LEITFADEN. Erfassung und Pflege der Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes. Version 1.0

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1 LEITFADEN Erfassung und Pflege der Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes Version 1.0

2 Das landesweite Radverkehrsnetz Das landesweite Radverkehrsnetz beinhaltet nahezu alle Straßen und Wege Baden-Württembergs. Diese ergeben in ihrer Gesamtheit ein landesweit flächendeckendes Streckennetz, in dem alle Streckenabschnitte die für den Radverkehr von besonderer Bedeutung sind als Radverkehrsstrecken gekennzeichnet werden (siehe Abbildung 1). Mit Hilfe vorgegebener Attribute können die wichtigsten Eigenschaften dieser Radverkehrsstrecken landesweit einheitlich beschrieben werden. Die Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes werden dezentral von den Stadt- und Landkreisen gepflegt und von der LUBW in einer zentralen Datenbank vorgehalten. In regelmäßigen Abständen gibt die LUBW die Daten an den Betreiber des Radroutenplaners Baden-Württemberg ab. Die Kombination des flächendeckenden Streckennetzes mit den gekennzeichneten und möglichst detailliert beschriebenen Radverkehrsstrecken ermöglicht es den Nutzern des Radroutenplaners, Routen zu nahezu jedem beliebigen Punkt innerhalb Baden-Württembergs zu planen, die die Besonderheiten des Radverkehrs berücksichtigen. Abbildung 1: Ausschnitt aus dem landesweiten Radverkehrsnetz. Die als Radverkehrsstrecken gekennzeichneten Streckenabschnitte werden pink dargestellt, alle anderen Straßen und Wege gelb. 1

3 Möglichkeiten zur Datenerfassung und -pflege Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, die Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes zu bearbeiten. Jede dieser Möglichkeiten hat individuelle Vor- und Nachteile, die Sie kennen sollten, um die für Ihre Anforderungen geeignetste Methode auswählen zu können. Falls Sie Fragen zu den einzelnen Möglichkeiten haben, können Sie sich selbstverständlich gerne direkt an die zuständigen Mitarbeiter der LUBW wenden. Bitte beachten Sie, dass die Möglichkeit Daten in einem lokalen Geoinformationssystem zu pflegen voraussichtlich ab Anfang 2016 entfallen wird! Web-GIS Radverkehr Als Werkzeug für die Erfassung und Pflege der Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes hat die LUBW ein webbasiertes Geoinformationssystem (Web-GIS) entwickelt, welches den Verantwortlichen der Stadt- und Landkreise und ggf. durch diese beauftragten Unternehmen kostenlos zur Verfügung steht. Mit Hilfe dieses Web-GIS können die von der LUBW zentral vorgehaltenen Daten im Browser visualisiert und direkt bearbeitet werden (siehe Abbildung 2). Alle im Web-GIS vorgenommenen Änderungen werden nach dem Speichern direkt in die Datenbank übernommen. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass im Web-GIS immer der aktuellste Stand der Daten dargestellt und bearbeitet wird. Auch im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen der LUBW vorgenommene Änderungen sind automatisch in den über das Web-GIS editierbaren Daten enthalten. Eine automatische Protokollierung der vorgenommenen Arbeitsschritte ermöglicht es darüber hinaus, versehentlich gelöschte oder veränderte Daten wiederherzustellen. Die Benutzung des Web-GIS wird in einem eigenen Handbuch erläutert. Darüber hinaus sollten bei der Erfassung und Pflege von Radverkehrsdaten unbedingt die im Abschnitt Wichtige Punkte bei der Datenerfassung und -pflege (s. u.) aufgeführten Hinweise beachten werden. Abbildung 2: Benutzeroberfläche des Web-GIS Radverkehr 2

4 Lokales Geoinformationssystem Alternativ zur Arbeit im Web-GIS können die Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes auch heruntergeladen und in einem lokalen Geoinformationssystem bearbeitet werden. Diese Vorgehensweise bietet sich vor allem dann an, wenn sehr umfangreiche Änderungen vorgenommen oder bereits vorhandene Geodaten bei der Datenerfassung berücksichtigt werden sollen. Um das Streckennetz Ihres Stadt- oder Landkreises zu erhalten, wenden Sie sich bitte an den zuständigen Mitarbeiter der LUBW. Bei der Bearbeitung des Datensatzes sind die Hinweise im Abschnitt Wichtige Punkte bei der Datenerfassung und -pflege (s. u.) zu beachten. Nach Abschluss der Arbeiten sollte der veränderten Datensatz möglichst zeitnah zurück an die LUBW geschickt werden. Dort werden die in der zentralen Datenbank für den jeweiligen Kreis hinterlegten Daten gelöscht und vollständig durch die bearbeiteten Daten ersetzt. Bei dieser Vorgehensweise ist eine enge Abstimmung mit der LUBW äußerst wichtig, da Sie selbst die Verantwortung für alle Änderungen am Datenbestand Ihres Kreisgebietes tragen. Versehentlich gelöschte oder veränderte Daten können unter Umständen nicht wiederhergestellt werden. Die von Ihnen vorgenommenen Änderungen werden ohne umfangreiche Kontrollen in den zentralen Datenbestand und damit möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt auch in den Radroutenplaner übernommen. Darüber hinaus sollten Sie unbedingt sicherstellen, dass Ihnen bei Beginn Ihrer Arbeiten der aktuellste Stand des Streckennetzes vorliegt. Insbesondere bei der jeweils vorab angekündigten Aufbereitung der Daten für die Nutzung im Radroutenplaner kann es im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen zu einzelnen zentral durch die LUBW vorgenommenen Änderungen im Bereich Ihres Kreises kommen. Arbeiten Sie nach Abschluss dieser Arbeiten mit einem alten Datenstand weiter, werden diese Änderungen bei der Übernahme Ihrer Daten in den zentralen Datenbestand überschrieben. Daraus resultierende Fehler bleiben unter Umständen unentdeckt oder es kommt zu vermeidbarem Mehraufwand bei der LUBW, da bereits durchgeführte Anpassungen erneut erfolgen müssen. Spezielles System des Kreises Wenn Sie in Ihrem Stadt- oder Landkreis bereits ein eigenes System zur Erfassung- und Pflege von Radverkehrsdaten betreiben und einen doppelten Pflegeaufwand vermeiden möchten, setzen Sie sich bitte möglichst frühzeitig mit der LUBW in Kontakt. In diesem Fall muss eine individuelle Lösung erarbeitet werden, die es ermöglicht, Ihre Daten möglichst ohne Mehraufwand in den zentralen Datenbestand des landesweiten Radverkehrsnetzes zu übernehmen. 3

5 Wichtige Punkte bei der Datenerfassung und -pflege Die Erfassung neuer Radverkehrsstrecken und die Pflege des bestehenden Streckennetzes sind zwangsläufig mit einem gewissen Aufwand verbunden. In der Regel ist dieser für die einmalige Ersterfassung des in Ihrem Kreis bestehenden Radverkehrsnetzes relativ hoch, dafür nimmt die regelmäßige Pflege eines ordentlich erfassten Streckennetzes dann deutlich weniger Zeit in Anspruch. Der für die Erfassung und Pflege zu betreibende Aufwand lohnt sich jedoch nur, wenn die erfassten und gepflegten Radverkehrsdaten den Anforderungen an ein routingfähiges Streckennetz genügen, denn nur dann können die Nutzer des Radroutenplaners Baden-Württemberg korrekte Routingergebnisse erhalten. Um unnötigen Mehraufwand und fehlerhafte Routingergebnisse zu vermeiden, sollten bei der Erfassung und Pflege der Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes unbedingt folgende Punkte beachtet werden: Routingfähigkeit des Netzes sicherstellen Die Grundlage für die digitale Abbildung eines bestehenden Radverkehrsnetzes sollte immer das vorhandene landesweit flächendeckende Streckennetz aus Straßen und Wegen sein. Dieses Netz ist bereits routingfähig, d. h. alle in der realen Welt miteinander verbundene Straßen und Wege sind auch in diesem Streckennetz über gemeinsame Knotenpunkte miteinander verbunden. Bei der Planung einer Route im Radroutenplaner erkennt der Routingalgorithmus diese Verbindungen und kann eine dementsprechende Gesamtstrecke ermitteln. Sind einzelne Strecken des Netzes nicht korrekt miteinander verbunden, führt dies bei der Routenberechnung zu fehlerhaften Ergebnissen. Zu falschen Routingergebnissen kommt es beispielsweise, wenn es durch Fehler bei der Erfassung routingtechnisch möglich ist, von einer über eine Brücke verlaufenden Strecke auf eine darunterliegende Strecke abzubiegen (siehe Abbildung 3). Abbildung 3: Links besteht keine Verbindung zwischen den sich kreuzenden Strecken, rechts sind die über und unter der Brücke verlaufenden Strecken fälschlicherweise an einem gemeinsamen Schnittpunkt miteinander verbunden. Der einfachste Weg Radverkehrsstrecken korrekt zu erfassen ist es deshalb, in den aus dem ATKIS- Netz abgeleiteten Ausgangsdaten bereits bestehende Strecken als Radverkehrsstrecken zu kennzeichnen. Dazu muss lediglich der Wert des Streckenattributs Radverkehrsstrecke von 0 auf 1 geändert werden. Im Web-GIS gibt es dafür ein eigenes Werkzeug, mit dessen Hilfe dieser Schritt mit 4

6 nur einem Klick durchgeführt werden kann. Selbstverständlich können so auch mehrere ausgewählte Strecken gleichzeitig als Radverkehrsstrecken ausgewiesen werden. Generell sollte auf eventuelle Besonderheiten der als Radverkehrsstrecken zu kennzeichnenden Straßen und Wege geachtet werden. Passiert beispielsweise eine in beide Richtungen befahrbare Radverkehrsstrecke einen Kreisverkehr, müssen alle Teilstrecken des Kreisverkehrs Teil der Radverkehrsstrecke werden (siehe Abbildung 4). Teilweise sind auch Treppen im Streckennetz enthalten. Diese sollten nur in Ausnahmefällen wenn zum Beispiel eine Schiebevorrichtung angebracht ist und es keine zumutbare Alternativverbindung gibt als Radverkehrsstrecken ausgewiesen werden. Abbildung 4: Links unvollständig und rechts korrekt ausgewiesene Radverkehrsstrecke (pink dargestellt) im Bereich eines Kreisverkehrs Neue Geometrien sollten nur dann erzeugt werden, wenn es im bestehenden Netz keine entsprechenden Strecken gibt, also wenn beispielsweise einzelne Wege komplett fehlen oder straßenbegleitende Wege nicht als eigenständige Strecken erfasst wurden. In diesen Fällen ist es wichtig, dass die neuen Strecken korrekt in das bestehende Netz eingebunden werden. Bei der Digitalisierung neuer Linien sollte deshalb unbedingt die Snapping-Funktion des Web-GIS oder eines lokalen Geoinformationssystems verwendet werden. Nur bei fachgerechter Verwendung des Snappings ist sichergestellt, dass die einzelnen Strecken tatsächlich miteinander verbunden werden und keine Lücken zwischen deren Endpunkten vorhanden sind. Grundlage für die Digitalisierung neuer Strecken sollten wenn möglich immer korrekt georeferenzierte digitale Orthophotos sein. Topografische Karten und andere Kartenwerke sind wegen der maßstabsbedingt notwendigen Generalisierungsmaßnahmen (Verdrängung, Vereinfachung etc.) in der Regel nicht als Erfassungsgrundlage geeignet. Schneidet eine neu digitalisierte Strecke eine bereits bestehende Verbindung, müssen sowohl die neu erfasste Strecke als auch die bereits vorhandene Verbindung in der Regel am gemeinsamen Schnittpunkt geteilt werden (siehe Abbildung 5 und Abbildung 6). Andernfalls ist für den Routingalgorithmus nicht ersichtlich, dass an dieser Stelle auf eine andere Strecke abgebogen werden kann. Ausnahmen hiervon sind Stellen an denen tatsächlich kein Abbiegen möglich ist, wie beispielsweise an Brücken, Unterführungen usw. (siehe Abbildung 3). 5

7 Abbildung 5: Die neu digitalisierte Radverkehrsstrecke ist nicht mit dem bereits vorhandenen Wirtschaftsweg verbunden. Abbiegen in Richtung Straße oder auf den Wirtschaftsweg ist nicht möglich Abbildung 6: Die neue Radverkehrsstrecke ist korrekt mit dem vorhandenen Wirtschaftsweg verbunden. Bei der Routenplanung ist es jetzt möglich nach links und rechts abzubiegen Im Handbuch zum Web-GIS finden Sie weitere Informationen dazu, wie Sie die hier aufgelisteten Hinweise mit Hilfe der dort vorhandenen Werkzeuge richtig umsetzen können. Wichtige Streckeneigenschaften erfassen und pflegen Neben der geometrischen Routingfähigkeit des Streckennetzes ist auch die Erfassung und Pflege der zu den Radverkehrsstrecken gehörenden Eigenschaften von großer Bedeutung für die Qualität der erzielbaren Routingergebnisse. Merkmale, die im Objektartenkatalog des landesweiten Radverkehrsnetzes als Hauptmerkmale eingestuft sind (z. B. Status und erlaubte Fahrtrichtung), sollten immer miterfasst und bei Änderungen entsprechend angepasst werden. Die Erfassung und Pflege weiterer Eigenschaften wie der Wegart und des Belags kann ebenfalls zur Verbesserung der Routingergebnisse beitragen. Zu beachten ist, dass auch die Eigenschaften von Strecken, die nicht als Radverkehrsstrecke ausgewiesen sind, bearbeitet werden können. Mit Hilfe des Merkmals Status (Attributwert 2 - Gesperrt ) können zum Beispiel Strecken die auf keinen Fall beim Routing berücksichtigt werden sollen gekennzeichnet werden. Ebenfalls wichtig für die Nutzung der Daten im Radroutenplaner ist die 6

8 Kennzeichnung ggf. neu erfasster Treppen mittels des Attributs Wegart (Attributwerte 410 bis 412). Informationen wie die erlaubte Fahrtrichtung und eventuelle Streckensperrungen sind äußerst wichtig für die Verkehrssicherheit. Die Erfassung und Pflege dieser Informationen verbessert die Qualität der Routingergebnisse des Radroutenplaners BW enorm und trägt somit zu einer hohen Nutzerzufriedenheit bei. Das allgemeine Streckennetz pflegen Für die Pflege des allgemeinen Streckennetzes gelten dieselben Voraussetzungen wie für die Erfassung und Pflege der Radverkehrsstrecken. Sie können jederzeit fehlende Verbindungen in das Netz einfügen oder nicht mehr bestehende Strecken löschen. Darüber hinaus können Sie den Verlauf der vorhandenen Streckengeometrien bei Bedarf entsprechend korrigieren. Dabei sollte jedoch immer darauf geachtet werden, dass die Routingfähigkeit des Streckennetzes erhalten bleibt. Wenn Sie die Kennzeichnung einer bestehenden Strecke als Radverkehrsstrecke aufheben möchten, sollten Sie diese Strecke auf keinen Fall löschen, sondern lediglich das entsprechende Attribut Radverkehrsstrecke anpassen (Wert von 1 auf 0 ändern). Größere Lücken im Streckennetz, zum Beispiel bei Neubaugebieten oder bei neuen Umgehungsstraßen, können Sie an die LUBW melden. Die fehlenden Straßen und Wege werden dann aus dem aktuellen Stand des Basis-DLM ergänzt. Dabei werden auch bestimmte Streckeneigenschaften (Widmung, Funktion usw.) übertragen, die nicht direkt mit dem Radverkehrsnetz in Verbindung stehen, aber unter Umständen im Radroutenplaner Verwendung finden. Mit anderen Projektbeteiligten abstimmen Im Bereich der Kreisgrenzen kommt es immer wieder zu Fällen, in denen sich der Verlauf der erfassten Radverkehrsstrecken auf beiden Seiten der Grenze stark unterscheidet (siehe Abbildung 7). Es liegt in Ihrer Verantwortung, sich in einem solchen Fall mit dem zuständigen Mitarbeiter des Nachbarkreises abzustimmen und nach Möglichkeit eine gemeinsame Lösung zu finden. Diese Abstimmung muss kontinuierlich und vor Ende der jeweiligen Rückmeldefrist bzw. vor Abgabe der Daten an die LUBW erfolgen. Die Kontaktdaten der mit dem Thema landesweites Radverkehrsnetz betrauten Mitarbeiter der Stadt- und Landkreise können Sie bei Bedarf bei der LUBW oder der NVBW erfragen. 7

9 Abbildung 7: Eine der beiden in nordwestlicher Richtung verlaufenden Radverkehrsstrecken wird westlich der Kreisgrenze (rot) nicht fortgeführt Wenn Sie Fragen zur Erfassung und Pflege der Daten des landesweiten Radverkehrsnetzes haben, können Sie sich selbstverständlich gerne jederzeit an den zuständigen Mitarbeiter der LUBW wenden. Dessen Kontaktdaten finden Sie im passwortgeschützten Bereich des Radverkehrsportals der LUBW. 8