Studienaufenthalt im Ausland

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1 Studienaufenthalt im Ausland Erfahrungsbericht Name der Universität: Aalto University Espoo/Helsinki Land: Finnland Zeitraum/Jahr des Auslandaufenthaltes: Wintersemester 2013/14 Partneruniversität: Ja / Nein 1. Allgemeines: Informationen zum Land, zur Stadt und zur Universität Der Haupt-Campus der Aalto University befindet sich auf der Otaniemi-Halbinsel ca. 7 km nordwestlich von Helsinkis Innenstadt. Helsinki bildet mit den Städten Espoo (im Westen) und Vantaa (im Norden) eine Metropolregion, wobei die Übergänge sehr fließend sind. Deshalb kann es etwas verwirrend sein, dass als Standort der Universität Espoo angegeben wird, obwohl der Campus näher an Helsinki selbst liegt. Zur Uni: Die Aalto University entstand erst vor ein paar Jahren aus dem Zusammenschluss der Technischen Universität Helsinki und einiger anderer Fakultäten. Dementsprechend sind viele Gebäude auf dem Campus in Otaniemi noch sehr neu bzw. befinden sich sogar erst im Bau. Die Ausstattung der Uni kann sich ebenfalls sehen lassen: Alles ist auf dem neusten Stand und hochmodern. Computer gibt es überall auf dem Campus im Überschuss und drucken ist grundsätzlich kostenlos. In einigen der neueren Gebäude kommt man sich am Anfang sogar vor wie in den Google Headquarters. Da man die Studenten ermutigen möchte innovativ zu sein, gibt es außerdem etliche Werkstätten, Räumlichkeiten und Anlagen (3D-Drucker für Studenten) zur freien Verfügung der Studenten. Besonders erwehnenswert ist an dieser Stelle die Design Factory (perfekt zum Austausch mit anderen Studenten, zum Kochen, zum Kreativsein oder Lernen), die Start-Up Sauna (nicht wirklich eine Sauna) und das Open Innovation House. Der Vorlesungsbetrieb ist grundsätzlich wesentlich verschulter als in Darmstadt. So kommt es selten vor, dass mehr als 100 Leute dieselbe Vorlesung besuchen und dafür umso öfter, dass Professoren die Namen sämtlicher Studenten kennen. Die meisten Fächer sind sehr vielseitig gestaltet: Gastvorlesungen gibt es mindestens genauso häufig wie reguläre, Präsentationen von Gruppenarbeiten gibt es fast wöchentlich und auch Diskussionen zwischen Professoren (die grundsätzlich geduzt werden) und Studenten sind die Regel. Die Professoren nehmen sich sehr viel Zeit für ihre Studenten und so kann es auch mal vorkommen, dass man bei einem Anliegen von

2 Professoren auf ein Kaffee im Büro eingeladen wird. Die Unterrichtssprache ist in den meisten fortgeschrittenen Fächern ist Englisch, aber selbst wenn das Fach auf Finnisch gelesen wird, lassen sich die Dozenten bei ausreichend vielen Austauschstudenten gerne auf Kompromisse ein. Klausuren können unabhängig davon grundsätzlich auf Englisch, Finnisch oder Schwedisch (Finnland ist offiziell zweisprachig) verfasst werden. Zur Stadt: Helsinki ist mit nur Einwohnern eine eher kleinere Hauptstadt. Trotzdem gibt es eine Menge Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten. Der Hauptteil der Stadt befindet sich auf einer Halbinsel und so ist die Stadt eine tolle Kombination aus verschiedenen kleinen und großen Häfen, sowie historischen und modernen Gebäuden. Einkaufsmöglichkeiten gibt es aufgrund der zahlreichen Shopping-Malls im gesamten Stadtgebiet auch zur Genüge. Auch der Transport innerhalb der gesamten Metropolregion funktioniert hervorragend (die Stadt gewinnt regelmäßig Preise für den ÖPNV), weshalb man auf sein Fahrrad oder Auto sehr gut verzichten kann. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings, dass Busse und Züge meistens überpünktlich abfahren, weil Finnen es hassen zu spät zu sein. Zum Land: Finnland besitzt eine wunderschöne Natur und ist vor allem für seine fast Seen bekannt. Nur knapp 30 Minuten von Helsinki entfernt befindet sich der Nuuksio Nationalpark, der bei Studenten besonders für Hütten-Wochenenden beliebt ist. Neben einem Aufenthalt in einem der etlichen Nationalparks ist außerdem ein Ausflug zum Schärenmeer bei Turku oder auf die Aland-Inseln zwischen Finnland und Schweden empfehlenswert. Ein absolutes Muss ist natürlich auch, an einem der beliebten Studenten-Trips nach Lapland teilzunehmen. Die meist 6-tägigen Trips werden vom Studentenwerk in Zusammenarbeit mit dem Erasmus Student Network organisiert, kosten um die 450 und führen einen in den Hohen Norden Finnlands (meist ca. 200 km nördlich vom Polarkreis). 2. Vorbereitungsempfehlung: Visum, Flug, Versicherung, Arztbesuche, Wohnung, Unterhaltskosten Da Finnland ein EU-Land ist, ist der Vorbereitungsaufwand nicht sehr hoch. Ein Visum braucht man nicht, jedoch muss man sich, wenn man sich für mehr als 3 Monate ununterbrochen in Finnland aufhalten möchte, gegen eine geringe Gebühr bei der Polizeiverwaltung registrieren. Die Anreise sollte man frühzeitig planen und buchen, um die Kosten möglichst gering zu halten. Direktlüge mit Finnair oder Lufthansa gibt es schon ab 150, jedoch haben Flüge generell den Nachteil, dass man nicht besonders viel Gepäck mitnehmen kann. Deswegen habe ich mich mit 4 anderen angehenden Austauschstudenten aus Darmstadt zusammengetan, um mit zwei Autos nach Helsinki zu fahren. Das hat neben der spektakulären Reise durch halb Skandinavien auch den Vorteil, dass man in Finnland sehr

3 flexibel ist und auch mal spontan in die Nationalparks Südfinnlands oder in eines der vielen kleinen Skigebiete fahren kann. Um eine Wohnung bzw. ein WG-Zimmer sollte man sich möglichst rechtzeitig kümmern. Für Studentenzimmer gibt es zwei Organisationen: HOAS und AYY (Studentenwerk der Aalto University). Bei AYY gilt das First-come-first-serve-Prinzip, deshalb sollte man sich möglichst direkt am Tag der Bewerbungsfreischaltung bewerben. Wenn man dann Glück hat, wird man mit einem günstigen Zimmer direkt auf dem Campus in Otaniemi belohnt. Aber auch HOAS versucht meistens zu berücksichtigen, dass die Wohnung möglichst nahe am Campus ist. Leider klappt das nicht immer und so kann es einem passieren, dass man in einem der ca. 20 Wohnheimstandorte, die quer über das Einzugsgebiet von Helsinki verteilt sind, landet. Ich kann auf jeden Fall nur empfehlen, sich bei HOAS UND AYY zu bewerben, denn wer am Ende ohne Zimmer da steht muss sich auf dem privaten Wohnungsmarkt etwas suchen und das bedeutet dann meistens eine Miete von 500 aufwärts. Die Vergabe der Zimmer erfolgt erst recht kurz vor Semesterbeginn. Wenn man also bis ca. einen Monat vorher noch nichts bekommen hat, ist das ganz normal und kein Grund zur Sorge. Wendet euch im Zweifel einfach an euren Studienbetreuer in Helsinki. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Unterhaltskosten in Finnland sehr hoch sind. Die meisten Lebensmittel sind ca. 50 % teurer als in Deutschland und auch Kleidung, Freizeitangebote, etc. sind etwas teurer. Die Miete hängt sehr davon ab, ob man bei HOAS oder AYY unterkommt. Die Mieten für ein HOAS-Zimmer liegt bei knapp 400 und die für ein AYY-Zimmer (meistens unmöbliert) bei knapp 300. Insgesamt lassen sich die monatlichen Zusatzausgaben allerdings recht gut mit dem Geld des Erasmus-Stipendiums decken. 3. Studienorganisation an der Universität: Kurswahl, anerkannte Prüfungen, sonstiges Während der Einführungswoche erhält man eine Einführung in alle wichtigen Webservices der Uni. Grundsätzlich sind vor allem die Webseiten Weboodi und Noppa wichtig. Weboodi ist mit TuCan vergleichbar und dient zur Verwaltung der Kurs- und Prüfungsanmeldungen sowie der Noten. In Noppa (mit Moodle vergleichbar) erhält man die meisten Unterlagen (Skripte, Übungen, usw.), die man für die Veranstaltungen benötigt und außerdem dient es als Vorlesungsverzeichnis. Kurswahl: Bei der Kurswahl sind zwei Dinge zu beachten: 1) Austauschstudenten, die an der School of Science eingeschrieben sind, können keine Kurse der School of Business belegen

4 2) Man sollte genau darauf achten, ob ein Kurs den man belegen will, auch im entsprechenden Semester gelesen wird (viele der für WI-MB relevanten Kurse werden nur im Sommersemester gelesen) Ich selber habe die folgenden Kurse belegt: -Production Planning and Control -Design of Production Systems -Internal Combustion Engine Technology -Opportunity Prototyping (hieß vorher New Venture Development) -Advanced Project-based Management Mögliche Voranerkennungsmöglichkeiten können aus der Tabelle im Downloadbereich des FB 1 entnommen werden. Die meisten Kurse haben eine Laufzeit von einem halben Semester, sodass der Stundenplan in der Regel nicht zu vollgepackt ist und auch die Prüfungen nicht alle im selben Zeitraum anfallen. Bei den Prüfungen hat man normalerweise volle 3 Stunden Zeit, da die Finnen nicht allzu viel von Zeitdruck halten. Oftmals ist es auch so, dass die Prüfung nur zu % in die Endnote eingeht und der Rest der Leistung durch bewertete Hausaufgaben oder Präsentationen während dem Semester erbracht wird. Sprachkenntnis Nachweis: Ja / Nein Uniformpflicht: Ja / Nein Unterrichtssprache: Englisch Anwesenheitspflicht: Ja / Nein Semesterbeginn: Anfang September Semesterende: Silvester 4. Leben und Freizeit: Studentenleben, Nachtleben, Land, Leute, Klima, Essen, Sport, Reisen Das finnische Studentenleben ist grundsätzlich sehr traditionell (wenn auch auf moderne Weise). Geprägt wird es vor allem von den Guilds, die eine Mischung zwischen Fachschaft und Hochschulgruppe, jedoch mit wesentlich stärkerer sozialer Bindung, sind. Jede Studienrichtung hat eine eigene Guild, die sich um Belange der Studenten kümmert und Partys und Exkursionen organisiert. Das Zugehörigkeitsgefühl der Studenten zu ihrer Guild ist sehr groß und die Gemeinschaft entsprechend stark. Gerade für Austauschstudenten ist es ideal der Guild beizutreten (kostet 8, dafür ist Kaffee umsonst), da man auf diese Weise schnell Kontakte zu anderen Studenten seines Studiengangs findet und unkompliziert Hilfe bei der Organisation des Studiums erhält. Jede Guild hat außerdem einen Guild-Room, indem sich die Studenten rund um die Uhr bei Billiard, im Fitnessraum, an der X-Box oder natürlich beim Lernen die Zeit vertreiben. Neben den Studenten aus der Guild hat man natürlich sehr viel mit den anderen Erasmus- Studenten zu tun.

5 Das Erasmus Student Network organisiert Partys, Sauna-Abende, Ausflüge und Kurztrips. Besonders der Stockholm-Trip mit der Fähre und der Lappland-Trip sind ein absolutes Muss. Das Nachtleben in Helsinki ist sehr vielseitig. In der Innenstadt zwischen Bahnhof und Hafen gibt es etliche Bars und Clubs, sodass mit Sicherheit für jeden etwas dabei ist. Dabei sollte man aber beachten, dass Bars und Clubs spätestens um 4 schließen. Für Studenten gibt es außerdem so gut wie jede Woche Partys in einem der vielen Gebäude auf dem Campus (besonders Partys in der Seesauna sind empfehlenswert). Das Klima in Helsinki ist ziemlich rau, was besonders im Herbst etwas lästig sein kann. In der Regel wird man dafür aber im Winter mit jede Menge Schnee belohnt und kann dann sogar in einem der vielen kleinen Skigebiete (sind wirklich sehr klein) in Südfinnland Skifahren oder Boarden (meistens gibt es Studentenrabatt). Zu empfehlen ist auch die 3-tägige Skifreizeit des Skiclubs der Uni (Skipoli) Ende November. Was Sport betrifft bekommt man an der Uni fast alles geboten. Als Mitglied des Unisportzentrums (ca. 12 im Monat) kann man an 3 Standorten in Helsinki das Fitnessstudio nutzen und an sämtlichen Sportkursen und Sportarten teilnehmen. Sportfans sollten sich außerdem auf gar keinen Fall ein Eishockey-Spiel von Helsinki Jokerit in der Hartwall-Arena entgehen lassen. Besonders das Derby zwischen den beiden Teams aus Helsinki (Jokerit und HIFK) ist sehr empfehlenswert. 5. Warum man dort studieren sollte (Fazit): Wer gerne mal etwas Abwechslung vom Darmstädter Unialltag erleben möchte, um an einer topmodernen Uni zu studieren und ein tolles Land mit atemberaubender Natur zu erleben, dem kann ich die Aalto University wärmstens empfehlen. Bis auf die gewöhnungsbedürftig kurzen Wintertage würde ich das Auslandssemester in Helsinki als durchweg positive Erfahrung bezeichnen. Natürlich sieht es im Lebenslauf gut aus aber abgesehen davon bietet das Auslandssemester auch die Möglichkeit an einem sehr abwechslungsreichen Studentenleben teilzunehmen, viele aufregende neue Dinge zu erleben und internationale Freundschaften zu knüpfen. 6. Weitere Anmerkungen und wichtige Links: Wenn ihr eine Frage habt, könnt ihr mich gerne unter michael-hammer@gmx.net kontaktieren. Hier noch ein paar nützliche Links: