Hintergrund: Überblick. Haben psychisch Erkrankte Arbeit? Hintergrund: (gestörte) psychische Gesundheit und. Datengrundlage: g DEGS1 und DEGS1-MH
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- Nadja Schmidt
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1 Haben psychisch Erkrankte Arbeit? Die aktuelle Datenlage Fachveranstaltung Arbeit für psychisch Erkrankte Frank Jacobi 1,2, Julia Roth 1, Susanne Winkel 1, Ulrike Maske 3 1: Psychologische Hochschule Berlin 2: TU Dresden (Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie) 3: Robert-Koch-Institut (Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring) Überblick Hintergrund: (gestörte) psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit Datengrundlage: g DEGS1 und DEGS1-MH Eingrenzung der Fragestellungen: Erwerbsstatus und diagnostischer Status (Schweregrad) Ergebnisse: Nicht-Arbeit Arbeit ist bei psychischen Störungen deutlich erhöht Diskussion und Ausblick: Limitationen, Ursachen für die gefundenen Zusammenhänge, Implikationen Hintergrund: (gestörte) psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit
2 ECNP and European Brain Council (EBC) Project 211 ECNP and European Brain Council (EBC) Project 211 Zentrale Ergebnisse: Psychische Störungen sind häufig! 16 Millionen (38) Betroffene in EU stark beeinträchtigend! Großer Anteil an gesamter Krankheitslast teuer! Große direkte und indirekte Kosten (8 Milliarden Euro; soviel wie für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen zusammen) Krankheitslast Negative soziale Folgen sind integraler Bestandteil aller psychischen h Störungen (soziale Rolleneinschränkungen Ausbildung, Beruf, reduzierte Arbeitsproduktivität, Freizeit, Partnerschaft/Familie, soziale Kontakte etc.) Art und Ausmaß dieser Folgen sind abhängig von Art der Störung und Randbedingungen di (Diagnose, Schweregrad, Dauer, Komplikationen, Komorbidität, Bewältigungskompetenzen, soziale Unterstützung und andere Ressourcen, Kontextbedingungen ) g Erhält sich selbst aufrecht bzw. wird verstärkt, wenn nicht präventiv, kurativ, rehabilitativ abgefedert Unter Umständen können auch wenige schwere Fälle große Krankheitslast erzeugen (z.b. wenn manche Schizophrene niemals den Arbeitsmarkt erreichen) Warum sind psychische Störungen teure Gesundheitsstörungen? Ursachen für die relativ hohe Krankheitslast: 1. früher Störungsbeginn 2. häufig chronischer h bzw. wiederkehrender d Verlauf 3. krankheitsspezifische Beeinträchtigungen (Arbeitsunfähigkeit, Einschränkung der Teilhabe bei vielen psychischen Störungen unmittelbar gegeben) 4. unzureichende Versorgung. Häufung weiterer unspezifischer gesundheitsrelevanter Probleme und Risiken Bewertung vor Hintergrund demografischen Wandels (großer gesellschaftlicher Verlust, wenn manche Betroffene nie oder nur sehr eingeschränkt in wertschöpfende Gemeinschaft eintreten) Datengrundlage: DEGS1 und DEGS1-MH
3 Komponenten des Gesundheitsmonitorings am RKI DEGS1-MH: 12 Jahre nach erstem gesamtdeutschen Gesundheitssurvey mit Mental Health -Modul incl. 6+ incl. kognitive Leistungsfähigkeit Längsschnitt 1: Wieder-Untersuchung Teilstichprobe BGS98 Längsschnitt 2: Aufbau Kohorte/Monitoring Aktuell Beginn der Auswertungsphase Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) und das Modul Psychische Störungen DEGS1 Stichprobenziehung i h DEGS1 (Kernsurvey) Modul DEGS1-MH DEGS - eine neue Zeitrechnung : Regelmäßige Standardberichterstattung aus prospektiven Kohorten durch das Robert Koch Institut (RKI) Die diagnostische Beurteilung psychischer Störungen erfordert zeitaufwändige, methodisch komplexe, klinisch-diagnostische Untersuchungsverfahren. Deshalb wurde für DEGS ein eigenständiges Modul psychische Störung/Gesundheit (DEGS1-MH) durchgeführt. Dieses ergänzt - in Form einer eigenständigen Untersuchung - den DEGS1 Kernsurvey. Two-stage random cluster sampling 18 Sample Points (deutsche Gemeinden bzw. Bezirke) 12 BGS98 6 neue SP Zufalls-Stichprobe aus Einwohnermelderegistern (Alter 18-79); durchschnittlich 44 pro SP DEGS1 wird im Auftrag des BMG vom Robert Koch-Institut, Berlin durchgeführt. Die Zusatzuntersuchung Psychische Störungen (DGS1-MH) wurde von einer Antragsstellergruppe an der Technischen Universität Dresden beantragt und durchgeführt und durch Mittel des BMG, des RKI, und der Stiftung Seelische Gesundheit (DGPPN) und der TUD gefördert. Nicht eingeschlossen: dauerhaft institutionalisierte Personen
4 Methodik von DEGS1-MH Instrumentarium: Standardisierte persönliche klinische Untersuchung aller zustimmender Teilnehmer nach dem DEGS1-Kernsurvey (zeitnah Tage später) Klinische Untersucher Untersuchung im Haushalt Computergestütztes standardisiertes diagnostisches Interview (Composite International Diagnostic Interview (CIDI DSM-IVTR Plattform) CAPI-Interview Sektionen, 34 Diagnosen einschließlich neuropsychologischen Status CIDI-Standard-Datensatz, objektive komputerisierte diagnostische Auswertung Diagnostische Zusatzmodule z.b. Psychosen, kognitive Beeinträchtigungen Nicht-diagnostische Module, z.b. Inanspruchnahme, Persönlichkeit, Arbeitswelt, Lebensqualität, Verlaufsmodul (für ehemalige BGS98 Teilnehmer: Veränderung, Prädiktoren) Ziel: umfassende Beschreibung gpsychopathologischer p Symptome, Syndrome und Diagnosen psychischer Störungen nach DSM-IVTR sowie ihrer Behandlung und assoziierten Einschränkungen im Querschnitt und Verlauf Diagnosen psychischer Störungen in DEGS1-MH (nach DSM-IVTR Kriterien mit korrespondierenden ICD- (1 Code) Körperlich-/substanzbedingte psychische Störungen (F6.x) Mißbrauch und Abhängigkeit von Substanzen Nikotin (F17.2x) Alkohol (F1.1/2) Medikamente (F11/13/.1/2) Psychotische Störungen (F2x.x) Angststörungen Panikstörung (F41., F4.1) Agoraphobie (F4.) Generalisierte Angststörung (F41.1) Soziale Angststörung (F4.1) Spezifische Phobien (F4.2x) Zwangsstörungen (F42.x) Posttraumatische Belastungsstörung F43.1) Affektive Störungen Unipolare depressive Störungen Major Depression Einzelne Episode (F32.x) Wiederkehrende Episoden (F33.x) Dysthymie(F341) (F34.1) Bipolare Störungen I und II Hypomanie (F3/31.) Manie (F3.1/2, F31.1-9) 1 Essstörungen (F.x) Somatoforme Störungen Somatisierung (F4.) Schmerzstörung (F4.4) Diagnosen erfordern Vorliegen aller Dauer-, Intensitäts-, Merkmals-, Schwere- und differentialdiagnostischen Kriterien sowie Leiden/Einschränkung/Behinderung in sozialen Rollen
5 Indirekte Hinweise auf Einschränkung der Arbeitsfähigkeit Sozialer Gradient : Schichtzugehörigkeit (höchster Bildungsabschluss, berufliches Haushaltsprestige und Haushaltsnettoeinkommen) und psychische Störungen 12-Monats-Prävalenz in Abhängigkeit des sozioökonomischen Status (einer Kombination aus Bildungsstand, Berufsprestige und Einkommen des Haushalts; vgl. Lampert et al.) Einschränkungstage aufgrund psychischer und körperlicher Probleme (unabhängig vom Arbeitsstatus; teilweise Einschränkung wurde hälftig gezählt) (Jacobi et al., 214) Psychische Störungen und Einschränkungstage (in letzten 4 Wochen) aktive Diagnosen: Ausfall ist a) häufiger b) länger Eingrenzung der Fragestellung: Erwerbsstatus t und diagnostischer Status t (Schweregrad), Alter Fokus Nicht-Arbeit : 1. geringfügig beschäftigt, 2. berentet, 3. arbeitslos (Jacobi et al., 214)
6 Psychische Störungen (nach Schweregrad): Psychisch gesund (keine 12-Monatsdiagnose einer psychischen Störung und niemals Behandlung wegen psychischer Probleme): 7, (max. drei 12-Monats-Diagnosen psychischer Störungen, oder aktuell ohne Diagnose aber mit früherer Behandlung, keine stationäre Behandlung in letzten 12 Monaten): 39,9 Ergebnisse: Nicht-Arbeit Arbeit ist bei psychischen Störungen deutlich erhöht (stationäre Behandlung wg. psychischer Störung in letzten 12 Monaten, oder mehr als drei 12-Monats- Diagnosen psychischer Störungen und fachärztliche Behandlung): 2,6 Gesamt: Vollzeit, Teilzeit, in Ausbildung Vorab: Erwerbstätigkeit it (und Ausbildung) Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: Gesamt 6 psychisch gesund Vollzeit Teilzeit in Ausbildung
7 Gesamt: geringfügig, berentet, arbeitslos Fokus: Berufsstatus Nicht-Arbeit Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: Gesamt 3 psychisch h gesund (geringfügig, berentet, arbeitslos) 2 1 Männer: geringfügig, berentet, arbeitslos Frauen: geringfügig, berentet, arbeitslos Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: Männer 3 psychisch gesund Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: Frauen 3 psychisch gesund
8 18-34 Jahre: geringfügig, berentet, arbeitslos 3-49 Jahre: geringfügig, berentet, arbeitslos Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: Jahre 3 psychisch gesund Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: 3-49 Jahre 3 psychisch gesund Jahre: geringfügig, berentet, arbeitslos Erwerbstätigkeit und Schweregrad psychischer Erkrankung: -64 Jahre 4 psychisch gesund Zusammenfassung Zunächst einmal: durchaus viele psychisch Erkrankte haben Arbeit (bzw. sind in Ausbildung) Die Wahrscheinlichkeit für Nicht-Arbeit (Arbeitslosigkeit, i i Berentung) ist aber bei Personen mit psychischen Störungen deutlich erhöht (um Faktor 2 bis ) Dies korrespondiert in etwa den Ergebnissen aus Krankenkassendaten (z.b. Schubert et al., 213, S. 33: Anteil von Personen mit psychiatrischer Diagnose bei ALG-II-Empfängern etwa doppelt so hoch wie bei Berufstätigen) Deutliche Unterschiede in Abhängigkeit von Schweregrad, Geschlecht, Altersgruppe
9 Diskussion: Limitationen Ursachen dieses Zusammenhangs Implikationen Limitationen Besonders schwere Fälle in Studie wahrscheinlich unterrepräsentiert (insbesondere diejenigen, die niemals Ausbildung absolviert und an Arbeitsmarkt teilgenommen haben; auch die große Zahl an hilfebedürftigen Erwerbsfähigen kann hieraus nicht richtig abgebildet werden) Manche Variablen stehen noch nicht zur Verfügung g (z.b. Berentungsgrund, Behinderungsgrad, körperliche Erkrankungen) Wirkrichtung(en) querschnittlich schwer zu untersuchen Ursachen des Zusammenhangs Arbeit als Ressource und zentrale Teilhabe- Möglichkeit, aber auch als Stressor Implikationen Ist das Verhältnis von Krankheitslast (die im Grunde noch größer ausfällt, wenn man genauer hinschaut) und Gesundheits- ausgaben bzw. weiterer Maßnahmen im Bereich psychischer Störungen angemessen? Werden psychisch Erkrankte eher aussortiert? Arbeitslosigkeit kann psychisch krank machen (vgl. Lampert & Kroll, 211) Aufrechterhaltender Charakter vieler psychischer Störungen: Aktivität wichtig, Schonung häufig kontraproduktiv Herausforderung für Prävention bzw. Inklusion auch jenseits der Gesundheitsversorgung im engeren Sinne (vgl. Kooperationsverbund)! vergleiche auch UN-Behindertenrechts-Konvention und ICF (krankheitsbedingte Einschränkungen werden erst unter bestimmten Kontextbedingungen zur Behinderung) Unterstützungsangebote im Arbeitsbereich ( leidensgerechte Arbeitsplätze ; vgl. Linden) lohnen sich
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