage: Glauben Sie, dass der größte Teil der Hilfslieferungen bei den hungernden Menschen ankommt oder glauben Sie das nicht? Weiß nicht / keine Angabe: 2 7

11 Mehrheit für Militäreinsatz in Somalia Ein gravierendes Problem bei der gegenwärtigen Krise stellt der in Somalia herrschende Bürgerkrieg dar, der vielfach verhindert, dass die Lebensmittellieferungen die betroffenen Menschen erreichen. Es wurde deshalb in der Öffentlichkeit bereits darüber diskutiert, die Arbeit der Hilfsorganisationen durch einen Militäreinsatz der Vereinten Nationen abzusichern. Dieser Vorschlag wird in der deutschen Bevölkerung mehrheitlich (63 Prozent) befürwortet, während er bei 34 Prozent auf Ablehnung stößt. Hungerkatastrophe in Ostafrika: Militäreinsatz in Somalia? Befürworte Militäreinsatz Lehne Ihn ab Frage: In dem von der Hungerkatastrophe am meisten betroffenen Land Somalia verhindert ein Bürgerkrieg, dass die Hilfsgüter die betroffenen Menschen erreichen. Es gibt daher Forderungen, notfalls mit einem Militäreinsatz der Vereinten Nationen die Hilfslieferungen zu den Hungernden zu bringen. Befürworten Sie einen solchen Militäreinsatz oder lehnen Sie ihn ab? Weiß nicht / keine Angabe: 3 Bei dieser Frage herrscht weitgehend Einigkeit in den Lagern aller Parteien, mit Ausnahme der Linken, die sich mit einer allerdings eher knappen Mehrheit von 54 zu 45 Prozent gegen einen Militäreinsatz aussprechen. Die Akzeptanz eines Militäreinsatzes zum Schutz von Hilfslieferungen in Somalia ist damit höher als die Zustimmung zu einer militärischen Intervention durch die NATO in Libyen (54 Prozent im ARD-DeutschlandTREND März), mit der Staatschef Gaddafi von Angriffen auf seine Bürger abgehalten werden sollte. 8

12 Sinkende Zufriedenheit mit der Bundesregierung Die Arbeit der Bundesregierung stößt wie bereits in den Vormonaten überwiegend auf Kritik. Aktuell äußern sich drei Viertel der Bundesbürger (74 Prozent) weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden mit der Leistung von Schwarz-Gelb. Gegenüber Juni dieses Jahres ist die Zufriedenheit mit dem Berliner Kabinett nochmals gesunken, nur 25 Prozent (-4 Punkte) bewerten es derzeit wohlwollend. Regierungszufriedenheit: Zeitverlauf SPD/Grüne Union/SPD Union/FDP 80 BTW 05 BTW unzufrieden 40 zufrieden Okt 02 Jan 03 Apr 03 Jul 03 Okt 03 Jan 04 Apr 04 Jul 04 Okt 04 Jan 05 Apr 05 Jul 05 Okt 05 Jan 06 Apr 06 Jul 06 Okt 06 Jan 07 Apr 07 Jul 07 Okt 07 Jan 08 Apr 08 Jul 08 Okt 08 Jan 09 Apr 09 Jul 09 Okt 09 Jan 10 Apr 10 Jul 10 Okt 10 Jan 11 Apr 11 Jul 11 Aug 11 Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Sind Sie damit? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe In den Reihen der Koalitionsparteien trifft die Regierungsarbeit auf ein unterschiedliches Echo. Während eine knappe Mehrheit der Unionsanhänger Zufriedenheit äußert, überwiegt unter den Anhängern der Liberalen die Kritik. 9

13 Politikerbewertung: de Maizière und Schäuble an der Spitze, Merkel im Jahrestief Das Ansehen der CDU-Bundeskanzlerin in der Bevölkerung nimmt weiter ab. Im August sind nur noch 45 Prozent der Bürger mit ihrer Arbeit zufrieden, 4 Punkte weniger als im Vormonat. Damit fällt Merkel auf den niedrigsten Wert seit Jahresbeginn und bliebt im Mittelfeld der in diesem Monat abgefragten Politiker. Spitzenreiter der Rangliste sind weiterhin die Minister für Verteidigung und Finanzen, Thomas de Maizière (57 Prozent, +1) und Wolfgang Schäuble (57 Prozent, +/-0), gefolgt von den beiden SPD-Politikern Frank-Walter Steinmeier (54 Prozent,+3) und Peer Steinbrück (53 Prozent, -1). Politikerzufriedenheit I Thomas de Maizière (+1) 57 sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden 26 spontan: kenne ich nicht / kein Urteil 16 Wolfgang Schäuble (±0) Frank-Walter Steinmeier (+3) Peer Steinbrück (-1) Ursula von der Leyen (±0) Angela Merkel (-4) Frage: Sind Sie mit der politischen Arbeit von? Angaben in Klammern: Vergleich zu Juli 2011 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (45 Prozent, +/-0) erreicht den gleichen Zustimmungswert wie die Kanzlerin. Nur knapp dahinter liegt Umweltminister Norbert Röttgen (42 Prozent, -5), der Verluste hinnehmen muss. Die Arbeit ihrer liberalen Kabinettskollegen wird deutlich weniger positiv beurteilt: Gesundheitsminister Philipp Rösler findet bei 28 Prozent (+1), Außenminister Guido Westerwelle bei 24 Prozent (-2) der Deutschen wohlwollende Resonanz. Westerwelle zieht jedoch deutlich mehr Kritik auf sich als der FDP-Vorsitzende. 10

14 Der grüne Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin bekommt aktuell von 41 Prozent (-5) gute Noten und kann damit seinen Rekordwert aus dem letzten Monat nicht halten. Er liegt aber weiterhin vor dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel (36 Prozent, -1). Der Linke-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi belegt mit einem Zufriedenheitswert von 27 Prozent (-4) einen der hinteren Ränge. Politikerzufriedenheit II Norbert Röttgen (-5) 42 sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden 43 spontan: kenne ich nicht / kein Urteil 14 Jürgen Trittin (-5) Sigmar Gabriel (-1) Philipp Rösler (+1) Gregor Gysi (-4) Guido Westerwelle (-2) Frage: Sind Sie mit der politischen Arbeit von? Angaben in Klammern: Vergleich zu Juli 2011 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe 11

15 Kanzler-Direktwahl: Steinbrück und Steinmeier weiter vor Merkel In der direkten Konfrontation mit der Bundeskanzlerin liegen sowohl Frank- Walter Steinmeier als auch Peer Steinbrück weiter vorne. Frank-Walter Steinmeier vermag in der Kanzlerpräferenz seinen knappen Vorsprung vor Angela Merkel zu halten: Derzeit würden sich bei dieser Personalalternative 44 Prozent für den Sozialdemokraten und 40 Prozent für die CDU-Politikerin entscheiden. Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Steinmeier Parteianhänger Angela Merkel Frank-Walter Steinmeier Keinen von beiden Gesamt (-1) (+5) (+1) (+1) 12 CDU/CSU-Anhänger SPD-Anhänger Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Frank-Walter Steinmeier? Angaben in Klammern: Vergleich zu Juli 2011 Fehlende Werte zu 100%: Kenne Steinmeier nicht/ weiß nicht/ keine Angabe 12

16 Bei der Alternative Merkel gegen Steinbrück wären derzeit 46 Prozent für den ehemaligen Finanzminister, 38 Prozent gäben ihre Stimme bei dieser Personalalternative der Amtsinhaberin. Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Steinbrück Parteianhänger Angela Merkel Peer Steinbrück Keinen von beiden Gesamt (-1) (+5) (+1) (-2) 11 CDU/CSU-Anhänger SPD-Anhänger Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Peer Steinbrück? Angaben in Klammern: Vergleich zu Juli 2011 Fehlende Werte zu 100%: Kenne Steinbrück nicht/ weiß nicht/ keine Angabe Von den möglichen SPD-Kandidaten gelingt Steinbrück eine etwas stärkere Mobilisierung in den eigenen Reihen als dem SPD-Fraktionschef. Bei der Alternative Merkel gegen Steinbrück würden 75 Prozent der SPD-Anhänger für ihn votieren, hieße der der Herausforderer Steinmeier, käme dieser auf 69 Prozent. 13

17 Bundesbürger schätzen an Peer Steinbrück, dass er Klartext redet Das gute Ansehen Peer Steinbrücks ist insbesondere in der bei Politikern selten gewordenen Vorliebe, Klartext zu reden, begründet: Zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) schätzen an ihm, dass er klar sagt, was er denkt und kein Blatt vor dem Mund nimmt. Zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) schätzen an ihm, dass er klar sagt, was er denkt und kein Blatt vor dem Mund nimmt. Diese Einschätzung wird parteiübergreifend geteilt. Zum Vergleich: Bei der Bewertung der Bundeskanzlerin im vergangenen Monat kritisierten im Gegensatz dazu fast ebenso viele Bundesbürger, dass Angela Merkel gerade nicht erkennen lässt, wofür sie eigentlich steht. Aussagen über Peer Steinbrück Stimme eher zu Stimme eher nicht zu Sagt klar was er denkt und nimmt kein Blatt vor den Mund Hat in der Finanzkrise bewiesen, dass er das Land führen kann Hat das Format, der nächste Bundeskanzler zu werden Ist der Politiker mit dem größten wirtschafts- und finanzpolitischen Sachverstand Ist ziemlich weit weg von den Problemen und Sorgen der Bürger Wäre bei der nächsten Bundestagswahl 2013 mit 66 Jahren zu alt, um Kanzler zu werden Passt eigentlich gar nicht in die SPD Frage: Ich nenne Ihnen jetzt verschiedene Ansichten über den früheren SPD-Finanzminister Peer Steinbrück. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie dieser Aussage eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Positiv für Steinbrück wirkt sich weiterhin aus, dass jeder Zweite der Ansicht ist, er habe in seiner Zeit als Finanzminister in der Wirtschafts- und Finanzkrise Führungsstärke bewiesen (51 Prozent) und ihm außerdem das Format attestiert, der nächste Bundeskanzler zu werden (50 Prozent). Großen wirtschafts- und finanzpolitischen Sachverstand schreiben ihm immer noch vier von zehn Bundesbürgern (42 Prozent) zu. Diese positiven Bewertungen werden allerdings insbesondere von Anhängern der SPD und der Grünen gestützt, in den Reihen von Union, FDP und Linken wird Steinbrück erwartungsgemäß kritischer gesehen. In der Frage, ob der ehemalige Finanzminister mit den Problemen und Sorge der Bürger vertraut ist, überwiegt die Zustimmung leicht (45 Prozent). Nur vier von zehn (40 Prozent) glauben, dass er nicht bürgernah ist. Mit 66 Jahren hält ihn auch eine Mehrheit (61 Prozent) nicht für zu alt, um 2013 Kanzler zu werden. Nur eine Minderheit von 31 Prozent findet, er passe eigentlich gar nicht in die SPD, jeder Zweite (51 Prozent) sieht Steinbrück bei den Sozialdemokraten gut verortet. Auch eine Mehrheit der SPD-Anhängerschaft (71 Prozent) ist dieser Meinung. 14

18 Trittin bei Kanzler-Direktwahl ohne Chance gegen Merkel Spätestens seit die Grünen in Baden-Württemberg einen Ministerpräsidenten stellen, wird über einen grünen Kanzlerkandidaten und dessen Chancen auf das Amt des Regierungschefs diskutiert. Der grüne Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin hätte allerdings in der direkten Auseinandersetzung mit der Amtsinhaberin keine Chancen auf die Kanzlerschaft: 56 Prozent der Deutschen würden sich in diesem Fall für Merkel entscheiden, lediglich 23 Prozent für Trittin. Knapp jeder Fünfte (17 Prozent) will oder kann sich auf keinen der beiden festlegen. Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Trittin Parteianhänger Angela Merkel Jürgen Trittin Keinen von beiden Gesamt (-1) (+5) CDU/CSU-Anhänger Grüne-Anhänger Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Jürgen Trittin? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Der Grünen-Politiker hat erkennbare Schwierigkeiten, die grüne Anhängerschaft geschlossen hinter sich zu versammeln sowie darüber hinaus in den Reihen der anderen Parteien zu punkten. Lediglich etwas mehr als jeder zweite Grünen- Anhänger (54 Prozent) würde bei dieser Personalalternative für den früheren Umweltminister stimmen, sogar ein Viertel (24 Prozent) für Merkel und jeder Sechste (16 Prozent) für keinen der beiden. In der SPD-Anhängerschaft würde bei einer solchen Kandidatenaufstellung eine Mehrheit die Christdemokratin als Kanzlerin bevorzugen. 15

19 Sonntagsfrage: Rot-Grün auf Rekordhoch Die politische Stimmung in Deutschland ist derzeit günstig für Rot-Grün. Die SPD, die sich bereits im Juli um einen Punkt verbessern konnte, gewinnt mit zwei Punkten nochmals leicht hinzu und läge aktuell bei 28 Prozent. Unverändert zum Vormonat hätten die Grünen 23 Prozent in Aussicht. Die Union könnte unverändert mit 32 Prozent der Stimmen rechnen, während ihr liberaler Koalitionspartner einen Punkt abgeben muss und wie zuletzt im Mai mit 4 Prozent unter der 5-Prozentmarke bliebe. Die Linke erreicht unverändert 8 Prozent der Wählerstimmen. Die sonstigen Parteien kämen zusammengenommen auf 5 Prozent (+1). Sonntagsfrage zur Bundestagswahl (+2) SPD 28 CDU/CSU 32 (+/-0) FDP 4 (-1) Grüne 23 (+/-0) Linke 8 (+/-0) Sonstige 5 (-1) Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Angaben in Klammern: Vergleich zu Juli 2011 Mit zusammen 51 Prozent wäre Rot-Grün so stark wie zuletzt im Februar Wäre dies das Ergebnis einer Bundestagswahl, hätte Rot-Grün eine klare Mehrheit. 16

20 In den alten Bundesländern erreicht die Union unverändert 33 Prozent, ihr Koalitionspartner FDP muss auch hier einen Punkt abgeben und läge derzeit bei 4 Prozent. Die SPD verbessert sich um zwei Punkte auf derzeit 29 Prozent, die Grünen um einen Punkt auf 24 Prozent. Zugleich verliert die Linke einen Punkt und könnte mit 5 Prozent der Stimmen rechnen. Sonntagsfrage zur Bundestagswahl in West- und Ostdeutschland West Ost SPD 29 CDU/CSU 33 SPD 25 (38) CDU 30 Grüne 24 Linke 5 FDP 4 Sonstige 5 Grüne 16 Linke 21 FDP 3 Sonstige 5 Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung ARD-DeutschlandTREND in Deutschland im Februar / Angaben 2010 in Prozent In den neuen Ländern verliert die CDU leicht und würde 30 Prozent erreichen, die Liberalen sind unverändert bei 3 Prozent. Die SPD kann sich auch hier verbessern und aktuell 25 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Lagen SPD und Linke im Vormonat noch gleichauf, können sich die Sozialdemokraten nun von der Linken absetzen. Sie wäre nach Einbussen von zwei Punkten mit 21 Prozent drittstärkste Kraft. Die Grünen könnten derzeit mit einem Stimmanteil von 16 Prozent rechnen. 17

21 Anhaltende Ansehensschwäche der Bundesregierung führt zu hoher Wechselstimmung Aufgrund der anhaltenden Ansehensschwäche der Bundesregierung würde fast die Hälfte der Wahlberechtigten (47 Prozent) nach den nächsten Wahlen eine SPD-geführte Bundesregierung begrüßen. Nur vier von zehn (39 Prozent) fänden es besser, wenn die Bundesregierung weiterhin von der Union geführt würde. Ihre eigenen Anhänger können SPD und Union mit jeweils 92 Prozent vergleichbar mobilisieren. Welche Partei soll die nächste Bundesregierung führen? (-6) 39 (+7) 47 CDU/CSU SPD Frage: Wenn es nach Ihnen ginge, sollte die nächste Bundesregierung wieder von der CDU/CSU geführt sein oder sollte sie von der SPD geführt sein? Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2009 Weiß nicht / keine Angabe: 14 (-1) Damit hat sich das Meinungsbild in den letzten beiden Jahren gedreht, denn unmittelbar vor der letzten Bundestagswahl im September 2009 gab es noch eine klare Präferenz für eine unionsgeführte Bundesregierung. 18

22 Beunruhigung über die Verhältnisse im Land wieder angestiegen Die Verhältnisse in Deutschland erscheinen im August dieses Jahres einer Mehrheit von 57 Prozent eher Anlass für Beunruhigung als für Zuversicht zu sein. Vier von zehn Bürgern (39 Prozent) sehen hingegen dem Gang der Dinge optimistisch entgegen. Grundstimmung in Deutschland: Zeitverlauf 80 Eher Beunruhigung Eher Zuversicht 20 0 Jun. 97 Dez. 97 Jun. 98 Dez. 98 Jun. 99 Dez. 99 Jun. 00 Dez. 00 Jun. 01 Dez. 01 Jun. 02 Dez. 02 Jun. 03 Dez. 03 Jun. 04 Dez. 04 Jun. 05 Dez. 05 Jun. 06 Dez. 06 Jun. 07 Dez. 07 Jun. 08 Dez. 08 Jun. 09 Dez. 09 Jun. 10 Dez. 10 Jun. 11 Aug 11 Frage: Finden Sie, dass die Verhältnisse derzeit in Deutschland eher Anlass zur Zuversicht oder eher Anlass zur Beunruhigung geben? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Damit sind die besorgten Stimmen wieder häufiger zu hören als noch vor wenigen Monaten. Im Juni lag das Verhältnis von zuversichtlichen und skeptischen Einschätzungen bei 43 zu 51 Prozent. Der Pessimismus ist in den neuen Bundesländern dabei mit 68 Prozent deutlich stärker ausgeprägt als im Westen, wo 54 Prozent Anlass zur Beunruhigung registrieren. 19

23 Die Gründe, die Optimismus oder auch Pessimismus hervorrufen, sind durchaus unterschiedlich. Diejenigen, die die Verhältnisse mit Zuversicht betrachten, denken dabei in erster Linie (53 Prozent) an die wirtschaftliche Lage im Land. Für jeden Dritten (34 Prozent) gibt die persönliche Lebenssituation Anlass zu einer positiven Einschätzung. Die Politik bietet hingegen nur sehr wenigen Bürgern (6 Prozent) Grund zur Zuversicht. Anlass für Zuversicht / Beunruhigung Zuversicht Beunruhigung Politik Wirtschaftsentwicklung Wirtschaftsentwicklung Persönliche Situation Politik Persönliche Situation Frage: Was bereitet Ihnen am meisten Zuversichtlich/ am meisten Sorge: Das Handeln in der Politik, die Entwicklung in unserer Wirtschaft oder Ihre ganz persönliche Situation? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe/ spontan: alles zusammen Sie ist derzeit in erster Linie Quelle für Beunruhigung. 55 Prozent derer, die pessimistisch in die Zukunft sehen, begründen dies mit ihrem Misstrauen in die aktuelle Politik. Lediglich jeder Fünfte (19 Prozent) hält die ökonomischen Verhältnisse hierzulande für bedenklich. Noch geringer fällt mit 12 Prozent die persönliche Lage als Anlass für Besorgnis ins Gewicht. 20

24 Wirtschaft dominiert gegenüber der Politik Die wichtigsten Entscheidungen für die weitere Entwicklung in Deutschland werden nach Überzeugung einer deutlichen Mehrheit von 71 Prozent der Bürger in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft gefällt. Demgegenüber glauben nur 22 Prozent, dass die Politik die entscheidenden Vorgaben für die Zukunft des Landes trifft. Wo werden die wichtigen Entscheidungen für unser Land getroffen? Eher in der Wirtschaft Eher in der Politik Frage: Wo werden Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Entscheidungen für unser Land getroffen: eher in der Wirtschaft oder eher in der Politik? Weiß nicht / keine Angabe: 3 Sowohl als auch / in beiden Bereichen: 4 Bemerkenswert ist, dass das Primat der Wirtschaft nicht nur von den Anhängern der Oppositionsparteien des linken Parteispektrums so eingeschätzt wird, sondern auch gleichermaßen im Lager der beiden Regierungsparteien. 21

25 US-Präsident Obama genießt höheres Ansehen als deutsche Politiker Das Ansehen des US-Präsidenten Barack Obama ist hierzulande nach wie vor größer als das deutscher Parteipolitiker. Mehr als zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (69 Prozent) sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden bzw. zufrieden. Lediglich ein knappes Viertel (22 Prozent) vergibt schlechte Noten an Obama. Zufriedenheit mit Barack Obama zufrieden unzufrieden 22 0 Feb 09 Mai 09 Aug 09 Nov 09 Feb 10 Mai 10 Aug 10 Nov 10 Feb 11 Mai 11 Aug 11 Frage: Sind Sie mit der politischen Arbeit von Barack Obama Fehlende Werte zu 100%: Kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe Doch nicht nur die Finanzwelt ist im Zuge der schwierigen Verhandlungen im Kongress über den US-Schuldenabbau verunsichert. Auch bei den Deutschen büßt Obama Vertrauen ein: Im Vergleich zum April 2010 ist die positive Bewertung seines politischen Wirkens um 19 Punkte zurückgegangen. 22