Untersuchung auf anzüchtbare Schimmelpilze nach Feuchteschaden

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1 BiolytiQs GmbH, Merowingerplatz 1a, Düsseldorf Günther Droste GmbH Zentrum für Schadenbeseitigung Königstraße Minden Düsseldorf, Probenentnahme: 11. November 2014 Probeneingang: 12. November 2014 Interne Probennummer: 1411_2054 Probennehmer: Auftraggeber Auftraggeber Projekt: Turnhalle GS Hohenstaufen Untersuchung auf anzüchtbare Schimmelpilze nach Feuchteschaden (mit Schimmelpilzwachstum nach Reinigung). Pos. Anzahl Probenart Entnahmeort Int. Probennummer 1 3 Luftprobe außen 1411_ Halle 1411_ Geräteraum 1411_ Seite 1 von 8

2 Zu Pos. 1: Luftprobe Methode Die gesammelten Malzextrakt (MEA)- und DG 18 Luftprobenplatten wurden bei 24 C ± 1 C inkubiert. Nach 5 und 7 Tagen wurden die 24 C Platten abgelesen. Beim Ablesen der Platten erfolgte eine Koloniezählung und mikroskopische Differenzierung. Es wurden Folienkontaktpräparate angefertigt und nach Färbung mit Lactophenolblaulösung mikroskopisch untersucht. außen 1411_ L Probenvolumen nach 5d Inkubation (v.li.) space Halle 1411_ L Probenvolumen nach 5d Inkubation (v.li.) space Seite 2 von 8

3 Geräteraum 1411_ L Probenvolumen nach 5d Inkubation (v.li.) Space Probenart Luftmessung außen 1411_ L Nährboden/ Temperatur Auswertung KBE/Nährboden KBE/m3 Luft* rote Hefen Cladosporium spp Bakterien (nicht identifiziert) 8 80 Penicillium spp. (3 Arten) Aspergillus fumigatus überwachsen mit sterilen Kolonien Summe überwachsen überwachsen rote Hefen Cladosporium spp Penicillium spp. (3 Arten) 7 70 weiße Hefen 2 20 Summe Seite 3 von 8

4 Probenart Luftmessung Halle 1411_ L Nährboden/ Temperatur Auswertung KBE/Nährboden KBE/m3 Luft* Engyodontium album 6 60 Penicillium spp. (3 Arten) 5 50 Cladosporium spp sterile Kolonien 2 20 rote Hefen 1 10 Bakterien (nicht identifiziert) 1 10 Summe Engyodontium album Cladosporium spp Penicillium spp. (3 Arten) 5 50 rote Hefen 2 20 Summe Probenart Luftmessung Geräteraum 1411_ L Nährboden/ Temperatur Auswertung KBE/Nährboden KBE/m3 Luft* Engyodontium album 7 70 Cladosporium spp sterile Kolonien 2 20 Penicillium spp Aspergillus versicolor 1 10 rote Hefen 1 10 Summe Cladosporium spp Wallemia sebi 4 40 Penicillium spp. (3 Arten) 4 40 Engyodontium album 3 30 rote Hefen 2 20 Eurotium sp Summe Bakterien gehen nicht mit in die KBE Berechnung ein. KBE Koloniebildende Einheiten spp. Plural der Art (Species) mehrere Arten einer Gattung, ohne nähere Bestimmung der Art sp. Art (Species) einer Gattung, ohne nähere Bestimmung der Art überwachsen Nährboden war so überladen, dass die Koloniezahl nicht eindeutig bestimmt werden konnte, Achtung: dadurch Behinderung anderer Kolonien am Wachstum * berechneter Wert Sterile Kolonien nicht bestimmbare Pilze, die in der Laborkultur nur Myzel, aber keine Fruchtkörper oder Sporen bilden Gruppe kulturell bzw. mikroskopisch nicht oder schwer zu unterscheidende Arten einer Gruppe Seite 4 von 8

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6 Ergebnisse Zu Pos. 1: Luftprobe Bei den Luftkeimsammlungen handelt es sich eine Kontrolle nach Reinigung. Die Bewertungshilfe vom LGA Baden-Württemberg kann hier nur als Anhaltspunkt verwandt werden. Falls die Luftkeimsammlung sehr zeitnah nach der Reinigung durchgeführt wurde, kann es zum Nachweis von Restsporen aus der Raumluft führen. außen 1411_ Entsprechend den Ergebnissen der Bestimmung und Anzüchtung von Schimmelpilzen gibt es keine Auffälligkeiten in Gattung und Art der Schimmelpilze in der Außenluft. Es handelt sich um ein normales jahreszeittypisches und temperaturbedingtes Bild. Halle 1411_ Entsprechend den Ergebnissen der Bestimmung und Anzüchtung von Schimmelpilzen ist die Menge der nachgewiesenen Keime in der Innenluft unter der Außenluftmenge. Das Innenluftspektrum bzw. die Keimflora unterscheidet sich durch den Nachweis von Engyodontium album vom Außenluftspektrum. Geräteraum 1411_ Entsprechend den Ergebnissen der Bestimmung und Anzüchtung von Schimmelpilzen ist die Menge der nachgewiesenen Keime in der Innenluft unter der Außenluftmenge. Das Innenluftspektrum bzw. die Keimflora unterscheidet sich nicht auffällig vom Außenluftspektrum. Seite 6 von 8

7 Allgemeine Bemerkungen Cladosporium spp. Cladosporien gehören zu den so genannten Schwärzepilzen. Die schwarze Farbe kommt durch die Einlagerung von Melanin, das dem Schimmelpilz eine gewisse Resistenz gegen UV-Licht verleiht. Cladosporien sind weit verbreitet in Wäldern sowie Gärten (Außenbereiche). Außerdem findet man sie auch in Lebensmitteln, Kühlschränken und Gewächshäusern. Es handelt sich um einen normalen Umweltkeim, der aber zur massiven Sporulierung neigt und sich dadurch schnell ausbreiten kann. Weiterhin sind einige Arten der Gattung Cladosporium als Allergieauslöser bekannt. In der Literatur wird beschrieben, dass Sporen der Gattung Cladosporium Art cladosporioides, in großen Mengen Fließschnupfen, Hustenreiz, Nesselfieber oder Asthma bronchiale begünstigen und sogar auslösen können. Engyodontium album Engyodontium album (Tritirachium) wird in der TRBA 460 in die Risikogruppe 1 eingeordnet. Außerdem gehört er zu den Schimmelpilzen, die als Feuchteindikatorpilz bezeichnet werden und bei und nach Wasserschäden häufig nachzuweisen sind. Man findet ihn auf Gips, Papier und Textilien sowie im Erdboden und auf verrottenden Pflanzenmaterialien. In der Literatur wird er als insektenpathogen beschrieben. Aspergillus versicolor Bei Aspergillus versicolor handelt es sich um einen Feuchteindikatorpilz, der häufig nach Wasserschäden auftritt (Feuchteanspruch gering bis mittel). Man findet ihn im Boden, auf Lebensmitteln sowie in Innenräumen, z.b. im Matratzenstaub, auf Putz und Holz. In der Literatur wird ein aw-wert von 0,85 bis 0,90 angegeben. Beim Auftreten von Aspergillus versicolor ist damit zu rechnen, dass eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch eventuell vom Pilz gebildete Gifte (Mykotoxine) besteht, zum Beispiel Sterigmatocystin, das in der Literatur als karzinogen (Leber) und giftig beschrieben wird, weiterhin das Aversin und Versicolorin A, B. In der Literatur wird beschrieben, dass beim Einatmen der Schimmelpilzbestandteile und deren Produkten bei sensibilisierten Personen zu Allergiesymptomen (z.b. Schnupfen, Asthma, Augenreizungen) kommen kann. Menschen, die eine Allergieveranlagung haben, sogenannte Atopiker, können erst hier durch sensibilisiert werden. Aspergillus versicolor wird in der TRBA 460 in die Risikogruppe 1 eingeordnet. Penicillium spp. Penicillien (etwa 100 Arten) gehören zu den Schimmelpilzen, die zur normalen Luft- und Bodenflora zugehörig sind. Sie treten dort meist auf verrottenden Pflanzenmaterialien (organischen Substanzen), Lebensmitteln und auch auf Baumaterialien auf. Sie wachsen bei einem aw-wert von 0,78 bis 0,88 (mittlere Wasseraktivität). Penicillien haben ein allergenes Potential, stehen aber nicht in Verdacht, Pilzinfektionen beim Menschen hervorzurufen. Sie treten eher als Sekundärbesiedler auf, d.h. schon vorgeschädigtes Gewebe kann durch sie besiedelt werden. Sie besitzen zudem die Fähigkeit, abhängig vom Substrat,auf dem sie wachsen, und ihrer Art, verschiedene toxische Stoffwechselprodukte (Mykotoxine: Schimmelpilzgifte) zu bilden. Zu den bekanntesten Mykotoxinen gehören u.a. Asperentin, Ochratoxin A, Oxalin oder Sterigamatocystin, diese Mykotoxine können auf den Menschen eine karzinogene und toxische Wirkung haben. Eurotium sp. Das Eurotium gilt als perfekte Form des Aspergillus, ist xerophil und wächst dadurch noch bei einem aw-wert von 0,75 (geringer Feuchteanspruch). Es hat also eine hohe Resistenz gegenüber Trockenheit und ist zudem auch säurestabil. Man findet es nicht nur in der Außenluft (sehr häufig) sondern auch in Staub, auf Decken, Wänden, Tapeten, Leder sowie als Lebensmittelverderber z.b. bei Brot. Einige Arten bilden Mykotoxine (Schimmelpilzgifte), zum Beispiel das Ochratoxin A. Das Eurotium gilt nicht als Krankheitserreger, eher seine Nebenfruchtform Aspergillus. Bei der Gattung Eurotium treten am häufigsten die Arten E. chevalieri, E. amstelodami und E. herbariorum auf. Wallemia sebi Wallemia sebi gehört zu den Schimmelpilzen, die man bei abgetrockneten Wasserschäden findet. Wallemia sebi ist ein potenzieller Mykotoxinbildner (Schimmelpilzgifte) auch auf Baustoffen, wo Wallemiol gebildet werden kann. Wallemia toleriert eine relativ geringe Feuchtigkeit (xerophil), aus diesem Grund findet man diesen Schimmelpilz auch auf Lebensmitteln mit niedrigerem Wassergehalt, Textilien, Putz sowie auf Böden oder im Hausstaub. Über humane Pathogenität wird in der Literatur wenig berichtet. Seite 7 von 8

8 Die hier im Bericht getroffenen Aussagen, beziehen sich nur auf das im Labor vorliegende Material und nicht auf das Gesamtgebäude. In Innenräumen sollten Schimmelpilzquellen zur Vorbeugung von Gesundheitsrisiken beseitigt werden. Generell gilt eine Fläche ab etwa 0,5 m² als sanierungsbedürftig. Bei allen Sanierungsmaßnahmen müssen Arbeitsschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Schimmelpilze vermehren sich durch ihre Überlebensformen, so genannte Sporen. Durch eine Luftfeuchtigkeit von über 55% können die Sporen auskeimen und Material, welches als Nährstoffquelle in Frage kommt, besiedeln. Durch ihre hohe Flugfähigkeit können auch in der Nähe liegende Materialien betroffen werden. Bei Befall bzw. Bewuchs durch Schimmelpilze kann es abhängig vom Substrat, auf dem die Schimmelpilze wachsen, zu Geruchsbelästigung durch MVOCs (flüchtige organische Substanzen) kommen. Dies ist durch erdigen, modrigen Geruch wahrzunehmen. Allerdings lässt sich zurzeit keine Aussage über die gesundheitliche Relevanz dieser Geruchsstoffe machen. Einige Schimmelpilze beinhalten in ihren Sporen Mykotoxine (Schimmelpilzgifte), die gesundheitlich relevant sind. Grundsätzlich kann eine abschließende Beurteilung einer möglichen Gesundheitsgefahr nur im Gesamtzusammenhang (örtliche Gegebenheiten, Befallsgröße usw.) gesehen werden. Alle Schimmelpilzuntersuchungen erfolgen in Anlehnung an das abgestimmte Arbeitsergebnis des Arbeitskreises "Qualitätssicherung - Schimmelpilze in Innenräumen" des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg (LGA) Datum, Dipl.-Ing. Adriane Aust, BiolytiQs GmbH Literaturhinweis 1) Samson, R. A., Hoekstra, E. S., Frisvad, J. C., Filtenborg, O. 2002: Introduction to Food- and Airborne Fungi. sixth edition. Wageningen: Ponsen & Looyen 2) Webster, J., Weber, R. 2007: Introduction to fungi. third edition. Cambridge: University Press 3) Abgestimmtes Arbeitsergebnis des Arbeitskreises "Qualitätssicherung - Schimmelpilze in Innenräumen" 2001: Schimmelpilze in Innenräumen - Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement. Überarbeitet Stuttgart: LGA 4) Innenraumlufthygienekommission Umweltbundesamt, Vorsitz Dr. B. Seifert 2002: Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen. Berlin: Komag GmbH Seite 8 von 8