III. Berner Suchtkongress Mai 2015
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- Jan Dressler
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1 Motivierende Gesprächsführung (Motivational Interviewing= MI) in der Suchttherapie III. Berner Suchtkongress Mai 2015 Prof. Dr. phil. Franz Moggi, Executive MBA Leiter des Schwerpunktes Psychotherapie und des Klinisch Psychologischer Dienstes Fachpsychologe für Psychotherapie FSP Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern Können wir Menschen mit Suchtverhalten helfen? 2 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 1
2 Yes, we can. Motivational interviewing (MI) is a directive, client-centered counseling style for eliciting behavior change by helping clients to explore and resolve ambivalence. (Miller & Rollnick, 1995) 3 Ist MI wirksam? (Ist es wirksamer als was?) 4 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 2
3 Mesa Grande Systematische Analyse klinischer Versuche zur Behandlung von Störungen durch Alkoholkonsum (Miller & Willbourne, 2002) 361 kontrollierte Studien (KG, Placebo, alternative Behandlung; vergleichbare Gruppen; Gewichtung der Studienqualität; CES = cumulative evidence score) 5 Neue Indikationsbereiche (Lundahl & Burke, 2009; Lundahl et al., 2013; VanBuskirk & Loebach Wethrell, 2013; Knowles et al., 2013; Christie & Channon, 2013; Martins & McNeil, 2009) - Substanzgebundenes Suchtverhalten: Alkohol, Cannabis, Tabak - Gesundheitsverhalten: Essverhalten, Diäten, Kalorienzufuhr, Gemüse und Früchte, physische Aktivität, BMI, Diabetes Typ I und II, Dentalhygiene, sexuelles und anderes Risikoverhalten, Lebensqualität - Behandlungsadhärenz: Medikamente, medizinische Untersuchungen (z.b. Blutdruck, Puls, Cholesterin, HIV-Blutgehalt, Blutalkohol- oder Blutzuckerspiegel), funktionelle Unabhängigkeit nach Hirnschlag, Stillen - Verhaltensänderung: Zuversicht, Selbstwirksamkeit, Veränderungsbereitschaft, Engagement 6 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 3
4 Theoretische Grundlagen von MI (Auf welcher Motivationstheorie beruht MI?) 7 Transtheoretisches Veränderungsmodell (Prochaska et al., 1992; Miller & Rollnick, 1995) Aufgabe Abbruch Mentorin Entscheidung Trainer Umsetzung Sorgender Mitmensch Kein Problembewusstsein Ambivalenz Sokratische Lehrerin Beibehalten Weise Beraterin Rückfall in altes Verhaltensmuster 8 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 4
5 Wie funktioniert MI? (Was sind die Wirkmechanismen?) 9 Angenommene Wirkmechanismen von MI (Apodaca & Longabough, 2009; Miller & Rollnick, 2002) Verhalten von Therapeuten / Beratern MI-Spirit Empathie, Akzeptanz, Echtheit, Wärme MI-Konsistentes Verhalten Bekräftigen, reflektierendes Zuhören Spezifische Techniken Entscheidungswaage, personalisierte Rückmeldung Verhalten des Patienten / Klienten Erfahrung von Diskrepanz Real- vs. Idealbild, Unbehagen Veränderungsabsicht / «Change Talk» Verpflichtung zur Verhaltensänderung, Veränderungsplan Bereitschaft zur Veränderung Phase der Verhaltensänderung, Veränderungszuversicht Engagement / Involviertsein Kooperation, Engagement, Selbstöffnung MI-inkonsistentes Verhalten Konfrontieren, Anweisen, Warnen Widerstand Veränderungswiderstand, Konsumwunsch 10 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 5
6 Warum wirkt MI? (Was an MI ist wirksam?) 11 Mittlere Effektstärken im «Kausalmodell» (Apodaca & Longabough, 2009) Von 152 Studien 19 eingeschlossen, davon 15 Studien mit Effektstärken (r) r = r.10 = kleiner Effekt, r.30 = mittlerer Effekt, r.50 = grosser Effekt 12 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 6
7 Empirische Ergebnisse (Apodaca & Longabough, 2009) - MI > keine Behandlung/Placebo (kleiner bis mittlerer Effekt) - MET (= MI + persönliches Feedback + Veränderungsplan) = Wirksamkeit wie eine aktive Behandlung - Therapeutenverhalten Patientenverhalten - Positive Korrelation: - Klient: - Diskrepanzerfahrungen (Real- vs. Idealselbst) - Veränderungsabsicht («change talk») - Therapeut: - Entscheidungsmatrix (Vor-und Nachteile abwägen) - Negative Korrelation: - Therapeut MI-inkonsistentes Verhalten 13 Wie geht es weiter? (Was sollte erforscht werden?) 14 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 7
8 Wie geht es weiter? (I) (Lundahl & Burke, 2009; Lundahl et al., 2013; VanBuskirk & Loebach Wethrell, 2013; Martins & McNeil, 2009) - Sucht- Gesundheits- und Risikoverhalten? - Anhaltende Effekte bis 6 Monate: länger? - Mehr u./o. längere MI-Sitzungen bessere Ergebnisse: obere Grenze? - Telefonisches MI ist wirksam: , chat, sms? - Psychotherapeuten erfolgreich: Erfahrene Laien? - MI benötigt weniger Zeit als andere wirksame Behandlungen: Effizienzsteigerung noch möglich? - MI ein allgemeiner Wirkfaktor in der Psychotherapie? 15 Wie geht es weiter? (II) (Lundahl & Burke, 2009; Lundahl et al., 2013; VanBuskirk & Loebach Wethrell, 2013; Purath et al. 2014; Martins & McNeil, 2009; de Roten et al., 2013) Einzelergebnisse: Störungen durch Substanzkonsum (z.b. andere Störungen oder schwere Komorbiditäten)? beide Geschlechter: eher bei Männern? jedes Alter: 60+? verschiedene Berufsgruppen: andere als Gesundheitsexperten? Trainieren vs. Lernmaterialen: optimale Schulung? Supervision nötig? Replikationen! Phase der Konsolidierung und Differenzierung 16 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 8
9 Motivation im Rahmen einer Suchttheorie (West, 2006) - Abhängigkeit ist (k)eine Wahl! - Rational-informiert - Motivations- und Entscheidungstheorien - Impulskontrolle - Kontrollverlust und Toleranzsteigerung - Persönlichkeitsmerkmale - Biologie und Lernen - Veränderungen im Dopaminsystem - Reiz-Reaktivität & Craving - Suchtgedächtnis 17 Take home message What about the clinical significance? Overall, patients receiving MI had one and half times the chance of improving on a wide variety of health measures compared to control groups. The take home point is: No matter what your professional training or where you work, if you can devote a small amount of extra time with your patients to build relationship and evoke change talk, you can expect 10 15% ( ) additional improvement across a wide variety of behaviors and medical outcomes. Lundahl et al., 2013, Seite Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 9
10 Kursangebot und Literatur Zertifikatslehrgang in Motivational Interviewing April Miller, W.R. (1983). Motivational interviewing with problem drinkers. Behavioral Psychotherapy, 11, Miller, W.R. & Rollnick, S. (1991). Preparing people to change addictive behavior. New York: The Guilford Press. Miller, W.R. & Rollnick, S. (2002). Motivational interviewing: Preparing people for change. New York: The Guilford Press. Miller, W.R. & Rollnick, S. (2012). Motivational interviewing: Helping people change. (3 rd ed.). New York: The Guilford Press. 19 Prof. Dr. Franz Moggi, EMBA 10
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