Es gilt das gesprochene Wort!
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- Samuel Vogt
- vor 7 Jahren
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1 Es gilt das gesprochene Wort! Rede von Herrn Oberbürgermeister Schramma anlässlich der Verleihung des Rheinlandtalers an Frau Hannemarie Valder und Herrn Erich Hermans am 25. Juni 2008, Uhr, Landeshaus des Landschaftsverbandes Rheinland, Kennedy-Ufer 2 Sehr geehrter Herr Dr. Wilhelm, sehr geehrte Frau Karabaic, liebe Frau Valder, lieber Herr Hermans, meine sehr geehrten Damen und Herren, Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat. Mit diesem Statement von Konrad Adenauer, unserem ehemaligen Oberbürgermeister und späterem Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, möchte ich Sie alle herzlich zu dieser Feierstunde hier im Landeshaus des Landschaftsverbandes Rheinland begrüßen. Heute ist so ein liebenswürdiger Tag - ein Tag, an dem der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Denn heute zeichnet der Landschaftsverband Rheinland wieder einmal zwei Persönlichkeiten, die sich um die landschaftliche Kulturpflege ehrenamtlich besonders verdient gemacht haben, mit dem Rheinlandtaler aus. Als Oberbürgermeister der Stadt Köln freue ich mich natürlich umso mehr, dass die beiden heute Geehrten aus Köln stammen und gratuliere Ihnen, liebe Frau Valder, sowie Ihnen, lieber Herr Hermans, an dieser Stelle auf das Herzlichste zu dieser verdienten Auszeichnung. Sie beide fördern und pflegen auf ihrem jeweiligen Gebiet in besonderer Weise die rheinische Kulturlandschaft und tragen mit ihrem Wirken zur Identitätsbildung in dieser Region im Allgemeinen und in Köln im Besonderen bei. Hierfür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken. Danken möchte zudem dem Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Rheinland, Herrn Dr. Jürgen Wilhelm, dem Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland, Herrn
2 Harry K. Voigtsberger sowie Ihnen, liebe Frau Karabaic. Sie alle haben mit der Wahl von Frau Valder und Herrn Hermans eine ausgezeichnete Entscheidung getroffen. Meine Damen und Herren, Bürgerengagement und soziale Verantwortung prägen die Kölner Stadtgesellschaft - So steht es als Ziel in unserem Leitbild Köln 2020 und so stelle ich mir auch persönlich die Zukunft der Stadtgesellschaft vor. Da ich selbst jahrelang ehrenamtlich tätig war, weiß ich umso mehr, wie groß die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit für unsere Gesellschaft ist. Ich habe deshalb auch die Förderung und Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements zu einem meiner Schwerpunkthemen gemacht. Ob nun im Sport- oder im Heimatverein, in Elterninitiativen, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Naturschutz - überall sind Ehrenamtliche tätig und unterstützen mit ihrer Arbeit nicht nur das Funktionieren unseres Gemeinwesens, sondern fördern auch die Lebensqualität unserer Gesellschaft so auch im Kulturbereich. Und die Kultur selbst ist nicht einfach Zierde und nicht nur Schmuck einer Gesellschaft, sondern ihre Basis und ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Kulturförderung ist daher auch keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft. Daneben sind bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt natürlich auch weiterhin tragende Säulen des kulturellen Lebens. Denn ohne bürgerschaftliche und ehrenamtliche Unterstützung könnten Museen, Bibliotheken, Theater, Archive, Heimatpflege, Musikpflege, Denkmalpflege oder Gedenkstätten und weitere Institutionen und Initiativen in Köln, in der Region und in ganz Deutschland ihre Arbeit nicht garantieren. Hannemarie Valder und Erich Hermans sind auf jeden Fall ein lebendiger Ausdruck besonderen kulturellen Engagements hier im Rheinland. Herr Dr. Wilhelm hat als Laudator bereits das umfangreiche Wirken der beiden Preisträger in sehr schönen und würdigen Worten dargestellt. Gestatten Sie dennoch auch mir an dieser Stelle ein paar persönliche Anmerkungen. Beginnen möchte ich mit Frau Hannemarie Valder, die ich schon seit vielen Jahren kenne und sehr schätze. Meiner Meinung nach gibt es kaum jemanden, der so gut
3 über Köln Bescheid weiß wie Hannemarie Valder. Sie hat sich vor allem als Stadtführerin und damit als Botschafterin Kölns um unsere Stadt und um das Rheinland mehr als verdient gemacht. Wer schon einmal das Glück hatte und ich hatte das des Öfteren, eine Führung mit Frau Valder machen zu dürfen, der erfährt so manches Geheimnis rund um unsere schöne Stadt und die Region. Doch am beeindruckendsten ist, mit welchem Charme und mit welcher Liebe sie ihr umfangreiches Wissen an Gäste oder auch Einheimische, von der hohen Diplomatie bis hin zum CDU-Ortsverband, weitergibt. Schnell merkt man, dass Frau Valder ein besonderes Faible für Kunstgeschichte hat, was ihr ja sozusagen schon in die Wiege gelegt wurde, denn schließlich haben sich sowohl ihr Onkel, ihr Bruder als auch ihr Ehemann als Architekten und Baumeister um den Dom und andere prominente Kölner Kirchen verdient gemacht. Doch Frau Valder ist nicht nur vom Dom und den romanischen Kirchen fasziniert. Auch dem Kölner Rathaus, ganz besonders dem Ratsturm, ist sie in ganz besonderer Weise verbunden: Gemeinsam mit der KölnMusik GmbH, mit Franz Xaver Ohnesorg sowie zahlreichen anderen Kölnern Musikfreunden und nicht zuletzt ihrer Tochter, Frau Dr. Claudia Valder-Knechtges, hat sie die Figuren von Max Bruch und Ferdinand Hiller für den Ratsturm gestiftet. Hierfür darf ich hierfür muss ich Ihnen an dieser Stelle noch einmal persönlich meinen Dank aussprechen. Es hätte wohl niemand damit gerechnet, dass die Figuren bereits wenige Jahre nach ihrer Aufstellung wieder abgebaut werden mussten. Doch umso mehr freue ich mich, dass die neuen Ratsturmfiguren, die für den Ratsturm und für Köln eine immense Bedeutung haben, schon bald wieder an ihrem altehrwürdigen Platz stehen werden. Und noch an einer anderen Stelle hat sich Frau Hannemarie Valder in unserer Stadt ganz besonders engagiert. Genauer gesagt hat sie maßgeblich zur Finanzierung des Konrad-Adenauer-Denkmals mit beigetragen. Sieben Jahre lang hat sie monatliche Benefizführungen durch die romanischen Kirchen angeboten und damit 1/3 der Gesamtkosten aufgebracht. Und dies stets mit einem Lächeln, das mich mit seinem kölnischen Charme immer an die Ursulabüsten des Kölner Mittelalters erinnert, deren Lächeln ein wenig vom Glanz des Himmels spiegelt. Liebe Frau Valder,
4 Sie zeigen durch Ihren außergewöhnlichen Einsatz die tiefe Verbundenheit zu Ihrer Heimat, zu Köln, zum Rheinland, aber natürlich auch und insbesondere zu den Menschen, die hier leben. Ihre ehrenamtliche Arbeit hat eine große Bedeutung für unsere Gesellschaft und verdient nicht nur im Rahmen der heutigen Veranstaltung unsere Anerkennung. Ich danke Ihnen auf jeden Fall für all das großartige Engagement von ganzem Herzen und gratuliere Ihnen nochmals zur Auszeichnung mit dem Rheinlandtaler. Nochmals gratulieren möchte ich auch Ihnen, sehr geehrter Herr Hermans. Em Wenter zällt uns nur de Naach, de Aabigg raut, mr schlöf am Daach. Mir Jeister han jitz et Rejalt, vill dousend Johre allt. Immer wenn diese erste Strophe des Jeisterzoch-Leedes dessen Text und Musik übrigens von Dieter Heinert, Hans Müller-Sewing und Erich Hermans stammen angestimmt wird, dann muss der Name Erich Hermans in Köln genannt werden. Dann sind die Geister los in unserer Stadt und zehntausende Gespenster, Hexen oder auch Vampire folgen diesem Mann in seinem Ähzebär-Kostüm. Erich Hermans hat dazu einmal in einem Rundschau-Interview gesagt: Der Ähzebär ist das älteste Kostüm im Karneval. Es symbolisiert die Tiere, die aus dem Winterschlaf erwachen und das Erblühen der Pflanzen. Das Ende des Winters also. Der Erbsenbär ist also die Personifizierung des Winters höchst selbst. Ihn auszutreiben bedeutet nach alter Mythologie, die Bären aus den Höhlen und die Erbsen aus den Schoten zu treiben. Erich Hermans war und ist der Kopf, der Initiator dieser wunderbaren Bewegung Geisterzoch mit seinen Organisatorenteam Ähzebär un Ko e.v.. Mittlerweile ist die Erfolgsgeschichte in der fünften Jahreszeit nicht mehr aus unserem Stadtbild weg zu denken. Und doch und gerade Erich Hermans weiß, wie viel persönliches, ehrenamtliches Engagement nötig war und jedes Jahr immer noch ist, um diesen Zoch zum laufen zu bringen. Und Erich Hermans scheute sich in der Vergangenheit auch nicht in schwierigen Situationen, wenn Spenden und Zuschüsse fehlten, sein Privatvermögen einzusetzen. Bis heute kämpft Erich Hermans für den Erhalt des Zuges und vor allem für die Idee und die eigentlichen, immer auch politischen Inhalte. Denn so hatte es 1990/91 nach dem Einmarsch der Iraker in den Erdölstaat Kuwait und dem Krieg der USA gegen
5 Irak begonnen: Der Kölner Rosenmontagszug wurde abgesagt und das Kölner Friedensplenum rief auf Vorschlag von Erich Hermans zu einer Anti-Golfkriegs-Demo am Rosenmontags auf. Heute können wir sagen, dieser Zug mit seiner Mischung, auch durch Mitglieder des Offiziellen Kölner Karnevals, wurde zu einem der schönsten Umzüge in Köln. Und dieser Zug war gleichzeitig die Geburtsstunde der Geisterzüge neuer Zeitrechnung im Kölner Karneval. Lieber Erich Hermans, 17 Jahre ist das nun her, der Zug als Friedensdemo und Sie haben damit zur kulturellen Entwicklung des Rheinlandes beigetragen. Der Rheinlandtaler würdigt Ihre Verdienste um unser Brauchtum und jetzt müsste eigentlich ganz leise der Tusch einer der für den Geisterzoch typischen Samba-Gruppen erklingen. Ich ende mit dem Refrain des Geisterzoch-Liedes: De Aabigg fott, de Lampe us, mir Jeister, mir sin loss. Ich wünsche mir und unserer Stadt noch viele starke, kreative Geisterzüge, die die Vielfalt im Bereich Brauchtum facettenreich leben lassen. Und uns allen wünsche ich nun einen angenehmen Abend mit vielen interessanten Gesprächen.
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