SEK I Ausbildung - Sekundarstufe I. Bildnerisches Gestalten. Fachkonzept für Lehrerinnen- und Lehrerbildung. weiterlernen. 1
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- Michaela Kalb
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1 SEK I Ausbildung - Sekundarstufe I Bildnerisches Gestalten Fachkonzept für Lehrerinnen- und Lehrerbildung weiterlernen. 1
2 Bildnerisches Gestalten (BG) Charakteristik des Fachs Kunst und Bild Bilder sind stumm und trotzdem sprechen sie. Phänomen und Paradox zugleich? Bilder sind in unserer Multimediagesellschaft allgegenwärtig und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Im mittelhochdeutschen Begriff bilidi = Wunderzeichen klingt etwas von der geheimnisvollen Wirkmacht, die Bilder auf uns ausüben, nach. In der Sprache der Bilder werden menschliche Erfahrungen, Denkprozesse und Haltungen sichtbar. Die Kunst, als eines der Bezugsfelder des Bildnerischen Gestaltens, hat diese Sprache in verschiedenen Facetten über Jahrtausende entwickelt. Die visuelle Kommunikation, als weiteres Bezugsfeld des Bildnerischen Gestaltens, nutzt die Sprache der Bilder um Inhalte zu illustrieren und zu klären, um zu informieren und zu unterhalten. Mit Mitteln der Bildbearbeitung und Montage gelingt es ihr auch Inhalte und Wirkungen zu manipulieren. Kernkompetenzen des Fachs Bilder sehen und verstehen lernen, Bilder selber herstellen und mit Bildern kommunizieren lernen, bilden die Kernkompetenzen des Faches. Zusammengefasst unter dem Begriff Bildkompetenz bilden sie die Grundlage für eine Orientierung in einer zunehmend visuell geprägten Welt. Durch Kontakte zu Kunstschaffenden und Werken in Museen und im öffentlichen Raum leistet das Fach Bildnerisches Gestalten zudem einen wichtigen Beitrag zur ästhetischen und kulturellen Bildung. In der Auseinandersetzung mit Bildwelten aus Kunst und Alltag sensibilisieren Sie sich für künstlerische und alltagsästhetische Ausdrucksweisen. Sie erweitern dabei ihr eigenes Vorstellungs- und Darstellungsrepertoire und entwickeln Ihr ästhetisches Urteilsvermögen. Die Orientierung an künstlerische Denk- und Arbeitsweisen sowie der rezeptive und produktive Umgang mit Bildern sind dabei zentral. Sie erleben im Bildnerischen Gestalten ganzheitliche Prozesse von der Idee bis zur Realisierung eigener Bilder und Objekte. Sie erfahren und reflektieren, dass bildnerische Prozesse unterschiedlich verlaufen, bildnerische Aufträge verschieden gelöst werden und Bilder und Objekte vielfältige Wirkungen und Funktionen haben können. Kunstwerke untersuchen: Licht- und Raumstimmung des Bildes Chair Car von Edward Hopper im Modell nachbilden. Kunst und Schule: Jugendliche erfahren kunstorientierte Methoden in der Vorbereitung zu einem Ausstellungsbesuch im Kunstmuseum. 2
3 Im Fach Bildnerisches Gestalten werden fachwissenschaftliche und fachdidaktische Kompetenzen aus den drei Kompetenzbereichen Wahrnehmung und Kommunikation, Prozesse und Produkte, Kontexte und Orientierung gezielt thematisiert und gefördert. Mit dem Prinzip des Pädagogischen Doppeldeckers * und der Verknüpfung von Praxis und Theorie erwerben Sie sich die fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Kompetenzen für Ihre berufliche Praxis als Fachlehrperson im Bildnerischen Gestalten auf der Sekundarstufe I. Kunst als Inspirationsquelle: In der Auseinandersetzung mit Kunst assoziativ neue Bildlösungen entwickeln * d.h. es wird sowohl fachlich als auch fachdidaktisch am selben Thema/Gegenstand gearbeitet. Kompetenzen und Kompetenzaufbau Wahrnehmung und Kommunikation Welche Bedeutung haben Wahrnehmung, Körper und Raum: plastisch und zeichnerisch unterschiedliche Wahrnehmungs- und Darstellungsweisen erproben. Reflexion und Kommunikation im Fach Bildnerisches Gestalten? Über Empfindungen, Beobachtungen und ästhetische Erfahrungen erschliessen Sie sich Zugänge zu Bildern, Objekten und Phänomenen aus der natürlichen und gestalteten Umwelt. Etwas ästhetisch wahr zu nehmen, bedeutet hier, eine Idee, einen Gedanken, eine Erinnerung oder Anschauung über alle Sinne für wahr zu nehmen. Ästhetische Erfahrungen bedingen eine neugierige und offene Haltung sowie das Reflektieren und Verarbeiten von Wahrnehmungen in Prozessen des bildhaften Denkens und Handelns. Das Bildnerische Gestalten geht auf das Bedürfnis des Menschen ein, seinen Fantasien, Gefühlen Vorstellungen und Beobachtungen auf vielfältige Weise Ausdruck zu verleihen. Wie schmeckt ein Soft-Ice? Über sinnliche Erfahrungen subjektive Bildvorstellungen anregen und erweitern. 3
4 Über unterschiedliche Bildzugänge vertiefen Sie sich in verbale und bildsprachliche Kommunikationsformen. Sie entwickeln dabei ein Methodenrepertoire im Umgang mit assoziativen, beschreibenden und handlungsori- entierten Bildzugängen. Sie reflektieren und kommunizieren die Wirkung und Bedeutung eigener Bilder und Objekte und entwickeln darüber hinaus eine Werthaltung gegenüber ei- Schematische Bildvorstellungen (Bild 1) differenzieren: sich Palmen in einem tropischen Wirbelsturm vorstellen und mit unkonventionellen Zeichenwerkzeugen andere Bildlösungen untersuchen. (Bild 2) genen und fremden Bildern. Prozesse und Produkte Wie entstehen Bilder und Objekte im Fach Bildnerisches Gestalten? Der bildnerische Prozess wird mit einer persönlichen Fragestellung in Bezug auf ein Thema oder Motiv initiiert. Der Prozess der Bildentstehung steht dabei immer in einem Spannungsfeld von Inhalt, eigenen Vorstellungen und Ideen, Bildsprache, bildnerischen Verfahren und Materialien. Ein Bild ist somit Resultat eines komplexen Vorganges. Je nach bildnerischer Absicht können Bilder aus einer emotional-kognitiven Verarbeitung von Erfahrungen oder aus der Vorstellung entstehen. Sie können Wirklichkeit abbilden und deutend darstellen oder Zusammenhänge klären und diese veranschaulichen. Gefördert wird im Bildnerischen Gestalten die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Bildwelten aus Gegenwart und Vergangen- Performance: Mit dem eigenen Körper in Zeit und Raum Bilder inszenieren und fotografisch dokumentieren. heit sowie mit analogen und digitalen Bildmedien. Ebenso wichtig ist die Entwicklung des persönlichen bildnerischen Ausdrucks, der Vorstellungskraft und der Fähigkeit visuell zu kommunizieren. In der Vertiefung mit unterschiedlichen bildnerischen Verfahren und Materialien stellen sie selber verschiedene Bilder und Objekte her und lernen spezifische Qualitäten und Wirkweisen unterscheiden. Sie orientieren sich dabei an künstlerisch-kreativen Denk- und Arbeitsweisen und loten Grenzen aus. Kunstorientierte Methoden regen an, un4 Mixed Media: Mit unterschiedlichen Bildebenen und Materialien ungewohnte und neue Bildwirkungen erkunden.
5 gewohnte Perspektiven einzunehmen und eigene Gewohnheiten zu durchbrechen. Sie fordern Mut und Risikofreude. Die bildnerische Praxis und Vermittlung bezieht sich dabei auf Arbeitsbereiche wie Zeichnung und Grafik, Farbe und Malerei, Collage und Montage, Plastik, Skulptur und Architektur, Film, Animation und digitale Bildbearbeitung, Performance und Inszenierung. Kontexte und Orientierung Welche Bedeutung haben Werke aus Kunst und Alltag im Fach Bildnerisches Gestalten? Im Beschreiben, Analysieren, Deuten und Vergleichen von Bildern und Objekten erkennen Sie deren Zeit- und Kulturgebundenheit. Diese Erkenntnisse führen Sie zu einem Sachwissen bezüglich bildsprachlicher Kommunikationsformen und zu einem Verständnis für die eigene kulturelle Identität und für interkulturelle Unterschiede. Sie können visuelle Codes in ihren Kontexten erkennen, verstehen und einordnen und kennen geschichtliche Hintergründe von Werken aus verschiedenen Kulturen und Zeiten, können diese nachvollziehen und miteinander vergleichen. Zielsetzung und Entwicklungslogik des Faches Fachwissenschaftliches und fachdidaktisches Wissen und Können werden in den Ausbildungsmodulen systematisch aufgebaut. Verbunden mit Ihren Erfahrungen aus den Praktika werden ihre fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen in Bezug auf Ihre Zielstufe reflektiert, dokumentiert, präsentiert und diskutiert. Ziel ist es: dass Sie unter Einbezug der Lebenswelt der Jugendlichen und in Verbindung mit Bildern und Phänomenen aus Kunst, Alltag, Kultur und Natur einen inhaltlich aktuellen und bedeutsamen Fachunterricht konzipieren können. dass Sie stufenspezifische, bildnerische Unterrichtseinheiten in Phasen planen, bildnerisch-ästhetische Prozesse initiieren und begleiten können. dass Sie adaptive Lerngelegenheiten entwickeln und kunstorientiertes, forschendes und eigenständiges Lernen der Jugendlichen durch Ihr Methodenrepertoire anleiten und fördern können. dass Sie bildnerische Prozesse beobachten und prozess- und produktorientierte Kriterien für die Beurteilung und Bewertung bildnerischer Arbeiten festlegen und begründen können Die Ringvorlesung Ästhetische Bildung (Synergiemodul mit Technischem und Textilem Gestalten) und die Ringvorlesungen zur Kunst und Kulturgeschichte (Synergiemodule mit Geschichte) ergänzen die fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Ausbildungsmodule. Sie ermöglichen eine systematische Vertiefung in fachspezifische Inhalte und Bezugsfelder. Unterrichtsinhalte für den Fachunterricht entwickeln, selber erproben und anschaulich vermitteln. Quellen: Texte aus den Arbeitspapieren der SGL Arbeitsgruppe Kunst und Bild und der Lehrplanarbeit 21, Fachteam Gestalten. Titelbild: Postkarte für den Internationalen Kongress für Menschenrechte Menschen und Umwelt 2008, von Carmen Duss, BG-Studentin im 6.Semester. 5
6 Übersicht Haupt- und Teilmodule BG Ausbildungsinhalte Bildnerisches Gestalten im Studiengang Sekundarstufe I Hauptmodule Bachelorstudium 3 Ästhetische Bildung Kunst und Kulturgeschichte (Ringvorlesungen fächerübergreifend) 3 Bild und Kunst zwischen Rezeption Produktion und Kommunikation 3 Elemente der Bildsprache 3 Raum erfahren Raum darstellen 3 Menschenbilder das Eigene und das Fremde BG01 S1 BG02 S1 BG03 S1 BG04 S1 BG05 S1 4 CP 5 CP 7 CP 4 CP Teilmodule Bachelorstudium Semester 3 Fachwissenschaft: Experiment und Zufall Akzess Fachdidaktik: Fachgeschichte, Bildungsauftrag des Faches BG02.01 S1 2 CP 2. Semester 3 Fachwissenschaft: Zeichnung als visuelle Spur Akzess Fachdidaktik: Eigene Lernbiographie, Darstellungs- und Ausdrucksweisen von Jugendlichen im BG 3 Ringvorlesung Ästhetische Bildung, jeweils im Frühlingssemester, bis 4. Semester 3 Ringvorlesungen Epochale Kunst- und Kulturgeschichte, jeweils im Frühlingssemester, bis 4. Semester 1 Teilmodul: Vorlesungen Bildnerisches Gestalten (1 Vorlesung Kunstgeschichte, 1 Vorlesung Geschichte) 3 1 Wahlteilmodul aus dem Vorlesungsangebot Geschichte (jeweils im Frühlingssemester) BG02.02 S1 SY01.01 S1 SY01.02 S1 SY08.01 S Semester 3 Farbphänomene und Bildwirkungen in Natur, Alltag und Kunst Fachdidaktik: Einführung ins fachspezifische Unterrichtsplanungsmodell 3 Zwischen Alltag und Kunst, Fachwissenschaft, Blockwoche Druckgrafik im Zwischensemester 3 Ringvorlesung Epochale Kunst- und Kulturgeschichte, jeweils im Herbstsemester, bis 5. Semester (1 Vorlesung Kunstgeschichte, 1 Vorlesung Geschichte) 3 1 Teilmodul: Vorlesungen Bildnerisches Gestalten BG03.01 S1 BG03.02 S1 SY01.03 S1 SY08.02 S1 4. Semester 3 Zwischen Alltag und Kunst Fachdidaktik: Planung des Fachunterrichts nach dem BG-Phasenmodell 3 Fachdidaktisches Atelier (Fachdidaktisches Atelier kann je nach Einteilung des Halbtagespraktikums auch im 5. Semester stattfinden) BG03.03 S1 BG03.04 S1 2 CP Semester 3 Fachwissenschaft: Raum erfahren Raum darstellen Vom Raum zur Fläche und von der Fläche zum Raum, Werkstoffe und Verfahren im plastischen Gestalten Fachdidaktik: Entwicklung des plastischen Gestaltens bei Jugendlichen, Beurteilungsund Bewertungsmethoden, Fachunterricht begründen BG04.01 S1 6. Semester 3 Fachwissenschaft: Menschenbilder das Eigene und das Fremde, Mixed Media, Performance/Bachelorabschluss 3 Fachdidaktik: Ästhetische Prozesse initiieren und begleiten Unterrichtsplanung für die Bachelorprüfung BG05.01 S1 BG05.BP S1 6
7 Hauptmodule Masterstudium 3 Visuelle Lebenswelten analog-digital 3 Kunst und Schule eigene Projektarbeit BG06 S1 BG07 S1 7 CP Teilmodule Masterstudium Semester 3 Fachwissenschaft: Visuelle Lebenswelten analog-digital Denk- und Handlungsprinzip Collage/Montage Fachdidaktik: Förderung der Medienkompetenz und visuellen Literalität / Crossover Lernumgebungen entwickeln BG06 S1 8. Semester 3 Fachwissenschaft: Ausserschulisches Lernen fachspezifisch im öffentlichen Raum und in Museen Fachdidaktik: Bild- und Werkzugänge, Begegnungen vor dem Original, Konzepte für die Schulpraxis 3 Fachspezifisches Portfolio FW/FD Dokumentation fachlicher und fachdidaktischer Kompetenzen BG07.01 S1 BG07.02 S Semester 3 Eigene Projektarbeit in Fachwissenschaft und Fachdidaktik Fachdidaktik: Differenzierung des Fachverständnisses fachdidaktische Positionen begründen 3 Vorbereitung Masterprüfung BG07.03 S1 BG07.MP S1 2 CP 7
8 11.15/PDF_0021_hab_ Papier: 100 % Altpapier, C0 ² -neutral Bildnerisches Gestalten Claudia Niederberger Fachleiterin BG claudia.niederberger@phlu.ch T +41 (0) PH Luzern Pädagogische Hochschule Luzern Ausbildung Pfistergasse 20 Postfach Luzern 7 T +41 (0) s1@phlu.ch 8
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