Auf dem Weg in eine neue Kommunalpolitik: Örtliche Teilhabeplanung für Menschen mit Behinderung
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- Helga Kästner
- vor 7 Jahren
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1 Auf dem Weg in eine neue Kommunalpolitik: Örtliche Teilhabeplanung für Menschen mit Behinderung Workshop B Inklusionsorientierte kommunale Teilhabeplanung Zumutung oder wegweisender Impuls für Groß- und Komplexeinrichtungen? Ruth Meyerink, Nicole Sicking 28. September 2010 Inklusion Inklusionsorientierung Teilhabe Was ist gemeint? Es gibt keine feststehende Definition des Begriffs Inklusion, aber rechtlich bindende Grundlagen (BRK, GG, Sozialgesetzbücher etc.) Inklusion als Menschen- bzw. Bürgerrecht hat - eine normative Bedeutung und stellt gleichzeitig - eine fachlich-inhaltlich Leitidee für die Gestaltung eines Gemeinwesens dar. Inklusion umfasst unterschiedliche Handlungsebenen und Akteure: - individuelle Bedarfsdeckung und kommunale Daseinsfürsorge, - gesellschaftliche Anerkennung und bürgerliches Engagement.
2 Von der individuellen Hilfeplanung zur inklusionsorientierten kommunalen Teilhabeplanung Individuelle Hilfeplanung Individuelle Teilhabeplanung unter Einbeziehung und Aktivierung der persönlichen und sozialräumlichen Ressourcen Kommunale Planung Kommunale Teilhabeplanung Integration des inklusiven Ansatzes in alle Planungsaufgaben Einbezug aller Akteure Einrichtungsplanung Ziel: Selbstbestimmte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft Angebotsentwicklung unter Berücksichtigung der individuellen und sozialräumlichen Bedarfe Einrichtung als Teil des Gemeinwesens Inklusionsorientierte kommunale Teilhabeplanung Die Kommune muss ihre Dienstleistungen nach den Grundsätzen der Inklusion anbieten. Sie kann durch entsprechende Planungsprozesse Impulse zur Inklusionsorientierung anderer lokaler Akteure setzen. (vgl. Rohrmann 2010) Es geht um Gestaltung eines Entwicklungs- und Veränderungsprozesses über die Pflichtaufgaben hinaus, in dem unterschiedliche Interessen und Vorstellungen / Impulse miteinander verbunden werden (müssen). Rollen, Verantwortlichkeiten und Beziehungen der Beteiligten ändern sich. Wer hat aktuell und künftig welchen Gestaltungsspielraum, wenn Planungsprozesse dezentraler erfolgen und Leistungen personenzentriert erbracht und finanziert werden?
3 Impulse aus und für eine inklusionsorientierte kommunale Teilhabeplanung Beispiele 1.Planung auf der kommunalen Ebene: Regionalkonferenz zur Weiterentwicklung der Lebenswelten von Menschen mit geistiger Behinderung in Münster 2.Aus Bewohnern werden Bürger: Lokale Teilhabekreise - Am Gemeinwesen teilhaben 3. Von der Anstalt zum Ortsteil: Regionalkonferenz zur Weiterentwicklung der Lebenswelten von Menschen mit geistiger Behinderung in Münster Facharbeitskreis, ca. 40 beteiligte Organisationen (Leistungsanbieter, öffentliche Einrichtungen, Fach- und Hochschulen, Behindertenbeauftragte der Stadt Münster, Vertreter des LWL) Arbeitskreise: Wohnen, Arbeit, Familie, Gesundheit, Inklusion Vernetzung mit - Kommission zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen (Ratsgremium) - Selbstvertretungsgremium von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Münster
4 Regionalkonferenz zur Weiterentwicklung der Lebenswelten von Menschen mit geistiger Behinderung in Münster Ziele und Aufgaben: regelmäßiger fachlicher Austausch Ermittlung von Angebotslücken (strukturell und in Einzelfällen) Initiierung der Weiterentwicklung von Angeboten Kooperation in fachlichen Fragestellungen, insbesondere auch bei der Erstellung von Analyse und Weiterentwicklung von Konzepten Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit und anderer Akteure (z.b. Wohnungsbau) Erstellung und Überprüfung jährlicher Maßnahmenpläne Die Regionalkonferenz wirkt an der jährlichen kommunalen Planungskonferenz mit, ihre Bewertung hat empfehlenden Charakter. Lokale Teilhabekreise Am Gemeinwesen teilhaben Ausgangspunkt: Eine gemeindeintegrierte Wohnform stellt nicht automatisch eine selbstbestimmte Teilhabe sicher. Lokaler Teilhabekreis lokales Gremium aus Bürgern mit und ohne Behinderung und Assistenten arbeitet selbstständig auf der Basis eines Konzeptes (Arbeitsform, Rollen, Inhalte) Aufgaben: Kontakte initiieren Interessen und Möglichkeiten zusammenführen gemeinsame Aktivitäten planen und koordinieren
5 Lokale Teilhabekreise Am Gemeinwesen teilhaben Ziele der Lokalen Teilhabekreise: Menschen mit Behinderung erschließen sich den Sozialraum. Soziale Kontakte und Netzwerke erweitern sich nicht nur für die Menschen mit Behinderung! Menschen mit Behinderung werden unabhängiger von professioneller Hilfe. Gemeinwesen wird für die Bedürfnisse der Bürger mit Behinderung sensibilisiert. Gemeinsame Initiativen auch in Vernetzung mit anderen Selbsthilfegruppen geben Impulse für die Weiterentwicklung der kommunalen Teilhabeplanung (z.b. Bildung eines Behindertenbeirates). Von der Anstalt zum Ortsteil: Ausgangspunkt: Auf- und Ausbau ambulanter, gemeindeintegrierter und dezentraler Angebote (Wohnen, Arbeit, Freizeit) verändern die Grundstruktur des Sozialraums Tilbeck gravierend, dies gilt auch für die Nutzung bzw. den Bedarf an Immobilien Inklusive Angebote können Exklusion verstärken wird die Komplexeinrichtung eine Resteinrichtung? Barrieren zwischen Bürgern mit und ohne Behinderung bestehen nicht aus Mauern und Zäunen sondern im Denken und Handeln.
6 Von der Anstalt zum Ortsteil: Impulse und konkrete Handlungsschritte: Öffnung des Areals für die Bürger der Kommune/Region: Tilbeck ist heute ein interessanter und vielgenutzter Kultur-, Freizeit- und Veranstaltungsraum in der Region Gewinnung neuer Personengruppen/Angebote zur Sicherung der Vielfalt im Ortsteil und zur Nutzung freigewordener Immobilien: 2008 Eröffnung einer inklusiven Schule in Tilbeck Prüfung von Anfragen interessierter Bürger und Unternehmer, die in Tilbeck wohnen oder tätig sein wollen. Von der Anstalt zum Ortsteil: Selbstbestimmte Teilhabe heißt, dass sich Menschen mit und Behinderung für ein Wohnen, Arbeiten, Verweilen (Freizeit, Urlaub, Kultur) im Stift Tilbeck entscheiden können. Entwicklungsplanungen zum Ortsteil Tilbeck sind ohne Einbezug und Abstimmung mit kommunalen Planungen nicht möglich. Es gilt, eine gemeinsame Zielrichtungen zu entwickeln, die das Gesamtprofil der Kommune auf Dauer stärkt!
7 Inklusionsorientierte kommunale Teilhabeplanung Zumutung oder wegweisender Impuls? Die Entwicklung ist wegweisender Impuls und mutet allen Beteiligten Veränderungen zu. Erforderlich sind neue Kommunikations- und Aushandlungsprozesse. Inklusionsorientierte Planungen fordern und fördern Organisationsentwicklungsprozesse nicht nur auf der Einrichtungsebene. Inklusive Teilhabeplanung erfordert Mut, neue Wege zu gehen und benötigt verlässliche Rahmenbedingungen. Förderlich auf dem Weg zu einem inklusiven Gemeinwesen ist, wenn die Entwicklung zu einem gemeinsamen Interesse aller Beteiligten wird. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Ruth Meyerink
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