Qualitätsanforderungen an ambulant betreute Wohngemeinschaften für demenzerkrankte Menschen
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- Lucas Lehmann
- vor 7 Jahren
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1 Qualitätsanforderungen an ambulant betreute Wohngemeinschaften für demenzerkrankte Menschen Thomas Risse KCR GmbH Munscheidstr.14, Gelsenkirchen
2 Überblick 1. Dimensionen von Qualität in WG: Grundlegende Konstruktionsmerkmale Wohnliche Anforderungen Qualität des Betreuungsteams Verfahren der Qualitätssicherung Fragen der Finanzierung 2. Anforderungen an Pflegedienste 3. Nicht zuletzt: Knackpunkte 4. Eine neue Kultur leben... 2
3 Dimension 1: Grund-Konstruktion Mieter bestimmen über die WG indirekt direkt Pflegerische Aufgaben Wohngemeinschaft Koordination intern/extern Betreuungs - aufgaben Mieter bzw. Angehörigenversammlung Verein als Zwischenmieter Pflege und Betreuung frei wählbar Externe Dienstleister haben Gaststatus Anbieter von Wohnraum und Pflege/Betreuung rechtlich nicht verbunden Nicht mehr als 12 Mieter in einer WG Rund-Um-Die-Uhr-Betreuung Einzelzimmer für jeden Mieter 3
4 Weitere Kriterien: Recht auf Mitbestimmung beim Zuzug neuer Bewohner für die Wohngemeinschaft Möglichkeit des Probewohnens Die Gewährleistung der Pflege bis zum Lebensende Quartiersbezug der Wohngemeinschaft (= normale Nachbarschaft und eine erreichbare vielfältige Infrastruktur) 4
5 Dimension 2: Gebäude Wohnung - Umfeld Balance(akt) zwischen Wohnlichkeit und Funktionalität Den Wohnstil schaffen die Mieter selbst! Generell: Barrierefreiheit nach DIN Wohnraumgestaltung auf Bedürfnisse der Menschen mit Demenz abstimmen Herzstück: gemeinsamer Wohn- und/oder Kochbereich Streitpunkt: Bad/WC in Mieterzimmern?! 5
6 Dimension 2: Gebäude Wohnung - Umfeld Mieterzimmer: qm 2 Bäder/ WC 6-9 qm WZ: qm Freisitz; Garten; Terrasse Wirtschaftsraum 6 qm 6
7 Dimension 3: Pflege & Betreuung Doppelbesetzung (Präsenz von zwei Mitarbeitern) tagsüber (bis ca Uhr) Orientierung der Tagesabläufe an den Gewohnheiten und dem Rhythmus der Mieter Maximale Beteiligung der Mieter an alltäglichen Verrichtungen Unterstützung von persönlichkeitsstabilisierenden Ritualen (Kleidung, Umgangsform, Ess- und Trinkgewohnheiten etc.) Regelmäßige Abstimmung der Pflege mit Angehörigen/ gesetzlichen Betreuern der Mieter Die Mitarbeiter des beteiligten Pflegedienstes sollten ein Repertoire an unterhaltenden, Aktivitäts- und mobilitätsfördernden Maßnahmen vorhalten Minimierung von Psychopharmaka-Einsatz Enge Kooperation mit Haus- und Fachärzten, Einbeziehung von therapeutischen Berufen und anderen Partnern Erweiterung der Kompetenzen und die Erhaltung von Fähigkeiten sowie Gewährung von Mobilität und Orientierung Grundsatz: selbstständiges und natürliches Leben ermöglichen 7
8 Gütekriterien Betreuungsqualität - (Überfachliche) Qualitäten der Mitarbeiter - Lässt körperliche Nähe zu Sozial-Kommunikative Kompetenz Fach- und Methodenkompetenz Fördert das produktive Miteinander Tritt in die Fußstapfen der Mieter Akzeptiert Vorgaben der WG Bindet Mieter und Angehörige ein Interessiert sich für die Mieter Verfügt über Wissen zum Krankheitsbild Demenz Bringt sich reflektierend in Fallbesprechungen ein Schätzt Ressourcen realistisch ein Kann organisieren Gewinnt schwierigen Situationen auch eine komische Seite ab Personale Kompetenz Aktivitäts- und Handlungskompetenz Räumt Fehler ein Kann mit Stress umgehen Packt an 8
9 Dimension 4: Interne & Externe QS Qualitätsauflagen aus gesetzlichen Vorgaben (PflegeV, KV) Externe QS Pflegekonzept Pflegeschwerpunkte indirekt direkt Pflegerische Aufgaben Wohngemeinschaft Koordination intern/extern Betreuungs - aufgaben Eigene Qualitätsauflagen z.b. aus... Externe QS Qualitätsleitfaden Beteiligung an systematischem Austausch Pflegestandards Mieter/Angehörigenversammlung Befragungen Pflegedokumentation Pflegevisite WG-Moderator (u.a. für den Konfliktfall) Externe Begleitung der Teams Qualitätsbericht Fort- und Weiterbildung 9
10 Dimension 4: Praxisbeispiel zu Aktivitäten zur Sicherung der Qualität für die Mieter Regelmäßige WG-übergreifende Besprechungen des gesamten Teams (wöchentliche, moderierte Quickbesprechungen ) Regelmäßige Fallbesprechungen (Betreuungssituation wird in der Zusammenschau mit anderen Akteuren reflektiert und über Maßnahmen beraten) Fort- und Weiterbildungen speziell im Bereich Palliativpflege Jährliche Qualitätsüberprüfung: Gezielte Auswertung und Diskussion von Befragungen Check der Charta pflege- und hilfsbedürftiger Menschen Jährlicher Qualitätsbericht (entlang der Ergebniskriterien der EFQM) Teilnahme am Forum Wohngemeinschaften Demenz der Stadt Gelsenkirchen (6 x /Jahr) U.a. Abgleich mit den Bundeskriterien Ambulant Betreute Wohngemeinschaften und den Qualitätskriterien der Niedersächsischen Fachstelle für Wohnberatung Teilnahme (nach Einladung) an Versammlungen der Angehörigen bzw. der Gesellschaft für Demenzkrankenhilfe e.v. (GfD) Aktive Mitgliedschaft im Landesverband Wohnen in Gemeinschaft (WiG e.v.) 10
11 Qualitätsbericht: Erfolgsfaktoren einer WG 1. Wie erleben die Mieter und Angehörigen die WG? ( Kundenperspektive ) 2. Wie sehen die Mitarbeiter die WG? ( Mitarbeiterperspektive ) 3. Was bedeutet die WG für das Umfeld? ( Gesellschaftsbezogene Perspektive ) 4. Welche Ergebnisse, mit Blick auf zentrale Abläufe und auf allgemeine betriebswirtschaftliche Aspekte, hat die WG erzielt? ( Prozess- und Finanzperspektive ) 11
12 Prozessbezogene Indikatoren Medizinische Indikatoren: Medikamentengaben, sofern diese in Verbindung mit der dementiellen Erkrankung stehen Zahl und Dauer der Krankenhausaufenthalte Ernährung über Sonden (PEG - Perkutane Endoskopische Gastrostomie) Anlegen von Dauerkathedern 12
13 Prozessbezogene Indikatoren [2] Psychosoziale Indikatoren: Verhaltensveränderungen: psychische Verfassung, Aktivitäten und körperliche Mobilität Anzahl von Wegläufer und Läufern innerhalb der WG Zahl der Menschen, die Schreien oder sich anders lautstark äußern Beobachtung von Rückzugstendenzen der Mieter (z.b. regelmäßige Teilnahme aller Mieter an den Mahlzeiten) Wechsel in andere Betreuungsformen Kritische Situationen wie etwa Stürze oder Freiheitsbeschränkende Maßnahmen 13
14 Dimension 5: Wirtschaftlichkeit Sind für die Mieter alle Kosten transparent? Erkennen Kostenträger die eigene Häuslichkeit an? Welcher Bedarfe werden anerkannt und ggf. vom Sozialhilfeträger übernommen? Wie werden Einnahmeausfälle kompensiert? Können Eigenleistungen eingebracht werden? 14
15 Anforderungen an Pflegedienste... Die eigene organisatorische Leistungsfähigkeit richtig einschätzen (Als) Kooperationspartner überzeugen können Die Rolle als Gast in der WG nach der Anschubphase ernsthaft einnehmen und laufend überprüfen Die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen laufend reflektieren Gute Kommunikation mit Angehörigen gestalten Pflegemitarbeiter auf die WG vorbereiten 15
16 Typische (?) Knackpunkte Rivalitäten im Team Team zieht nicht an einem Strang Uneinigkeit im Team über Konzeptziele Wechsel der Teams Verwöhnen von Mietern Konflikte mit den Angehörigen Konflikte der Angehörigen untereinander Verlust der Autonomie 16
17 Angehörige entscheiden sich für Wohngemeinschaften, weil sie dort bessere Förderungsmöglichkeiten sehen... die eher familiäre Atmosphäre schätzen... mehr wohnlichen Gestaltungsspielraum haben weniger interessant: Struktur und Ausstattung des Mietobjekts Einbindung in das Betreuungskonzept Kostenersparnis durch verbindliche Mitarbeit 17
18 Mitarbeiter sind gerne in Wohngemeinschaften, weil sie das Betreuungskonzept schätzen... die WG überschaubar ist... eigenständig arbeiten können... gute Arbeitsbedingungen vorfinden Quelle: Modellprojekt "Organisation einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft mit demenziell erkrankten Menschen unter Einbeziehung der Angehörigen in den Dienstplan" / aku,
19 Eine neue Kultur leben... in der Betreuung und Pflege Konzepte müssen sich an dem Bedürfnis nach Liebe, Trost, Einbindung, nach sinnvoller Betätigung und Identität orientieren 19
20 Weitere Fragen... Kommentare... Erfahrungen Quellen: hier können Sie ein umfangreiches Literaturverzeichnis herunterladen: 20
21 Was ein Konzept hergeben sollte... I. Ausgangslage: 1. Das Vorhaben 4 2. Die Anders Leben e.v Leitbild für die Wohngemeinschaft 4 3. Voraussetzungen Valistadt 5 4. Dementiell erkrankte Menschen in Valistadt 5 5. Rechtliche Abgrenzung von Wohngemeinschaften zu stationären Pflegeeinrichtungen 6 II. Idee und Konstruktionsmerkmale der Wohngemeinschaft Valistadt 6 1. Ziele der Initiierung 6 2. Bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung und Anforderungen an das Wohnumfeld Quartiersbezug der Wohnung Lage der Wohnung im Gebäude Gruppengröße Allgemeines Anforderungsprofil Verbindliches Raumkonzept MieterInnenzimmer Sanitärbereich Ausstattung des Küchenbereichs Wohngemeinschaft in der Aufgabenstellung der Betreuung (personelle Ausstattung) Personalbesetzung Qualifikation und Lebenserfahrung des Betreuungspersonals Einstellung von älteren Arbeitnehmern Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung Pflegekonzept Umsetzung Finanzierungsfragen Kosten der Initiierung Finanzierung und Wirtschaftlichkeit der WG (aus der Sicht des Initiators)
22 Gütekriterien Betreuungsqualität - Allgemeine Anforderungen - 1. Elementare Bedürfnisse 2. Sicherheit und Orientierung 3. Geborgenheit und Annahme 4. Selbstvertrauen und Identität 5. Selbstbestimmtheit 6. Kreativität und Anregungen 7. Kommunikation und soziale Kontakte 22
23 Qualität auf einen Blick Strukturen Prozesse Ergebnisse 23
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