Qualifizierte Migrant(inn)en in der deutschen Wirtschaft - Vielfalt macht erfolgreich
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- Dorothea Winter
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1 Qualifizierte Migrant(inn)en in der deutschen Wirtschaft - Vielfalt macht erfolgreich TALENTUM - Tagung für Berufsorientierung "Weitreichende Kompetenzen - Auszubildende aus aller Welt, Berlin, Prof. Dr. Swetlana Franken Leiterin des Forschungsprojektes IMAGE, FH Bielefeld
2 Agenda Zahlen und Fakten zu qualifizierten Migrant(inn)en in Deutschland Projekt IMAGE: Ziele und Ergebnisse Handlungsbedarf und Empfehlungen 2
3 Deutschland als Zuwanderungsland (Statistisches Bundesamt 2015) Im Jahr 2014 hatten rund 16,4 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund, was einem Anteil von 20,3 Prozent an der Gesamtbevölkerung und einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 3 Prozent entsprach. Die Zugewanderten kommen aus mehr als 100 verschiedener Länder und sind sehr heterogen. Zwischen 2011 und 2014 ist die Zahl der Zuwanderer von Jahr zu Jahr angestiegen, besonders deutlich war der Zuwachs bei Zuwanderern aus der Europäischen Union, China und Syrien. Die aktuelle Zuwanderung von Flüchtlingen macht die Problematik besonders aktuell, setzt neue Akzente und verändert den Blick auf die bereits seit Längerem in Deutschland ansässigen Migrantinnen und Migranten. 3
4 Berufsabschlüsse von Migrant(inn)en (Statistisches Bundesamt 2016) Von insgesamt 16,4 Mio. haben 6,8 Mio. Zugewanderte einen berufsqualifizierenden Abschluss. 1,8 Mio. Migrant(inn)en sind Akademiker (Bachelor-, Masteroder Diplomabschluss). 113 Tsd. sind promoviert. Die Qualifikationen der Zugewanderten variieren je nach Herkunftsland, sind jedoch durchschnittlich gut. 4
5 Studierende mit Migrationshintergrund (Statistisches Bundesamt 2016) Auch die Studierenden bzw. Hochschulabsolvent(inn)en mit Migrationshintergrund sind eine sehr heterogene Gruppe mit vielfältigen Bildungsbiographien und Zuwanderungsgeschichten. Laut Mikrozensus 2014 haben rund ein Viertel aller Studierenden einen Migrationshintergrund Bildungsausländer und -inländer. Unter den Bildungsinländern bilden die türkischstämmigen Studierenden die größte Gruppe. Qualifikation und spezifische Kompetenzen von Migrant(inn)en sind für die deutsche Wissensgesellschaft, insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels, von besonderer Bedeutung. 5
6 Beschäftigung von qualifizierten Migrant(inn)en (Höhne/Schulze Buschoff 2015, Statistisches Bundesamt 2016) Mit Blick auf die Gruppe der Hochschulabsolvent(inn)en mit Migrationshintergrund kann festgestellt werden, dass die Erwerbslosenquote auch unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Qualifikationsstruktur deutlich höher ausfällt (Höhne/Schulze Buschoff 2015). Während die Erwerbslosenquote der Hochschulabsolvent(inn)en mit Migrationsgrund 6 Prozent beträgt, liegt sie bei den Graduierten ohne Migrationshintergrund mit 2 Prozent deutlich darunter (Statistisches Bundesamt 2016). Die wertvollen Potenziale werden nicht ausgeschöpft. 6
7 Forschungsprojekte Migrantinnen in Führungspositionen und IMAGE Forschungsprojekt Migrantinnen in Führungspositionen ( ) hat in breitangelegten Studien und Interviews Barrieren und Erfolgsfaktoren für den Aufstieg von qualifizierten Migrantinnen untersucht. Forschungsprojekt IMAGE Inklusion von Migrantinnen für mehr Anerkennung, Gleichberechtigung und Effizienz wurde am gestartet mit dem Ziel, eine breitere Inklusion von qualifizierten Migrantinnen in die Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Ergebnisse, Informationen, Berichte, Videos s. Website ein Fachbuch ist zurzeit in Vorbereitung. 7
8 Forschungsergebnisse im Überblick 1. Erfolgsfaktoren für den Aufstieg und Karriere von Migrantinnen und Migranten 2. Mehrwert einer breiteren Teilhabe von Zugewanderten in Unternehmen, Organisationen und Selbstständigkeit
9 Erfolgsfaktor 1: Qualifikation (Franken/Christoph 2014) Der Großteil von Problemen der Zugewanderten am Arbeitsmarkt beruht auf Qualifikationsdefiziten: Personen mit Migrationshintergrund erlangen im Durchschnitt deutlich niedrigere Bildungsabschlüsse als die einheimische Bevölkerung, die im Ausland erworbenen Qualifikationen werden in Deutschland nicht immer (voll) anerkannt. Mit dem Anerkennungsgesetzt 2012 wurde die Anerkennung erleichtert. Bildquelle: 9
10 Erwerbslosenquoten hängen von dem Berufsabschluss ab Gesamt Hochschulabschluss beruflicher Abschluss Ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss Personen mit Migrationshintergrund gesamt Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland geboren Personen ohne Migrationshintergrund Qualifikationsspezifische Erwerbslosenquoten im Jahr 2014 (in Prozent); Quelle: Mikrozensus 2014 (Sonderauswertung) (Mohajeri, Schön, Westenberg 2016) 10
11 Erfolgsfaktor 2: gute Deutschkenntnisse (DIW 2014) Dass gute Deutschkenntnisse besonders wichtig sind, um eine gute Arbeitsstelle zu finden und gut zu verdienen, hat eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) herausgefunden. Basierend auf einer Befragung von 5000 Zugewanderten, stellten die Wissenschaftler fest, dass der monatliche Nettolohn von Personen, die sehr gut Deutsch sprechen, fast 22 Prozent über dem Lohn von Personen liegt, die nur schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen. Wer besser Deutsch spricht, hat größere Chancen, entsprechend der beruflichen Qualifikation beschäftigt zu werden. 11
12 Erfolgsfaktor 3: Netzwerke Persönliche Kontakte und Netzwerke können eine erfolgreiche Arbeitsmarktpartizipation von Zugewanderten positiv beeinflussen. Personen, die nicht durch Kontakte angesprochen werden und nicht in Netzwerken vertreten sind, haben Nachteile bei der Rekrutierung. Bildquelle:
13 Erfolgsfaktor 4: Persönliche und soziale Kompetenzen (Franken/Christoph 2014) Persönliche Kompetenzen wie Aufgeschlossenheit, Flexibilität und Disziplin spielen für die berufliche Karriere eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sind für den beruflichen Erfolg soziale Kompetenzen wie Engagement, Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft bedeutend. Bildquelle:
14 Erfolgsfaktor 5: Nicht aufgeben kämpfen! Erfolgsgeschichten von Migrantinnen und Migranten zeigen, dass Mut und Beharrlichkeit zum Erfolg führen können. Diejenigen, die sich nicht mit einem Job unter ihrer Qualifikation zufrieden geben, sondern um die Anerkennung ihrer Abschlüsse kämpfen, ihre Fähigkeiten durch Arbeitsproben oder Fachgespräche unter Beweis stellen und bei Bedarf eine Nachqualifizierung oder Weiterbildung absolvieren, erreichen ihre beruflichen und privaten Ziele. Bildquelle:
15 Qualifizierte Migrant(inn)en als Vorteil für Unternehmen Durch die Beschäftigung von qualifizierten Migrant(inn)en können Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Man rechnet mit Synergieeffekten in gemischten Teams. Das Image des Unternehmens wird dadurch verbessert, auch für potenzielle Bewerber(innen). Die Motivation in der Belegschaft wird gesteigert. Internationale Aktivitäten, z.b. die Erschließung neuer internationaler Märkte, werden unterstützt. Als Ergebnis verbessern sich wirtschaftliche Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Marktanteile.
16 Mehrwert durch qualifizierte Migrant(inn)en in der Wissenschaft Internationale Kontakte und Netzwerke. Mobilität und Bereitschaft zum Ortswechsel ( Entwurzelung ). Frühe und langfristige Motivation, Pflichtbewusstsein. Macher-Mentalität, Risikobereitschaft, Offenheit für das Neue. Vorbildfunktion für Mitarbeiter/innen und Studierende. 16
17 Qualifizierte Migrant(inn)en als Selbstständige Migrant(inn)en gründen oft in spezifischen Bereichen für internationale Märkte, interkulturelle Kunden. Befassen sich häufig mit Ethnomarketing. Zeichnen sich durch eine sehr hohe Motivation und Beharrlichkeit aus. Migrant(inn)en sind oft risikofreudig und misserfolgsresistent. Sie schaffen Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze, oft auch für Migrant(inn)en. 17
18 Fazit und Ausblick Die Potenziale von qualifizierten Migrant(inn)en sind insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels besonders wertvoll. Allerdings werden diese Potenziale noch nicht ausreichend genutzt. Kulturelle Vielfalt bringt positive wirtschaftliche und soziale Effekte und ist ein Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und Organisationen. Berufliche Qualifikationen, gute Deutschkenntnisse, Netzwerke, persönliche und soziale Kompetenzen, Mut und Beharrlichkeit sind entscheidende Voraussetzungen für berufliche Karrieren von Migrantinnen und Migranten. 18
19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt und weitere Informationen: Prof. Dr. Swetlana Franken 19
20 Zitierte Quellen 1. Franken, S.; Christoph, O. (2014): Erfolgsfaktoren und Barrieren für karriereorientierte Migrantinnen. Abschlussbericht des BMBF-geförderten Forschungsprojektes Migrantinnen in Führungspositionen: Erfolgsfaktoren auf dem Weg an die Spitze. /uploads/files/pdf/abschlussbericht.pdf 2. Höhne, J.; Schulze Buschoff, K. (2015). Die Arbeitsmarktintegration von Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Ein Überblick nach Herkunftsländern und Generationen. In: WSI Mitteilungen 5/2015, S Mohajeri, S.; Schön, S.; Westenberg, D. (2016). Chancen und Probleme von hochqualifizierten Migrant*innen in KMU Ergebnisse des Forschungsprojektes WelKMU. 4. Statistisches Bundesamt (2015). Zahl der Zuwanderer in Deutschland so hoch wie noch nie. Pressemitteilung Nr. 277 vom Presse/Pressemitteilungen/ 2015/08/PD15_277_122.html ( ) 5. Statistisches Bundesamt (2016). Bevölkerung mit Migrationshintergrund Ergebnisse des Mikrozensus 2014, Sonderauswertung, Wiesbaden. 20
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