Psychodynamik. homöopathischer. Arzneimittelbilder

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1 Psychodynamik homöopathischer Arzneimittelbilder von Dieter Elendt ISBN: Leseprobe: 1. Inhalt, 2. Mag-m, 3. Vergl. Materia medica Harmonie 5

2 Inhalt Einführung Natrium muriaticum Staphysagria Carcinosinum Borax Nitricum acidum Natrium carbonicum Natrium sulfuricum China Magnesium muriaticum Causticum Sepia Phosphorus Acidum phosphoricum Tuberkulinum Lycopodium Sulfur Nux vomica Calcium phosphoricum Silicea Pulsatilla Argentum nitricum Gelsemium Arsenicum album Kalium carbonicum Bryonia Rhus toxicodendron Conium maculatum Ignatia amara Platinum Lachesis Mercurius Aurum Belladonna Stramonium Hyoscyamus Dulcamara Calcium carbonicum

3 Tarentula Chamomilla Arnica Veratrum album Anacardium Opium Cannabis indica Anhalonium Alumina Medorrhinum Thuja Glossar Vergl. Materia medica Literatur Nachbemerkung

4 Magnesium muriaticum Frieden als Ersatz für Liebe Dieses Mittel ist in den meisten Arzneimittellehren, die Wert auf die Persönlichkeit legen, unterrepräsentiert. Es ist auch im Repertorium mit gerade einmal 248 Gemütssymptomen vertreten, davon nur 5 drittgradig. Im Vergleich hat Nat-m 808 Symptomen und 79 dritt - oder viertgradig. Insbesondere der Unterschied in den Graden zeigt uns, dass es mit diesem Mittel nicht so sehr viele Erfahrungen hinsichtlich der Gemütssymptome gibt. Ich halte dieses Mittel jedoch nicht gerade für ein seltenes, und seit ich das Bild genauer kenne, finde ich es immer häufiger. Gerade bei Mag-m ist es aber sehr wichtig, nicht bei den oberflächlichen Symptomen stehen zu bleiben sondern nach ihrem inneren Zusammenhang, sozusagen der Psychodynamik, zu forschen. Causae Wir finden Mag-m u.a. unter Beschwerden durch Uneinigkeit... in beiden Unterrubriken, ebenfalls unter Beschwerden durch Freundschaft, betrogene. Besonders die Uneinigkeit scheint mir hier wichtig. Es muss nicht einmal eine Uneinigkeit sein, an der sie selbst direkt beteiligt sind. Es sind zum Beispiel Kinder, die unter dem Streit der Eltern leiden und versuchen, zwischen ihnen zu vermitteln. Wenn das nicht gelingt, können sie sich sogar schuldig fühlen und die Vorstellung entwickeln, sie seien die Ursache des Streites, weshalb sie versuchen, sich so zu verhalten, dass diese Spannung abnimmt. Das ist nachvollziehbar, denn wenn sich die Eltern streiten, werden oft die Kinder nicht beachtet, oder sogar in den Streit einbezogen. Sie fühlen sich also nicht unbeteiligt, der Streit der Eltern hat Auswirkung auf ihr Leben. Das macht Mag-m zu einem wichtigen Mittel für Kinder nach Scheidung der Eltern oder auch in einer vorhergehenden Phase des Streites, wenn wir die Kinder in dieser Phase überhaupt zu sehen bekommen (siehe auch Tuberkulinum). Meistens sind die Kinder nach einer

5 solcherart erfolgten Scheidung der Eltern verstört und depressiv - gereizt. Kompensation All das hinterlässt natürlich Spuren. Einerseits können die Kinder versuchen, als Vermittler zu fungieren, um die Harmonie wieder herzustellen (Mag-m ist eines der wichtigsten Mittel für Verlangen nach Harmonie VMM, steht aber nicht im Repertorium). Oder / und sie ziehen die Schlussfolgerung: Wenn ich einmal eine Familie habe, dann wird das alles ganz anders. Und sie versuchen dann tatsächlich, in ihrer eigenen Familie und überhaupt im Kontakt mit anderen diese Harmonie zu erzeugen, die sie so lange vermisst haben. Eine Patientin sagte zu mir, alles was sie wolle, sei Friede, Freude, Eierkuchen. Auf gar keinen Fall Streit! Streit heißt aus ihrer Erfahrung heraus Liebesentzug, also Verlust der Liebe. Harmonie verschafft dagegen das Gefühl, geliebt zu werden oder zumindest einen Ersatz dafür. Und der Harmonie opfern sie alles. Sie sind bereit, immer für ihre Familienangehörigen da zu sein, alles für sie zu tun. Wenn ihre Angehörigen glücklich sind und dadurch alles harmonisch verläuft, sind sie auch glücklich oder zumindest zufrieden ( Gemüt - Entsprechen; fühlt sich verpflichtet, den Wünschen anderer zu ). Damit ist ein Mangel an Selbstvertrauen VMM (=Vertrauen auf sich selbst!) verbunden, der sich aber nicht darin äußert, dass es ihnen etwa nicht gelänge, für ihre Familie oder auch Freunde zu sorgen. Das können sie und sie wissen auch, dass sie das können. Für sich selbst zu sorgen, auch einmal egoistischen Motiven zu folgen: Das ist es, was sie nicht können. Für die Erfüllung dieser egoistischen Wünsche brauchen sie die Hilfe anderer ( Selbstvertrauen - Mangel an Selbstvertrauen - Unterstützung; möchte - Familie und die Freunde; durch die ). Genau dieses Symptom erklärt sich so wunderbar aus ihrer Geschichte. Leider sind sie oft nicht bereit oder in der Lage, diese Hilfe auch einzufordern, weil das manchmal eine Konfrontation erforderte, welche die Harmonie stören könnte. So erwarten sie etwas von ihrer Umgebung, und diese

6 Umgebung hat keine Kenntnis von dem Wunsch. Er bleibt unerfüllt 1. Zum Arzt oder Psychotherapeuten kommen sie eigentlich erst dann, wenn ihre Kompensation nicht mehr funktioniert. Es ist eine Kompensation, die besonders in der depressiven Strukturstufe zu finden ist: Man stellt sich als gutes Objekt zur Verfügung, versucht also gewissermaßen das zu geben, was man selbst nicht bekommen hat und damit die Harmonie zu erreichen, die man so dringend braucht und die einem das Gefühl verschafft, geliebt zu werden. Wie kommt es nun, dass diese Kompensation versagt? Eine Zeit lang mag man einen solchen friedlichen Zustand aufrecht erhalten können, irgendwann passiert aber meistens etwas: Entweder man schafft es an irgendeiner Stelle einfach nicht mehr, es allen recht zu machen. Man reagiert dann gereizt und erzeugt gerade die Missstimmung, die man bekämpfen wollte. Oder man bricht einfach zusammen, oder man rastet aus (Letzteres siehe unten) Oder die Angehörigen lehnen die übertriebene Sorge ab und ebenso, dass Konflikte "unter den Teppich gekehrt" werden. Sie konfrontieren die Patientin 2, ersetzen so die Konfrontation, welche sie versäumt hat. Dadurch entsteht natürlich Angst, bzw. verstärkt sich die Angst, die Kontrolle zu verlieren. Konfrontation ist nämlich den Mag-m - Patienten primär unmöglich, sie halten das nicht aus und werden dadurch nahezu zerstört. Und aus diesem Zusammenbruch der Bewältigungsstrategie für die depressive Struktur kann dann natürlich auch die Depression entstehen. Ganz problematisch wird die Unfähigkeit zur Konfrontation dadurch, dass sie 1 Es gibt eine Geschichte von Max Frisch, aus dem Stiller, die illustriert, wohin es führen kann, wenn man nicht an die eigenen Wünsche denkt, sondern nur an die des Anderen: Beim Frühstück aß Sie über viele Jahre immer die Oberseite des Brötchens, Er immer die Unterseite. Beide taten das, um dem anderen einen Gefallen zu tun. Beider Wünsche wären gewesen, die jeweils andere Seite des Brötchens zu essen. Beide wurden unzufrieden. 2 Ich spreche hier von Patientin, weil ich diese Bewältigungsstrategie, wie auch insgesamt die Mag-m - Persönlichkeit bisher mehr bei Frauen gefunden habe.

7 eigentlich ein hohes Gerechtigkeitsempfinden ( Ungerechtigkeit, erträgt keine VMM ) haben, es fällt aber schwer, dafür einzustehen, denn wenn sie das tun, wird ja die Harmonie gestört, oder wenigstens befürchten sie das. Selbst wenn der Zusammenbruch noch nicht da ist, wenn sie es noch schaffen, die (Schein -) Harmonie aufrecht zu erhalten, kann Angst oder Depression leicht dadurch ausgelöst werden, wenn ihnen auf irgendeine Weise vor Augen geführt wird, dass sie nicht alles kontrollieren können (etwa durch Fernsehberichte, oder durch Anblick eines Unfalls 3 ). Diese Angst ist wirklich qualvoll. Unter günstigen Bedingungen mag es aber Mag-m über lange Zeit gelingen, den Zustand von Friede, Freude, Eierkuchen aufrechtzuerhalten. Was bedeutet das aber? Sie überlasten sich chronisch. Vithoulkas spricht hier von Pflichtbewusstsein, das sie zur chronischen Überlastung zwingt. Das ist aber nicht ein solches Pflichtbewusstsein wie bei Kali-c, die alles tun, was ihnen aufgetragen wird, sondern es ist dem inneren Wunsch untergeordnet, Harmonie zu erzeugen. Dafür muss man es allen recht machen. Das ist die innere Pflicht von Mag-m 4. Die chronische Überlastung und Anspannung führt nun zu verschiedenen Folgen: Seelisch können sie unzufrieden und verdrießlich werden, was man ihnen auch ansieht: Immer muss ich für alles sorgen, dafür, dass es allen gut geht, aber wer denkt an mich? Sie werden dann oft reizbar. Die ständige Anspannung kann auch zu Schlafproblemen führen. Alles wird schlimmer durch Hinlegen und Schließen der Augen. Wie können wir das interpretieren? Wenn sie endlich 3 In der betreffenden Rubrik Schreckliches und traurige Geschichten greifen sie stark an steht Mag-m nicht, gehörte aber m.e. hinein. An dieser Stelle wird die Differenzierung von Calc schwierig. In den Rubriken Furcht - Unfällen, vor. steht das verwandte Mag-c, in der Rubrik Beschwerden durch - Schreck - Unfalls; durch Anblick eines könnte ebenfalls Mag-m ergänzt werden, wobei der Auslöser hier weniger der Schreck ist, sondern die Vorstellung, dass ihre Scheinwelt bedroht ist. 4 Das Pflichtbewusstsein von Carc ist dagegen so, dass sie sich nicht aus der Unterdrückung und Abhängigkeit lösen können, auch sie haben aber Verlangen nach Harmonie, bei Mag-m erscheint mir dieses Verlangen entsprechend der doch etwas reiferen Struktur mehr eigengesteuert als bei Carc (siehe auch VMM Pflicht und VMM Harmonie ).

8 loslassen möchten, wenn sie die Kontrolle aufgeben, um einzuschlafen, muss natürlich die Angst kommen, und nicht nur die Angst, sondern auch andere Symptome werden dadurch schlimmer. Wenn sie die Kontrolle aufgeben, könnte es ja geschehen, dass sie die Kontrolle verlieren und etwas wirklich Schlimmes passiert. Irgendwie wissen sie, dass sie sich schon lange am Rande des Zusammenbruches ihrer Scheinwelt (und damit ihres seelischen Zusammenbruches) bewegen. Wie bei jedem Menschen sind jedoch auch bei diesen Aggressionen vorhanden. Gerade eben wurde beschrieben, wie sich diese Aggressionen in Unzufriedenheit, Verdrießlichkeit und Reizbarkeit äußern können. Insgesamt glauben aber Magm - Menschen, dass es nötig ist, die natürlichen vorhandenen Aggressionen völlig zu unterdrücken ( Gefühle... - unterdrückt VMM ) und Konflikte zu verdrängen. Wenn sich diese Aggressionen nicht in der beschriebenen Verdrießlichkeit chronisch äußern, so haben sie nur noch zwei Möglichkeiten: Sie können sich nach innen wenden und so zur Depression führen, oder sie werden so lange aufgestaut, bis sie sich explosionsartig entladen. Daraus ergibt sich die vom bisher Gesagten etwas abweichende Darstellung von Mag-m durch Whitmont, in der die Aggressivität mehr im Vordergrund steht. Whitmont schreibt, dass Mag-m eines der gewalttätigsten Mittel der Materia medica sein kann (Gewalttätigkeit gegen sich selbst oder andere entspricht Depression oder Aggression 5 ). Aber natürlich ist die Gewalttätigkeit nur die andere Seite der großen Friedfertigkeit, und immer, wenn wir versuchen, einen Pol zu negieren und ausschließlich den anderen zu leben, wird der unterdrückte Pol irgendwann sein Recht fordern, dann aber oft auf perverse, zerstörerische Weise. Und da nützt es auch nichts, wenn wir Gewalt aus dem Fernsehen verbannen und den Besitz von Waffen verbieten. 5 Ich erinnere mich an den großartigen Fellini-Film La dolce vita, in dem ein Familienvater, der sehr auf ein Maximum von Harmonie bedacht ist und das auch wirklich in glaubhafter Weise lebt, eines Tages seine Familie und sich selbst umbringt. Sein Mittel könnte Mag-m gewesen sein.

9 Whitmont hat diese Polarität von Mag-m erkannt und es deshalb als ein wichtiges Mittel für die manisch - depressive Erkrankung bezeichnet. Was sollte der Mag-m - Mensch lernen? 1. Man kann nicht durch Wohlverhalten Liebe erzeugen. 2. Das Leben ist kein Rosengarten. Harmonie ist nicht Friede - Freude Eierkuchen, sondern die höchste Harmonie ist die, welche die Disharmonie einschließt. 3. Es ist unmöglich, es allen recht zu machen, deshalb sollten wir das gar nicht erst probieren. 4. Wer es doch scheinbar schafft, die perfekte Harmonie zu erzeugen, könnte möglicherweise eines Tages gewalttätig aus ihr ausbrechen. Fall Ich möchte nun von einer Patientin berichten, die Mag-m brauchte, auch wenn es nicht das einzige Mittel war, das ich verordnete. Die Symptome wiesen oberflächlich betrachtet ziemlich genau auf Arg-n. Es ging um Panikattacken und viele andere Ängste, mit einem großen Vorstellungsvermögen. Wenn sie beispielsweise einen Unfall sah...

10 Vergleichende Materia medica Harmonie.- Verlangen nach Im Repertorium finden wir nur zwei Mittel. Das reicht nicht aus. Vielmehr müssen wir alle die Mittel, die einen ausgeprägten Symbiosewunsch haben, hier einordnen. Das heißt auch, dass alle Persönlichkeiten, die eine Abneigung gegen Konfrontation haben, hierher gehören. Der Wunsch nach Harmonie kann auf unterschiedliche Weise motiviert sein und sich auf unterschiedliche Weise ausgestalten. Carc (1) Carc hat eine Geschichte von Unterdrückung und Bevormundung, welche diese Patienten so bewältigen, dass sie nicht aufbegehren, sondern der Wunschvorstellung von Harmonie nachhängen und versuchen, diese zu verwirklichen. Die eigenen Gefühle von Wut und dem Drang nach Aufbegehren werden unterdrückt, weil sie aus ihrer Geschichte heraus das Gefühl haben, dadurch würde alles nur noch schlimmer. All das macht Carc sehr unglücklich, denn sie wissen, wie schön es eigentlich sein könnte. Sie haben nicht resigniert, sondern sie finden nicht die Kraft, sich für das, was sie wollen, offensiv einzusetzen. Der Wunsch nach Harmonie entspringt bei diesem Mittel am stärksten dem Symbiose - Wunsch. Nat-c (1) Bei Nat-c ist es so, dass eine große Empfindlichkeit gegen Einflüsse von außen vorliegt, die als eine verminderte Assimilationsfähigkeit bezeichnet werden kann. Damit verbunden ist das Gefühl, nicht dazu zu gehören, ähnlich wie bei Nat-m (In der Rubrik Fremde - Gefühl, man sei einfremder finden wir allerdings nur Nat-m, nicht Nat-c). Die Sehnsucht nach dem Dazu - Gehören kann sich äußern in verzweifelten Anstrengungen, die Bedingungen dafür zu organisieren, oder auch (beim Versagen dieser Anstrengungen) in der Depression. Auf der körperlichen Ebene entsprechen dem die durch den geringsten Diätfehler ausgelösten Beschwerden. Bei Nat-c geht es gesamt -

11 organismisch weniger um den symbiotischen Wunsch der Verschmelzung als um den Wunsch nach Behauptung des Selbstes in einer feindlichen Umwelt Weitere Mittel, die nicht im Repertorium stehen: Mag-m Hier ist es so, dass sie früher einen Mangel an Liebe und Zuneigung (Harmonie) empfunden haben und jetzt auf Grund des depressiven Grundkonfliktes dazu tendieren, das, was sie früher selbst nicht gehabt haben, anderen zur Verfügung zu stellen, ohne dabei an sich selbst zu denken. In gewissem Maße ist das bei allen hier angegebenen Mitteln der Fall, bei Mag-m jedoch am stärksten ausgeprägt. Es geht nicht um die eigene Harmonie, sondern um die der anderen und die Verantwortlichkeit für die anderen, meist die Familie. Versagen oder mögliches Versagen in dieser Hinsicht ist mit Angst verbunden, Angst vor dem Verlust der Harmonie. Schon der Gedanke an den Verlust des mühsam errungenen Gleichgewichtes ist unerträglich und macht Angst. Mag-m - Persönlichkeiten haben sich äußerlich aus den nicht - harmonischen, unterdrückenden, verletzenden oder bevormundenden Verhältnissen gelöst und versuchen jetzt, den Mangel dadurch zu kompensieren, dass sie sich als gutes Objekt aktiv zur Verfügung stellen. Dieses aktive Element ist es m.e., welches die Differenzierung zu narzisstischen Störungen ermöglicht, eine Differenzierung, die nicht immer leicht ist. Caust Der Grundkonflikt ist ähnlich wie bei Mag-m. Hinzu kommen aber oft von außen vermittelte rigide Moralvorstellungen, die übernommen werden und zunächst das Aufbegehren verhindern. Kommt es dann doch dazu, so stellen sich diese Menschen ebenfalls gern als gutes Objekt zur Verfügung, hier aber in einem größeren Ausmaß, denn sie können sich tatkräftig für die Gerechtigkeit einsetzen, dafür, dass alle Menschen in Harmonie leben können. Anders als bei Mag-m ist die Harmonie nicht auf die Familie beschränkt, sondern sie verfolgen eher das Bodhisattva - Prinzip: Ich kann erst dann

12 glücklich sein, wenn alle anderen Wesen glücklich sind. Auch das Aufbegehren hat einen umfassenderen Charakter als bei anderen Mitteln, Sie begehren nicht nur gegen die Personen auf, die sie in der Familiengeschichte persönlich verletzt haben, sondern ihr Aufbegehren nimmt einen gesamtgesellschaftlichen Charakter an. Siehe Anarchist. Calc Wie im Arzneimittelbild von Calc bereits gesagt, liegt den Calc Persönlichkeiten oft nicht viel daran, aktiv die Welt zu erforschen. Vielmehr wollen sie im Rahmen ihrer Familie glücklich sein. Alles Konfrontative, alles Unharmonische stört sie und kann auch Angst machen. Staph ist nach dem Gesagten selbstverständlich auch harmoniesüchtig, versucht das aber mit untauglichen Mittel zu erreichen, nämlich mit totaler Unterordnung (wieder ähnlich zu Carc). Wenn das nicht gelingt (und es kann nur zeitlich begrenzt gelingen), so werden sie verbittert und projizieren ihr Leid, was man als Entrüstung bezeichnet. Wenn es doch zum Aufbegehren kommt, dann nur kurzzeitig, worauf sie reumütig in die Demutsposition zurückkehren. Nat-m Natürlich hat auch Nat-m dieses Verlangen nach Harmonie. Ähnlich wie Nat-c wollen sie endlich dazugehören. Ihre Angst vor Verletzung hindert sie aber paradoxerweise oft, für diese Harmonie zu sorgen. Dazu kommt der Groll und manchmal der Hass, der die doch eventuell vorhandenen sichtbaren Harmoniebestrebungen durchkreuzen kann. Puls Harmonie und Liebsein ist der natürliche Lebenszustand von Pulsatilla. Entweder sie hängen sich an einen, und ordnen sich völlig unter, wodurch sie oft wirkliche Harmonie bekommen, aber auf Kosten der Selbstverwirklichung. Oder sie spielen all das und werden manipulativ wirksam, erreichen dadurch die Harmonie und können ihre Interessen verwirklichen. Manchmal sind sie in dieser Hinsicht sehr clever.

13 Im weiteren Sinne: Lyc Bei Lyc ist das ursprüngliche Motiv des Handelns mit Erfüllen von Leistungserwartungen die Liebe der Eltern zu erringen, also eigentlich wieder ein Harmoniewunsch. In ihrem Verhalten äußert sich dieser Harmoniewunsch allerdings oft in perverser Form. Intrigantentum (natürlich sind nicht alle Lyc - Persönlichkeiten intrigant) ist ja auf den ersten Blick kaum als Erstreben von Harmonie zu begreifen. Aber auf den zweiten Blick heißt das ja, dass sie es sich mit keinem verderben wollen, also nicht konfrontativ sind, also die Harmonie wollen, trotz der Durchsetzung der eigenen Bestrebungen. Wenn sie sich der Harmonie sicher sind, so können sie aber diese anderen Bestrebungen direkter durchsetzen, deshalb nennt man sie die Engel auf der Straße und Teufel zu Hause. Harmonie ist erreichbar, in einem höheren Sinne als dem der Verschmelzung, wenn man wirklich seine eigenen Interessen vertritt, trotzdem aber die des Anderen respektiert (etwa Nuxv oder Sulf). Wenn man sich jedoch an ein von außen kommendes, introjiziertes Ideal hängt, wird es mit der Harmonie sehr schwer, auch wenn sie ursprünglich angestrebt wurde. Lyc ist auf der depressiven Strukturebene anzusiedeln, mit zwanghafter Kompensation. Phos ist jemand, der gern im Mittelpunkt stehen möchte, der gerne möchte, dass ihn alle toll finden. Insofern mag er Misstöne nicht. Konfrontation ist nicht seine Sache, denn dann würde er ja in Frage gestellt, was ihn eher zum Verschwinden treibt als zum Aushalten der Konfrontation. Lach und Plat Es mag auf den ersten Blick verwundern, diese beiden Mittel an dieser Stelle anzusiedeln. Aber das Verlangen nach Harmonie, besonders in einer glücklichen Beziehung, ist hier sehr stark ausgeprägt. Allerdings kompensieren sie in der hysterischen Richtung, was das Erkennen der

14 Harmoniebestrebung sehr schwer macht. Jemand, der so hochmütig ist, kann doch wohl schwer nach Harmonie suchen! Das, was wir auf den ersten Blick sehen, verbirgt das unausgesprochene Bestreben sehr wirkungsvoll. Plat würde ich der narzisstischen Strukturstufe zuordnen, die den Verschmelzungswunsch beinhaltet. Lach ist wesentlich reifer. Beide kompensieren hysterisch. Beide sind also in der Lage, sich aus den frühen unbefriedigenden Verhältnissen zu lösen, wobei auch bei beiden der unerfüllte Wunsch bleibt. Im ganz weiten Sinne...haben wohl alle Menschen den Wusch nach Harmonie, selbst das Nachtschatten-Kind, welches ausruft: Ich will Streit!. Die Frage ist, ob der Wunsch nach Harmonie ausschließlich ist, oder ob die andere Seite, nämlich die Konfrontation, auch leben darf. In diesem Sinne ist das Bestreben nach Harmonie eine einseitige Angelegenheit und die andere Seite, sofern verdrängt, wird sich dann oft in verunstalteter Form äußern. Die wirklich reife Verwirklichung der Harmoniebestrebung finden wir in der Liebe (Amor) als kreative Weiterentwicklung, welche die Konfrontation nicht ausschließt und die nur einer reifen Persönlichkeit möglich ist.