Biologische Regulierung von Schaderregern in öffentlichen Grünanlagen
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- Margarethe Richter
- vor 7 Jahren
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1 Fachtagung Pestizidfreie Kommune am in Dessau Biologische Regulierung von Schaderregern in öffentlichen Grünanlagen Dipl.-Forstw. Stefanie Mösch
2 Gliederung I. Rechtliche Rahmenbedingungen I. Pflanzenschutzgesetz II. Zulassungssituation II. III. Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes im öffentlichen Grün I. Präventive Maßnahmen II. Ermittlung des Befalls und Nutzung von Entscheidungshilfen III. Physikalische Verfahren im Pflanzenschutz IV. Biologische und biotechnische Maßnahmen V. Wichtige Nützlinge im öffentlichen Grün VI. ausgewählte biologische Pflanzenschutzmittel Ausgewählte Beispiele I. Rosskastanienminiermotte II. Eichenprozessionsspinner III. Platanennetzwanze IV. Buchsbaumzünsler V. Schadinsekten im Rasen
3 Rechtliche Rahmenbedingungen Pflanzenschutzgesetz vom 6. Februar Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind Zu Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, gehören insbesondere - öffentliche Parks und Gärten, - Grünanlagen in öffentlich zugänglichen Gebäuden, - öffentlich zugängliche Sportplätze einschließlich Golfplätze, - Schul- und Kindergartengelände, - Spielplätze, - Friedhöfe, - Flächen in unmittelbarer Nähe von Einrichtungen des Gesundheitswesens. Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen, die nicht landwirtschaftlich, gärtnerisch oder forstwirtschaftlich genutzt werden, ist verboten! Ausnahmegenehmigung notwendig.
4 Rechtliche Rahmenbedingungen Pflanzenschutzgesetz vom 6. Februar Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind Zusätzlich zu den Vorschriften nach 12 darf auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, nur ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel angewandt werden, 1. das als Pflanzenschutzmittel mit geringem Risiko zugelassen ist, 2. für das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Rahmen eines Zulassungsverfahrens die Eignung für die Anwendung auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, festgestellt worden ist oder 3. das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für die Anwendung auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, genehmigt worden ist.
5 Informationen über zugelassene PSM Liste der genehmigten Anwendungen auf der Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
6 Ziel (multi)funktionales und vitales Stadtgrün naturnahe biologische Grünraumpflege Beim Auftreten von Schaderregern: Ziel: Reduzierung des Befalls nicht Eliminierung des Schaderregers alternative Methoden dem Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln vorziehen, sofern diese umweltverträglich und praktikabel = IPM Grundsatz Anwendung Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränken Einsatz so zielartengerichtet und umweltverträglich wie möglich Antiresistenzmanagement
7 Präventive Maßnahmen Anbau- und kulturtechnische sowie pflanzenzüchterische Maßnahmen standortgerechte Pflanzenwahl Pflegemaßnahmen Standortgerechte und situationsbezogene Bodenbearbeitung Saat- und Pflanzzeiten sowie Saat- und Pflanzstärken Resistenten bzw. weniger anfälligen Sorten und Pflanzenarten (z. B. resista Ulmen) Hygienemaßnahmen Maßnahmen vor der Pflanzung/Saat: ausreichend große Pflanzlöcher Bodenvorbereitung (Lockerung, ) ggf. Bodenaustausch / Düngung Beachtung späterer Pflegemaßnahmen/-kosten bei Planung Vermeidung von Pflanzenarten, die als Zwischenwirt fungieren
8 Präventive Maßnahmen Maßnahmen während der Pflanzung: Pflanzenqualität Pflanztermin Wässerung, Wurzelrückschnitt, Ausgleichsschnitt, ausreichend große Pflanzlöcher und gut durchlüfteter Wurzelbereich Baumscheibe offen halten (versickerungsfähig) sachgerechte Verankerung Stammschutz Verwendung von Pflanzenstärkungsmitteln, Bodenhilfsstoffen oder Pflanzenhilfsmitteln Maßnahmen nach der Pflanzung/Saat: Bewässerung Düngung Gehölzschnitt
9 Präventive Maßnahmen Baumschutz z. B. auf Baustellen: Stammschutz Wurzelschutz Schutz vor Bodenverdichtung
10 Bedarfskontrolle, Entscheidungshilfen Einsatzoptimierung: Befallskontrolle Kenntnisse Biologie und Lebensweise regelmäßige Befallskontrolle z. B. Pheromonfallen, Leimtafeln, Gelbschalenmonitoring, visuelle Kontrollen Ermittlung des Befalls und Nutzung von Entscheidungshilfen Schadensschwellenprinzip Schadensschwelle oft schwierig zu definieren befallene Pflanzen = erhöhter Pflegeaufwand und Qualitätsverlust durch optische Beeinträchtigungen Auftreten eines Schaderregers i. d. R. keinen Ertrags- oder Einkommensverlust Pflanzen komplett ersetzen -> wirtschaftlicher Verlust Entscheidung für Bekämpfung - Sicherheitsaspekt entscheidend
11 Physikalische Maßnahmen alle mechanischen und thermischen Maßnahmen der Unkrautbekämpfung weitere Beispiele für physikalische Bekämpfungsmethoden: Entfernen von befallenem Pflanzenmaterial manuelles Absammeln oder Absaugen Abtöten durch Druck Verwendung von Stammanstrichen, Stammschutzmatten, Wundverschlussmitteln mechanische Barrieren Einsatz von Leimfallen und Leimringen, Blau- und Gelbtafeln (Innenraum)
12 Biologische und biotechnische Maßnahmen biologische und biotechnische Maßnahmen: Auswahl nützlingsschonender Pflanzenschutzmaßnahmen Umsetzung ganzheitlicher Grünkonzepte: Pflanzengesellschaften: Unterstützung natürlicher Regelmechanismen, langfristige Stabilität Biotopverbund Förderung natürlicher Gegenspieler Einsatzmöglichkeiten biotechnischer Verfahren: Sexuallockstoffe Verwirrmethode bzw. Pheromonfallen Verwendung von Abwehrstoffen (Repellents)
13 Biologische und biotechnische Maßnahmen Förderung von natürlichen Gegenspielern bzw. deren gezielter Einsatz zielgerichtete Nützlingseinsatz noch viel Bedarf an der Optimierung Weiterentwicklung von Pheromonfallen Förderung von Nützlingen im öffentlichen Grün Lebensräume schaffen und erhalten Biotopverbundsystem unterschiedliche Habitate heimische Pflanzenarten / Vielfalt an Blütenpflanzen geeignete Nisthilfen Kleinstrukturen als Unterschlupf und Überwinterungsmöglichkeiten
14 Nützlinge Arten von Nützlingen Vögel, Wirbeltiere Raubmilben Marienkäfer/-larven Schwebfliegenlarven Florfliegenlarven Schlupfwespen Raupenfliegen Brackwespen Laufkäfer Florfliegenlarve frisst Netzwanzenlarve Marienkäferlarve
15 Wirkungsweise insektenpathogener Nematoden leben in Symbiose mit Bakterien tragen Bakterien im Darm EPN dringen in Larven und Puppen ein und geben die Bakterien ab Infektion führt innerhalb von 1-2 Tagen zum Tod des Insekts unterschiedliche Nematodenarten verfügbar
16 (biologische) Pflanzenschutzmittel Beispiele: Pflanzenschutzmittel auf der Basis natürlicher Stoffe: auf Öl- oder Seifenbasis aus Pflanzenextrakten wie z. B. Neem auf Naturstoffbasis wie Essig- oder Pelargonsäure aus anorganischen Verbindungen Biotechnologisch erzeugte Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Mikroorganismen: Bacillus thuringiensis gegen Schmetterlingsraupen Bacillus firmus gegen Nematoden Metarhizium anisopliae gegen Dickmaulrüsslerlarven
17 Beispiel Rosskastanienminiermotte Laub sammeln z. B. kommunale Sammelaktionen -> zentrale Kompostierung Nistkästen für Meisen Pheromonfallen Vitalität der Kastanien fördern z. B. Streusalzeinträge minimieren DVB-AG
18 Beispiel Eichenprozessionsspinner Pflanzenschutz oder Gesundheitsschutz Information der Bevölkerung Absperren Absaugen (Spezialfirma) Abflämmen (nicht zu empfehlen) Einsatz insektenpathogener Nematoden Verzicht auf Neupflanzung von Eichen in sensiblen Bereichen? (Einsatz von biologischen PSM bzw. Bioziden) Festlegung des richtigen Bekämpfungszeitpunktes! Monitoring und Erfolgskontrolle durch Eigelegezählung Pheromonfallen Empfehlungen Berlin: empfehlungen_zur_bekaempfung.pdf
19 Beispiel Platanennetzwanze Bekämpfungsmodell PETAAL aus Frankreich Einsatz von Nematoden (Steinerneima) + Florfliegen (Chrysoperla lucasina): 1. Nematodenausbringung Stamm (ca. Ende März) 2. Nematodenausbringung Krone (ca. Mai) Ausbringung Florfliegeneier Krone (ca. Juni) 3. Nematodenausbringung Krone (ca. Anfang August) weitere Infos und Bekämpfungsschema:
20 Beispiel Buchbaumzünsler Sortenwahl Absammeln Ausschneiden Abspülen Einsatz von Nützlingen (Projekt JKI-BI): Trichogramma-Schlupfwespen Nematoden (Steinernema carpocapsae) Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea) (biologische PSM)
21 Beispiel Schadinsekten im Rasen Einsatz von Nematoden gegen Larven von: Gartenlaubkäfer Junikäfer Purzelkäfer Maulwurfsgrille Haarmücke Dungkäfer Erdraupen Wiesenschnake beachten: Bekämpfungszeitpunkt Bedingungen beim Ausbringen
22 Zusammenfassung Einsatz von PSM im öffentlichen Grün unterliegt generell besonderen rechtlichen Regelungen Vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig zur Schaffung vitalen, strukturreichen Stadtgrüns Einsatz und Förderung von Nützlingen im öffentlichen Grün bedarf weiterer Forschung bei der Bekämpfung pilzlicher Schaderreger kaum biologische Maßnahmen möglich Einsatz von z. B. insektenpathogenen Nematoden oder Nützlingen bisher für ausgewählte Schädlinge erprobt und empfehlenswert wichtig: Befallskontrolle; bei jeglichen Anwendungen (auch Nützlingen) Wahl des richtigen Zeitpunktes und der Bedingungen, Erfolgskontrolle
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dipl.-Forstw. Stefanie Mösch Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Messeweg 11/12, Braunschweig Telefon: Fax: Internet:
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