Privatsphäre in einer vollständig vernetzten Welt?
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- Philipp Heinrich
- vor 8 Jahren
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1 Privatsphäre in einer vollständig vernetzten Welt? Direktor CISPA (Kompetenzzentrum IT-Sicherheit) 30. September 2013
2 Was denken Menschen über Privacy? Ja. Ich denke es ist Zeit dafür. Du füllst einen Kreditkartenantrag aus? Aber ich bin hin- und hergerissen: Auf der einen Seite brauche ich die Karte, auf der anderen Seite fürchte ich, dass meine persönlichen Daten gestohlen und benutzt werden könnten. Ich fühle mich so verwundbar Keine Sorge. Ich bin sicher, sie werden jeden verfolgen, der diese Daten benutzt, ohne dafür zu bezahlen. User Friendly, Mai 2003 (translated)
3 Privacy Probleme und Lösungen klassisch Client So wenig Daten wie möglich preis geben Naive Benutzung von Pseudonymen Organization So wenig Daten wie möglich speichern Enterprise privacy management Auditing
4 Privacy Probleme und Lösungen heute RFID Bilder, Stimme, Gestik, Dauerhafte Verbindung Riesiger Speicher Aufenthaltsort Medizinische Daten Riesiger Speicher
5 Privacy Probleme und Lösungen heute (Viel) Größere Zahl verschiedenartiger Datenquellen, Datenspuren überall, große Zahl von Speicherorten persönlicher Daten Soziale Netzwerke als zentraler Sammelpunkt persönlicher Daten in nie dagewesenem Umfang Dauerhafter Speicher extremer Datenmengen, riesige Datenmengen einfach zu durchsuchen und zu untersuchen Verschwindender Unterschied zwischen physischer und digitaler Welt
6 Privacy Probleme und Lösungen heute Riesige Menge an Informationen Speicherung und Nachbearbeitung von Informationen Nutzung von Informationen Nutzer (privat): soziale Kontaktpflege Austausch und Selbstverwirklichung Soziales Netzwerk, etc. Industrie (gewerblich): gezielte Werbung Meinungsforschung Benutzerverhalten
7 Privacy Probleme und Lösungen heute Riesige Menge an Informationen Speicherung und Nachbearbeitung von Informationen Soziales Netzwerk, etc. Gefährliche Nutzung von Informationen (Profilbildung) Überwachung Phishing Spamming, aggressives Marketing Stalker, Durchleuchtung
8 Privacy Probleme und Lösungen heute Riesige Menge an Informationen Viel unfreiwillig Viel freiwillig Speicherung und Nachbearbeitung von Informationen Verfügbarkeit Hauptanliegen Nutzung von Informationen verschiedene Interessen, Zweck, etc. Nutzer (privat): soziale Kontaktpflege Austausch und Selbstverwirklichung Soziales Netzwerk, etc. Industrie (gewerblich): gezielte Werbung Meinungsforschung Benutzerverhalten
9 Vorlieben Bestellungen Medizinische gen. Daten Browsing history Ihre Suchen im Web Datenspuren in der digitalen Welt
10 und viele, viele mehr
11 Sind Datenspuren vermeidbar? Spurenverursacher: Soziale Netzwerke Mobiles Büro (zentrale Adressbücher, GSM- und GPS-Daten von Handys, IP-Adressen) Probleme/Lösungen: Daten sammeln als Businessmodell Datensparsamkeit durch User Technische Maßnahmen zur Sicherung der Daten ergreifen Logins mit Username und Passwort Oft nicht vermeidbar (online Einkaufen) für manche Dienste reichen Pseudonyme Browsercharakteristika und Cookies Viele unbewusste/implizite Spuren Komfort sichere technische Lösungen, oft unkomfortabel Unvermeidbar für Endverbraucher, schwierig für Experten
12 Reicht es anonym zu bleiben? Verwendung von Pseudonymen Anonymität? Viele Daten sind nicht personenbezogen oder werden anonymisiert Reicht das aus? Nicht immer: häufig lassen sich Datensätze deanonymisieren
13 Deanonymisierung durch Zusammenführen von Datenquellen Netflix publiziert eine anonymisierte Liste mit Benutzern und den von ihnen ausgeliehenen Filmen zu Testzwecken Quelle: Quelle: Nicht anonyme (manchmal anonym) Autoren publizieren Filmbesprechungen A. Narayanan, V. Shmatikov. Robust De-anonymization of Large Sparse Datasets. In Proceedings of the IEEE Symposium on Security and Privacy, Relation zwischen Anwendern und geliehenen Filmen
14 Automatisierte Profilbildung (!) Universelle Verfügbarkeit Soziale Profilbildung Gezielte Werbung
15 Durchsetzung des Nutzerwillens Verantwortliches Datenschutzmanagement: Informationen nur zu beabsichtigtem Zweck benutzt Informationen nur beabsichtigten Personen zugänglich Beiträge auf verschiedenen Ebenen erforderlich Sensibilisierung der Benutzer bzgl. Datenschutz Technologische Lösungen Juristische Rahmenbedingungen Gesellschaft Regularien, Gesetze Policy, Best Practices Technologie (manage, monitor, enforce) Oft Konflikte ohne allgemeine Lösung z.b. Lokalisierung, pervasive computing (RFID), Überwachung von öffentlichen Plätzen, gezieltes Marketing und Datenschutz Weltmodelle von Gesellschaft und Technologie oft verschieden z.b. Vertrauen in IT Infrastruktur, korrekte Technologiebenutzung, unrealistische Erwartungen
16 Sensibilisierung und juristische Rahmenbedingungen Sensibilisierung der Benutzer bzgl. Datenschutz Erziehung zur Datensparsamkeit Verständnis der Kernprobleme und Technologien Juristische Rahmenbedingungen Gesetzlich festgelegte Rahmenbedingungen für Datenaquirierung, -nutzung, und veredelung, insbesondere zum Datenschutz in sozialen Netzwerken Juristische Vereinheitlichung der Sprache und der Anforderungen. Stärkere Verzahnung mit den Technologien (einheitliche Sprache und Anforderungen, für den Benutzer verständliche Schnittstelle zum Datenschutz (Privacy policy), mit juristischer Verankerung Gesellschaft Regularien, Gesetze Policy, Best Practices Technologie (manage, monitor, enforce)
17 Technologische Lösungen Informatik macht rasante Fortschritte: Methoden zur Privacy-freundlichen Informationsaquirierung, -verarbeitung, -selektion und nutzung Aber auch: Methoden zum vollautomatischen, hocheffizienten Durchsuchen von riesigen Datenmengen, Ähnlichkeitsabgleich, Profilbildung, etc. Perfekte Lösungen im Datenschutz unrealistisch Information beliebig kopierbar, Vermeidung jeglicher Datenspuren sehr aufwendig, ein auf Datenschutz ausgerichtetes Individuum unrealistisch Durchsetzung basiert letztlich auf Recht, Vertrauen und Audits. Wirkungsvolle Annäherungen sind das Ziel für die Praxis ( The perfect is the enemy of the good ): Gesellschaft Regularien, Gesetze Policy, Best Practices Technologie (manage, monitor, enforce)
18 Kontrolle an die Benutzer? Technologien zur Übertragung der Kontrolle an Benutzer für dessen Daten vorstellbar, nach dem öffentlichen Einstellen ins Internet? Auf den ersten Blick fragwürdig: Informationen können beliebig kopiert, archiviert, verändert, zweckentfremded, etc. werden Daher immer Angriffe möglich (the world is evil, right?) (Alternative: Schlechteren status-quo behalten) Auf den zweiten Blick wirkungsvolle(re) Annäherungen möglich: Technologische Einschränkung der Angreiferfähigkeiten oft erreichbar (Angriff müsste innerhalb einer gewissen Zeit, mit einem gewissen Aufwand, mit gewissen Rechten geschehen, etc.) Angriffe auf Realitätsnähe prüfen (Entspricht dem Nutzerverhalten? Legale Konsequenzen? Öffentlichkeitswirksame Konsequenzen? Kommerzielles Interesse der Beteiligten am Angriff?)
19 Die Ziele des CISPA CISPA: Neu gegründetes Kompetenzzentrum für die IT-Sicherheitsforschung in Saarbrücken Die Forschungsmission: Entwicklung ganzheitlicher Lösungen für die Kernprobleme der IT- Sicherheit in der digitalen Gesellschaft Breite Grundlagenforschung; Entwicklung praktisch einsetzbaren Sicherheitstechnologien; Verknüpfung zu komplexen Gesamtsystemen Drei Hauptforschungsgebiete: Schutz der Privatsphäre (Privacy) Verantwortlichkeit bei digitaler, privacy-freundlicher Interaktion Verlässliche, sichere Systeme
20 Privacy in mobilen Systemen Geräte Verkaufszahlen % 3% 3% 21% Smartphone Marktanteile 4Q12 Android ios Blackberry % Microsoft Andere PCs Smartphones Quelle: Gartner
21 Android Sicherheitskonzept Mandatory Access Control für kritische Systemressourcen Grobgranulare Berechtigungen Minimale Benutzerinteraktion Apps geben an, welche Berechtigungen sie benötigen Berechtigungen können ausschließlich bei der Installation überprüft werden Benutzer kann entweder alle Berechtigungen akzeptieren oder die App nicht installieren
22 Android Sicherheitskonzept Vorteile Keine wiederholten Nachfragen Einfach für App-Entwickler Nachteile Apps diktieren Berechtigungen Berechtigungen können nicht entzogen werden Verwendung der Berechtigungen nicht ersichtlich Neugier vs. Vorsicht Konsequenz Berechtigungen werden blind akzeptiert Apps bedienen sich an privaten Daten des Benutzers
23 Existierende Ansätze Sicherheitssoftware von Drittanbietern hilft nur bedingt Sicherheitsprüfung von Apps bei der Installation Nur passive Überwachung möglich Benutzer wird bei verdächtigem Verhalten gewarnt Umfangreiche Sekundärfunktionalität Keine Überwachung zur Laufzeit (Runtime Monitoring) Zugriff auf private Daten kann nicht verhindert werden! Unsere Forschung Android Sicherheit ist aktives Forschungsgebiet Nur wenige Benutzer rooten ihr Gerät SRT AppGuard: Schutz der Privatsphäre ohne Root
24 AppGuard Privacylösung für Endverbraucher Key Features Instrumentierung von Apps auf dem Mobilgerät Dynamische Berechtigungsvergabe pro App Zugriffslog für Systemressourcen Risikoeinschätzung für Apps Automatische Updates für Apps aus dem Google Play Store (Monitor-)Updates ohne Neuinstallation
25 AppGuard Über Downloads insgesamt Ca Downloads am Releasetag Platz 11 der CHIP-Top-Android-Apps 2012 Platz 8 der Top kostenpflichtig in Apps Neu bei Google Play
26 Zusammenfassung? Kein technologisches Allheilmittel für den Datenschutz Das Problem auf unterschiedlichen Ebenen anpacken: Nutzer und Verarbeiter müssen den verantwortlichen Umgang mit persönlichen Daten lernen (Datensparsamkeit als Maxime) Technologische Lösungen liefern Mittelschicht (siehe unten) Gesetzgebung muss den Rahmen abstecken. Dient als Enforcement-Mechanismus für technologische Lösungen (sinnvolle Annäherungen). Internationale Standards essenziell. Technologische Lösungen zum Datenschutz sind nicht perfekt. Statt dessen wirkungsvolle Annäherungen als Ziel: Verbesserung des Status Quo des Datenschutzes Einfache, intuitive Benutzbarkeit, möglichst viele Fälle abdecken Angriffe sollten klar sein; ev. gemildert durch nicht-it Rahmenbedingungen. Meine Prognose: Wenn wir Optionen und Anforderungen verstehen und sozialen Konsens erreichen, werden sich sinnvolle technologische Lösungen finden.
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