Zecken Wie und warum machen sie uns krank?
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- Anna Lange
- vor 7 Jahren
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1 Zecken Wie und warum machen sie uns krank? Schulärztliche Fortbildung
2 Übersicht Was sind Zecken und wo kommen sie vor? Die wichtigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten in der Schweiz Frühsommer-Meningoenzephalitis Lyme Borreliose Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Zeckenstiche Wie schützt man sich vor Zecken Zeckenstich was nun? 2
3 Die Zecke Weltweit etwa 850 Zeckenarten In der Schweiz: Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) als häufigste Art Klasse: Ordnung: Spinnentiere Milben Überfamilie: Zecken Familien: Lederzecken Schildzecken Nuttalliellidae 3
4 Ixodes ricinus Lebensraum Klimatische Voraussetzungen: Relative Luftfeuchtigkeit: % Temperaturbereich: 14 23ºC Stechaktiv, wenn Temperaturen am Boden während 5 Tagen 7ºC übersteigen Laub- und Mischwälder mit viel Unterholz Waldränder, Flussnähe, Sümpfe Niedrig wachsende Pflanzen (Gräser, Sträucher, Büsche) Höhengrenze: ca m.ü.m. 4
5 Ixodes ricinus Wirtsfindung Lauerhaltung auf bodennaher Vegetation; Maxmiale Höhe (Adulte): 1m Haller sches Organ: Wahrnehmung mechanischer, chemischer und thermischer Reize REM-Bilder: 5
6 Ixodes ricinus Nahrungsaufnahme Stechen an dünnhäutiger, feuchter, gut durchbluteter Stelle Pedipalpen: Tasten Cheliceren: Hypostom: Aufreissen der Haut Graben einer Grube, Absaugen des Blutes Speichel enthält Betäubungsmittel, Entzündungshemmer, Klebstoff, Gerinnungshemmer Bilder: 6
7 Ixodes ricinus Lebenszyklus Dreiwirtiger Ektoparasit Lebensdauer: 1 2 Jahre, maximal 6 Jahre Abbildung: 7
8 Zecken als Überträger ("Vektoren") von Krankheitserregern Übertragung von (humanpathogenen) Viren, Bakterien und Parasiten beim Blutsaugen Viren: Bakterien Parasiten Frühsommer-Meningoenzephalitis Virus Louping Ill Virus, Negishivirus, Uukuniemivirus, Ervevirus, Eyachvirus,Tribecvirus, Borrelia burgdorferi sensu lato C. burnetti, A. phagocytophilum, Rickettsia spp., F. tularensis,e. chaffeensis, N. mikurensis. Babesia divergens, B. bovis, B. microti Abbildung: 8
9 Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) Definition Zecken-Hirnhautentzündung Virale Erkrankung des zentralen Nervensystems Vorkommen und Verbreitung Europa und Asien Assoziiert mit Verbreitung der Überträger-Zecken Vorkommen von FSMEinfizierten Zecken in sog. Naturherden (0.5 3 % Träger) Schweiz: Fälle pro Jahr Gäumann R., PhD thesis, 2010; interaktive Karte BAG: Gebiete mit FSME-Impfempfehlungen 9
10 FSME Übertragung Zirkulation im Ökosystem Reservoirwirte: Nagetiere, Füchse, Marder, Igel, Maulwürfe Übertragung auf die Zecke: virämisch, Co-Feeding Übertragung in der Zecke: transstadiell, transovariell Übertragung auf Menschen Mensch als Fehlwirt für das Virus Virus befindet sich in den Speicheldrüsen Übertragung sofort nach Stich! Gäumann R., PhD thesis,
11 FSME Krankheitsverlauf Meningitis Meningoenzephalitis Meningoenzephalomyelitis Antiviral Res : J Gen Virol :
12 FSME Häufigkeit, Therapie und Prävention Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich in einem Endemiegebiet an FSME zu erkranken: 2% Bei Infizierten: Langzeitfolgeschäden 3 11%, Letalität 1% Keine kausale Therapie möglich, nur Behandlung der Symptome Schutzimpfung vorhanden, empfohlen für Personen, die in Risikogebieten wohnen oder sich dort aufhalten interaktive Karte Gäumann R., PhD thesis, 2010; Antiviral Res : J Gen Virol :
13 Lyme Borreliose Definition Erreger: Borrelia burgdorferi s.l. Nat Rev Microbiol Sep;4(9):660-9 Bakterielle Multisystemkrankheit, 3 Stadien Vorkommen und Verbreitung Europa, Asien, US Assoziiert mit Verbreitung der Überträger-Zecken 5 50 % der Zecken in der Schweiz sind infiziert Schweiz: Fälle pro Jahr BAG: Risikogebiete Borreliose Manual of Clinical Microbiology, 10th Edition, Versalovic J. 2011; Swiss Med Wkly. 2013;143:w
14 Lyme Borreliose Übertragung Zirkulation im Ökosystem Reservoirwirte: kleine Säugetiere, Echsen, Vögel Übertragung auf die Zecke: Blut und Haut der Wirtstiere Übertragung in der Zecke: transstadiell Übertragung auf Menschen Mensch als Fehlwirt für die Bakterien Erreger befinden sich im Mitteldarm Übertragung ca. 24 Stunden nach Stich 14
15 Lyme Borreliose Krankheitsverlauf Stadium I (Frühes lokalisiertes Stadium) Akute lokale Reaktion nach Zeckenstich: Stunden bis zu 2 Tage nach Zeckenstich; rasches Abklingen Erythema migrans: 3 32 Tage (Ø: 7) nach Zeckenstich; Wanderröte, ev. begleitet von grippeähnlichen Allgemeinsymptomen; nur in etwa der Hälfte der Patienten! Rev Med Suisse Apr 5;2(60)925-8, 930-4; Swiss Med Wkly. 2013;143:w
16 Lyme Borreliose Krankheitsverlauf Stadium II (Frühe disseminierte Stadien) Wochen bis Monate nach Zeckenstich Zentrales Nervensystem: frühe Neuroborreliose Meningitis: Fieber, Kopfschmerzen, Meningismus Radikulitis: radikuläre Schmerzen, asymmetrische motorische Ausfälle, ev. sensorische Ausfälle Hirnnervenausfälle: v.a. Befall des N. facialis Gelenke: rheumatologische Beschwerden Meist Mono- oder asymmetrische Oligoarthritis V.a. Knie; Ellenbogen und oberes Sprunggelenk Schubweise, wenig schmerzhaft, grosser Erguss Rev Med Suisse Apr 5;2(60)925-8,
17 Lyme Borreliose Krankheitsverlauf Stadium III (spätes oder chronisches Stadium) Monate bis Jahre nach Zeckenstich Haut: Acrodermatitis chronica atrophicans Gerötete teigige Hautschwellung Atrophisches Stadium; Papierhaut Gelenke: chronische Lyme Arthritis Oligo- oder Monarthritis der grossen Gelenke Zentrales Nervensystem: chronische Neuroborreliose Progressive Enzephalomyelitis Chronische axonale Polyneuropathie Rev Med Suisse Apr 5;2(60)925-8,
18 Lyme Borreliose Häufigkeit, Therapie und Prävention Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken: ca. 5 % Chronische Erkrankungen bei Infizierten sind selten ( wenige Prozent ) Mit Antibiotika therapierbar, Persistenz der Symptome über längere Zeit trotz Elimination des Erregers möglich Keine Schutzimpfung verfügbar Rev Med Suisse Apr 5;2(60):935-6, ; Rev Med Suisse Apr 5;2(60)925-8, ; Swiss Med Wkly. 2013;143:w
19 Seltene durch Zecken übertragene Krankheiten Tularämie Humane Granulozytäre Anaplasmose Rickettsiose Neoehrlichose Babesiose 19
20 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Tularämie Definition Erreger: Francisella tularensis Zoonotische Erkrankung; Hasenpest Vorkommen und Verbreitung Gesamte nördliche Hemisphäre, unterschiedlich virulente Typen (A und B); Vermehrung in Tieren, Insekten, Spinnen Übertragung Zecken- oder Insektenstiche Kontakt mit kontaminierter Umgebung, infizierten Tieren Ungenügend erhitztes Fleisch infizierter Tiere Einatmen von Wasser und Staub (z.b. Heu, Erde)
21 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Tularämie Krankheitsverlauf beim Tier Fieber, Apathie, Atemnot, Appetitlosigkeit, Konjunktivitis, Verhaltensveränderungen, Tod durch Septikämie nach 1 2 Wochen Krankheitsverlauf beim Menschen Lymphknotenschwellung und lokale Geschwüre an der Eintrittsstelle, Fieber Abhängig von der Eintrittsstelle auch Lungenentzündung, Rachenentzündung, Abdominalschmerzen mit Erbrechen und Durchfall, Vergrösserung von Leber und Milz, Septikämie Letalität Typ B unbehandelt bei <1% Mit Antibiotika therapierbar
22 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten HGA Definition Erreger: Anaplasma phagocytophilum Humane granulozytäre Anaplasmose Vorkommen und Verbreitung Europa, Nordamerika; Vermehrung in Hirschen, Schafen, Mäusen und Zecken Ixodes ricinus in der Schweiz zu 1.5% infiziert Übertragung Zeckenstiche Manual of Clinical Microbiology, 10th Edition, Versalovic J. 2011;.Appl Environ Microbiol Jul;78(13):
23 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten HGA Krankheitsverlauf Meist asymptomatischer oder milder Verlauf Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit Selten Durchfall, Husten, Hautausschläge Selten schwere systemische Komplikationen Mit Antibiotika therapierbar Letalität: 0.5 1% Manual of Clinical Microbiology, 10th Edition, Versalovic J.; Epidemiologisches Bulletin RKI, Juni
24 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Rickettsiose Definition Erreger: verschiedene Rickettsia spp., Einteilung in Zeckenbissfieber- und Fleckfiebergruppe Fleckfieber Vorkommen und Verbreitung Weltweit in Arthropoden; verschiedene Spezies haben verschiedene Verbreitungsgebiete Ixodes ricinus in der Schweiz zu 10.2% infiziert (Zeckenbissfiebergruppe) Übertragung Zeckenstiche (Zeckenbissfiebergruppe) Läuse- oder Flohkot (Fleckfiebergruppe) Manual of Clinical Microbiology, 10th Edition, Versalovic J. 2011;.Appl Environ Microbiol Jul;78(13):
25 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Rickettsiose Krankheitsverlauf R. slovaca: TIBOLA; Lymphknotenschwellungen, Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, nekrotisierendes Ulcus; milde, selbstlimitierende Erkrankung R. helvetica: Pathogenitätspotenzial unklar, assoziiert mit Fieber, neurologischen und kardialen Beschwerden Therapie mit Antibiotika möglich Manual of Clinical Microbiology, 10th Edition, Versalovic J. 2011;.Appl Environ Microbiol Jul;78(13):
26 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Babesiose Definition Erreger: Babesia microti, B. divergens Malaria-ähnliche Erkrankung Wichtige Erkrankung bei Tieren Vorkommen und Verbreitung Weltweit; Vermehrung in Mäusen und Zecken Ixodes ricinus in der Schweiz zu 1.9% infiziert Übertragung Zecken Appl Environ Microbiol Jul;78(13):
27 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Babesiose Krankheitsverlauf Meist asymptomatisch Fieber, Schüttelfrost, Gelenkschmerzen, Anämie Schwere Verläufe bei Älteren und Immunsupprimierten möglich 27
28 Weitere durch Zecken übertragene Krankheiten Neoehrlichiose Definition Erreger: Ca. Neoehrlichia mikurensis Vorkommen und Verbreitung Neuauftretend, in Europa und China beschrieben Übertragung Zeckenstiche Krankheitsverlauf Fieber, Unwohlsein, Sepsis Kann tödlich verlaufen Mit Antibiotika therapierbar Clin Microbiol Jan;51(1):
29 Wie schützt man sich vor Zecken? Vor dem Spaziergang Lange Hosen und geschlossene Schuhe tragen Die Socken über die Hosen stülpen Helle, möglichst gut deckende Kleidung tragen, damit man die darauf herumkrabbelnden Zecken besser sieht Kleider, Schuhe und Körperteile, die in Berührung mit Gras und Gebüsch kommen, mit einem Anti-Zeckenspray besprühen Abbildung: 29
30 Wie schützt man sich vor Zecken? Während dem Spaziergang Auf möglichst breiten Wegen gehen und Berührungen mit Gras und Gebüsch vermeiden Von Zeit zu Zeit Kleidung und unbedeckte Haut kontrollieren, da sich die Zecken nicht sofort feststechen Nach dem Spaziergang Zu Hause den ganzen Körper absuchen, vor allem an den häufigsten Stichstellen. Die Körperkontrolle an den nächsten Tagen wiederholen 30
31 Zeckenstich was nun? Sofortmassnahmen Die Zecke so schnell wie möglich entfernen Die Zecke mit einer spitzen Pinzette so dicht wie möglich an der Haut fassen und durch geraden, gleichmässigen Zug herausziehen Die Stichstelle desinfizieren und in den nächsten Tagen beobachten (Entwicklung einer Hautrötung) Zeckenstich dokumentieren: Stichdatum und Stichort Arztkonsultation Kopf- oder Gelenkschmerzen Hautrötungen Grippeartige Beschwerden 31
32 Links für weitere Informationen NRZK Themen Krankheiten und Medizin Infektionskrankheiten Infektionskrankheiten A-Z Vielen Dank! 32
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