Anarchismus, eine Form der Altersweisheit

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1 libertäre märz 2015/397 graswurzelrevolution libertäre GWR 397 März 2015 Libertäre Buchseiten Graswurzelrevolution (GWR) Breul 43, D Münster beilage zu graswurzelrevolution nr. 397, märz 2015 Verlag Graswurzelrevolution auf der Leipziger Buchmesse, , Halle 5, C 411 Feminismen heute Seite 4 AnarchistInnen und der Erste Weltkrieg Anarchismus, eine Form der Altersweisheit Assoziation Anarchie? Interview mit den Assoziation-A-Verlegern Rainer Wendling und Theo Bruns Seite 4 Stimme der Freiheit: A in der Schweiz Seite 4 Guerra! Spaniens heimliches Trauma Seite 5 Marx vs. Stirner Seite 5 Hure spielen Seite 6... nach dem digitalen Kontrollverlust Seite 6 Zwangsräumungen verhindern Seite 7 Was tun wenn s klemmt? Seite 7 Weltordnungskriege Seite 7 Griechenland Seite 8 Digitale Selbstverteidigung Seite 9 Lothar König Seite 10 Rainer Wendling und Theo Bruns. Starporträt auf dem Walk of Fame der Frankfurter Buchmesse Foto: Assoziation A Revolte in den 80ern Seite 10 Hartz V Seite 10 Indien Seite 11 Tierrechte Seite 12 Impressum Verlag Graswurzelrevolution e.v.: Sitz Heidelberg. Redaktion Graswurzelre vo lu tion: Breul 43, Münster, Tel. 0251/ , Fax: 0251/ , redaktion@graswurzel.net, GWR Abo & Vertrieb, Vaubanallee 2, Freiburg, Tel.: 0761/ , Fax: -9, abo@ graswurzel.net; GraswurzelrevolutionBuchverlag: buchverlag@graswurzel.net, Fax: 0421/ V.i.S.d.P.: Bernd Drücke, c/o GWR Münster. Auflage: Ver triebskennzeichen D 4025 E. Graswurzelrevolution bezeichnet eine tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzung, in der durch Macht von unten alle Formen von Gewalt und Herrschaft abgeschafft werden sollen. Wir kämpfen für eine Welt, in der die Menschen nicht länger wegen ihres Geschlechtes oder ihrer geschlechtlichen Orientierung, ihrer Sprache, Herkunft, Über zeugung, wegen einer Behinderung, aufgrund rassistischer oder antisemitischer Vorurteile diskriminiert und benachteiligt werden. Wir streben an, dass Hierarchie und Kapitalismus durch eine selbstorganisierte, sozialistische Wirtschaftsordnung und der Staat durch eine föderalistische, basisdemokratische Gesellschaft ersetzt werden. Schwerpunkte unserer Arbeit lagen bisher in den Bereichen Antimilitarismus und Ökologie. Unsere Ziele sol len soweit es geht in unseren Kampf- und Organisationsformen vorweggenommen und zur Anwendung gebracht werden. Um Herrschafts- und Gewaltstrukturen zurückzudrängen und zu zerstören, setzen wir ge waltfreie Aktionsformen ein. In diesem Sinne bemüht sich die anarchistische Zeitung Graswurzelrevolution, seit 1972, Theorie und Praxis der gewaltfreien Revolu tion zu verbreitern und weiterzuentwickeln. Der Verlag Assoziation A gehört zu den wohl interessantesten linken Verlagen im deutschsprachigen Raum. Assoziation A sitzt in Berlin und Hamburg und gibt neben Romanen und Krimis vor allem Sachbücher zu Themen wie Antifaschismus, Widerstand, Exil, Migration, Geschichte der Linken, Theorie und Praxis sozialer Bewegungen heraus. Ein Interview mit den Verlegern Rainer Wendling (Berlin) und Theo Bruns (Hamburg). Graswurzelrevolution: Euer Verlag sieht sich in der Tradition der antiautoritären und undogmatischen Protestbewegungen und wurzelt sozusagen in der 68er-Bewegung. Wie fing alles an? Theo Bruns: Der Verlag Assoziation A entstand im Jahr 2001 aus dem Zusammenschluss der Verlage Libertäre Assoziation A, Hamburg, und dem Verlag Schwarze Risse, Berlin. Zwischen beiden Verlagen gab es bereits vorher eine langjährige Kooperation, aber sie hatten natürlich auch ihre eigene Geschichte und ein unterschiedliches Profil. Was den Hamburger Zweig angeht, so hat er eine lange Tradition, die bis in die frühen 1970er Jahre im Anschluss an die Jugend- und Studentenrevolte von 1968 zurückreicht. In der Zerfallsphase des SDS entstanden aus seiner antiautoritären Strömung u.a. bundesweit selbstorganisierte und -verwaltete Buchhandelsprojekte und Verlage, die sich im Verband des linken Buchhandels (VLB) zusammenschlossen. In Hamburg wurden in dieser Zeit der Verlag Association mit c etwa zeitgleich die Edition Nautilus, der Manifest-Buchladen und der Spartacus Buchvertrieb gegründet. Der Verlag Association war damals politisch in einem Spektrum zwischen Anarchismus, Rätekommunismus und Operaismus angesiedelt, publizierte aber auch eine Reihe zur politischen Ökologie und einige literarische Titel, u.a. von Upton Sinclair und Erich Fried. Seine wohl bekannteste Publikation war Friedlich in die Katastrophe von Holger Strohm, ein Buch, das zu einer Art Bibel der Anti-AKW-Bewegung avancierte. Aufgrund einer abenteuerlichen Geschichte, die einen eigenen Beitrag wert wäre, ging der Verlag 1979 in Konkurs. Aus der Konkursmasse des Verlages kaufte Robert Jarowoy, der gerade nach Verbüßung einer Haftstrafe wegen politisch motivierter Aktionen aus dem Knast entlassen worden war, dann mit finanzieller Unterstützung einer Reihe von GenossInnen 1980 die Resttitel auf und machte unter dem Namen Verlag Libertäre Assoziation (VLA) weiter. Unmittelbar nach Neugründung des Verlages sah sich das Projekt mit staatlicher Repression in Form der Beschlagnahme des Buches Lieber krank feiern als gesund schuften. Wege zu Wissen und Wohlstand, ein Ratgeber zum Blaumachen, konfrontiert. Das Buch wurde daraufhin kollektiv vom VLB neu herausgegeben und offensiv vertrieben, eine Form des Umgangs mit staatlicher Zensur, die sich auch in anderen Fällen bewährt hat. Das am meisten verkaufte Buch dieser Verlagsphase waren die Märchen aus der Spaßgerilja von Fritz Teufel und Robert Jarowoy. Robert orientierte sich nach relativ kurzer Zeit politisch neu und stellte die Verlagsarbeit mehr oder weniger ein. Im Jahr 1987 habe ich dann zusammen mit ein paar Freunden den Verlag übernommen, wir waren so die dritte Generation. Rainer Wendling: Der Berliner Zweig steht in unmittelbarer Verbindung mit dem Buchladen Schwarze Risse. Anfang 1982 bin ich beim damaligen Buchladen Freunde der Erde eingestiegen, der hauptsächlich Literatur zum Thema Umweltzerstörung und Ökologie vertrieb, dazu auch selbst Bücher herausgab und dessen Mitglieder in der Anti-AKWBewegung aktiv waren. Anfang 1984 änderte sich unsere personelle Zusammensetzung. Wir machten zu zweit weiter und änderten den Namen in Schwarze Risse, weil wir über die zweifellos wichtigen Fragen politischer Ökologie hinaus einen linksradikalen Buchladen, der sich politisch im Spektrum der Autonomen verortete, betreiben wollten. Selbst nicht nur Bücher anzubieten und zu verkaufen, sondern auch selbst zu machen und zu publizieren, war uns von Anfang an wichtig. Allerdings gelang das aus Kapazitätsgründen zu Beginn kaum. Als die Repressionsbehörden 1987 wegen der Zeitschrift radikal in einer bundesweiten Durchsuchungswelle fast alle linken Buchläden der Republik heimsuchten, sahen wir darin auch eine Chance, ein neues Verlagsprojekt zu starten. Die Idee war, die linken Buchläden schließen sich zu einem Verlagsund Vertriebsprojekt zusammen, um dadurch eine neue Stärke zu erreichen. Den meisten war das allerdings ein zu ambitioniertes und anstrengendes Vorhaben und so fanden wir uns schließlich mit dem Buchladen Rote Straße, Göttingen, und dem leider nicht mehr existierenden Buchladen Kleine Freiheit, Gießen, in einer Dreier-Kooperation zusammen. Unsere ersten Publikationen waren Reprints von für uns grundlegenden Werken wie Leben als Sabotage von Detlef Hartmann, die Hefte 10 und 14 der Autonomie Neue Folge als sozialrevolutionäre Kritik am Marxismus, aber auch den Verkürzungen des Operaismus. Wir gründeten zusammen mit ehemaligen Mitgliedern der Autonomie-Redaktion die Materialien für einen neuen Antiimperialismus. Zu den Anti-IWFAktionen 1988 brachten wir unsere erste neue Broschüre heraus: Zentralamerika. Mexiko. Klassenkämpfe ohne Grenzen. Fortsetzung nächste Seite seite Zeichnung: Findus 1

2 libertäre graswurzelrevolution märz 2015/397 Foto: Assoziation A seite 2 Fortsetzung von Buchseite 1 Anarchismus, eine Form der Altersweisheit Die brasilianischen AutorInnen des von Luiz Ruffato herausgebenen Fußballbuches Der schwarze Sohn Gottes auf der Frankfurter Buchmesse Weitere wichtige Bücher in der Folge sind für mich Das Ende des sowjetischen Entwicklungsmodells. Beiträge zur Geschichte der sozialen Konfrontationen mit dem sozialistischen Akkumulationskommando und Die Ethnisierung des Sozialen Die Transformation der jugoslawischen Gesellschaft im Medium des Krieges. Sie zählen zu den Meilensteinen eines sozialrevolutionären Verständnisses gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse. GWR: Assoziation A, da kommt bei mir zuerst die Assoziation Assoziation Anarchie? Versteht ihr euch als anarchistisch? Theo Bruns: Im Sinne einer grundlegenden politischen Geistes- und Lebenshaltung verstehe ich mich schon als Anarchist, aber nicht gebunden an ein fixes Modell mit der Konstruktion einer Ahnengalerie und einer Vorstellung von Organisierung, die sich in ihrer Orthodoxie häufig nicht grundlegend von konkurrierenden Strömungen wie Trotzkismus, Leninismus etc. unterscheidet. Politisch prägend waren für mich eher der antiautoritäre Dutschke-Krahl-Flügel des SDS, die kritische Theorie in ihrer politisch pointierten Form in Gestalt von Herbert Marcuse, die Situationisten mit ihrer Idee der Einheit von Leben, Kunst und Politik, aber auch Bakunin als radikaler Philosoph der Freiheit und hellsichtiger Kritiker der spezifisch deutschen Form des Obrigkeitsstaates. Meine Magisterarbeit habe ich über die Ursprünge des Anarchismus in Frankreich geschrieben. Dort steht im Vorwort in Umkehrung eines Bismarckschen Diktums, Anarchismus sei keine Jugendtorheit, sondern eine Form der Altersweisheit. Das würde ich heute erst recht so sagen. Rainer Wendling: Keine Ahnung. Jedenfalls, wie Theo schon sagte, nicht im klassischen Sinn. Mir ist nicht wichtig das als Identität zu definieren, Autonomer, Anarchist, Sozialrevolutionär. GWR: Was bedeuten für euch Anarchie, Anarchismus und Autonomie? Theo Bruns: Über das eigene Leben bestimmen zu können. Dazu bedarf es des Zugangs zu den gesellschaftlichen Ressourcen, die dafür die materielle Voraussetzung liefern. Möglichst frei von Zwängen und Diskriminierungen zu sein. Herrschaftsverhältnisse zu unterhöhlen und aufzuheben. Die Verknüpfung des freiheitlichindividualistischen Impetus mit dem egalitären, kollektiven, solidarischen Moment. Um es mit den Worten Bakunins zu sagen: Die Freiheit der anderen nicht als Begrenzung der eigenen, sondern als ihre Voraussetzung und Erweiterung zu begreifen. Das wäre vielleicht so etwas wie libertärer Commonismus. Autonomie bedeutet aber auch eine Vita activa im Sinne Hannah Arendts. Politisch tätig zu sein, sich einzumischen, ungerechte gesellschaftliche Zustände nicht hinzunehmen. Selbstveränderung im Ändern der Umstände. Rainer Wendling: Darüber hinaus ist für mich wichtig, mit welchem Blick wir auf Geschichte, politische und soziale Prozesse schauen. Das Subjekt der historischen Erkenntnis ist, wie Walter Benjamin sagt, die kämpfende unterdrückte Klasse selbst ; nicht der Intellektuelle, der auf die Subalternen herabblickt, nicht der Anführer, nicht die Partei. Der soziale Prozess steht im Mittelpunkt, und natürlich geht es noch immer darum, alle Verhältnisse umzustürzen, in denen die Menschen unterdrückt und geknechtet sind oder der Vernichtung preisgegeben werden. GWR: Assoziation A klingt nach linker Genossenschaft und Internationaler Arbeiter- Assoziation (IAA). Wie ist Assoziation A organisiert? Seht ihr euch in der Tradition der libertär-sozialistischen IAA? Theo Bruns: De facto sind wir heute ein Zwei-Mann-Betrieb, auch wenn es ein Verlagsumfeld gibt, das uns unterstützt und auch Buchvorschläge unterbreitet. Deshalb wäre es etwas hochtrabend, von Organisation zu sprechen. Wie erläutert, sind wir zwar stark an den freiheitlichen Unterströmungen der Geschichte interessiert, kostümieren uns aber nicht mit den Kleidern der alten und sei es auch libertären Arbeiterbewegung. GWR: Wie verlief eure eigene politische Sozialisation? Gab es prägende Erfahrungen? Theo Bruns: Ich bin noch stark vom Impuls der 68er-Revolte geprägt, die ich in meiner Schulzeit miterlebt habe. Ich war damals Schulsprecher an einem sauerländischen Provinzgymnasium. Unter der Parole Anarchie statt SMV (Schülermitverwaltung, von uns gerne als Schülermilchverwaltung verspottet) haben wir damals versucht, den Samen der Revolte auch in einer superspießigen und klerikalen Kleinstadt fruchtbar werden zu lassen. Den Hass, der uns als den ersten langhaarigen Gammlern, Hippies und Dutschke-Freunden entgegenschlug, habe ich bis heute nicht vergessen. Die latente Gewalttätigkeit der postfaschistischen Gesellschaft war beeindruckend. Mit diesen Zuständen konnte es keinen Kompromiss geben. Später habe ich in Marburg studiert, mit den frühen Spontis sympathisiert, im Buchladenkollektiv Roter Stern gearbeitet, im Rahmen der Schwarzen Hilfe politische und soziale Gefangene besucht und unterstützt und Anfang der 1980er Jahre das Autonomen-Plenum mitgegründet. Kurz danach bin ich nach Hamburg gezogen, wo ich anfangs in der antimilitaristischen Bewegung, später in der BUKO aktiv war. Heute versuche ich, soweit es die knapp bemessene Zeit erlaubt, mich im Rahmen der Recht-auf-Stadt-Bewegung zum Beispiel im Hamburger Gängeviertel einzubringen. Rainer Wendling: Der Aufbruch durch die 68er-Revolte hat auch in der badischen Provinz, wo ich herkomme, hohe Wellen geschlagen und gab uns entscheidende Impulse. Viel lief auch über die wilde Musik von Gruppen wie Led Zeppelin, Deep Purple, Ten Years After und Jimi Hendrix, die in diesem Bereich alle Konventionen brachen. Es war ja auch eine Kulturrevolution, Brüche in fast allen Lebensbereichen. Wir stürmten die Konzerte, wenn wir wie meist nicht genug Geld hatten, den Eintritt zu bezahlen, und natürlich, weil das einfach klasse war, ein kleiner Akt des Aufbegehrens. Mit Jesusbärten und langen Haaren, kiffend, Schule schwänzend und den Militärdienst verweigernd, waren wir für die Spießigkeit in den Kleinstädten eine einzige Provokation. Es war klar: Wir mussten uns abgrenzen von unseren Vätern und Müttern, der Nazigeneration, die das ganze Unheil zugelassen und mitgetragen hatte. Dann kamen militante Gruppen und die RAF, die Kämpfe der Anti-AKW-Bewegung an den Bauzäunen, die Häuserbewegung und die Demos gegen die frecher werdenden Neonazis. Anfang der 1990er würde ich den medial und staatlich geschürten Rassismus und die Hetzjagd auf MigrantInnen mit der faktischen Abschaffung des Rechts auf Asyl als prägend für die Entwicklung im neuen Deutschland sehen. GWR: Ihr publiziert nicht nur Bücher, die es manchmal auf die Sachbuchbestenliste schaffen, sondern organisiert auch Lesungen und Veranstaltungen wie die Linken Buchtage Berlin? Die nächsten Linken Buchtage finden vom 5. bis zum 7. Juni 2015 im Mehringhof statt. Was ist da geplant? Rainer Wendling: Die Linken Buchtage haben wir zwar mit ins Leben gerufen und in den ersten drei Jahren mitorganisiert, uns dann aber vor allem aus Kapazitätsgründen wieder rausgezogen. Lesungen und Veranstaltungen organisieren wir weiterhin. Oft auch mit AutorInnen aus dem Ausland, wie jetzt im Mai mit unserer brasilianischen Autorin Beatriz Bracher zu ihrem Roman Die Verdächtigung, der die Zeit der brasilianischen Militärdiktatur zum Hintergrund hat, oder mit Sachbuchautoren wie Marcus Rediker aus den USA und Asef Bayat, der ursprünglich aus dem Iran kommt. Ihre Bücher Die vielköpfige Hydra und Leben als Politik sind für mich wesentliche Bausteine zum Verständnis historischer Prozesse (Rediker) und gegenwärtig der sozialen Revolte des sog. arabischen Frühlings (Bayat). Deshalb haben wir auch keine finanziellen Verluste gescheut, sie zu verlegen und die Autoren hierher einzuladen. Theo Bruns: In Hamburg gibt es seit ein paar Jahren die HEW-Lesetage, die gegen das Artwashing des Energiegroßkonzerns Vattenfall ein Gegenprogramm auf die Beine stellen. Und im letzten Jahr fand erstmals eine Radical Bookfair in der Roten Flora statt. Beides sind ermutigende Beispiele alternativer, widerständiger Kultur, an denen wir uns gerne beteiligen. GWR: International Aufsehen habt ihr erregt, als es 2007 im Vorfeld des G8-Gipfeltreffens in Heiligendamm bundesweit Razzien wegen des von Assoziation A verlegten Buches Autonome in Bewegung gab [vgl. GWR 282]. Im Nachhinein wurden die Durchsuchungen durch den Bundesgerichtshof für rechtswidrig erklärt, die Betroffenen wurden entschädigt. Wie habt ihr die damalige Repression erlebt? Rainer Wendling: Durchsucht wurden wir im Laufe der Jahre ja des Öfteren mal. Diese Durchsuchung war für uns allerdings eine besonders erfolgreiche. Das Interesse am Buch blühte erneut auf und so konnten wir es noch zwei Mal nachdrucken. Theo Bruns: Wir haben damals eine sehr breite Solidarität erfahren, die uns in positiver Erinnerung ist. Die damalige Familienministerin von der Leyen hat später noch einmal versucht, das Autonomen-Buch auf die Liste des jugendgefährdenden Schrifttums setzen zu lassen, ist damit jedoch gescheitert. Maßstab unserer Publikationen ist nicht das bürgerliche Recht, sondern das emanzipatorische Interesse. GWR: Könnt ihr von der Verlagsarbeit leben? Theo Bruns: Wir haben beide den Verlag jahrelang ehrenamtlich betrieben. In den letzten Jahren lebe ich zum Teil vom Verlag, arbeite aber immer noch parallel als freier Lektor, Redakteur und Übersetzer, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Den Verlag betreiben wir also nicht aus ökonomischem Interesse in jedem anderen Job würden wir mehr Geld verdienen, sondern aus politischer Überzeugung und Leidenschaft. Und selbstverständlich, weil es eine wundervolle, abwechslungsreiche und persönlich befriedigende Tätigkeit ist, gute und schöne Bücher herauszubringen und mit ihnen in die politische Debatte einzugreifen. Rainer Wendling: Definitiv: Nein. Ich habe noch einen anderen Job im Bereich erneuerbarer Energien, bei dem ich mich glücklicherweise so flexibel bewegen kann, dass die Verlagsarbeit weiterhin möglich ist. GWR: Welche Bücher gefallen euch aus dem Assoziation- A-Programm besonders gut? Theo Bruns: Ein absolutes Highlight der Verlagsgeschichte war zuletzt sicherlich die Veröffentlichung der Bücher von Luiz Ruffato, der mit seiner kritischen Eröffnungsrede zur Buchmesse 2013 mit dem Ehrengastland Brasilien Furore gemacht hat. Sein Buch Es waren viele Pferde, das die Romanform buchstäblich zertrümmert und die Großstadtliteratur auf höchstem Niveau neu erfindet, ist ein Geniestreich, ein Jahrhundertwerk. Sein Versuch, mit literarisch avantgardistischen Mitteln die Welt der kleinen Leute, der Armen, der Migranten, der Arbeiter zum literarischen Sujet zu erheben, hat uns begeistert. Das ist das gerade Gegenteil von Sozialistischem Realismus und Werkkreis Literatur der Arbeitswelt. In der Vereinigung von politischem Inhalt und experimentellem Ausdruck ähnelt er einem anderen Lieblingsautor des Verlages, Nanni Balestrini, der mit seinem Romanzyklus Die große Revolte der italienischen Autonomia der 60er und 70er Jahre ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Und natürlich lieben wir Vier Hände von Paco Ignacio Taibo II. Der Mann ist als Historiker, Che-Guevara-Biograf, Begründer des neuen lateinamerikanischen Kriminalromans und Organisator der Krimi-Messe von Gijón sowieso ein Phänomen und lebendes Gesamtkunstwerk und über die Jahre auch ein persönlicher Freund. Und schließlich wollen wir auch Dominique Manotti, die Grande Dame des französischen Roman noir, nicht unerwähnt lassen. Auf Sachbuchebene haben wir u.a., was die Geschichte der Linken, Stadtsoziologie und urbane Bewegungen, Studien zu Migration und Rassismus, kritische Untersuchungen zum Nationalsozialismus angeht, klare Akzente gesetzt. Man denke nur an die Bücher von Mike Davis. Für mich persönlich war zuletzt u.a. die Herausgabe des Gängeviertelbuches über die kulturelle und politische Inbesitznahme von zwölf leerstehenden Häusern in der Hamburger Innenstadt durch 200 KünstlerInnen und AktivistInnen eine bereichernde und beglückende Erfahrung. Wir haben das Buch getragen von der Euphorie des Aufbruchs mit vier Herausgeberinnen, sechs Grafikern und ca. 20 AutorInnen gemeinsam gestaltet. Eine tolle Erfahrung, die in schönster Weise für einen selbst erneut transparent macht, warum man ein so anstrengendes Ding wie einen Verlag immer noch macht. GWR: Aus eurem aktuellen Programm gefällt mir das neue Kommunebuch besonders gut. Das haben wir durch einen Vorabdruck in Graswurzelrevolution Nr. 391 und ein Interview mit der Kommu- Fortsetzung nächste Seite

3 märz 2015/397 graswurzelrevolution libertäre Fortsetzung von Buchseite 2 Anarchismus, eine Form der Altersweisheit nardin Bettina Kruse in der GWR 393 sozusagen abgefeiert. Ein bisschen irritierend ist, dass es, wie schon der im Werkstattverlag erschienene Vorgängerband, einfach nur Kommunebuch heißt? Führt das nicht zu Verwechslungen? Theo Bruns: Das Kommunebuch ist die Fortsetzung des ersten Kommunebuchs aus dem Werkstattverlag und knüpft an es an. Ein großer Teil der damaligen Projekte ist noch dabei und auch einige Autorinnen und Autoren waren an beiden Büchern beteiligt. Die Beibehaltung des Namens ist also Ausdruck einer realen Kontinuität innerhalb des Netzwerks politischer Kommunen und nicht der Versuch, einen erfolgsträchtigen Buchtitel abzukupfern. GWR: Was sind allgemein eure persönlichen Lieblingsbücher? Theo Bruns: Außer unseren eigenen Büchern immer noch Hundert Jahre Einsamkeit von García Márquez. Unter dem Vulkan von Malcolm Lowry. weiter leben von Ruth Klüger und die Autobiografie von Marcel Reich-Ranicki. Shakespeares Sonette und ein paar Gedichte Goethes. Rainer Wendling: Oje, das sind so viele. Das hängt auch von der jeweiligen Lebensphase ab. Als Jugendlicher die Bücher von James Baldwin: Sonnys Blues, Eine andere Welt, aus denen ich viel über den Rassismus und das Leben der Schwarzen in den USA gelernt habe, und durch Giovannis Zimmer zum ersten Mal etwas über das Schwulsein. Und nicht zu vergessen Dostojewskis Schuld und Sühne, Die Brüder Karamasow. Unter den deutschsprachigen Autoren Oskar Maria Grafs Gelächter von außen, auch Jurek Beckers Jakob der Lügner. Zur literarischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust Die Atempause von Primo Levi; Italo Svevos wunderbar selbstironisches Buch zur damals aufkommenden Psychoanalyse Zenos Cosini ; George Orwells Erledigt in Paris und London und jede Menge andere. GWR: Viele linke Buchläden sind mittlerweile verschwunden, viele Verlage stecken in der Krise. Wo seht ihr Gründe dafür? Wie schätzt ihr die aktuelle Situation und die Perspektiven von Assoziation A und anderen linken Verlagen ein? Theo Bruns: Das sollte man auf zwei unterschiedlichen Ebenen diskutieren. Zum einen spiegelt sich darin die Krise der Linken, die zurzeit kein schlüssiges Konzept einer gesamtgesellschaftlichen Umwälzung aufzuweisen hat. Früher lebten wir mit dem Gefühl: Die Revolution steht vor der Tür. Heute führen wir eher Abwehrkämpfe gegen eine weitere Zunahme der Barbarei. Zum anderen haben wir es mit einer Krise des Produktes Buch zu tun. Gutenbergs Welt ist zwar nicht untergegangen, hat aber einen erheblichen Bedeutungsverlust erlitten. Aufgrund des Internets und der fortschreitenden Digitalisierung ist das gedruckte Buch heute nicht mehr der privilegierte Informationsträger von einst und die Welt des Wissens nicht mehr eine große Bibliothek. Die Bachelorstudiengänge mit ihrem permanenten Prüfungsdruck haben dazu geführt, dass der heutigen Generation der Studierenden wesentlich weniger freie Zeit zur politischen Betätigung und Debatte zur Verfügung steht. Um die kurzfristigen Leistungsnachweise zu erbringen, ist die Lektüre von Büchern immer weniger das probate Mittel. Das stellt linke Verlage vor riesige Herausforderungen für die Zukunft. Um die gleiche Leserschaft wir früher erreichen und zumindest gleichbleibende Umsätze realisieren zu können, werden sie Bücher publizieren müssen, die deutlich aus dem Durchschnitt herausragen. Wir werden den Bereich Print mit dem digitalen Publizieren verbinden müssen und denken darüber nach, auch Freebooks zum kostenlosen Download als Teil einer allen zur Verfügung stehenden Wissensallmende anzubieten. Gute Bücher und moderiertes Wissen, das der Informationsüberflutung etwas qualitativ Überzeugendes entgegensetzt, werden weiter ihren Platz haben. Das Redigieren, Lektorieren, Auswählen, Programmgestalten, Wissenbestände-in-Beziehung-Setzen und die Organisation von Diskussion werden weiter unverzichtbar bleiben. Dies alles ein Teil einer linken Debatte, die dazu beitragen soll, die Welt ein Stück freier und gerechter zu machen. Verleger zu sein ist ein echtes Abenteuer. Wie ein Buchverlag in zehn, fünfzehn Jahren aussehen wird, weiß niemand. GWR: Assoziation A ist sozusagen ein Verlag von der Bewegung, für die Bewegung. Wie schätzt ihr die aktuelle Situation anarchistischer und anderer undogmatisch linksradikaler Bewegungen ein? Theo Bruns: Seit dem Epochenbruch 1989 haben weltweit ethnonationalistische, rassistische und religiös fundamentalistische Bewegungen, die eine reaktionäre Antwort auf die soziale Frage artikulieren, in Besorgnis erregender Weise Zulauf erfahren. Das hat auch mit der Leerstelle zu tun, die die Krise der Linken hinterlassen hat. Antworten der undogmatischen Linken, die sich auf der Höhe der Zeit bewegen, sind notwendiger denn je. Die Debatte um die Commons, die Recht-auf-Stadt-Bewegung, die Solidarität mit den Flüchtlingen oder die breiten Proteste gegen die Austeritätspolitik in Südeuropa sind ermutigende Beispiele. Kennzeichen vieler dieser Bewegungen ist ihre Distanz zum Staat und die Ablehnung traditioneller Formen der politischen Repräsentanz. Hier gibt es Anknüpfungspunkte an das Ideengut der anarchistischen Bewegung, die sich aber gleichfalls neu erfinden muss, wenn sie nicht museal erstarren und in Bedeutungslosigkeit versinken will. Rainer Wendling: Zwar fühle ich mich nach wie vor als Teil dieser Bewegungen, aber ich empfinde es als großes Manko, dass sie oft zu selbstbezogen denken und agieren und einen entsprechenden Habitus an den Tag legen. Das erschwert den Zugang zu und das Verständnis von weltweiten sozialen Kämpfen, die ja gerade seit Beginn der 2010er Jahre immens zugenommen haben. Linksradikale Bewegungen müssen, wollen sie nicht in Bedeutungslosigkeit versinken, Bezüge zu den weltweiten Sozialprozessen suchen, finden und herstellen. Das ist einer der Gründe, warum mir unsere sozialhistorischen Bücher besonders am Herzen liegen. GWR: Welche Pläne, Visionen und Projekte habt ihr für die kommenden Jahre? Theo Bruns: Mit unseren politischen Titeln wollen wir nach wie vor die aktuellen linken Protest-, Widerstands- und Aneignungsbewegungen begleiten und in produktiver Weise zu ihren politischen Debatten beitragen. Was das literarische Paco Ignacio Taibo II mit Übersetzerin Lilian-Astrid Geese im Haus der Kulturen der Welt, Berlin Foto: Assoziation A Programm angeht, haben wir kürzlich die deutschen Buchrechte von drei Romanen des italienischen Autorenkollektivs Wu Ming erworben. Wir setzen in dieses Editionsprojekt große Hoffnungen und investieren unseren Elan darein. Außerdem werden wir unseren Autoren treu bleiben und z.b. den fünfbändigen Romanzyklus Vorläufige Hölle von Luiz Ruffato vollständig veröffentlichen. GWR: Gibt es etwas, das ihr noch loswerden wollt? Ein Schlusswort? Theo Bruns: Rebellischsein hält jung, gerade in unserem Alter eine tröstliche Nachricht. Und um es mit den Worten unseres südafrikanischen Autors Denis Goldberg zu sagen: Es gilt, leidenschaftlich an den Ereignissen seiner Zeit teilzunehmen. Ein linker Verlag ist dafür ein wunderbares Instrument. Interview: Bernd Drücke Das Interview wurde im Februar 2015 per geführt. Anmerkung: Assoziation A auf der Leipziger Buchmesse, bis , Halle: 5, Standnummer: E 402. Weitere Infos: seite 3

4 libertäre graswurzelrevolution märz 2015/397 Feminismen heute Positionen in Theorie und Praxis. Welcome to plurality Yvonne Franke/ Kati Mozygemba / Kathleen Pöge / Bettina Ritter / Dagmar Venohr (Hg.): Feminismen heute. Positionen in Theorie und Praxis, Transcript Verlag, Bielefeld 2014, 408 Seiten, 29,99 Euro, ISBN Andreas W. Hohmann (Hg.): Ehern, tapfer, vergessen. Die unbekannte Internationale. AnarchistInnen & SyndikalistInnen und der Erste Weltkrieg, Verlag Edition AV, Lich 2014, ISBN , 285 S., 18 Euro Gianpiero Bottinelli: Die Stimme der Freiheit. Luigi Bertoni und der Anarchismus in der schweizerischen ArbeiterInnenbewegung. A propos Verlag, Bern 2014, 238 Seiten, ISBN Preis: 20 Franken seite 4 Auf das Buch Feminismen heute bin ich über das Internet aufmerksam geworden, einer meiner liebsten Blogs fuckermothers (1) wies darauf hin, denn die Macherin des Blogs ist auch mit dem Beitrag Verunsicherungsmaschinen - Anmerkungen zu feministischer Mutterschaft vertreten. Als ich das Buch in den Händen hielt, dachte ich mir mit dem Versprechen es zu rezensieren doch zu viel vorgenommen zu haben: 408 Seiten wollen auch erst mal gelesen sein. Also habe ich mit dem begonnen, was mich am meisten interessiert. In dem oben genannten Beitrag analysiert Lisa Malich das Verhältnis von Mutterschaft und Feminismus: beginnend mit einem kurzen historischen Abriss über Mutterideale kommt sie zu dem Schluss, dass Mutterschaft zumal in linken Kreisen oft per se ein reaktionärer Charakter zugeschrieben werde, einhergehend mit der prinzipiellen Ablehnung von Haus- und Sorgearbeit. Infolgedessen kann es durchaus passieren, dass aus Mutterschaft resultierende Diskriminierungen nicht mehr als Folge (neoliberaler) Machtverhältnisse wahrgenommen werden, sondern als private persönliche Probleme, mit denen man sich nicht auseinandersetzen muss. Warum waren eigentlich so wenige Menschen mit Kindern beim letzten Graswurzelfest, bei der letzten Veranstaltung? Bei Müttern scheint das Bewusstsein für die Komplexität gesellschaftlicher Strukturen und ökonomischer Verhältnisse vergessen. Bei der Vielfalt der Themen und Ansätze des 2014 bei [transkript] erschienenen Sammelbandes wird einmal mehr deutlich, dass Feminismus selbst AnarchistInnen und SyndikalistInnen im Ersten Weltkrieg Das Buch Ehern, tapfer, vergessen. Die unbekannte Internationale. AnarchistInnen & SyndikalistInnen und der Erste Weltkrieg bietet einen sehr guten Überblick und eine Menge wertvoller Informationen über die vergessenen Diskussionen und Antikriegsaktionen der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung in verschiedenen Ländern. Es werden dabei grundlegende Kontroversen deutlich, denn nicht erst der II. Weltkrieg mit dem Kampf gegen den NS weitaus verständlicher, sondern schon die Positionen zum I. Weltkrieg brachten eine tiefe Spaltung der internationalen anarchistischen Bewegung mit sich. Kropotkin kündigte schon 1906 an, er werde im Kriegsfall das Frankreich der Revolutionen gegen Deutschland verteidigen, nur war dieses bürgerlich-republikanische Frankreich dann mit dem reaktionären russischen Zarismus verbündet. Die langjährige, von breitem Grundkonsens getragene antimilitaristische Vorkriegsagitation zerfiel im Kriegsfall vielerorts erschreckend schnell. Ausgezeichnet, dass Michael Halfbrodt mit Das Manifest der Sechzehn von 1933 (S ) einen grundlegenden Text des hierzulande noch unbekannten, aber bedeutsamen belgischen gewaltfreien Anarchisten Hem Day ( ) übersetzt hat, der einen umfassenden Überblick zu dieser umstrittenen und zu Gegenerklärungen der KriegsgegnerInnen geradezu herausfordernden Position der Kropotkin- Interventionisten gibt und dabei relevante Stellungnahmen innerhalb der europäischen anarchistischen Bewegung dazu im Wortlaut wiedergibt. Die Kontroverse setzte sich nach Kriegsende die gesamten Zwanzigerjahre hindurch fort. Nach dieser transnationalen Diskussion bietet das von Andreas W. Hohmann herausgegebene Buch Texte zu den Diskussionen in einzelnen europäischen Ländern, weiter hinten sogar zu Argentinien, Brasilien und Neuseeland. Zuerst werden Originaltexte von Anarchisten/Syndikalisten aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren mit Schwerpunktsetzungen zu einzelnen Strömungen abgedruckt (Grigori Maximoff zum Syndikalismus in Russland; Gerhard Aigte zum Syndikalismus in Frankreich; Pierre Ramus zur Kritik der Sozialdemokratie in Österreich), im weiteren Verlauf historische Gesamtdarstellungen (Martin Veith zu Rumänien; Franco Bertolucci zu Italien; Walther Bernecker zu Spanien). Besonders spannend lesen sich m.e. die Ereignisse in Italien, wo eine antimilitaristische Demonstration im Juni 1914 zu einer Roten Woche mit Generalstreik und Revolten überging, die dazu beitrug, dass sich der Kriegseintritt Italiens um zehn kein Thema ist, sondern ein, wie ich meine, sehr hilfreiches Werkzeug, gesellschaftliche Strukturen zu analysieren, Handlungsansätze aufzuzeigen und dazu zu ermutigen im Kleinen, vermeintlich Privaten schon mal mit der Revolution (TM) anzufangen. Feminismen heute entstand aus einer Tagung im Rahmen der Wissenschaftlerinnenwerkstatt der Hans-Böckler-Stiftung, entsprechend sind die Beiträge hauptsächlich von Wissenschaftlerinnen verfasst, andere feministische Denkerinnen wie z.b. Antje Schrupp, die nicht diesem Kreis angehören, tauchen nicht auf. Dennoch ist dieser kaleidoskopische Blick auf aktuelle und feministische Kritik sehr empfehlenswert, denn er ist gut lesbar und berichtet auch von außeruniversitären feministischen Praxen und Erfahrungen. Der Titel Feminismen heute welcome to plurality ist Programm, unterteilt in 3 Hauptkapitel werden von unterschiedlichsten Autorinnen* und Aktivistinnen* feministische Positionen, Denkansätze und Fragen vorgestellt. Natürlich sind nicht alle feministischen Strömungen vertreten, aber was die dargestellten vereint, ist ihr Wille zum Kampf um Freiräume und gegen (zu viel) Regulation und Regierung (2). Wer also wissen will, was grad so diskutiert und gemacht wird, bekommt in dem Buch viele spannende Einblicke. In Ansätze und Perspektiven werden u.a. Schwarzer Feminismus in Deutschland, muslimische Positionen zu Feminismus, Erkenntnisse aus der Perspektive von Dis/Ability, sowie poskolonialer feministischer Theorie dargestellt und über die Spannung von Feminismus-Marxismus gesprochen. Obwohl der erste Teil recht theorielastig daherkommt, sind die einzelnen Texte, die vermutlich aus den Vorträgen der Tagung entstanden sind, nicht zu lang und für Menschen, die nicht so im Thema drin sind, gut verständlich. Weiter werden im Abschnitt Themen und Felder feministische Diskurse zu (Care-) Ökonomie, Körper, Mutterschaft, Medizin und Netzfeminismus und mehr angerissen. Besonders spannend an diesem Teil des Buches finde ich, dass es auch für alte Häsinnen Neues zu entdecken gibt. Z.B. war mir die lange und erfolgreiche Geschichte der feministischen Rechtswissenschaft nicht bewusst. Der dritte Teil beinhaltet mit Ausdruck und Formen Berichte aus der Praxis von Klassikerinnen wie Frauenhäusern, wendo oder Frauengesundheitszentrum, die teilweise schon auf eine 40jährige Geschichte zurückblicken können, bis zu Beispielen aus dem Bereich des Pop mit Texten von Künstlerinnen wie Bernadette LaHengst oder dem Label Springstoff, welches sich zur Aufgabe gemacht ha,t die Welt mit feministischem HipHop zu retten und vor allem auch jüngere Frauen*/ Mädchen darin unterstützen will, in der sehr mackerhaften Szene einen eigenen Raum zu bekommen. Es lohnt sich, einen Blick auf die Homepage (3) zu werfen und dort neuen Stoff für die eigene Musiksammlung zu besorgen. Auch eine Klassikerin, wenngleich von vielen weißen Feministinnen lange ignoriert, ist die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland, welche bereits seit den 1980ern aktiv ist. Natascha Salehi-Shahnian berichtet über die Geschichte Monate verzögerte (S. 154ff.). Auch die in der Situation von 1915 ermutigende Agitation der Anarchistin Leda Rafanelli gegen den als revolutionären Krieg legitimierten Kriegsinterventionismus wird erwähnt Die Stimme der Freiheit Luigi Bertoni und der Anarchismus in der schweizerischen ArbeiterInnenbewegung Der Name Luigi Bertoni hatte für mich die letzten Jahre über etwas gewissermaßen Geheimnisvolles an sich. Immer wieder lief er mir über den Weg, ohne dass mir so recht klar wurde, wer dieser Bertoni eigentlich war. Umso gespannter und voller Vorfreude war ich, seit ich zufällig mitbekam, dass die Übersetzung einer ursprünglich 1997 auf Italienisch erschienen Biografie über den italienischen Anarchisten nun in Arbeit sei. Und das Warten hat sich gelohnt: Die Stimme der Freiheit ist ein gut 200 Seiten starkes Buch, über einen, der nach seiner Arbeit als Schriftsetzer und am Wochenende ( ) in vielen Schweizer Städten auf Einladung von Kulturzirkeln, Gewerkschaften, von anarchistischen und sozialistischen Gruppen zu finden war (S.50). Lautstark und kompromisslos wurde der Anarchist der von der Schweizer Polizei am meisten verfolgte Subversive (S.40); und nicht nur durch seine Redakteurstätigkeit der Zeitschriften Le Réveil/ dieser Frauenbewegung und von aktuellen Debatten, die u.a. auf der gemeinsamen Konferenz zu Feminismen of Color in Deutschland, die 2013 stattfand, geführt wurden. Hier konnte sich ohne weißes Publikum u.a. über eigene Selbstverständnisse, die Erfahrungen von Mehrfachdiskriminierungen und Empowerment-Strategien ausgetauscht werden. Ein sehr volles Buch, das überaus vielfältig zum Nachdenken über Machtverhältnisse, Diskriminierung und gelungene Auseinandersetzung mit Differenzen anregt. Gisela Notz denkt in ihrem einleitenden Beitrag über Solidarität nach und kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass diese nur erreicht werden kann, wenn Privilegien reflektiert werden, gegenseitiger Respekt deutlich wird und die Erfahrungen aller beteiligten Gruppen gebündelt und fruchtbar eingesetzt wer- (S. 160). Dass es in Italien zum Ende des Krieges hin rund Kriegsdienstverweigerer gab, ist enorm (S. 172). So wird dieses Buch seinem Anspruch gerecht, einen Blick auf die vergessenen Nein-Sager Il Risveglio, die zu den in der ersten Hälfte des 20. Jh. ( ) langlebigsten und international wichtigsten anarchistischen Organen gehörten (S.47), zu der anarchistische[n] Konstante in der Deutschschweiz (Werner Portmann, Einleitung, S.15). Der Lebensweg Bertonis ( ), der von Bottinelli klar nachvollziehbar aufbereitet wird, ist daher zugleich ein Durchgang durch die schweizerische Arbeiterbewegung wie auch durch die Debatten der anarchistischen Bewegung jener Jahrzehnte: beginnend mit der Frage nach dem Verhältnis von Syndikalismus und Anarchismus (Bertoni plädierte für eine revolutionäre Gewerkschaftspolitik, ohne dabei den syndikalistischen Ansatz zu verabsolutieren), der Stellung zum Ersten Weltkrieg (Bertoni nahm eine prinzipiell kriegsgegnerische Position ein) und dann zum Bolschewismus; die Frage des aufkommenden Faschismus und die Organisationsdebatte, wie sie von der Plattform den. Und das gilt nicht nur für die explizit feministische Szene. Ich finde dieses Buch auch für anarchistische Reflexion sehr erhellend, denn welche Hierarchiefreiheit anstrebt und Machtverhältnisse scheiße findet, kann viel aus den Auseinandersetzungen der Frauen* mit Differenzen, Solidarität und Bündnisbildung lernen. Eines wird durch dieses Buch nochmals deutlich: es geht den hier vertretenen unterschiedlichen feministischen Strömungen und Praxen nicht um Gleichstellung, sondern darum, dass sich in unserer Gesellschaft grundsätzlich etwas ändert. Bettina Kruse Anmerkungen: 1) Die Bezeichnung [ ] orientiert sich an der queeren Idee der Aneignung von Abwertung. Sie bildet den Gegenentwurf zur Beleidigung motherfucker, die ebenso an das Ideal der keuschen Mutter anschließt wie an die Konstruktion der Frau als passives Sexualobjekt. ( Malich, S.163) 2) Vgl. Geleitwort S. 13 3) und die Antikriegsaktionen der libertären Arbeiterbewegung zu werfen, noch dazu in einem interessanten Vergleich der Geschehnisse in verschiedenen Ländern. wf um Arschinoff und Machno in den 1920ern angestoßen wurde. Schließlich die Spanische Revolution 1936, während der Bertoni sich sogar von seiner gewöhnlichen Kompromisslosigkeit in prinzipiellen Fragen entfernte und die CNT sowohl kritisierte als auch verteidigte (S.180), hin zu den dunklen Jahren des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Bertonis Positionierungen in den jeweiligen Debatten arbeitet der Autor zumeist recht klar heraus, vor allem anhand der eigenen Zeitschriftenbeiträge von Bertoni. Viele Quellen werden dadurch aufbereitet und machen Lust auf eigene, weiterführende Lektüre. Danke in Richtung Bern dafür, die Arbeit auf sich genommen zu haben, dieses interessante Buch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Mögen viele weitere folgen! Und das Geheimnis Bertoni hat sich für mich nun etwas gelüftet. Philippe Kellermann

5 märz 2015/397 graswurzelrevolution libertäre Guerra! Spaniens heimliches Trauma Unüberhörbar kreischen die Krallen der Bestie des Krieges am eisernen Tor ihres Verließes. Entfesselt ist sie erneut im tumben Wahn der Grenzen und des Nationalismus an einem entgrenzten Europa. Schon greift die Angst um sich. Die Angst als schlechter Ratgeber zu mehr Rüstung, mehr Soldaten und mehr Abschreckung. Ein höllischer Schlund tut sich vor der vermeintlichen Festung Europa auf, an deren Rand blinde Politiker und Generäle taub umhertaumeln, dumpfe Drohungen ausstoßend. Erstmals seit Goebbels hat im alten Europa wieder ein Politiker, Poroschenko, das Wort vom totalen Krieg in den Mund genommen und die Journaille scheut sich nicht es unkommentiert tausendfach nachzudrucken. Vielleicht sollte Petro Poroschoko sich lieber darauf beschränken Schoko-Weihnachtsmänner zu gießen, statt Zinnsoldaten. Wird die Ukraine zum neuen Sarajevo? Selbst Militaristen wie der Altbundeskanzler Schmidt warnen davor. Der Spanische Bürgerkrieg Vor 76 Jahren wurde durch politisches Kalkül und demokratische Ignoranz die Spanische Republik von den vereinigten Faschisten in einem bis dahin, auch weit nach der Niederlage, beispiellosen Blutbad ersäuft. Längst liefen die Rüstungsmaschinerien in Deutschland und Italien auf Hochtouren und produzierten für den Großen Krieg, für den Spanien nur Testfeld und Startbahn war. Als im September 1939 von der Hitler- Wehr macht Polen überfallen wurde und Stalin sich zusammen mit seinem Spanien-Gegner die Beute teilte, hatte sich der Lindwurm des Krieges längst in die Lüfte erhoben. In die Lüfte, die diesen neuen Krieg bestimmen würden von Guernica bis Hiroshima und Nagasaki. Mit Guerra! hat Jason Webster, ein bis zur Buchveröffentlichung zwölf Jahre in Spanien ansässiger und mit einer spanischen Tänzerin verheirateter Reiseschriftsteller aus San Francisco, einen internationalen Bestseller geliefert (2006 in Englisch), der für breite Leser*innenkreise erstmals ein grelles Licht auf die Gräuel des Spanischen Bürgerkrieges von und die Zeit danach wirft. Als eine alte Nachbarin ihm von einem republikanischen Massengrab auf seinem Grundstück erzählt, das in Sichtweite zu seinem romantischen Haus in den Bergen nördlich Valencias liegt, kriegt Webster die Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Sein mythisches spanisches Reiseprospekt- Idyll bekommt Risse, durch die er eine schreckliche Vergangenheit erahnt. Bemüht, sich erst mal auf keine Seite zu schlagen, fängt er an, die jüngere Geschichte zu recherchieren und sich mit dem Spanischen Bürgerkrieg auseinanderzusetzen. Hierzu startet er während einer Tournee seiner Frau zu einer Odyssee durch ganz Spanien mit Stationen in Valencia, Madrid, der spanischen Exklave Ceuta / Spanisch- Marokko (Franco-HQ), Granada Vìznar (Ermordungsort García Lorcas), Castuera (KZ), Toledo (Alcázar), Burgos, Zaragoza Das Tal der Gefallenen (Valle de los Caídos), Baajoz, Perpignan (Lager der Spanienflüchtlinge), die ihn buchstäblich in Abgründe blicken lässt und ihm die Bekanntschaft immer neuer Menschen mit ihren individuellen Geschichten vermittelt. Marx versus Stirner Von Faschisten bombardiert: Barcelona Foto aus: B. Drücke, L. Kerkeling, M. Baxmeyer (Hg.), Abel Paz und die Spanische Revolution, Edition AV 2004 Marx repräsentiert das 19. Jahrhundert und Stirner wies über seine Zeit hinaus. Das ist der entscheidene Unterschied, lautet die provokante These von Jochen Knoblauch. Ursprünglich als Beitrag für den Sammelband Feindliche Brüder geplant hat er seinen Text ausgebaut und mit passenden Illustrationen versehen beim Verlag Edition AV unter dem Titel Marx vs. Stirner publiziert. Der ursprünglich beim Karin Kramer Verlag geplanten Veröffentlichung kam tragischerweise der Tod des Verlegerpaares Karin und Bernd Kramer dazwischen [vgl. Nachrufe, in: GWR 389 und GWR 393]. In einem lockeren Stil vom Aufbau im Inhaltsverzeichnis an Stirners Œuvre erinnernd schwadroniert Jochen Knoblauch kompetent über Max Stirner und das Verhältnis zu Karl Marx und dem wissenschaftlichen Sozialismus. Es ist kein trockener wissenschaftlicher Text, sondern ein flüssig geschriebener Essay, der mit musikalischen Zitaten durchzogen ist und sich nicht scheut auf Wikipedia als Ressource zurückzugreifen. Beispielhaft hierfür ist die folgende Passage: Somit Die Episoden seiner Reise werden unterbrochen von lebendig erzählten Kapiteln über die geschichtlichen Hintergründe, Personen wie Orwell und Orte wie Guernica. Dabei zeigen sich Schwächen des Buches. Geschichtliche Fakten sind offenbar nicht in der notwendigen Tiefe recherchiert worden und so in Teilen fehlerhaft. So werden der anarchosyndikalistischen CNT 1936 eine Million Mitglieder zugeordnet, während es in Wirklichkeit zwei waren, mindestens jedoch eineinhalb gegen Kriegsende sollen es nach manchen Quellen sogar drei Millionen gewesen sein. Während von anarchistischen Exzessen gegen Priester und Kirchen die Rede ist, die es zweifelsohne gegeben hat, ist wenig bis gar nicht von den kirchlichen Exzessen gegen das einfache Volk die Rede, bis hin zu den bewaffneten Geistlichen, die in vollem Ornat in Kämpfe eingriffen. Auch ist an keiner Stelle über von Anarchisten gerettete Geistliche und Kirchen zu lesen. Die anarchistische Seite kommt fast ausschließlich in Form von (dickbäuchigem) Durruti, (undisziplinierten) Milizen und Gewaltakten zur Sprache und kaum als soziale Revolutionär*innen mit ihrem bemerkenswerten und anfangs vielfach erfolgreichen Versuch, einen freien Sozialismus aufzubauen. Die ebenso starke Gewerkschaft der Sozialisten UGT, an der Basis verbündet mit den Anarchist*innen, wird gar noch weniger erwähnt, ebenso wenig wie das gemeinsame Motto UHP (Unidad Hermanos Proletarios: Einigkeit Proletarische Brüder!). Wenigstens bleibt die fatale Rolle der Abgesandten Stalins und der GPU nicht unerwähnt, die ihre eigenen Folterkeller und Erschießungskommandos hatten und die für die SU-Waffenlieferungen den Spanischen Goldschatz kassierten (vgl. El Campesino, Morgen werde ich frei sein ). Ein Exkurs über den über Radio Sevilla eineinhalb Jahre allabendlich um Schlag zehn geifernden und mordkeifenden General Queipo de Llano, ist einer der Höhepunkte des Buches und lässt unwillkürlich an die Massaker der Hutu an den Tutsi denken, die ebenfalls radiogesteuert waren. Auch die Geschichte des Mordes an Federico Garcìa Lorca und die Schilderung seiner trostlosen Gedenkstätte sticht heraus. wurde in den damaligen philosophischen Kreisen mit Stirner das Ende der Philosophie deklariert, zumindest das Ende der Hegelschen Geistigkeit. Aber letztendlich ist das Ganze doch nur ein Wortgemetzel. Lasst uns doch endlich in Ruhe mit Euren philosophischen und anderen Helden! Kick out the jams, motherfuckers. (17). In ähnlicher Schreibweise polemisiert er auch gegen den Staatskommunismus. Der Kommunismus war selbst nach Generationen nicht in Sicht und bleibt im Dunst von Partei-Nebelmaschinen unsichtbar. (38) Letztendlich bleibt Knoblauch auch nicht dabei stehen, Stirner zu referieren, sondern formuliert hieraus auch eine kämpferische Aufforderung, den Kapitalismus zu bekämpfen. Als Anhang findet sich noch ein Vortragsmanu- Fettnäpfchen skript von ihm über Libertäre Freiheit heute, womit er auch auf einen für Stirner sehr relevanten Aspekt eingeht. Dieser Text ist in erster Linie als Einstieg ins Thema gedacht ohne den Anspruch zu vertreten es ausufernd zu beleuchten. Hieraus konnte ich persönlich wenig ziehen. Der Text Marx vs. Stirner ist hingegen sicherlich kein vertiefender Beitrag zur Erforschung der Debatte zwischen den beiden Denkern, was auch nicht sein Anspruch ist, sondern ein leicht-verständlicher, kompetenter Einstieg in die Thematik mit interessanten Denkanstößen. Er besticht zudem durch seine Kenntnis der Thematik, die selbst Kennern der Materie manches wieder ins Gedächtnis ruft. Maurice Schuhmann Bei der Lektüre des Buches kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein etwas trotteliger Ami auf seinem Trampeln durch die bereitstehenden Fettnäpfchen und verrottende Schafskadaver immer wieder vom Regen in die Traufe kommt. Das fängt schon damit an, dass ihn ein Bekannter auf ein faschistengesponsortes Zweikampfevent mitschleppt, auf dem reichlich Blut fließt und wo sich die Kämpfer gegenseitig halb totschlagen. Das auf den T-Shirts der Besucher aufgedruckte Symbol des sich aufbäumenden Stiers scheint ein Symbol der NeoFaschisten zu sein und dies ziert auch das Cover des Buches. Auf seiner Odyssee durch die Orte klerikalfaschistischer Massaker gerät Webster an Leute von beiderlei Seiten, die ihm erschütternde Einblicke in das Kriegsgeschehen verschaffen und in den Alltag des beginnenden 21. Jahrhunderts. Nicht nur das Kriegsgeschehen steht im Mittelpunkt, sondern das, was im heutigen Spanien nur kurz unter der Oberfläche wabert. Die modernen Spanier*innen sind weit entfernt davon, sich von den Traumata des Krieges und Franco-Faschismus erholt zu haben. Obwohl immer mehr Menschen das Wort ergreifen und die Öffentlichkeit suchen, liegt das vergangene Grauen noch wie ein Alp unter der Haut und im Unterbewussten der Menschen. Auch vor den republikanischen Massakern macht der Autor nicht Halt. Dennoch ist seine Abscheu gegenüber den Franco- Generälen nicht zu überhören, die zynisch von Anfang an beschlossen hatten, mit einem maximalen Terror und Morden über ihr eigenes Volk herzufallen, um größtmöglichen Schrecken zu verbreiten. Das Rezept dazu hatten Franco und Kumpane in den Kolonialkriegen gelernt. Dass sich diese katholischen Christen hierzu ausgerechnet der einst verhassten Mauren, der marokkanischen Moros bedienten, ist eine pikante Note bei diesen unmittelbaren Erben der Inquisition. Aber auch die Republik hatte strategisch und moralisch versagt, als sie Marokko die Freiheit versagte. Die innere Zerrissenheit der Spanier*innen wird auch in der Figur eines transsexuellen Freundes sichtbar, der zwar selbst, einmal entdeckt, zum Opfer rechter Gewalttäter werden könnte, der aber für gewisse Aspekte des Franco-Faschismus offene Sympathien zeigt. Sympathien, den Mut zu haben, von einem Extrem ins andere zu fallen. Vom Republikaner zum Faschisten zu werden. Dieses Menschenbild hat verstörende Elemente, die von einer zerstörten Psyche zeugen. Fazit Das Buch ist packend geschrieben und eröffnet Einblicke in ein geheimes und geheimnisvolles Spanien, das schlaflos und leergeweint unter der Oberfläche des trubelig-bunten Touristenlandes liegt. Der Reportage-Roman ist zum besseren Verständnis mit einer Chronologie des Spanischen Bürgerkrieges, einem Schlüsselpersonenverzeichnis, einem Endnotenverzeichnis, einem (zu kurzen) Literaturverzeichnis (mehr als eine halbe Seite leer verschenkt), einem Personenund einem Ortsverzeichnis versehen. Leider fehlt eine Kapitelübersicht und ein paar ärgerliche Fehler wären bei einem etwas besseren Lektorat zu vermeiden gewesen. Dennoch ist die Lektüre unbedingt zu empfehlen, besonders wenn mensch in der Lage ist, die geschilderten Fakten historisch richtig einzuordnen. Für gänzlich Spanienkrieg-Unbeleckte ist das Buch unkommentiert eher nicht zu empfehlen. R@lf G. Landmesser (LPA Berlin) Bracher verarbeitet das gesellschaftliche Trauma der brasilianischen Militärdikta tur von 1964 bis 1985, anhand eines Universitätsdozenten, der verhaftet und gefoltert wurde. Durch eine genaue Sprache gelingt es ihr, Tragödien und Konflikte nachempfindbar zu machen. Beatriz Bracher: Die VerDächtigung / Roman Au s d e m P o rt u g i e s i s c h e n vo n m A r i A h u m m i tzsch 176 S., geb., 18,00, ISBN Jason Webster: Guerra! Eine Reise im Schatten des Spanischen Bürgerkriegs. Übersetzung Tobias Raubuch, CONTE Verlag, St. Ingbert 2014, 322 Seiten, ISBN , Euro, Jochen Knoblauch: Marx vs. Stirner. Ein Versuch über Dieses & Jenes, Edition AV, Lich 2014, 88 S., 14 Euro, ISBN seite 5 CaRy GRant & tito. Ex-PaRtisanEn & Mafiosi. ExtRaklassE! Dem Autorenkollektiv Wu Ming ist ein großer Wurf gelungen: ein faszinierendes Zeitgemälde voll überraschender Wendungen, Elementen von Spy Story und Mafiathriller, mit viel Witz und einem Schuss Tarantino. Wu Ming:»54«/ Roman Au s d e m i ta l i e n i s c h e n vo n K l Au s-peter Arnold 528 S., geb., 24,80, ISBN » Dies ist ein Weg, von dem es keine Heim kehr gibt...«notierte der Schrift steller Armin T. Wegner 1915 in sein Tagebuch. Er wurde Augen zeuge des Völkermords an den Armeniern. Der Völkermord jährt sich dieses Jahr zum hundertsten Mal. Corry Guttstadt (Hg.): Wege ohne heimkehr Die Armenier, der Erste Weltkrieg und die Folgen unter mitarbeit von seyda demirdirek& elke hartmann 204 S., geb., 19,80, ISBN

6 libertäre graswurzelrevolution märz 2015/397 Eine Stimme der SexarbeiterInnen Melissa Gira Grant: Hure spielen Melissa Gira Grant: Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit, Edition Nautilus: Hamburg 2014, 192 Seiten, 14,90 Euro, ISBN Michael Seemann: Das neue Spiel. Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust. Orange-Press 2014, 256 Seiten, Das Buch gibt es teuer auf Papier (20 Euro), günstig als E-Book (4,95 Euro) oder kostenlos als Browserversion, zum Beispiel auf seite 6 Melissa Gira Grants Publikation Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit hätte zu keinem besseren Zeitpunkt auf dem deutschen Markt erscheinen können. Mitten in der von Alice Schwarzer lancierten Debatte um ein Verbot der Sexarbeit die 2014 auch in der Graswurzelrevolution über mehrere Ausgaben kontrovers geführt wurde ergreift Grant als ehemalige Sexarbeiterin mit ihrem autobiographisch unterlegten, aber in erster Linie journalistischem Sachbuch das Wort. Ein solcher Konnex von journalistischer Recherche und Erfahrungsbericht ist dringend nötig als Beitrag zu einer Debatte, die hauptsächlich von FeministInnen, WissenschaftlerInnen und PolitikerInnen geführt wurde. Die Stimme der SexarbeiterInnen erlangt dabei kaum Gehör, wie Grant nachdrücklich kritisiert. Das Buch macht deutlich, dass die Prostituierte selten selbst zu Wort kommt und somit oft nicht viel mehr als eine fiktive Figur ihrer selbsternannten RetterInnen ist. Dagegen profiliert Grant Huren weder als Opfer noch als feministische Fiktion, sondern als ArbeiterInnen, die durch Kriminalisierung ihrer Tätigkeit prekarisiert werden. Deutlich macht Grant dies auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen in den USA, einem Land, in dem Sexarbeit offiziell verboten ist. Grant erforscht nicht etwa zentral das Verhältnis von SexarbeiterIn zu Freier, sondern das gesamte soziale und diskursive Umfeld, in das die Sexarbeit in den USA eingebunden ist. So ist denn das erste Kapitel nicht etwa der Prostituierten selbst gewidmet (dies folgt im 2. Kapitel), sondern der Polizei, jener staatlichen Instanz, die den SexarbeiterInnen am häufigsten begegnet. Dieses Kapitel ist das eindringlichste des Textes und sei jenen ans Herz gelegt, die pauschal ein Verbot der Sexarbeit fordern, ohne die Konsequenzen zu vergegenwärtigen. Das Kapitel zeichnet eine repressive Gesellschaft voller polizeilicher Willkür, unterlassener Hilfeleistung, Gewalt und Korruption, die der Forderung einer Gleichbehandlung der Frau, wie sie mit dem Prostitutionsverbot einher gehen soll, nicht im Geringsten entgegen kommt, sondern die Tätigkeit der SexarbeiterInnen gefährlicher, prekärer und entwürdigender macht. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Verbotsdebatte, der durch das leider nicht sehr gelungene Vorwort von Mithu M. Sanyal im deutschen Sexarbeitsdiskurs verortet werden soll. Sinnvoller wäre diese Aufgabe wohl in einem Nachwort zu lösen gewesen. Dennoch werden die Anknüpfungspunkte deutlich und Grants Text erscheint als ein Plädoyer für das Beibehalten einer relativ liberalen Gesetzgebung in Deutschland und gegen die von ihr als Wegsperr- Feminismus bezeichneten Anschauung, die es der staatlichen Ordnungsmacht überlässt, Geschlechtergerechtigkeit herbeizuführen. (36) Kerstin Wilhelms Melissa Gira Grant. Foto: Edition Nautilus Das neue Spiel n Die mediale Revolution durch Digitalisierung und Internet hat nicht nur kulturelle und ökonomische, sondern auch politische Folgen. Wenn sich die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren, Informationen verteilen, sich vernetzen und organisieren verändert, lässt das die klassischen politischen Institutionen Parteien, Parlamente, ja sogar Staaten nicht unberührt. Aber wie genau verändert das Internet das Politische? Dazu hat der Kulturwissenschaftler Michael Seemann jetzt ein Buch geschrieben. Das neue Spiel hat er es betitelt, denn seine grundlegende These ist, dass unter den Bedingungen des Digitalen und des Internet im Bereich der Politik nicht mehr dasselbe Spiel gespielt wird. Die alten Spielregeln funktionieren nicht mehr. Im ersten Teil seines Buches erklärt er, warum genau und im zweiten Teil entwirft er neue Regeln. Das ist sehr lesenswert für politische Aktivist_innen jeder Art, speziell aber für anarchistische, weil es hier zentral um die Existenzbedingungen staatlicher Institutionen und globaler kapitalistischer Strukturen geht. Das alte Spiel basierte auf Hierarchien, (staatlicher) Kontrolle und Repräsentation. Das neue Spiel ist geprägt von Netzwerken, Kontrollverlust und spontanen Aktionen. Warum Digitalisierung und Internet diese Veränderungen unweigerlich mit sich bringen, erklärt Seemann so, dass es auch für alle verständlich ist, die sich mit Internetstrukturen nicht gut auskennen. Er identifiziert dabei drei Treiber: Erstens die umfassende Digitalisierung der Welt, also die Tatsache, dass immer mehr (und tendenziell alles) in digitaler Form erfasst und damit in diese Entwicklung einbezogen wird. Zweitens die unbegrenzte Kopierbarkeit von Daten, weshalb theoretisch die gesamte digitalisierte Welt jederzeit allen überall gratis zur Verfügung stehen könnte. Und drittens die Query, also die Abfrage, die es ermöglicht, aus großen Datenmengen alle nur denkbaren Informationen zu ziehen, auch solche, von denen wir heute noch gar nicht wissen, dass jemand sie irgendwann mal interessant findet. Diese drei Faktoren entwickeln laut Seemann gemeinsam eine Dynamik, die sich nicht aufhalten lässt und unausweichliche Folgen für Wirtschaft und Politik hat. Eigentumsmodelle zum Beispiel, die auf Gewinn per verkaufter Stückzahl basieren, funktionieren logischerweise immer schlechter, wenn die Grenzkosten eines Produktes (also die Kosten, die es erfordert, von einem einmal erfundenen Ding noch eines zu produzieren), praktisch gegen Null gehen: Es ist einleuchtend, dass ein gedrucktes Buch etwas kostet, aber nicht, dass man für eine Text- oder Videodatei etwas (oder sogar viel) bezahlen muss, wo es doch praktisch keine Kosten verursacht und niemandem etwas wegnimmt, wenn sie nochmal kopiert werden. Manche Ökonomen wie Jeremy Rifkin rufen deshalb schon das Ende des Kapitalismus aus. Die Realität spricht allerdings eine andere Sprache, denn der Kapitalismus steht ja weiterhin in Saft und Kraft. Freilich nicht bei denen, die wie deutsche Verlage und Zeitungen ihre alten Geschäftsmodelle mit Zähnen und Klauen verteidigen und für staatliche Gesetze lobbyieren und so ihre Interessen abzusichern hoffen. Diesen Kampf werden sie verlieren, weil sie noch das alte Spiel spielen. Oberwasser haben vielmehr diejenigen Unternehmen, die neue Geschäftsmodelle für die digitale Welt entwickelt haben, also große Plattformen wie Google, Amazon, Facebook. Seemann erläutert, woher ihre Macht kommt und warum man ihnen im Stile herkömmlicher politischer Kämpfe (Streiks, Gewerkschaften, Konsumboykott) nicht beikommen kann. Solche Plattformen brauchen Staat und Polizei nicht mehr, um ihre Interessen durchzusetzen, sie bekommen alles, was sie zum Geldverdienen brauchen Unmengen von Daten von den Nutzerinnen und Nutzern freiwillig geliefert. Als Gegenleistung stellen sie Infrastrukturen bereit, die in vielerlei Hinsicht praktisch sind, und auf die man immer schwerer verzichten kann. Grund dafür sind Netzwerkeffekte, die bewirken, dass die schiere Masse von Teilnehmenden das Angebot quasi konkurrenzlos macht: Dass so viele Menschen bei Facebook sind, hat zur Folge, dass sich immer mehr Leute dort anmelden (müssen), was Facebook wiederum noch stärker und um Längen attraktiver macht als die Konkurrenz. Plattformen übernehmen inzwischen teilweise sogar ehemals staatliche Funktionen wie zum Beispiel Identitätsnachweise: Viele Internetangebote kann man ohne Facebook- oder Google-Account gar nicht mehr nutzen, so wenig wie man ohne Reisepass eine Grenze passieren kann. Der Verzicht darauf, sich dem Trend anzuschließen, hat einen immer höheren Preis. Wer Google, Facebook und Co. boykottiert, verschließt sich selbst die Vorteile, die sie bieten, ohne dabei aber gleichzeitig etwas Substanzielles auszurichten. Deshalb schlägt Seemann vor, das Spiel nach neuen Regeln zu spielen und stellt zehn davon auf. Statt auf zunehmend verlorenem Posten gegen Digitalisierung und freie Verfügbarkeit von Daten zu kämpfen, solle man lieber die Möglichkeiten von Digitalisierung und Internet aktiv nutzen und in den Dienst einer freiheitlichen Weltgestaltung stellen Stichwort Transparenz. Statt sich von den Plattformen fernzuhalten sei es wichtig, sich dort für offene Strukturen und nachvollziehbare Politiken einzusetzen. Statt nach mehr Gesetzen zu rufen, die das Internet regulieren sollen, wäre es wichtig, als freiheitlich denkende Menschen diesen Lebensraum aktiv und verantwortlich mitzugestalten, denn so Regel 7 Staaten sind Teil des Problems, nicht der Lösung. Antje Schrupp

7 märz 2015/397 graswurzelrevolution libertäre Zwangsräumungen verhindern Miete verweigern, Kündigung in s Klo, die Häuser gehören uns sowieso Die Edition Assemblage hat ein Buch zu den aktuellen Mietkämpfen mit Schwerpunkt Berlin herausgebracht: Zwangsräumungen verhindern. Der Journalist Peter Nowak führte nicht nur Interviews mit Betroffenen und Aktivist*innen, sondern stellt auch die Verbindungen zwischen unterschiedlichen Ansätzen und Aktionsformen her. Wir erfahren z.b. auch von der langen Geschichte des Widerstands gegen Zwangsräumungen im proletarischen Berlin. Insgesamt wirken mehr als ein Dutzend Menschen als Autor*innen und per Interview mit und eigentlich kommen alle recht schnell zum entscheidenden Punkt: Zwangsräumungen und die allgemeine Verfasstheit der kapitalistischen Gesellschaft lassen sich nicht trennen. Es werden die richtigen Fragen gestellt und überzeugend beantwortet: Wie entwickelt sich die Drohung der Zwangsräumung aus Profitgier? Vor allem: Wie können Räumungen verhindert Was tun wenn s klemmt? Strategien gegen die Bewegungsstarre werden, wie verläuft die Organisierung? Erhellend der Ausflug und Blick nach Spanien, wo, aufgrund harter Zuspitzung der kapitalistischen Finanzkrise, der Widerstand notgedrungen weit größere Krise zieht, als hierzulande. Überzeugend auch die überfällige Würdigung des großen Anteils, den Migrant*innen an widerständigen Kämpfen haben, besonders in Kreuzberg, und auch das tiefere Nachdenken über die Ursachen von Verdrängung: Jene Mischung aus Klassenkampf von oben und Rassismus, die uns allen zu schaffen macht. Links und Kurzinfos für den Mieterkampf runden dieses gut verständliche und doch konzentriert verfasste Buch mit vielen aussagekräftigen Fotos ab, das auch Hilfestellung und Inspiration für andere antikapitalistische Kämpfe in der Stadt gibt. Fazit: Hilfreich, spannend und informativ! Oliver Steinke Die Beiträge in diesem Band des gonzo Verlages haben eines gemeinsam: Sie kritisieren die autonome Bewegung von Innen oder aber wenigstens mit einer gewissen Grundsympathie. Und auch, wenn mir einiges entweder nicht weit genug oder auch zu weit geht, so rennen die Individuen und Gruppen mit ihrer Kritik bei mir offene Türen ein. Denn als ich mich selbst in autonomen Strukturen (so nannten wir das) bewegte, beschlich mich bereits vor ziemlich langer Zeit das ungute Gefühl, dass etwas Grundlegendes schief lief: Konnte es richtig sein, wenn die Welt da draußen, die wir ja ändern wollten und in der die meisten von uns wenigstens den halben Tag verbrachten, wenn diese Welt mit ihren falschen Voraussetzungen und Ausgrenzungen und unser autonomes Dasein mit seinen freiheitlichen Ideen so wenig miteinander zu tun hatten? Wer nicht in unserem Infoladen auftauchte, den hatten wir in der Regel gar nicht auf dem Radar! Wir wollten so anders sein wie unsere Eltern, und wie schockiert war ich daher, als z.b. der Moderator der WDR Sendung ZAK Friedrich Küppersbusch Autonome als spießig wahrnahm. Schließlich, nachdem wieder jemand, der oder die sich engagieren wollte, an unserer eiskalten Überheblichkeit und Angst abgeprallt war, dämmerte mir, was in dem Band so beschrieben wird: Autoritäres Gehabe findet sich bei Ihnen nicht signifikant seltener als anderswo, meine Liebe. Das glauben Sie nicht? Achten Sie gelegentlich auf den Ton, wenn es bei Ihnen mal wieder etwas disharmonischer zugeht, wenn beispielsweise einer Ihrer Mitstreiter eine der in Ihrer Welt geltenden Regeln verletzt oder sollte ich herrschenden Regeln sagen? Wie schnell wird da plötzlich jemand angeherrscht? Wie schnell wird die Sprache aggressiv und in ihrem Gefolge auch die Handlungen? Ausdrücklich begrüße ich, dass endlich sonst Selbstverständliches eingefordert und benannt wird (und das, obwohl nach Kontakt mit der Staatsgewalt auch meine Haut schon mal so aussah wie die meines eigenen blauen Avatars): Wir müssen damit aufhören, anderen ebenfalls ständig das Menschsein abzusprechen, konkret aus Polizisten nicht länger Bullen und aus Bullen nicht länger Schweine zu machen. Sollen die Fronten soweit verhärten, dass am Ende blanker Vernichtungswille regiert? Zwei von ihnen für einen von uns und dann munter hinein, in die nicht enden wollende Blutrache? Und wie schwer wird es sein, nicht hinter den in der Demokratie gewährten Freiheitsrechten zurückzufallen (was niemals geschehen darf)! Sie gegen uns kann es einfach nicht sein: Was denken Sie, was passiert, wenn Polizei und Militär aufgehört haben zu existieren? Gehören wird die Straße dann Banden aus dem Bereich der organisierten Kriminalität etwa oder Rockergangs und natürlich der extremen Rechten. Zuwenig Beiträge (nämlich genau einer anhand der Müllentsorgung) weisen darauf hin, dass wer überzeugen will, auch nachvollziehbare Vorschläge braucht. Ich denke sogar, es müsste etwas in der Art eines leicht verständlichen Manifestes sein, in dem, wie ich finde, die Frage des Gemeineigentums an erster Stelle stehen sollte. Anhand dieses blinden Fleckes tritt etwas zu Tage, was die autonome Bewegung oft unfruchtbar macht, nämlich das Schmoren im eigenen Saft. Warum sich nicht mehr mit anderen anarchistischen, sozialistischen oder syndikalistischen Ansätzen beschäftigen? Was ist mit Produktion und Selbstorganisation? Nichts wird gehen, solange niemand bereit ist, dafür mehr als den keinen Finger zu rühren. Manches in dem Band liest sich, sorry, wie der schönste Tagtraum des Staatsschutzes, z.b. die Vorschläge, die Rote Flora eigenhändig abzureißen oder vom schwarzen Block auf halbnackte Flower Power Performance umzuschulen. Anderseits sollte es uns tatsächlich zu denken geben, wenn eben jener Staatsschutz Krawalle initiiert, bis hin zu Steine werfendenden Beamten, um Widerstand ausgrenzen zu können. Was mir noch fehlt? Was ist, wenn Weltordnungskriege und gescheiterte Staaten Schon seit Jahren versinken immer mehr Weltregionen in Bürgerkrieg, Terror und Chaos. Die westliche Wertegemeinschaft hatte auf diese Entwicklung bekanntlich folgendes Interpretationsmuster parat: die Barbareien hätten grundsätzlich nichts mit dem Kapitalismus zu tun und die Lösung wäre, mit Granaten und Menschenrechten im Rucksack, einzumarschieren und nach zahlreichen Opfern Demokratie einzuführen. Schon 2003 hatte Robert Kurz in seinem im Horlemann-Verlag erschienenen Buch Weltordnungskrieg darauf aufmerksam gemacht, dass solche Kriegsmaßnahmen ins Leere laufen und kein einziges Problem lösen. Schon damals war klar, dass z.b. die westliche Friedensmission im Kosovo die Region nur in einen korrupten Mafiastaat verwandelt hat. Die zerfallenden Regionen bleiben gefüllt mit überflüssigem Menschenmaterial. Ein Staat, dem die Steuereinnahmen fehlen, ist weitgehend handlungsunfähig und folglich hochgradig korrupt und dessen Sicherheitskräfte sind von Terrorbanden kaum oder gar nicht zu unterscheiden. Am Ende floriert eine Schattenwirtschaft aus Drogen- und Menschenhandel. Gerd Bedszent sammelt in dem etwas längeren Vorwort dieses Buches den theoretischen Hintergrund auf, wie dieser von Robert Kurz und anderen AutorInnen seit Ende der 80iger Jahre erarbeitet wurde und unter dem Label Wertabspaltungskritik bekannt ist. Die zentrale These, die schon fragmentarisch bei Marx, beispielsweise in den Grundrissen, zu finden ist, besagt, dass die kapitalistische Dynamik langfristig zu einem absoluten Abschmelzen der Arbeitssubstanz führt, sodass für die Kapitalverwertung immer weniger menschliche Arbeitskraft benötigt wird, dass sich also die gesellschaftliche Reichtumsproduktion immer mehr von der Arbeitsleistung Einzelner entkoppelt und immer mehr durch Maschinen und technologische Großaggregate besorgt wird. Seit den 1970iger Jahren im Zuge der mikroelektronischen Revolution präsent, hat sich die Krise seitdem immer weiter voran gefressen; mehrere Jahrzehnte konnte es allerdings durch den Neoliberalismus und die entfesselten Finanzmärkte hinausgezögert werden, aber spätestens seit 2008 ist der finanzgetriebene Kapitalismus vorbei (wobei es seit Ende der 80iger Jahre immer wieder zahlreiche Finanzkräche gab, aber diese waren lokal und sektoral beschränkt) und seitdem ist die Krise permanent. Auch der Zusammenbruch der Sowjetunion ist nach Robert Kurz in diesem Zusammenhang zu sehen ( Der Kollaps der Modernisierung ). Die Krise der Warengesellschaft frisst sich immer mehr von der Peripherie in die Zentren des Kapitalismus, wie Südeuropa leidvoll erfahren musste. Vor diesem theoretischen Hintergrund ist die Ursache dieses globalen Bürgerkriegs zu finden. In dem jüngst vom Horlemann- Verlag herausgebrachten Buch schaut sich Bedszent einige Länder aus der Peripherie an. Die einzelnen Artikel sind schon anderswo unabhängig voneinander veröffentlicht worden, bis auf die etwas längere Einleitung. Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was auch einzusehen ist, da die Anzahl der weltweiten Krisenherde so groß ist, dass man nie zu einem Ende kommen würde. Dabei geht der Autor nicht nur auf die Gegenwart der Länder ein, sondern skizziert auch einen historischen Werdegang und zeigt, warum manche Staaten es nie geschafft haben, moderne bürgerliche Gesellschaften zu werden. Syrien und Irak sind nicht Thema. Dafür ist erfreulich, dass Länder wie Jamaika und Kolumbien beleuchtet werden, zumal diese im öffentlichen und linken Diskurs eher nicht auftauchen. Schade ist, dass der Abschnitt über Mexiko etwas klein geraten ist. Dann geht es weiter zu einigen Krisenherden, die von der westlichen Bombengemeinschaft beglückt worden sind, wie Kosovo, Libyen und Mali. Zum Schluss geht es um den Notstandsterror der EU in Zypern und den imperialen Krisenherd in der Ukraine, der ja, wie andere auch, immer noch anhält. Interessant wäre gewesen, sich etwas mehr das Zentrum anzuschauen und wie die Krise zu einer Erosion von BürgerInnenrechten und Demokratie führt. Sehr bedenklich ist beispielsweise die militärische Aufrüstung der Polizei, die zunehmend als Besatzungstruppen im eigenen Land wahrgenommen wird. Der bürgerliche Rechtsstaat kennt in der Krise bekanntlich meist auch nur die Antwort des Ausnahmezustandes und des Notstandsterrors. Interessierte werden dazu (und den sicherheitsstaatlichen Reaktionen auf den usw.) fündig in dem oben genannten Robert-Kurz- Buch Weltordnungskrieg, welches mit dem von Gerd Bedszent thematisch verwandt ist. Für eine kritische Linke, die die zahlreichen Schreckensmeldungen zu einem kohärenten Bild zusammenfügen möchte, ist das Buch von Gerd Bedszent empfehlenswert. Sebastian Müller Abb. aus dem druckfrischen Comic: Findus, Kleine Geschichte des Anarchismus, 3. überarbeitete Auflage, Verlag Graswurzelrevolution, März 2015 Autonome Kinder bekommen (soll vorkommen) oder einfach so älter werden? Mit 80 noch im schwarzen Block? Ich jedenfalls möchte mit meinem unpolitischen (und das darf er auch bleiben!) Nachbarn im Szenetreff, Mensch ärgere dich nicht, Halma oder Schach spielen und dort abends der Hobbymusikerin von nebenan zuhören, die auch mal den Ton nicht richtig trifft. Insgesamt macht mir der Band aber Mut. Autonome Köpfe sind dann doch groß genug, dass sich in ihnen die Denkrichtung ändern kann, Radikalität macht nicht mehr vor den eigenen Widersprüchen halt. Danke dafür und wenn daraus ein neuer Weg entsteht, haben wir viel gewonnen. Oliver Steinke seite 7 Peter Nowak (Hg.): Zwangsräumungen verhindern. Edition Assemblage, Münster 2014, 96 Seiten, 7.80 Euro, ISBN Was tun, wenn s klemmt. Strategien gegen die Bewegungsstarre. gonzo Verlag, Mainz 2014, 72 S., 6 Euro, ISBN Gerd Bedszent: Zusammenbruch der Peripherie Gescheiterte Staaten als Tummelplatz von Drogenbaronen, Warlords und Weltordnungskriegern, Horlemann-Verlag, Berlin 2014, 186 S., Euro, ISBN

8 libertäre graswurzelrevolution märz 2015/397 Griechenland: Das exemplarische Scheitern der Demokratie Gregor Kritidis: Griechenland auf dem Weg in den Maßnahmestaat? Autoritäre Krisenpolitik und demokratischer Widerstand, Flugschriften Kritischer Wissenschaft Nr. 13, Offizin- Verlag, Hannover 2014, ISBN: , 148 Seiten, 15 Euro seite 8 Der kleine Wissenschaftsverlag Offizin aus Hannover hat leider in der linkslibertären Szene kaum einen Namen. Dabei hat er mehr Aufmerksamkeit verdient, auch weil er sich mit der Gesamtausgabe der Schriften des dissidenten Marxisten Karl Korsch hervorgetan hat. Aufmerksamkeit haben insbesondere die Publikationen des Politikwissenschaftlers Gregor Kritidis verdient. Kritidis Dissertation Linkssozialistische Opposition in der Ära Adenauer wurde 2010 zu Recht mit dem Wissenschaftspreis der Rosa Luxemburg Stiftung ausgezeichnet. Kritidis Dissertation zeigt auch, wo der Anarchosyndikalismus in den schwarz-grauen 1950er und frühen 1960er Jahren überwinterte: Weniger in der kulturell und kaum noch klassenkämpferisch agierenden FAUD-Nachfolgeorganisation Freunde des freiheitlichen Sozialismus (FFS), sondern agiler in kritischen Reihen der SPD. Namen wie Erich Gerlach und Peter von Oertzen sind mit dieser fast verschollenen undogmatisch-syndikalistischen Tradition verbunden. Auch die von 1954 bis 1966 erschienene Zeitschrift Sozialistische Politik ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Dort publizierten TrotzkistInnen, SyndikalistInnen und LinkssozialistInnen. Kritidis publiziert regelmäßig in dem Online-Projekt sopos. org (Sozialistische Positionen), das die virtuelle Nachfolge der SOPO darstellt. Auch zahlreiche der in dem Band Griechenland auf dem Weg in den Maßnahmestaat veröffentlichten Artikel entstammen dieser Homepage, wurden aber für das Buch aktualisiert und überarbeitet. Auch wenn sich sparsame LeserInnen deswegen den Kauf des Buches sparen könnten, ergibt sich ein deutlicheres und dichtes Gesamtbild, wenn man diese und weitere Aufsätze im Kontext liest. Wir wissen, mit welcher Intensität ein neuer Imperialismus aus Nordeuropa die südeuropäischen Länder und Bevölkerungen drangsaliert. Kritidis Sammelband lässt die Ereignisse seit 2008 noch einmal Revue passieren mit zwei Schwerpunkten: Zum einen ist dies die definitive Suspendierung jeglicher Demokratie in der Wiege eben dieses politischen Konzepts, und zum anderen die Neuerfindung der Demokratie in einem direkteren Verständnis auf der Straße, in den Generalstreiks der vergangenen Jahre und in der beginnenden Bewegung der selbstverwalteten Betriebe. Kritidis Band ist chronologisch aufgebaut: Die ersten Beiträge informieren über die Proteste und Platzbesetzungen nach der Ermordung Alexandros Grigoropoulos durch einen griechischen Polizisten Die Beschreibung der Entwicklung dieser Proteste führt ihn zu einer Darstellung des Anarchismus in Griechenland. Dessen Stärke, so Kritidis, liegt vor allem darin, eben keine subkulturelle Bewegung zu sein, sondern gerade in Zeiten der Krise aus ganz normale[n] Jugendlichen aus der Arbeiter- und Mittelschicht (27) zu bestehen. Dabei benutzt der Autor einen recht weiten Begriff des Anarchismus: Es geht in seinen Beschreibungen oft nicht um bekennende AnarchistInnen, sondern um Selbstverwaltungsprojekte und um unabhängige in weiterem Sinne syndikalistische Gewerkschaften prekär Beschäftigter sowie um die kreativen, oft basisdemokratischen Aktionsformen. Angesichts der erodierten parlamentarischen Demokratie die aktuelle gesamteuropäische Panikmache vor der SYRIZA spricht hier Bände sind diese Widerstandsformen gerade für einen politischen, wirtschaftsunabhängigen Pluralismus eine Hoffnung das sehen aber, wie aus anderen Berichten über die griechischen Bewegung zu erfahren ist, durchaus nicht alle diese Initiativen so. Gerade die auf Hilfe ausgerichteten Selbstorganisationsprojekte wie Krankenhäuser und Suppenküchen verstehen sich eher als Notbehelf denn als langfristiges Projekt und hoffen auf die Rückkehr eines sozialeren Staates, der diese Aufgaben übernimmt. (1) Die Form dieser Projekte mag anarchistisch sein, die Zielsetzungen sind es oft nicht. Das sollte auch keine Voraussetzung für Solidarität sein es ist der griechischen Bevölkerung schon selber zu überlassen, wie sie mit der Krise umgehen will. Würde eine nordwest-europäische Solidaritätsbewegung der griechischen Bewegung darüber Vorschriften machen wollen, wäre sie im Kern nicht besser als die Troika. Eine mediale Hetze gegen SY- RIZA sowie Drohungen gegen die griechische Bevölkerung dominieren momentan Presse und Politik. Nichtsdestotrotz spielt der Anarchismus in Griechenland eine stärkere Rolle als in anderen europäischen Ländern. Bis zum Generalstreik am 5. Mai 2010, während dessen bei einem Brand drei Bankangestellte ums Leben kamen, wurde in der anarchistischen Community ein militanter Insurrektionalismus kaum in Frage gestellt. (2) Trotzdem kann die Breite der anarchistischen Bewegung nicht auf diesen Charakter beschränkt werden und wird auch nicht alleine in der Lage sein, der europäischen Austeritätspolitik etwas entgegenzusetzen: Solange bürgerliche Regierungen über die formale demokratische Legitimation verfügen und darüber hinaus die Rückendeckung der EU genießen, kann nur eine [untereinander, Anm. T. B.] kooperierende Linke die politischen und ökonomischen Machtpositionen der Eliten erschüttern (56). Das Experimentieren mit neuen Aktions- und Organisationsformen ist dabei die Kehrseite des Untergangs einer alten Welt (35) erklärt Kritidis diese aktuellen anarchistischen Tendenzen. Den Begriff des (autoritären) Maßnahmestaats im Titel entlehnt Gregor Kritidis der Analyse des nationalsozialistischen Deutschlands von Ernst Fraenkel. Kern dieser Erklärung ist das Weiterbestehen eines rechtlichen Rahmens bei gleichzeitiger Zerstörung rechtlicher Sicherungen in einzelnen Bereichen (136). Der Titel des Buches stellt dies noch als Frage. Kritidis Analyse lässt m.e. nur einen Schluss zu: Ja, Griechenland ist ein autoritärer Maßnahmestaat - und weiterhin längst kein souveräner Staat mehr. Die Art, wie in Griechenland politische und ökonomische Entscheidungen getroffen werden, kennt die Politikwissenschaft ansonsten nur von im Krieg besiegten und unterworfenen Staaten. Der Soziologe Zygmunt Baumann hat einmal den Satz geprägt Ökonomie ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, die kaum irgendwo mehr bestätigt wird als hier. Ein anderer Krieg ist möglich lautet der zynische, deswegen aber nicht weniger wahre Kommentar einiger griechischer anarchistischer Gruppen dazu. Aus griechischer Sicht ist das, was aktuell geschieht, eine direkte Fortsetzung der Besetzung des Landes durch die Nationalsozialisten. Die auch für die meisten AnarchistInnen absurd erscheinende Gleichsetzung Angela Merkels mit dem Nationalsozialismus ist eine im griechischen Erinnerungsdiskurs plausible Konsequenz. Was Griechenland heute sowohl an direkter Enteignung wie auch an Suspendierung von Demokratie erlebt, wurde binnenimperialistisch 1989 mit der ehemaligen DDR erprobt: Die Währungsunion war und ist ein Instrument, mit dem die wirtschaftlich starken Staaten Mitteleuropas ihre Exporte in die europäische Peripherie massiv begünstigt und die dortigen Industrien zerstört haben (107f.). Es ist nicht so weit hergeholt, wie so mancher vielleicht meint, dass ein effektiver Widerstand in Griechenland auch eine kriegerische Intervention von Seiten der Troika hervorgerufen hätte bzw. dies auch immer noch passieren kann. Dennoch kann man Merkel und Co. nicht die Alleinschuld an der aktuellen griechischen Situation zuschreiben: Die in den bürgerlichen Medien immer wieder kolportierte Korruptionsmentalität gab und gibt es tatsächlich. Es ist allerdings die von europäischen und insbesondere deutschen Konzernen, vor allem den Rüstungskonzernen geförderte Korruption und Nehmer- Mentalität der herrschenden Klassen, die die unteren Klassen nun ausbaden sollen: Das Reformprogramm der Troika richtet sich vor allem gegen die breite Masse der Bevölkerung, die freilich schon in der Vergangenheit die Leidtragende von Korruption und Vetternwirtschaft gewesen ist (132). Auch dies unterscheidet sich noch kaum von der Austeritätspolitik in vielen anderen Staaten, auch in den viel höher verschuldeten USA baden die Arbeitenden und Arbeitslosen die Krise aus. Die griechischen Eliten aber konnten diese Maßnahmen gegen den Willen der griechischen Bevölkerung nicht ohne Hilfe von außen durchsetzen, sondern benötigten dafür die Autorität der Troika. Die griechische Oligarchie ist also nicht Opfer einer Machtergreifung durch EU, IWF und EZB geworden, sondern hat diese Macht übergeben oder kapituliert. Damit ist in Griechenland die parlamentarische Demokratie [...] nur noch eine Attrappe, hinter der sich ein postdemokratischer autoritärer Maßnahmestaat formiert hat (136). Das vermeintliche Geburtsland der Demokratie markiert den Anfang vom Ende der Demokratie in ihrer jetzigen Form vielleicht aber auch, aus der Not geboren, den Beginn einer neuen, besseren Demokratie. Torsten Bewernitz Anmerkungen: 1)Vgl. Vogiatzoglou, Markos 2014: Die griechische Gewerkschaftsbewegung: Protest- und Sozialbewegungen im Kontext der Austeritätspolitik, S.367, in: WSI-Mitteilungen 5/2014. Schwerpunktheft Streik und sozialer Protest. S ) Siehe zur Geschichte und zum Charakter der anarchistischen Bewegung in Griechenland: Schwar, A.G., Tasos Sagris und Void Nezwork (Hrsg.) 2010: Wir sind ein Bild der Zukunft auf der Straße schreiben wir Geschichte. Texte aus der griechischen Revolte. Laika-Verlag, Hamburg.

9 märz 2015/397 graswurzelrevolution libertäre Digitale Selbstverteidigung Zum seinem dreißigjährigen Bestehen hat das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung den Sammelband Gesellschaftliche Verantwortung in der digital vernetzten Welt herausgegeben. Er erschien pünktlich zur Wiederentfachung der Debatte um digitale Überwachung durch das Erscheinen des Films Citizen Four, der Edward Snowden auf dem Weg zu seinen Enthüllung begleitet. Durch seinen Schwerpunkt zu Überwachung und Datenschutz ermöglicht der Band auf leicht zugängliche Weise, das Ausmaß der ersteren und die Unterhölung des letzteren aufzuarbeiten. Daneben bietet er weitere Schwerpunkte, die derzeit weniger im medialen Fokus stehen. Der Computer als Dual-Use Technologie So beleuchten die Beiträge zum Themenkomplex Rüstung und Informatik die Verquickung der Informationstechnologie mit militärischen Zielen. Unter dem etwas irreführenden Titel Der Missbrauch der Informationstechnik zeigen beispielsweise Hans-Jörg Kreowski und Dietrich Meyer-Ebrecht, dass die Computertechnik seit ihren Anfängen wesentlich vom Geld und den Wünschen des Militärs beeinflusst ist. Die ersten Computer waren untrennbar in Waffensysteme integriert. Beispiele sind unter anderem das STRECH-System, das zur Entwicklung der Wasserstoffbombe genutzt wurde und die SAGE-Serie, die Luftabwehrkannonen automatisch ausrichten sollte. So zeigen die Autoren auf, dass Computer das klassische Beispiel einer Dual-Use Technologie sind, also einer Technologie, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt wird (84). Konsequenterweise dürfte dann aber auch nicht von einem Missbrauch dieser Technologie gesprochen werden. Dual-Use scheint sich auch in der Forschung immer mehr durchzusetzen. So berichten die Autoren von der Zusammenlegung ziviler und militärischer Forschungsinstitute, deren Funktion dann durch euphemistische Bezeichnungen verschleiert werden. Diese Forschung trägt auch wesentlich zur Weiterentwicklung vollautomatisierter Kampfsysteme bei. Die USamerikanische Armee strebt so in den nächsten Jahrzehnten an, ein Drittel ihrer Waffensysteme durch unbemannte Kampfvehikel an Land, in der Luft, sowie auf und unter Wasser zu ersetzen. Aber auch das Internet soll, wenn es nach den Wünschen der Militärs geht, zum Schlachtfeld gemacht werden. So beinhalten die meisten Strategiepapiere westlicher Armeen einen Aufruf zum Ausbau der sogenannten Cyberwarfare, zu der vor allem Spionage und Angriffe im Internet zählen. NSA-Überwachungsprogramme Beim Thema Überwachung stehen freilich die meisten Beiträge ganz im Zeichen der Snowden- Enthüllungen. Sylvia Johnigk und Kai Nothdurft bieten beispielsweise in ihrem Beitrag eine kurze Zusammenfassung der Überwachungs-Programme, die in den von Edward Snowden geleakten NSA-Dokumenten genannt werden (102 ff.). So hat das Tempora-Projekt die restlose Überwachung des gesamten Internetverkehrs zum Ziel. Die Funktionsweise des Kooperationsprojekts zwischen NSA und britischem GCHQ besteht in der Anzapfung von Internet-Backbones, also Hauptglasfaserleitungen. Der Inhalt der Datenkommunikation wird dabei 3 Tage lang komplett gespeichert, während die Metadaten (wer hat wann auf was zugegriffen...) 30 Tage lang gespeichert werden. XKeyscore ist ein Datenanalyse-Tool, das es ermöglicht innerhalb kürzester Zeit die riesigen durch Tempora gesammelten Datenberge zum Beispiel nach bestimmten Personen oder anderen Merkmalen zu durchsuchen und auszuwerten. Das PRISM- Programm ermöglicht unter anderem die Online-Überwachung von Einzelpersonen in Echtzeit. Dabei werden alle verfügbaren Informationen aus den verschiedensten Datenquellen zusammengeführt, um so umfassende Profile von tausenden Verdächtigen anzufertigen. MYSTIC/RETRO nimmt die telefonische Kommunikation ganzer Länder auf und speichert diese für ca. 30 Tage. Bei Handys und Smartphones werden zusätzlich SMS und Bewegungsprofile gespeichert. Tracfin ermöglicht die Überwachung des Zahlungsverkehrs, bei dem alle bei Banktransaktionen anfallenden Daten gespeichert werden. Diese Programme werden jedoch keineswegs nur von USamerikanischen Geheimdiensten genutzt. XKeyscore wird beispielsweise sowohl vom BND als auch vom Verfassungsschutz eingesetzt. Ersterer betreibt gemeinsam mit der NSA die Abhöranlage in Bad Aibling. Der Dagger-Komplex der NSA in Darmstadt wurde durch deutsche Steuergelder mitfinanziert. Der Grund dafür liegt im Interesse der deutschen Behörden an den dort abgefangenen Daten, denn die Anlage dient u.a. der Überwachung des innerdeutschen verkehrs (112). IT-Unternehmen kooperieren mit Geheimdiensten Geheimdienste und andere staatliche Stellen können IT-Unternehmen zur Herausgabe von Daten oder zum Einbauen von Hintertüren in ihre Programme zwingen und tun dies auch in größerem Umfang. In den von Snowden geleakten Dokumenten ist sogar von strategischen Partnern die Rede, die die Spionage der NSA aktiv untersützen und dafür Geld erhalten. Explizit genannt werden dabei unter anderem die Firmen IBM, HP, CISCO, Microsoft, Intel, Yahoo und Verizon. Anscheinend hält eine CIA-eigene Firma sogar 9% der Aktien von Facebook. Auch deutsche -Provider sind juristisch dazu verpflichtet, bei der Überwachung mitzuwirken: Seit 2005 müssen sie laut dem Telekommunikationsgesetz den Inhalt von s auf Anfrage an Strafverfolgungsbehörden weitergeben. Der Inhalt einer unverschlüsselten ist für staatliche Stellen also ungefähr so geheim wie der einer Postkarte. Mit dem Unterschied, dass bei einer sehr einfach festgestellt werden kann, von wem sie abgeschickt wurde. Dies wird, wie Katharina Nocun und Patrick Breyer in ihrem Beitrag aufzeigen, durch die Abfrage von Bestandsdaten möglich. Bestandsdaten sind alle personenbezogenen Daten, die bei Telekommunikationsanbietern hinterlegt sind. Neben Name, Anschrift, Geburtsdatum und Adresse sind dies auch Passwörter für konten oder PINs für SIM-Karten. Mit der Neuregelung der Bestandsdatenauskunft wurde 2013 eine elektronische Abfrageschnittstelle bei allen Telekommunikationsanbietern eingeführt, die den massenhaften Zugriff staatlicher Stellen auf die Bestandsdaten noch einmal erleichtert. Die Abfrage der Daten steht den Behörden nun schon zur Ermittlung einfacher Ordnungswidrigkeiten zur Verfügung. Der springende Punkt ist hier folgender: Wenn die Vertraulichkeit des Inhalts digitaler Kommunikation nicht gewährleistet ist, so ist die Zusammenführung der Inhalte mit einer Identität das entscheidende Moment für den staatlichen Zugriff auf unsere Äußerungen (39 f.). Oft setzt die Überwachung jebereits bei der Hardware an. Auch Hardware-Hersteller kollaborieren mit Geheimdiensten, indem sie das Überwachen ihrer Produkte durch physische Modifikationen vereinfachen. Bekannt sind solche Praktiken unter anderem von Cisco Systems, Dell, HP, Samsung, Seagate und Western Digital (105 f.). Was tun? Glücklicherweise liefert der Sammelband jedoch nicht nur Informationen über die Möglichkeiten der Überwachungsapparate, sondern auch über die Möglichkeiten, sich vor ihnen zu schützen. Während die Sicherheit von Hardware für Laien kaum beurteilbar ist, gibt es im Softwarebereich eine relativ einfache Handlungsmöglichkeit: Den Umstieg auf nichtproprietäre Open-Source Software. Erstens ist es aufgrund unklarer juristischer Verhältnisse schwieriger die Produzent_innen von Open-Source Programmen zum Einbau von Hintertüren zu zwingen und zweitens ist davon auszugehen, dass eine solche Kollaboration aufgrund des öffentlichen Quellcodes schnell auffliegen würde. Die wichtigste Gegenmaßnahme ist jedoch noch immer die Verschlüsselung von s und Festplatten: Snowdens Enthüllungen haben gezeigt, dass die Verschlüsselung von s mit PGP sogar der NSA Schwierigkeiten bereitet. Genauso wie es in linken Kreisen selbstverständlich ist, bei der Polizei auch über scheinbare Belanglosigkeiten keine Schwätzchen zu halten, sollte deshalb die Verschlüsselung von s selbstverständlich werden, egal ob diese sensible Informationen enthalten oder nicht. Dabei ist es auch belanglos, in welchem Land der provider beheimatet ist. Zum einen zeigen die Snowden-Dokumente, dass die NSA-Programme keineswegs nur Datenverkehr abfangen, der physisch über US-amerikanisches Terrirorium verläuft, vor allem sollte mensch sich aber davor hüten, Überwachung auf die NSA zu reduzieren. Deutsche oder andere europäische Geheimdienste sind ebenso in der Lage den Inhalt digitaler Kommunikation zu überwachen und tun dies auch. Es gibt keinen Grund, ihnen mehr zu vertrauen als den US-Geheimdiensten. In dieser Frage zeigt sich jedoch auch die größte Schwäche des Sammelbandes. Ähnlich wie in der Mainstream-Presse wird Überwachung in vielen Beiträgen als Bedrohung der Nation gedeutet. Beklagt wird, dass die deutsche Regierung nicht dazu imstande sei, die US-amerikanischen Überwachungspraxen einzustellen und damit einen souveränen deutschen Staat mit freiheitlicher Verfassung wirklich zu etablieren (7). Anstelle einer Kritik an staatlicher Repression, zu der die Kenntnis der potentiell allumfassenden Überwachung naheliegenderweise führen könnte, tritt eine merkwürdige Identifikation mit dem eigenen Nationalstaat. Diese äußert sich meist in Forderungen an die Regierung, doch endlich etwas zu tun, um uns zu schützen. Die Bundesregierung und die zuständigen Behörden müssen für eine sichere Möglichkeit der Kommunikation im Internet sorgen, heißt es etwa im Forderungskatalog des Sammelbandes (13). Nichteinmal die Überwachung selbst wird generell kritisiert. Stattdessen wird für eine objektive Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der verschiedenen staatlichen Überwachungsinstrumente plädiert. Dabei nehmen die Autor_innen die Perspektive eine_r vernünftigen Polizist_in ein und stellen Fragen wie: Wo wird die polizeiliche Arbeitskraft eigentlich am wirksamsten und effizientesten eingesetzt? oder In welchen Fällen bringt soziale Prävention langfristig ein besseres Ergebnis? (42). Nur ein Beitrag wagt es, die Frage zu stellen Kann man dem Staat trauen? (111), an deren Beantwortung wagt er sich dann aber nicht mehr heran. Keine Überwachungskritik ohne Staatskritik Was den Beiträgen, mit wenigen Ausnahmen, fehlt ist eine gesellschaftstheoretische Fundierung. Sie verbleiben bei einer Empörung über die Exzesse der Überwachung, ohne nach deren strukturellen Ursachen zu fragen. Die Überwachung ihrer Bevölkerung war von je her eine der zentralen Funktionen von Staatsapparaten. Eine Überwachungskritik, die sich nicht an die Staatskritik heranwagt, kann deshalb nicht imstande sein, eine Welt ohne Überwachung sinnvoll zu denken. Ähnliches gilt für die anderen Themenkomplexe des Bandes. Die gesellschaftliche Verantwortung, die der Titel ankündigt, kommt in den Beiträgen kaum zum Tragen. Stattdessen geht es vielmehr um individuelle Verantwortung. Neben Aufrufen zum Kauf von Fair-Trade Waren wird von Beschäftigten der IT-Branche eine präventive Ethik gefordert, die es garnicht erst soweit kommen lässt, dass Whistleblower nötig sind. Diese Ansätze könnten durchaus Teil emanzipativer Strategien sein. Da sie aber die gesellschaftlichen Herrschaftsstrukturen, in denen das individuelle Handeln verortet ist, ausblenden, laufen sie Gefahr, diese Strukturen zu verschleiern und so zu ihrer Aufrechterhaltung beizutragen. Angenehme Ausnahmen sind in dieser Hinsicht die Beiträge zur Eigentumsfrage im digitalen Raum, die der Privatisierung in der Wissensökonomie die Vision von digitalen Allmenden gegenüberstellen. Trotz seiner fehlenden gesellschaftstheoretischen Fundierung trägt der Sammelband zu einer Sensibilisierung im Umgang mit digitalen Technologien bei. Diese ist vor allem dann zu begrüßen, wenn es gelingt, dazu beizutragen, dass digitale Selbstverteidigung für alle, die staatlichen Institutionen nicht trauen, selbstverständlich wird. Pierre Michel Peter Bittner, Stefan Hügel, Hans-Jörg Kreowski, Dietrich Meyer-Ebrecht, Britta Schinzel (Hg.): Gesellschaftliche Verantwortung in der digital vernetzten Welt, Lit-Verlag, Berlin, Münster, Wien, Zürich, London 2014, 328 S., Euro, ISBN seite 9 Fortsetzung nächste Seite

10 libertäre graswurzelrevolution märz 2015/397 Der Schauprozess gegen Lothar König seite 10 Johannes Eisenberg, Lea Voigt, Manuel Vogel (Hg.): Antifaschismus als Feindbild. Der Prozess gegen den Pfarrer Lothar König, beigelegte DVD, Laika Verlag, Hamburg 2014, ISBN: , 304 S., 21 Euro Peter Hetzler: Hartz 5 - ein Hartz IV-Roman, 153 Seiten, Paperback, 9,90 Euro, ISBN , BoD, net/hartz5 Jens Grünberg: meine revolte in den 80ern und sonst nichts. episodische subjektivistische fragmente, Epubli, Dezember 2013, Ebook, 180 Seiten, ISBN: , 5,99 Euro. Bezug als Download: epubli.de/shop Gerade in diesen Tagen, in denen die Stadt Dresden symbolisch für Pegida steht, ist es wichtig, an ein Ereignis zu erinnern, das dieser eurozentristischen Mobilisierung zeitlich vorausging: den Prozess gegen den Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König wegen schwerem Landfriedensbruch anlässlich des Anti-Nazi-Blockadetages am 13. Februar 2011 in Dresden. Der Prozess wurde im April 2013 durchgeführt und dauerte sieben Verhandlungstage, bis weitere Verhandlungen auf unbestimmte Zeit verschoben wurden und das Verfahren erst am 10. November 2014 mit einer Einstellung endete. Der Widerstand gegen die Nazi- Mobilisierungen in Dresden von 2011/12/13 anlässlich der jährlichen Wiederkehr der alliierten Bombardierung der Stadt sowie der schon beispielhaft gewordene und hier deshalb Schauprozess genannte Prozess gegen Lothar König zeigen zweierlei: Dass Dresden als Stadt nicht nur für reaktionäre Mobilisierungen, sondern auch für erfolgreiche, emanzipative Antifa-Mobilisierungen stehen kann, die weit ins Bürgertum hineinreichen können und aber auch, also sozusagen dritte Dimension, für eine strukturell rechte Justiz und Exekutive des Landes Sachsen, die in der BRD bis heute ihresgleichen sucht. Zu all diesen Dimensionen bietet das Buch aus verschiedenen Perspektiven und durch die intensive, auch juristische Widerlegung der Anklageschrift (S ) Einblicke und offenbarende Analysen, es enthält zudem einen mehrteiligen Dokumenten-Anhang und eine DVD u.a. mit im Prozess verwendetem, entlastendem Videomaterial. In ihrem Vorwort stellen zwei der HerausgeberInnen eine Dresdner Erfolgsgeschichte dar, die über den Pegida-Mobilisierungen nicht vergessen werden sollte: Nachdem Neo- und Altnazis seit den 1990er Jahren anlässlich des Jahrestages der alliierten Bombardierung am jeweiligen 13. Februar ein immer größer werdendes (2010: 6500 Nazis) Demonstrationsritual etablierten und die Stadt schon zum Wallfahrtsort europäischer Nationalsozialisten (S. 8) zu werden drohte, gelang es Antifa- und evangelischen Jugendgruppen, den Jungen Gemeinden, ab 2010 in neuen Bündnissen wie Dresden Nazifrei ein Konzept der massenhaften Blockaden umzusetzen, das schon 2010 die Demoroute blockieren konnte und 2011 erfolgreich einen Aufteilungsplan von Behörden und Polizei durchkreuzte, wonach die Nazis in der Altstadt und die GegendemonstrantInnen nur auf der anderen Elbseite demonstrieren sollten: Faktisch waren 2011 aber ständig GegendemonstrantInnen in der Altstadt unterwegs, die zwar von der Polizei eingekesselt und mit Schlagstock und Pfeffersprayeinsätzen verfolgt wurden (nicht etwa die Nazis), sich aber immer wieder sammeln und agieren konnten. Es wurden unter diesen Bedingungen, so Friedemann Bringt in seinem Beitrag, wirkungsvolle und zum allergrößten Teil auch friedliche Blockaden (S. 123) durchgeführt, die dann als Vorbild für die Mobilisierungen 2012 und 2013 dienten. Ergebnis: Seit den erfolgreichen Blockaden in Dresden 2010 und 2011 sinken die Teilnehmerzahlen des Naziaufmarsches drastisch (S. 7). Im Zusammenhang mit der Polizeirepression von 2011 wurden Hunderte von Strafverfahren eingeleitet. Besonders hartnäckig wurde gegen Lothar König wegen angeblicher Aufwiegelung zur Gewalt gegen PolizistInnen vorgegangen. Am 10. August 2011 wurde in Jena seine Wohnung durch eine Einheit der sächsischen Polizei durchsucht, während die thüringischen Behörden übergangen wurden (vgl. den Beitrag von Katharina König S. 111ff.). Im Zuge der Ermittlungen wurden von den sächsischen Polizeibehörden rechtswidrig hunderttausendfach Mobilfunkdaten ausgespäht und daraufhin Bewegungsprofile von DemonstrantInnen erstellt. Für den Prozess wurde Aktenmaterial unterdrückt, ca. 200 Stunden Videomaterial der Verteidigung vorenthalten, Zeugen leisteten abgesprochene Falschaussagen, Videomaterial wurde ausschließlich und damit rechtswidrig nach belastendem Material gefiltert (S. 127). Besonders durch von der Verteidigung präsentiertes Videomaterial, aufgenommen auf dem Dach des von König gesteuerten Lautsprecherwagens von Aktiven der Jenaer Jungen Gemeinde, konnte im Verlauf des Prozesses die Anklage Stück für Stück widerlegt werden, wurde die Staatsanwältin im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos, und konnte gezeigt werden, dass König nicht etwa dazu aufgefordert hatte, die Bullen mit Steinen einzudecken, wie die Anklage lautete, sondern im Gegenteil, wie übrigens schon bei einem ähnlichen Einsatz Königs bei den Gipfel-Blockaden in Heiligendamm 2007, explizit zu gewaltfreiem Verhalten aufgerufen hatte (S. 170ff.). Das Besondere an den Mobilisierungen um die gewaltfreien Blockaden in Dresden und die Begleitung der juristischen und polizeilichen Verfolgung Lothar Königs ist, dass sich hier ein spektrenübergreifendes Bündnis, sowohl in Jena als auch in Dresden herausbilden konnte, das relativ breite linke und bürgerliche Kreise effektiv durch ein Aktionskonzept mobilisieren konnte. Dabei entstand besonders nach der Entdeckung des NSU im November 2011 in Jena und der Tatsache, dass diese Terrorgruppe von dort aus 13 Jahre lang agieren konnte, ein ganz anderes öffentliches Bild von König und seinen von Antifas und der Jungen Gemeinde seit den 90er Jahren durchgeführten, hartnäckigen Aktionen gegen Rechts, etwa bei den Mahnwachen gegen eine von Neonazis genutzte Immobilie in Jena. Das öffentliche Bild Königs wandelte sich, mitten zwischen Hausdurchsuchung und Gerichtsverfahren: Aus dem Oppositionspfarrer mit anarchischen Zügen wurde eine moralische Instanz, ein Rechtsextremismus-Experte, der mehr Weitsicht bewiesen hatte als die gesamte politische Klasse (S. 136). Die Repressionsstrategen der sächsischen Landesbehörden wurden so durch die öffentliche Skandalisierung der Anklage in die Defensive gedrängt. König, bereits als hartnäckiger Rebell gegen das DDR-Regime bekannt, konnte dadurch die sächsischen Polizeipraktiken an den Pranger stellen: Das sind SED-Methoden, mein Glaube an den Rechtsstaat ist erschüttert (S. 132). In der Tat ist der Verfolgungsfuror von sächsischen Behörden, der Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz erklärungsbedürftig. Friedeman Bringt schreibt dazu Erhellendes: Ein Grund dafür mag darin liegen, dass vielfach eine dritte oder vierte Garnitur westdeutscher BeamtInnen zu Beginn der 1990er-Jahre die Chance nutzte, in Sachsen ihrer in Baden-Württemberg oder Bayern ins Stocken geratenen Karriere neues Leben einzuhauchen wurden von 531 RichterInnen und StaatsanwältInnen aus der DDR-Zeit nur 343 in den Staatsdienst des Freistaates Sachsen übernommen. (...) Gerichtspräsident oder leitender Staatsanwalt wurde zunächst kein/e Ostdeutsche/r. Selten kamen zu dieser Zeit die wirklich guten Kräfte in den Osten. Diejenigen, die kamen, waren häufig verwurzelt in einer der Blockkonfrontation des Kalten Krieges entstammenden Antihaltung gegenüber linken und linksliberalen Kräften in Politik und Gesellschaft und empfanden deren Warnungen vor erstarkenden Neonazis und rechter und rassistischer Gewalt als Alarmismus. Zudem fanden sie eine obrigkeitshörige DDR- Gesellschaft vor, die sich bis auf wenige Ausnahmen gerne durch Verwaltungsakte und eine starke Staatsregierung führen ließ (S. 126). Der sächsische Schauprozess gegen Lothar König ist kein reines Dresden-Phänomen, nicht einmal ein Ost-Phänomen gewesen, so wie auch Pegida kein reines Dresden-Phänomen bleiben wird, was einige westdeutsche Reaktionen auf die Pariser Anschläge bereits befürchten lassen. Wallflower Hartz 5 ein Roman Dies ist die Geschichte einer Gruppe von Hartz IV-BezieherInnen, die es zwar so nicht gab, die es aber allerorts geben könnte. Es ist die Geschichte von SanSan und ihren FreundInnen, die die Erwerbsloseninitiative Hartz 5 gründen, weil sie die Nase voll haben von Herabwürdigungen und Willkürmaßnahmen der Arbeitsagentur, von behördlichen Kontroll- und Spähmaßnahmen, von Zahlungskürzungen und Schikanen, die sich AmtsträgerInnen einfallen lassen, um sich in einer hierarchischen Gesellschaft aufzuspielen. Die Gruppenmitglieder von Hartz 5 nehmen sich gegenseitig so, wie sie sind, werden politisch aktiv und wachsen nicht nur an ihren Erfahrungen, sondern gewinnen durch direkte Aktionen ihre Würde zurück, die ihnen die politische Ordnung versagt. Sie initiieren Gegenöffentlichkeit, beraten andere Hartz IV-EmpfängerInnen, entlarven eine Welt der Scheinpraktika, die vor allem den KapitalistInnen nützt, und sie zeigen bei Veranstaltungen auf die Borniertheit der Politik. Wie dies im Einzelnen vor sich geht, soll hier nicht vorweggenommen werden, jedoch fällt es leicht, sich von der zugänglichen Erzählsprache des Autors Peter Hetzler überallhin mitnehmen zu lassen. Dem Verfasser gelingt es in diesem Faction -Roman (der also solcher Fakten mit Erfundenem verbindet), die tiefsitzende hierarchische Struktur unserer Gesellschaft am Beispiel der Erfahrungswelt Hartz IV-Betroffener zu veranschaulichen. Sein flüssig geschriebener Roman zeigt aber ebenso eindrucksvoll, dass es Perspektiven abseits politisch erwünschter Ohnmachtsverhältnisse gibt, dass Maulhalten gegenüber Staat und Kapital keine wirksame Hilfe ist, und dass Befreiung auch Lust und Laune machen kann, nämlich dann, wenn sie gemeinsam mit anderen geschieht. Dass diese Botschaft nicht plakativ daherkommt, sondern sich im Laufe des Lesens quasi von selbst ergibt, macht diesen Roman nicht nur politisch sondern auch literarisch empfehlenswert. Ralf Burnicki Packendes Bekenntnis Subjektive Fragmente einer autonomen Revolte in den 1980er Jahren Wie fühlt sich ein junger Mensch, der seine Umwelt, die Gesellschaft als kalt, leblos, ungerecht und falsch erlebt? Soll er sich einrichten in jener Scheinwelt, die ihm wie ein einziges Absurdistan begegnet? Nein, er sucht nach Antworten, bricht mit den Normen. Und geht auf die Suche nach einem erfüllteren, einem authentischen Leben. Doch dieser Weg ist steinig. Vor allem in einer provinziellen Kleinstadt. Jens Grünberg beschreibt in seinem Buch einen solchen Weg. Seine Geschichte der 1980er. Schritt für Schritt radikalisieren sich Ansichten und Standpunkte. Aus ursprünglich rebellischem Impetus reift revolutionäre Erkenntnis. Malocher, Zivildienst, Totaler Kriegsdienstverweigerer. Friedensbewegung, Anti- Atom, Antifa, Häuserkampf in der Hafenstraße in Hamburg, Hungerstreik der RAF-Gefangenen. Eine typisch autonome Geschichte? Ja und nein. Denn er ist nicht abgetreten, um sich einzurichten. Und hat auch nicht vor abzuschwören. Denn meine revolte in den 80ern und sonst nichts ist zugleich ein Bekenntnis. Wie wütende Glasscherben schneiden sich Grünbergs Geschichten unter die Haut. Grotesk: Manchmal möchte man schmunzeln. Vor allem an jenen Stellen, wo er die Welt der Lohnarbeit aufs Korn nimmt. Doch schnell legt sich ein bitterer Beigeschmack auf die Zunge. Und der Anflug von Heiterkeit erstickt wieder in Wut. Grünberg reiht Episode an Episode. Romanesk. Lyrisches an Erzählung. Wie die Aufzeichnungen eines Tagebuchs. Vieles wirkt dabei vertraut. Irgendwie intim. Wird hautnah miterlebt. Denn der Autor reißt seine LeserInnen mitten hinein ins Geschehen. Nicht wie stille BeobachterInnen; er lässt sie teilhaben an all seinen Erwägungen und Zweifeln, an Hoffnungen und Gefühlen. Und da ist kein Platz für schönes Gerede. Denn zuweilen bewegt er sich dicht am Abgrund menschlicher Existenz. Nicht jede Entscheidung, nicht jeden Standpunkt will man teilen. Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Es sind seine Einsichten. Es ist sein Leben, das er selbst bestimmt. Gewiss: Durch ein Korrektorat hätte das Buch sicher noch gewonnen. Nichtsdestotrotz: Grünberg weiß durch einen unnachahmlich lebendigen Erzählstil zu packen und zu bewegen. Anarr

11 libertäre märz 2015/397 graswurzelrevolution Ananthamurthy: Von der repressiven Einfalt zur libertären Vielfalt Benga- wie bitte? Das kann doch kein Mensch aussprechen! Ausgerechnet die bekannte global vernetzte südindische HighTech-Metropole Bangalore wurde ab dem 1. November 2014 in das regionalsprachige Bengaluru umbenannt. Die Manager großer Elektronik- und Computerkonzerne sorgen sich um den gut eingeführten Markennamen Bangalores. Und noch zehn andere Städte in dem Bundesstaat Karnataka heißen ab jetzt Mysuru, Tumakuru, Chikkamagaluru... Der am 20. August 2014 im Alter von 81 Jahren verstorbene Schriftsteller U. R. Ananthamurthy hatte sich für diese Umbenennungen stark eingesetzt. Er selbst schrieb seine Romane, Kurzgeschichten und Gedichte in Kannada. Das ist eine der neben Hindi und Englisch staatlich anerkannten 19 Regionalsprachen in Indien. Die kleinmachende Bezeichnung Regionalsprache will so gar nicht zu der Tatsache passen, dass diese von über 40 Millionen Menschen gesprochen wird. Regionalsprache kontra Globalisierung Einerseits findet in Indien mit der Umbenennung der Städte eine nachträgliche Distanzierung von der Namensgebung der alten englischen Kolonialmacht statt. Im Fall von Karnataka soll zusätzlich der Sprache des einfachen Volkes, die von internationalen Großkonzernen immer mehr an den Rand gedrängt wurde, zu mehr Anerkennung verholfen werden. Ananthamurthy sagte einmal: Ich wünsche mir, dass der für unsere Sprache Kannada so bezeichnende Vokal u bei den Menschen weltweit mit uns, mit Karnataka verbunden wird. Dieses Stückchen unserer Eigenheit sollte Teil unserer internationalen Präsenz sein (1). Englisch schreibende indische SchriftstellerInnen werden weltweit vielbeachtet. Sie finden schneller zahlungskräftige Verlagshäuser und einfacher ÜbersetzerInnen als Regionalsprachige, die außerhalb Indiens kaum jemand kennt. Dabei hätten gerade diese authentisch schreibenden SchriftstellerInnen den westlichen LeserInnen etwas zu erzählen, was allzu oft in den Hintergrund gerät: Themen sind oft die mittelalterlichen Verhältnisse im überwiegend ländlichen Indien, wo die strenge Unterwerfung unter das Kastensystem und überkomme- ne religiöse Vorschriften vielen Menschen das Leben schwer machen. und Erfahrungen? Mitten in seinen schwierigen Selbstreflexionen platzt während seiner Wanderung der äußerst gesellige Hallodri Putta herein und lässt sich nicht mehr abschütteln. Er begleitet ihn ab jetzt munter plappernd in die nächste Stadt zu einem turbulenten Jahrmarkt und macht ihn nahezu spielerisch mit all den Freuden und Verlockungen bekannt, die er in seinem bisherigen Leben verdrängt hatte. Aber auch hier muss er während der Beobachtung eines Hahnenkampfes Abstoßendes aushalten. Sein weiterer Lebensweg ist noch nicht eindeutig erkennbar, doch er hat als Wichtigstes seine Freiheit gewonnen. Religiöse Dogmen blockieren das Leben Ananthamurthy führt uns in seinem bereits 1965 geschriebenen Roman für vier Tage in eine kleine, ultraorthodoxe Brahmanensiedlung in Karnataka, in der die Hauptfigur der Geschichte in eine existenzielle Krise gestürzt wird. Der fromme Sanskritgelehrte Praneshacharya absolvierte bisher ein freudloses, von Pflichterfüllung und religiösem Eifer geprägtes Leben, nachdem er mit sechzehn Jahren ein verkrüppeltes Mädchen geheiratet hatte. Armer Mann, die Frau behindert, keine Kinder, nichts. Er hatte den Titel Stirnjuwel der vedischen Wissenschaft erworben und besaß fünfzehn gewirkte Schals. In der dörflichen Tristesse, in der Witwen ihren Kopf kahl scheren mussten und die Angst vor schwerwiegenden religiösen Verfehlungen umging, klingt es wie Hohn, wenn Ananthamurthy den vornehmen Belehrungsstil des unglücklichen Heiligen beschreibt: Welch delikate Phrasierung, welch sanftes Lächeln, welche Noblesse. Ganz im Gegensatz zu ihm führte sein weitläufiger Verwandter Naranappa ein den weltlichen Genüssen sehr zugeneigtes Leben und hatte ein langes Sündenregister. Er trank zum Entsetzen der anderen Brahmanen Alkohol, aß Fleisch, holte aus dem heiligen Tempelteich die Fische, verkehrte freundschaftlich mit ungläubigen Moslems aus den Nachbardörfern und hatte seit zehn Jahren eine schöne Unberührbare als Geliebte. Obwohl er in der kleinen Siedlung als Außenseiter angefeindet wurde, konnte er aus der Brahmanensekte nicht ausgeschlossen werden. Ja, er drohte sogar damit, notfalls zum Islam überzutreten, als ihm Vorhaltungen gemacht wurden. Dieser Ketzer Naranappa hatte von seiner letzten Reise in die Nachbardörfer eine Seuche, die später als Pest (Anspielung auf Camus!) kenntlich wurde, eingeschleppt und verstarb daran. Ab jetzt darf niemand in der Siedlung etwas essen, bis die Leiche verbrannt worden ist. Es wird kompliziert. Wer soll das Totenritual Samskara vollziehen, wo man doch bei so einem Schwerenöter nur alles falsch machen könnte und am Ende selbst zur Zielscheibe einer von U. R. Ananthamurthy: Samskara. Oder was tun mit der Leiche des Ketzers, die uns im Weg liegt und das Leben blockiert. Lotos Werkstatt, Berlin 2013, 190 Seiten, 13,90 Euro, ISBN Gandhianischer Sozialist Kastendünkel und Missgunst zerfressenen Gesellschaft werden würde? Als Naranappas Geliebte Chandra ihren Goldschmuck für die Bezahlung der Zeremonie anbietet, entfacht das die Gier der Brahmanen. Ach, wenn doch die religiösen Vorschriften nicht wären, könnten sie sich selbst diese fette Beute unter den Nagel reißen! Alle warten auf die Erlaubnis von dem gelehrten Praneshacharya für Zeremonie und Verbrennung, damit sie endlich wieder essen können. Doch dieser ist bei diesem schwierigen Fall überfordert, eine Entscheidung zu fällen. Auch die Götter bleiben stumm. Die Gesetze für Notsituationen in den heiligen Schriften erweisen sich als unbrauchbar und die vielen Mantras, die er herunterleiert, geben in dieser verfahrenen Situation nur einen verlogenen Trost und helfen nicht weiter. Die Hitze ist groß, die Leiche verwest und der Hunger der Brahmanen nimmt zu. Inzwischen sterben weitere BewohnerInnen der Siedlung und immer mehr Ratten, Mäuse und Geier okkupieren das Gelände. Hunger und Verzweiflung ma- chen sich breit. Der nachdenklich gewordene Praneshacharya sorgt mit seinem neuen Bekenntnis ich weiß nichts für zusätzliche Verwirrung. In dieser ausweglosen Situation werden die Frauen der Siedlung zu Verwandten gebracht und die Männer sprechen im weniger orthodoxen Nachbardorf vor, ob diese nicht endlich die Totenrituale für den umstrittenen Nonkonformisten durchführen könnten. Inzwischen jedoch hatte Chandra unbemerkt und heimlich zusammen mit einem befreundeten Moslem die Leiche verbrannt. Der Weg aus der Finsternis Ziel- und ratlos wandert unterdessen Praneshacharya durch die Wälder. Es wird ihm langsam bewusst, dass die vielen Gelübde, religiösen Zeremonien, Betrituale und auswendiggelernten Formeln seine Freiheit einschränken und ihn nicht glücklich machen. Womöglich verhindert gerade der von ihm so eifrig befolgte erste Lehrsatz Yogasutras Yoga ist das Unterbinden der Gedankentätigkeit den Gewinn neuer Erkenntnisse In seinem umfangreichen literarischen Werk stellte Ananthamurthy, selbst mit einer Christin verheiratet, die repressiven kulturellen und religiösen Normen des Hinduismus infrage und beeinflusste damit nicht nur die Intelektuellen aus der Mittelschicht, sondern breite Bevölkerungskreise. Hierzu beigetragen hat sicherlich die Verfilmung seines Romans Samskara im Jahr 1970 (2). Obwohl er sich sehr für seine Heimatsprache Kannada einsetzte, war er mehrere Jahre lang Professor für englische Literatur an der Universität Mysore, heute Mysuru. Er unterstützte den Kampf der Bauern und nahm an vielen gesellschaftlichen Debatten und ökologisch ausgerichteten Aktionen teil. Als Generalsekretär einer Bürgerinitiative für zivile Rechte kämpfte er für ein plurales Indien und trat energisch hindufundamentalistischen Kräften entgegen. seite 11 Während seiner Auslandsreisen war er auch bei dem Berliner Literaturfestival im Jahr 2002 und der Frankfurter Buchmesse 2006 zu Gast und erinnerte die erstaunte westliche Öffentlichkeit daran, dass Indien nicht nur das Land des Hinduismus und der Esoterik ist, sondern dass hier ebenfalls eine sehr lebendige freigeistige und antibrahmanische Bewegung existiert. In diesem Sinne ist es wünschenswert, dass neben seinem fulminanten Hauptwerk Samskara weitere Romane und Kurzgeschichten von Ananthamurthy übersetzt und veröffentlicht werden. Horst Blume

12 libertäre graswurzelrevolution märz 2015/397 Tierrechtsbewegung: Zwei Einführungen Renate Brucker, Melanie Bujok, Birgit Mütherich, Martin Seeliger, Frank Thieme (Hg.): Das Mensch-Tier-Verhältnis. Eine sozialwissenschaftliche Einführung, Springer-VS, Wiesbaden 2015, ISBN: , 343 S., 39,43 Euro, als E-Book 29,99 Euro. Matthias Rude: Antispeziesismus. Die Befreiung von Mensch und Tier in der Tierrechtsbewegung und der Linken, Reihe theorie.org, Schmetterling Verlag, Stuttgart 2013, ISBN: , 204 S., 10 Euro. seite 12 Beide Bücher firmieren unter dem Begriff Einführung, sind aber mehr als das. In ihrem hervorstehenden Beitrag schreibt Renate Brucker in Das Mensch-Tier-Verhältnis über die Tierrechtsbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; im Buch von Rude geht es um Darstellungen historischer und moderner Tierrechtsbewegungen, ihrer Ideengeschichte und Strömungen. Wenn wir das bereits 2009 erschienene Buch von Mieke Roscher, Ein Königreich für Tiere. Die Geschichte der britischen Tierrechtsbewegung (Tectum Verlag, Marburg), hinzunehmen, liegen damit wertvolle Darstellungen der ersten und zweiten Tierrechtsbewegung für den deutsch- und englischsprachigen Raum vor, die, nacheinander gelesen, faszinierend und voller Informationen sind. Rude gelingt es, die entstandenen tierschützerischen, tierrechtlichen, vegetarischen und veganen Strömungen inmitten ihres jeweiligen sozialen Kontexts zu beschreiben, seien es die Englische, die US-amerikanische oder die Französische Revolution bis hin zur Pariser Kommune, und so Vorurteilen angeblicher Ferne von Klassenkämpfen die Grundlage zu nehmen. Für das frühe 20. Jahrhundert werden sowohl von Brucker wie von Rude die Gruppierungen des Bund für radikale Ethik ( ) um Magnus Schwantje sowie der Internationale Sozialistische Kampfbund (ISK; ) um Leonard Nelson hervorgehoben und damit an die engen Verbindungen tierrechtlicher Gruppen sowohl zum Antimilitarismus und zur Verurteilung des Ersten Weltkriegs aus auch zur radikalen Arbeiterbewegung und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnert. Vergessen wurde und wird auch immer wieder die überwiegende (Brucker u.a., S. 88) Anzahl von Frauen als AktivistInnen in vegetarischen, Tierrechts- und Anti-Tierversuche-Gruppen sowie ihre enge Verbindung zur historischen Frauenbewegung mit Personen wie Emily Pankhurst, Louise Michel, George Sand, Severova Nordman, Anita Augspurg, Lida Gustava Heymann oder Clara Wichmann. Brucker nennt das Bewegungsfamilien, die ProtagonistInnen waren zugleich in verwandten Bewegungen wie der Friedens- oder der anarchistischen Bewegung, oft in Doppelmitgliedschaften, ebenso aktiv wie für die Tierrechte. Sowohl bei Brucker wie bei Rude sind Details zu finden, die für AnhängerInnen der Gewaltfreiheit und des Anarchismus interessant sind: So war der Pädagoge und Veganer Amos Alcott, der Gründer der vegetarischen Gemeinschaft Fruitlands in den USA, als er 1843 wegen Verweigerung der Steuerzahlung inhaftiert wurde, Anlass für den Essay von H.D. Thoreau: Resistance to Government (Ziviler Ungehorsam gegen den Staat, 1849). In der libertär-lebensreformerischen Gemeinschaft auf dem Monte Vérita in der Schweiz hatte sich 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, eine Gesellschaft für social-antinationalen Vegetarismus gegründet. Bei der Vermittlung zwischen erster und zweiter Tierrechtsbewegung sowie für die Gründung der anfangs explizit gewaltfreianarchistischen Animal Liberation Front (1976) spielte die englische GWR-Schwesterzeitung Peace News eine wichtige Rolle. Und auch der 1910 vom linken Vegetarier Evgenij I. Lozinskij mit ausdrücklicher Zustimmung Tolstois propagierte soziale Vegetarismus, der sich gegen die bloß individuellgesundheitliche vegetarische Ernährung der reichen Klassen und deren Aufrechterhaltung von Eigentumsordnung und Krieg richtete ( Der heutige typische Vegetarier ist ein Menschenfresser! ) kann als frühe Variante einer Unterscheidung zwischen privat-individuellem und politisch-aktivem Veganismus bezeichnet werden. So scheint mir sozialwissenschaftlich am fruchtbarsten die Geschichte der Tierrechtsbewegung als Bewegungssoziologie zu sein. Ansonsten scheint die Soziologie noch eher am Anfang ihrer Human-AnimalsStudies zu stehen: Es wird eine bisherige Lücke oder Ignoranz des Themas in den Sozialwissenschaften konstatiert, erste Ansätze zur historischen Genese des Mensch-Tier-Dualismus (Du-Ambivalenz, das ganz An- dere ) werden präsentiert. Ausgangspunkt einer sozialwissenschaftlichen Beschäftigung sind Texte aus der Kritischen Theorie (Horkheimer/Adorno), ergänzt etwa im Beitrag von Melanie Bujok durch eine Nutzbarmachung der Bourdieu-Kategorien kulturelles Kapital und Sozialkapital (S. 163ff.). Kurioserweise ist bei dem bewegungsorientierten, leichter lesbaren Buch von Rude die Rezeption Horkheimer/Adornos nicht Ausgangs-, sondern bisheriger Endpunkt einer zweiten Tierrechtsbewegung. Das letzte Kapitel Rudes (S ) stellt interne Auseinandersetzungen schonungslos dar. Die Notwendigkeit einer Kritik an den behindertenfeindlichen Theorien Peter Singers ( Vernichtungsethik, S. 164f.) wird betont, die selbstkritische Überwindung von KZ-Vergleichen oder die Abkehr von rechtslastigen Theoretikern wie Helmut F. Kaplan referiert. Genau wird der Knall der Tierrechtsbewegung mit den Autonomen 1995 in der Hamburger Roten Flora geschildert, der sich am Auftreten der ebenso marginalen wie regressiven Hardline -Strömung der Musik-Avantgarde-Szene Straight Edge entzündete, welche sich nicht nur gegen Drogen, sondern auch gegen Homosexualität und Abtreibung aussprach, den Mensch als Plage sowie Naturkatastrophen als Rache der Erde bezeichnete (S. 170ff.). Dabei wurde Straight Edge von Autonomen fälschlich mit der gesamten Tierrechtsbewegung identifiziert, was zur Abkehr der TAN von der autonomen Szene und einer scharfen Kritik an ihr führte: Sie sei ein repressives System kollektiver Verhaltensnormierung ; die Anti-ismen (Anti-Faschismus, Anti-Sexismus) seien Platzhalter für Götter, Inhalte würden bei Bedarf gefälscht oder theoretisch nicht gefüllt, sondern geglaubt. Wer zweifelt, gilt als Ketzer ; vor Denunziation und Ausschluss herrsche Angst, die in Opportunismus, Konformismus bis hin zu Gehorsam oder in resigniertes Schweigen führe. An dieser Stelle möchte ich den von Rude gewählten Titel Antispeziesismus hinterfragen, ein Relikt gerade dieser Szene, innerhalb der Linken nach wie vor Einfallstor für Biologismus-Unterstellungen, während es doch mit Tierrechtsbewegung oder politischem Veganismus so viel bessere Benennungen gäbe. Leider führte diese Kritik der TAN zu einer Hinwendung auf den historischen Materialismus bis zurück zu Marx/Engels, die nun einmal keine Theorie der illegitimen Mensch-Tier-Ausbeutung entwickelt haben und deren propagierte Entfesselung der Produktivkräfte sehr wohl ihren Anteil an der unhinterfragten industriellen Massentierhaltung, etwa in der Sowjetunion, hatte. Rudes Darstellung landet damit beim Marxismus als antimoralisch-antiidealistischem Materialismus, welcher die Vielfalt der historischen Strömungen der Tierrechtsbewegung zu reinigen und zu vereinheitlichen sucht, anstatt sie auszuhalten und sich dann bewusst für die sozialistisch-feministisch-anarchistischen Theorietraditionen zu entscheiden. Wallflower In diesem Nachfolger von Ja! Anarchismus führt Bernd Drücke den Anspruch fort, dem Gespenst des Anarchismus eine reale und optimistische Form zu verleihen. Den bürgerlichen Diskreditierungen von Anarchie als bloßem Chaos... stellt Drücke deshalb die Porträts vieler bekennender Anarchist_innen entgegen. (Alexander Struwe, in: Portal für Politikwissenschaft), 240 S., 18 Euro, ISBN

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