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1 1 Einführung in die Sprachphilosophie Martine Nida-Rümelin ab 10. Vorlesung ab Dienstag, den 30. April 02 (Beginn in zweiter Hälfte) EXKURS: MÖGLICHE-WELTEN-SEMANTIK 1. Intensionen und Extensionen bei Rudolph Carnap 1.1. Extension sprachlicher Ausdrücke (a) Extension eines Individuenausdrucks: ein Individuum (nämlich dasjenige Individuum, das der Ausdruck in der wirklichen Welt bezeichnet). Beispiele: - Die Extension des Namens "Joschka Fischer" ist die Person Joschka Fischer. - Die Extension der Kennzeichnung "der Aussenminister der BRD im Mai 2002" ist die Person Joschka Fischer. (b) Extension eines Prädikatausdrucks: eine Menge von Individuen oder von Tupeln von Individuen im Fall einstelliger Prädikate: die Menge derjenigen Individuen, auf die das Prädikat in der wirklichen Welt zutrifft. im Fall mehrstelliger Prädikate: die Menge derjenigen Tupel, die (in der wirklichen Welt) in der durch das Prädikat ausgedrückten Relation stehen. Beispiele: - Die Extension der Prädikats "x ist rot": die Menge aller Gegenstände, die in der wirklichen Welt rot sind. - Die Extension des zweistelligen Prädikats "x ist älterer Bruder von y": die Menge all derjenigen Paare von Personen, für die in der wirklichen Welt gilt, dass x der ältere Bruder von y ist. - Die Extension des dreistelligen Prädikats "x ist wegen y auf z eifersüchtig": die Menge all derjenigen Dreiertupel von Personen, sodass in der wirklichen Welt gilt, dass x wegen y auf z eifersüchtig ist. - Die Extension des vierstelligen Prädikats "x ist mit y enger verwandt als z mit w": die Menge aller Vierertupel von Individuen, sodass x mit y enger verwandt ist als z mit w. (c) Extension eines Satzes: ein Wahrheitswert w (wahr), falls der Satz in der wirklichen Welt wahr ist. f (falsch), falls der Satz in der wirklichen Welt falsch ist Die Abhängigkeit der Extension von Sätzen von den Extensionen ihrer Teile (a) bei einfachen, nicht-quantifizierten Sätzen ohne logische Junktoren Der Wahrheitswert eines solchen Satzes hängt davon ab - auf welche Objekte sich die in ihm vorkommenden Individuenausdrücke beziehen und - welchen Umfang (Extension) die Prädikate haben, die in ihm vorkommen. Beispiel: "David Kaplan ist ein Philosoph" ist genau dann wahr wenn das Indivuum, auf das sich der Name "David Kaplan" in der wirklichen Welt bezieht, Element derjenigen Menge von Individuen ist, die in der wirklichen Welt Philosophen sind. Sei nun Ex die Funktion, welche sprachlichen Ausdrücken Extensionen zuordnet.

2 2 Dann gilt (dies ist nur eine Umformulierung der obigen Trivialität): Ex("David Kaplan ist ein Philosoph") = w genau dann wenn Ex("David Kaplan") Ex("...ist ein Philosoph") Allgemein gilt für Basissätze der Gestalt "Fa" ("a hat die Eigenschaft F"): Ex("Fa") = w genau dann wenn Ex("a") Ex("F") (b) bei komplexen Sätzen Die Extension komplexer Sätze hängt in systematischer Weise ab von der Extension seiner Teilsätze einfaches Beispiel: Ex ("Fa Gb") = w genau dann wenn Ex ("Fa") = w und Ex ("Ga") = w Bemerkung: Sprachliche Ausdrücke mit gleicher Extension haben eventuell verschiedene Bedeutung. Beispiele: (a) für Individuenausdrücke mit gleicher Extension und unterschiedlicher Bedeutung: "Joschka Fischer", "der Aussenminister der BRD im Mai 2002" Diese beiden Individuendrücke haben gleiche Extension (sie bezeichnen in der realen Welt das gleiche Individuum), aber sie haben (intuitiv) unterschiedliche Bedeutung. (b) für Prädikatausdrücke mit gleicher Extension und unterschiedlicher Bedeutung: "x ist ein Lebewesen mit Herz", "x ist ein Lebewesen mit Niere" Diese beiden Prädikatausdrücke haben gleiche Extension (die Menge derjenigen Lebewesen in der realen Welt, die ein Herz haben, ist identisch mit der Menge derjenigen Lebewesen in der realen Welt, die eine Niere haben). Aber die beiden Prädikate haben (intuitiv) unterschiedliche Bedeutung. (c) für Sätze mit gleicher Extension und unterschiedlicher Bedeutung: "Dominic OMeara ist Spezialist für die Philosophie der Spätantike." "Gianfranco Soldati hat drei Söhne." Diese beiden Sätze haben gleiche Extension (beide haben als Extension "w", weil beide in der realen Welt wahr sind), aber sie haben (intuitiv) unterschiedliche Bedeutung. Zutreffende Beobachtung: Sprachliche Ausdrücke mit gleicher Extension und unterschiedlicher Bedeutung unterscheiden sich häufig in der Extension, die sie unter anderen möglichen Umständen hätten. Beispiele (siehe oben): (a) Der Name "Joschka Fischer" und die Kennzeichnung "der Aussenminister der BRD im Mai 2002" haben zwar gleiche Extension, aber unter anderen denkbaren Umständen hätten sie nicht die gleiche Extension. Solche anderen möglichen Umstände sind zum Beispiel: SPD und Grüne haben die letzte Wahl verloren und Guido Westerwelle wurde Aussenminister. Unter diesen Umständen wäre die

3 3 Extension von "der Aussenminister der BRD im Mai 2002" Guido Westerwelle, die des Namens "Joschka Fischer" aber Joschka Fischer. Dieser Unterschied zwischen den beiden Individuenausdrücken lässt sich erfassen, wenn man die Bedeutung der beiden Ausdrücke durch eine Funktion In repräsentiert, die für alle möglichen Umstände das Objekt angibt, das unter diesen Umständen der Referent (die Extension) des Ausdrucks wäre. In "Joschka Fischer" (w) = Joschka Fischer (für alle möglichen Welten w) In "der Aussenminister der BRD im Mai 2002" (w) = diejenige Person, die in w im Mai 2002 Aussenminister der BRD ist Bemerkungen: - In dieser Erklärung wird von Kripke's Erkenntnis, dass Namen starre Designatoren sind, Gebrauch gemacht (zu Carnap's Zeiten noch nicht diskutiert!) und die Kennzeichnung wird in ihrer nichtstarren Deutung interpretiert (zu Carnap's Zeiten ist die Unterscheidung zwischen starrer und nicht-starrer Deutung von Kennzeichnungen noch nicht eingeführt). Carnap selbst hätte dieses Beispiel also nicht verwenden können. - "In" mit unterem Index ist die gleich noch allgemein eingeführte Intensionsfunktion. Der untere Index gibt den sprachlichen Ausdruck an, den die Funktion charakterisiert. (b) Die Prädikate "...ist ein Lebewesen mit Herz" und "...ist ein Lebewesen mit Niere" haben gleiche Extension, aber sie hätten unterschiedliche Extension, wenn die biologische Evolution einen anderen Verlauf genommen hätte und Lebewesen existierten, die zwar ein Herz aber keine Niere haben. Dann wäre die Menge der Lebewesen mit Herz (die Extension des Prädikats "...ist ein Lebewesen mit Herz") nicht identisch mit der Menge der Lebewesen mit Niere (Extension des Prädikats "ist ein Lebewesen mit Niere"). Dieser Unterschied zwischen den beiden Prädikatausdrücken lässt sich erfassen, wenn man die Bedeutung beider Ausdrücke durch eine Funktion In repräsentiert, die für alle möglichen Umstände (für alle möglichen Welten) angibt, was der Umfang dieser Prädikate in jener möglichen Welt wäre. Ist w eine Welt, in der es Lebewesen mit Herz und ohne Niere gibt, so gilt: In "...ist ein Lebewesen mit Herz" (w) In "...ist ein Lebewesen mit Niere" (w) (c) Die Sätze "Dominic OMeara ist Spezialist der Philosophie der Spätantike" und "Gianfranco Soldati hat drei Söhne" haben gleiche Extension (den gleichen Wahrheitswert in der wirklichen Welt), aber sie hätten unterschiedliche Extension unter anderen möglichen Umständen. Solche andere möglichen Umstände wären z.b die anschliessend genannten Umstände U1 oder die anschliessend genannten Umstände U2. U1: Dominik OMeara hat dieselben beruflichen Entscheidungen getroffen wie in der wirklichen Welt, aber Gianfranco Soldati hat nur zwei Söhne. U2: Gianfranco Soldati hat drei Söhne aber Dominic OMeara ist Geiger geworden.

4 Intensionen sprachlicher Ausdrücke Grundideen der Beschreibung der Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken über ihre Intension: (G1) Der Unterschied zwischen sprachlichen Ausdrücken gleicher Extension und unterschiedlicher Bedeutung kann über ihre unterschiedlichen Intensionsfunktionen erklärt werden. (G2) Die Bedeutung eines Individuenausdrucks kann charakterisiert werden, indem man für alle anderen möglichen Umstände angibt, was der Referent des Ausdrucks unter jenen Umständen wäre. (G3) Die Bedeutung eines Prädikatausdrucks kann charakterisiert werden, indem man für alle möglichen Umstände angibt, auf welche Dinge (Tupel von Dingen) das Prädikat unter diesen Umständen zuträfe. (G4) Die Bedeutung eines Satzes kann charakterisiert werden, indem man für alle möglichen Umstände angibt, ob der Satz unter diesen Umständen wahr oder falsch wäre. Der Inhalt des Satzes (die von ihm ausgedrückte Proposition kann) dann mit der Menge der Umstände 'identifiziert' werden, unter denen er wahr wäre. (G5) Es ist intuitiv klar, dass die Bedeutung eines Satzes von der Bedeutung seiner sinntragenden Teile abhängt. Wenn man nun Bedeutungen sprachlicher Ausdrücke über Intensionsfunktionen erklärt, so lässt sich diese Abhängigkeit in überzeugender Weise systematisch beschreiben. Bemerkungen zu diesen Grundideen: - Für die Annahmen (G1) bis (G4) sprechen die folgenden Überlegungen: Wer einen Individuenausdruck versteht (seine Bedeutung erfasst hat), der weiss, was der Referent des Ausdrucks unter beliebigen anderen Umständen wäre. Wer einen Prädikatausdruck versteht (seine Bedeutung erfasst hat), der weiss, was jene Dinge, die in seine Extension fallen, gemeinsam haben und weiss daher, was die Extension des Ausdrucks unter beliebigen anderen Umständen wäre. Wer einen Satz versteht, der weiss, unter welchen denkbaren Umständen er wahr ist und unter welchen denkbaren Umständen er falsch ist. Wenn diese drei Überlegungen akzeptabel sind, so kann man allgemein sagen: Die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks zu erfassen, heisst seine zugehörige Intensionsfunktion implizit zu kennen. - Die Grundideen (G1) bis (G4) sind mindestens problematisch. (G1) ist nachweislich falsch. (Dazu folgen noch Erläuterungen). Intensionen: (a) Die zu einem Individuenausdruck gehörende Intensionsfunktion hat als Argumente mögliche Welten w und als Werte Individuen. Ist A ein Individuenausdruck, so ist In A (w) = R zu lesen als: Unter den möglichen Umständen w ist R der Referent von A. Achtung: Hier besteht eine systematische Ambiguität, die Carnap nicht bewusst war. (Erklärung folgt noch im Zusammenhang der Erläuterung des Unterschieds zwischen Auswertungswelt und

5 5 Kontextwelt, die erst im Rahmen einer zweidimensionalen Semantik präzise erfassbar ist. Dieselbe Bemerkung gilt auch für die nachfolgenden intuitiven Erläuterungen der Intensionsfunktion) Beispiel: In "der Aussenminister der BRD im Mai 2002" (w) = diejenige Person, die in w im Mai 2002 Aussenminister der BRD ist (b) Die zu einem Prädikatausdruck gehörende Intensionsfunktion hat als Argumente mögliche Welten und als Werte Mengen von Individuen bzw. Mengen von Tupeln. Ist P ein Prädikatausdruck, so ist In p (w) = M zu lesen als: Unter den möglichen Umständen w ist M die Menge der Individuen (oder Tupel), auf die das Prädikat zutrifft. (c) Die zu einem Satz gehörende Intensionsfunktion hat als Argumente mögliche Welten und als Werte Wahrheitswerte t ("true", hier gewählt, weil "w" schon als Variable für mögliche Welten verwendet wird) und f. Ist S ein Satz, so ist In S (w) = t (bzw. f) zu lesen als: Unter den möglichen Umständen w ist der Satz S wahr (bei t als Wert der Funktion) bzw. falsch (bei f als Wert der Funktion) Abhängigkeit der Intension eines Satzes von der Intension seiner sinntragenden Teile (a) im Fall von Basissätzen Der Satz "Fa" ist genau dann wahr in w, wenn die Extension von a in w in der Extension von F in w liegt. Mit anderen Worten: Die zu Fa gehörige Intensionsfunktion ordnet dem Argument w (mögliche Welt) genau dann den Wahrheitswert t (für wahr) zu, wenn die zu "a" gehörige Intensionsfunktion für das Argument w ein Individuum zuordnet, das in der Menge liegt, welche die zu F gehörige Intensionsfunktion dem Argument w zuordnet. abgekürzt (und überschaubarer): In "Fa" ( w) = t genau dann wenn I "a" (w) I "F" ( w) (b) im Fall komplexer Sätze einfaches Beispiel: In "Fa Gb" = t genau dann wenn In "Fa" = t und In "Ga" = t

6 Grenzen des Carnap'schen Modells der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke (G1) Das Problem der Hyperintensionalität Es gibt sprachliche Ausdrücke mit gleicher Intension, aber unterschiedlicher Bedeutung Beispiel von Individuenausdrücken mit unterschiedlicher Bedeutung, aber gleicher Intension: "x ist ein gleichseitiges Dreieck" "x ist ein gleichwinkliges Dreieck" In allen möglichen Welten ist die Menge der geometrischen Figuren, auf die das erste Prädikat zutrifft, identisch mit der Menge der geometrischen Figuren, auf die das zweite Prädikat zutrifft. Also gilt für alle w: In "x ist ein gleichseitiges Dreieck" (w) = In "x ist ein gleichwinkliges Dreieck" (w) das heisst: In "x ist ein gleichseitiges Dreieck" = In "x ist ein gleichwinkliges Dreieck", das heisst: die beiden Prädikate haben gleiche Intension. Aber intuitiv gilt: Ihre Bedeutung ist verschieden. Das Problem: Die beiden Prädikaten unterscheiden sich darin, auf welche Weise sie ihre Extension festlegen (insofern ist ihre Bedeutung verschieden), aber sie legen mit mathematischer Notwendigkeit in allen möglichen Welten die gleiche Extension fest. (G2) Das Problem der Indexikalia und anderer kontextabhängiger Ausdrücke Sprachliche Ausdrücke deren Bezug in systematischer Weise vom Kontext der Äusserung abhängt, können im Rahmen dieses Modells nicht erfasst werden. (Beispiele: "ich", "hier") Die Art und Weise, wie der Bezug von "ich" vom Äusserungskontext abhängt, ist aber charakteristisch für die sprachliche Bedeutung des Wortes "ich" und anderer Indexikalia. (G3) Das Problem der versteckten Indexikalität Die Abhängigkeit des Bezugs sprachlicher Ausdrücke von der realen Beschaffenheit der Welt (Beispiel: Wasser) kann im Rahmen dieses Modells nicht erfasst werden. Ein verwandtes Problem: Kennzeichnungen in starrer Deutung. Anmerkung: Es ist unter zeitgenössischen Philosophen kontrovers, ob die Abhängigkeit z.b. des Bezugs von "Wasser" von der realen Beschaffenheit der Welt zur Semantik des Ausdrucks "Wasser" gehört.

7 7 [Fortsetzung des handouts Sprachphilosophie 10-12, 2002, MNR] 2. Die zweidimensionale Semantik von David Kaplan Originaltext : David Kaplan «Demonstratives. An Essay on the Semantics, Logic, Metaphysics and Epistemology of Demonstratives and Other Indexicals», écrit en 1977, publié en 1989 dans Almog, J., Perry, H., Wettstein, J. : «Themes from Kaplan», Oxford Zur Einführung ein fehlerhaftes Argument (1) "Ich existiere nicht" kann unmöglich wahr sein. (2) Was unmöglich wahr sein kann, ist notwendigerweise falsch. (3) "Ich existiere nicht " ist notwendigerweise falsch. (aus (1) und (2)) (4) Wenn " p" notwendigerweise falsch ist, so gilt notwendigerweise, dass p. (5) Ich existiere notwendigerweise. (aus (3) und (4)) Aber (5) ist (leider) offensichtlich falsch. Zu diskutieren: Was ist hier schiefgegangen? Bemerkung: Im Rahmen von Kaplans Theorie lässt sich der Fehler in diesem Argument präzise beschreiben Einführung einiger grundlegender Ideen und Begriffe der Kaplanschen Theorie (GI1) Kontextabhängigkeit der Wahrheit dessen, was man mit einem Satz behauptet: Bei vielen Sätzen, insbesondere bei solchen, die Indexikalia enthalten, hängt die Wahrheit dessen, was man in einem konkreten Fall mit einer Verwendung dieses Satzes behauptet davon ab, unter welchen Umständen (in welchem Kontext) der Satz geäussert wird. Beispiel: (S1) "Ich bin jetzt in Fribourg" (a) Die Wahrheit einer Äusserung des Satzes S1 (in der wirklichen Welt) hängt davon ab, wer, wann, wo diesen Satz äussert. (b) Unter welchen kontrafaktischen Umständen das, was mit einer Äusserung von S1 gesagt ist, wahr ist, hängt davon ab, wer, wann, wo diesen Satz äussert. Grundansatz: Definiert werden 2-stellige Funktionen, welche die Extension sprachlicher Ausdrücke in Abhängigkeit von dem Äusserungskontext und der betrachteten möglichen Welt angeben. "Ich bin jetzt hier" (<c,w>) = v ist zu lesen als: Das, was durch eine Äusserung des Satzes "Ich bin jetzt hier" im Kontext c (d.h. hier: durch die Person p am Ort o zur Zeit t) ausgesagt ist, ist in der möglichen Welt w wahr.

8 8 Beispiel 1: c: MNR, Fribourg, 7. Mai 2002 w1: die wirkliche Welt Beispiel 2: c: MNR, Fribourg, 7. Mai 2002 w2: eine Welt, in der MNR beschliesst heute nicht zu Universität zu gehen und diesen Beschluss befolgt. Es gilt: "Ich bin jetzt hier" (<c,w1>) = v "Ich bin jetzt hier" (<c,w2>) = v Bemerkung: Das, was im Kontext c durch S1 gesagt wird, ist nicht notwendigerweise wahr. Aber: Wann immer jemand den Satz S1 äussert, kann er sicher sein, dass das, was er mit diesem Satz sagt in der wirklichen Welt wahr ist. Für fest vorgegebenes c liefert die Charakterfunktion eine Intensionsfunktion im Sinne von Carnap (eine Funktion, die möglichen Welten Extensionen) zuordnet. Das, was an der ersten Stelle der Charakterfunktionen einzusetzen ist, heisst bei Kaplan der Kontext oder Äusserungskontext. Im Äusserungskontext sind alle Faktoren zu nennen, von denen die Intension einer Äusserung des sprachlichen Ausdrucks abhängt. Zum Beispiel: der Sprecher, der Zeitpunkt der Äusserung, der Ort der Äusserung, aber auch Merkmale der Welt, in der sich der Sprecher befindet (notwendig zum Beispiel bei Kennzeichnungen). Das, was an der zweiten Stelle der Charakterfunktion einzusetzen ist, heisst bei Kaplan die Auswertungswelt. Grundthese: Die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke ist durch ihren Charakter zu beschreiben Der Charakter von Individuentermen Eine Funktion mit Tupeln aus Kontexten und Auswertungswelten <c,w> im Definitionsbereich, die angibt, welches in der möglichen Welt w der Referent des Individuentermes ist, sofern dieser Term im Kontext c verwendet wird. Beispiele: "ich" (<c,w,>) = der Sprecher in c (unabhängig von der Auswertungswelt!) "hier" (<c,w,>) = der Ort, an dem sich der Sprecher befindet "jetzt" (<c,w>) = der Zeitpunkt, zu dem der Sprecher spricht "der Aussenminister der Bundesrepublik Deutschland im Mai 2002"starr (<c,w,>) = diejenige Person, die in der Kontextwelt w c Aussenminister der Bundesrepublik Deutschland ist (unabhängig von der Auswertungswelt!) "der Aussenminister der Bundesrepublik Deutschland im Mai 2002"nicht-starr (<c,w,>) = diejenige Person, die in der Auswertungswelt w Aussenminister der Bundesrepublik Deutschland ist (unabhängig von der Kontextwelt!)

9 9 Der Charakter von Prädikaten Beispiel: "...ist mit mir verwandt" "...ist mit mir verwandt" (<c,w,>) = diejenigen Objekte in w die mit dem Sprecher von c verwandt sind. Der Charakter von Sätzen Beispiel: "Ich existiere jetzt" "Ich existiere jetzt" (<c,w,> = t genau dann wenn der Sprecher des Kontextes c in der Auswertungswelt w existiert Die Abhängigkeit des Charakters eines Satzes vom Charakter seiner Teile Beispiel: ein Satz der Struktur Fa zu erarbeiten Beispiel: "Ich existiere jetzt" zu erarbeiten: wie kann man den speziellen Status von "ich existiere jetzt" näher beschreiben?

10 10 Die Theorie von David Kaplan beschreibt diese doppelte Abhängigkeit in systematischer Weise. Diese Theorie erlaubt eine Präzisierung der folgenden Begriffe : Notwendigkeit, Kontingenz, a priori, a posteriori, Inhalt einer Äusserung, Bedeutung Einführung zentraler Begriffe der Theorie von Kaplan Die Kontextaspekte («aspects of context») : Der Sprecher Der Ort der Äusserung Der Zeitpunkt der Äusserung erungle moment t de l énonciation Die mögliche Welt, in der die Äusserung gemacht wird (Kontextwelt, «the context world») Andere Aspekte (je nach den betrachteten Ausdrücken) Beispiel 1: «Der Pràsident der Vereinigten Staaten» Äusserungskontexte : : c1 relevanter Aspekt : die Kontextwelt ist derart, dass Bill Clinton im Jahr 2000 der Präsident der Vereinigten Staaten ist c2 relevanter Aspekt : die Kontextwelt ist derart, dass Nelson Mandela im Jahr 2000 der Präsident der Vereinigten Staaten ist c3 relevanter Aspekt : die Kontextwelt ist derart, dass Janis Joplin im Jahr 2000 der Präsident der Vereinigten Staaten ist Auswertungswelten: w1 : w1 ist derart, dass Bill Clinton im Jahr 2000 der Präsident der Vereinigten Staaten ist w2 : w2 ist derart, dass Nelson Mandela im Jahr 2000 der Präsident der Vereinigten Staaten ist w3 : w3 ist derart, dass Janis Joplin im Jahr 2000 der Präsident der Vereinigten Staaten ist Ester Fall: Die Kennzeichnung «der Präsident der Vereinigten Staaten im Jahr 2000» wird attributiv verwendet. Für diesen Fall beschreibt die folgende Tabelle die Abhängigkeit des Referenten von Kontext und Auswertungswelt : w1 w2 w3 c1 Bill Clinton Nelson Mandela Janis Joplin c2 Bill Clinton Nelson Mandela Janis Joplin c3 Bill Clinton Nelson Mandela Janis Joplin Zeiter Fall: Die Kennzeichnung «der Psäsident der Vereinigten Staaten» wird referentiell erwendet. w1 w2 w3 c1 Bill Clinton Bill Clinton Bill Clinton c2 Nelson Mandela Nelson Mandela Nelson Mandela c3 Janis Joplin Janis Joplin Janis Joplin

11 11 Im ersten Fall (attributive Verwendung) hängt der Referent nicht davon ab, wer in der Kontextwelt Präsident der Vereinigten Staaten ist (gleicher Referent in jeder Spalte), aber der Referent hängt in diesem Fall davon ab, wer Präsident der Vereinigten Staaten in der Auswertunswelt ist (verschiedene Referenten in jeder Zeile. Im zweiten Fall (refernetielle Verwendung) hängt der Referent nicht davon ab, wer in der Auswertungswelt Präsident der Vereinigten Staaten ist (gleicher Referent in jeder Zeile), sondern nur davon, wer der in der Kontextwelt Präsident der Vereinigten Staaten ist (unterschiedliche Referenten in jeder Spalte). Beispiel 2 : «ich» c1 c2 c3 relevanter Aspekt : der Sprecher ist Bill Clinton relevanter Aspekt : der Sprecher ist Nelson Mandela relevanter Aspekt : der Sprecher ist Janis Joplin verschiedene mögliche Welten w1w2, w3, w4 Die Abhängigkeit des Referenten vom der Kontextwelt und der Auswertungswelt ist durch die folgende Tabelle beschrieben : w1 w2 w3 w4 c1 Bill Clinton Bill Clinton Bill Clinton Bill Clinton c2 Nelson Mandela Nelson Mandela Nelson Mandela Nelson Mandela c3 Janis Joplin Janis Joplin Janis Joplin Janis Joplin Der Charakter eines Ausdrucks ist diejenige zweistellige Funktion, welche die Extension des fraglichen Ausdrucks für jeden Äusserungskontext und jede Auswertungswelt angibt.

12 12 Exemples : Für alle Auswertungswelten w und alle Kontexte c ich (c,w) = der Sprecher des Kontexts Für alle Auswertungswelten w und alle Kontexte c der Präsident des philosophischen Departements von Fribourg im Jahr 2000 (attrib.) (c,w) = derjenige, der im Jahr 2000 in der Auswertungswelt w der Präsident des philosophischen Departments von Fribourg ist. Für alle Auswertungswelten w und alle Kontexte c le président du département de philosophie à Fribourg en 2000 (réf.) (c,w) = derjenige, der im Jahr 2000 in der Kontextwelt w c der Präsident des philosophischen Departments von Fribourg ist. w c Für alle Auswertungswelten w und alle Kontexte c hier (c,w) = der Ort der Äusserung (Kontextort) Für alle Auswertungswelten w und alle Kontexte c jetzt (c,w) = Kontextzeitpunkt Für alle Auswertungswelten w und alle Kontexte c Wasser (c,w) = dasjenige, was in der Kontextwelt w c in den Flüssen fliesst Der besondere Status von «Ich bin jetzt hier» Für jeden Kontext gilt : «Ich bin jetzt hier» ist in der zugehörigen Kontextwelt w c wahr. Begründung : «Ich bin jetzt hier (c,w) = vrai gdw ich (c,w) befindet sich am Ort hier (c,w) im Moment jetztt (c,w) Also : Für jeden Kontext gilt : «Ich bin jetzt hier» ist wahr in der zugehörigen Kontextwelt w c gdw sich die Kontextperson in der Kontextwelt zum Kontextzeitpunkt am Kontextort befindet. (Aber genau da ist sie ja!) Définition der Wahrheit a priori Ein Satz p ist a priori wahr genau dann wenn für alle Kontexte gilt : p (c,w c ) = wahr. D.h.: Ein Satz ist a priori wahr gdw wenn für alle Kontexte gilt : Der Satz ist in der zugehörigen Kontextwelt wahr. (In diesem Fall kann man den Satz nicht äussern, ohne etwas Wahres zu sagen).

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