Planfeststellungsabschnitt 3: Landkreis Ravensburg

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1 Bf Bad Schussenried Bf Aulendorf Strecke 4500 Bf Mochenwangen Bf Niederbiegen Bf Ravensburg Landkreis Ravensburg Ravensburg 96 t Elektrifizierung Ulm Friedrichshafen Lindau-Aeschach (Südbahn) Planfeststellungsabschnitt 3: Landkreis Ravensburg

2 Elektrifizierung der Südbahn Die als Südbahn bezeichnete Strecke Ulm Friedrichshafen ist eine der ältesten Eisenbahnstrecken in Württemberg. Mit ihrer Eröffnung im Jahr 1850 erhielten die Städte am Bodensee erstmals eine direkte Schienenanbindung an die oberschwäbischen Mittel- und Oberzentren Ravensburg, Biberach an der Riß und Ulm. Von 1905 bis 1913 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut. Die Elektrifizierung der Südbahn und des anknüpfenden Abschnitts der Bodenseegürtelbahn von Friedrichshafen bis Lindau-Aeschach soll den Schienenverkehr nun zukunftsfähig machen: Sie ermöglicht ein umsteigefreies Reisen vom Bodensee zum Flughafen Stuttgart, zur Messe, zum Hauptbahnhof Stuttgart und nach Karlsruhe. Das Projekt Elektrifizierung Ulm Friedrichshafen Lindau- Aeschach ist mit einer positiven volkswirtschaftlichen Bewertung im Bedarfsplan für den Ausbau der Bundesschienenwege (BSchwAG) aufgeführt. Die Elektrifizierung ist zudem elementarer Bestandteil des Nahverkehrskonzepts mit neuen Durchbindungslinien der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbh (NVBW). Im Rahmen des Projekts erfolgt in einzelnen Berei chen auch eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 160 km/h. Insbesondere nach Inbetriebnahme der Bahnprojekte Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen Ulm werden sich die Reisezeiten dadurch zum Teil erheblich verkürzen: Die Fahrzeit im Nahverkehr von Biberach an der Riß zum Stuttgarter Flughafen reduziert sich beispielsweise Alb-Donau-Kreis Ulm Hbf Ulm auf nur noch 52 Minuten das ist 90 Minuten schneller als heute! Für das erforderliche Genehmigungsverfahren hat die Deutsche Bahn AG die Strecke in fünf Planfeststellungsabschnitte eingeteilt. Der enge Dialog mit dem Interessenverband und den Kommunen bereits im Vorfeld der Planungen sorgt für Transparenz und unterstützt so den Ablauf der Verfahren. Das Land Baden-Württemberg hat sich bereit erklärt, die Hälfte der Gesamtkosten des Bedarfsplanprojekts zu finanzieren. Die andere Hälfte trägt der Bund. Entwurfs- und Genehmigungsplanung sind so weit fortgeschritten, dass abschnittsweise die Unterlagen für die Planfeststellungsverfahren beim zuständigen Eisenbahn-Bundesamt eingereicht wurden; Anhörungsbehörde ist das Regierungspräsidium Tübingen. Baden-Württemberg (Regierungsbezirk Tübingen) Donau PFA 2 Stadtkreis Ulm Neu-Ulm PFA 1 Bf Erbach Bf Laupheim Stadt Bf Laupheim West Laupheim 7 Strecken 4510/4513 Strecke 4500 Bf Biberach (Riß) Biberach a.d. Riß Iller Landkreis Biberach Bf Bad Schussenried Memmingen Bf Aulendorf Für die Elektrifizierung über insgesamt 262 Kilometer Gleislänge werden insgesamt mehr als Oberleitungsmasten aufgestellt. An einigen Straßen über führun gen sind für die Installation der Ober leitung Gleisabsenkungen erforderlich, 31 Straßenüberführungen werden mit Berührungsschutz- und Erdungsausrüstungen ausgestattet. Neue Bauwerke werden im Rahmen des Gesamtprojekts errichtet, nicht mehr erforderliche Bauwerke werden abgebaut; neun Straßenbrücken wurden bereits im Vorfeld unter Berücksichtigung der Elektrifizierung erneuert oder zurückgebaut. Bodenseekreis Ravensburg Friedrichshafen Bf Friedrichshafen Stadt Strecke 4531 PFA 4 Bf Friedrichshafen Bf Eriskirch Hafen Strecke 4530 Bf Kressbronn Bf Langenargen Landkreis Lindau Bayern Bf Enzisweiler (Regierungsbezirk Bf Nonnenhorn Bf Lindau-Aeschach Schwaben) PFA 5 Bodensee Lindau (Bodensee) Hbf Lindau CH PFA 3 Übersicht der fünf Planfeststellungsabschnitte (PFA) Strecke 4500 Bf Mochenwangen Bf Niederbiegen Bf Ravensburg Landkreis Ravensburg A 96 Nach Fertigstellung der Maßnahme eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Verbesserung des Schienenverkehrsangebots im gesamten Raum Oberschwaben. Auf der Verbindung zwischen Ulm und Lindau lassen sich dann Fahrzeitverbesserungen von rund zehn Minuten erzielen. Die Elektrifizierung ist somit auch für die vielen Pendler, die täglich mit der Bahn unterwegs sind, ein echter Gewinn. Freizeitreisende mit Fahrzielen im Oberschwäbischen oder am Bodensee werden die kürzeren Reisezeiten bald kennen und schätzen lernen. Auch der internationale Verkehr profitiert: Zukünftig sind durchgehende Verbindungen in das elektrifizierte Streckennetz möglich, z. B. nach Vor arlberg oder in die Schweiz. 2

3 Reute N 165, ,0 Bf Mochenwangen 170,0 155,0 Mochenwangen Bad Schussenried Bf Aulendorf Aulendorf Abbruch Straßenüberführung km 158,259 Neubau Umrichterwerk km 172,2 Wolpertswende PFA 2 PFA 3 Blitzenreute Planfeststellungsabschnitt 3: Landkreis Ravensburg Der Planfeststellungsabschnitt (PFA) 3 erstreckt sich über 30,6 Kilometer und liegt vollständig auf dem Gebiet des Landkreises Ravensburg. Er grenzt im Norden an den Landkreis Biberach und endet etwa sieben Kilometer südlich von Ravensburg. In diesem Streckenabschnitt liegen die Bahnhöfe Aulendorf, Mochenwangen, Niederbiegen und Ravensburg. Im Zuge der Elektrifizierung werden entlang der Schienen etwa Oberleitungsmaste errichtet, der Abstand zwischen den Masten variiert je nach örtlichen Gegebenheiten zwischen 25 und 76 Metern. Um die für die Oberleitung erforderliche lichte Höhe von 5,70 Metern über Schienenoberkante zu erreichen, sind zudem Anpassungen an der Streckenführung sowie an Straßenüberführungen nötig. mit Schotterbett, Schwellen und Schienen wird aus- und wieder eingebaut. Rückbau von Straßenüberführungen Zwei weitere Straßenüberführungen werden in Abstimmung mit den Straßenbaulastträgern ersatzlos abgebrochen: Bei Streckenkilometer 158,2 (südlich von Aulendorf) befindet sich eine einfeldrige Brücke aus dem Jahre Um die erforderliche lichte Höhe für die Elektrifizierung herzustellen, müsste die Brücke mit erheblichem Aufwand um gut 80 cm angehoben werden. Aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen und weil in vertretbarer Entfernung Alternativwege erreichbar sind, wird die Überführung vollständig zurückgebaut. Eine ebenfalls gut 100 Jahre alte Straßenüberführung befindet sich in der Gleisabsenkungen Südlich von Niederbiegen überquert die Landesstraße L317 die Gleise über eine Straßenüberführung. Aufgrund ihrer Bauart kann die Brücke nicht angehoben werden, daher muss das Streckengleis um bis zu 5 cm abgesenkt werden. Gleiches gilt für die Straßenüberführung der B32 an der nördlichen Stadtgrenze von Ravensburg. Hier muss die Gleislage der Strecke in Richtung Ulm sogar um bis zu 32 cm abgesenkt werden. Der Oberbau Arbeiten zur Elektrifizierung der Strecke 3

4 Baindt Baienfurt Abbruch Straßenüberführung km 170,354 Weingarten Gleisabsenkung km 176, Niederbiegen Bf Niederbiegen 175,0 Ravensburg Bf Ravensburg 180,0 Oberhofen Torkenweiler 30 Schussen 32 Gleisabsenkung km 173,403 Weststadt 33 Oberzell 185,0 PFA 4 Nähe von Fronreute, bei Streckenkilometer 170,3. Auch hier quert das Bauwerk die Gleise etwa 70 cm zu niedrig, ein aufwändiger Neubau wäre nötig. Da die Brücke schon heute aufgrund des schlechten baulichen Zustands nicht mehr von Kraftfahrzeugen und landwirtschaftlichem Verkehr genutzt werden darf, kommt die Variantenuntersuchung zu dem Ergebnis, dass ein Rückbau einem Neubau vorzuziehen ist. werden. Dies erfolgt im Regelfall durch Anpassung der technischen Ausrüstung (z. B. durch Anhebung der Fahrdrahthöhe, Ertüchtigung der Bahnübergangssicherungsanlagen oder Anpassung der Kabelanlagen). Im PFA 3 werden elf Bahnübergänge entsprechend modernisiert. Außerdem werden insgesamt sechs Straßen- und eine Fußgängerüberführung mit einem Berührungsschutz für die Oberleitungen ausgestattet bzw. werden die bestehenden Schutzmaßnahmen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben angepasst. Neubau eines Umrichterwerks Die elektrifizierte Strecke wird mit sogenanntem Bahnstrom mit einer Frequenz von 16,7 Hz betrieben. Die eigenständige Stromversorgung der Bahn endet jedoch im Norden in Ulm und im Südwesten in Konstanz. Um eine lange Leitungsanbindung und die damit einhergehenden Transportverluste zu vermeiden, wird im Gebiet Niederbiegen zur zusätzlichen Einspeisung von Bahnstrom ein Umrichterwerk gebaut. Das Umrichterwerk wird in unmittelbarer Nähe der Gleisanlagen errichtet. Weitere Maßnahmen Bestehende Bahnübergänge müssen an die Elektrifizierung und ggf. an die veränderte Geschwindigkeit angepasst Umrichterwerke wandeln Strom aus dem öffentlichen Netz in Bahnstrom um. 4

5 Mit umfangreichen Ausgleichsmaßnahmen werden die Eingriffe in die Natur kompensiert. Grundlagen der Planung Mit der Planfeststellung werden alle rechtlich relevanten Aspekte untersucht und neu geregelt. Das förmliche Verfahren, das durch das Allgemeine Eisenbahngesetz vorgegeben ist, wägt alle öffentlichen und privaten Belange gegeneinander ab und prüft die Einwendungen von Betroffenen. Die Deutsche Bahn erstellt die Unterlagen für die einzelnen Planfeststellungsanträge und reicht diese beim zuständigen Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ein. Das Regierungspräsidium Tübingen führt das Anhörungsverfahren sowie die sich daran anschließenden Erörterungstermine durch. Schutz von Umwelt und Natur Der Schutz und Erhalt von Natur und Umwelt ist für die Deutsche Bahn Ablauf eines Planfeststellungsverfahrens rechtliche Verpflichtung und gesellschaftliche Verantwortung zugleich. Wichtiges Instrument bei den vorbereitenden Planungen ist die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS), die von unabhängigen Gutachtern erstellt wird. Sie untersucht die Auswirkungen der Baumaßnahmen auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser, Boden, Klima, Luft, Landschaftsbild sowie Kultur- und Sachgüter. Die UVS bildet die Grundlage für die Landschaftspflegerische Begleitplanung (LBP). Diese wird jeweils für die einzelnen Planfeststellungsverfahren von der Deutschen Bahn erarbeitet und bildet den um welt fachlichen Teil der Plan fest stellungs unterlagen. In die LBP fließen auch die Ergebnisse der Untersuchun gen zur EU-Richtlinie DB AG (Vorhabenträgerin) erstellt Unterlagen für den Planfeststellungsantrag Antrag wird beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht (= Beginn des Verfahrens nach Vollständigkeitsprüfung) Anhörungsverfahren durch die zuständige Behörde (Regierungspräsidium oder Bezirksregierung) Öffentliche Auslegung der Unterlagen für einen Monat (Beginn der Veränderungssperre) Einreichen von Einwendungen von Privatpersonen und Naturschutzverbänden (bis zu zwei Wochen nach Auslegung) Stellungnahme von Trägern öffentlicher Belange (bis zu zwei Monate nach Auslegung) Erwiderungen zu den Einwendungen und Stellungnahme durch die DB AG Erörterungstermin mit Einwendern, Fachbehörden, Trägern öffentlicher Belange, DB AG Abschließende Stellungnahme der Anhörungsbehörde Eisenbahn-Bundesamt prüft alle Sachverhalte Eisenbahn-Bundesamt erlässt Planfeststellungsbeschluss (Zustellung und Offenlage der Unterlagen bei der Anhörungsbehörde) Fauna-Flora-Habitat (FFH-Richtlinie) sowie zum spe ziellen Artenschutz ein. Folgende Gebiete, die unter die FFH- Richtlinie fallen, befinden sich im PFA 3 in der näheren Umgebung der Bahnstrecke: Feuchtgebiete um Altshausen Altdorfer Wald Schussenbecken und Schmalegger Tobel Wie die Untersuchungen ergeben haben, sind die Baumaßnahmen räumlich so eng begrenzt, dass erhebliche Beeinträchtigungen der Schutzgebiete ausgeschlossen werden können. Neben Vermeidungsmaßnahmen zur Minimierung der artenschutzrechtlich relevanten Auswirkungen der Baumaßnahmen werden Ausgleichsmaßnahmen ergriffen: Im Schussenbecken zwischen Mochenwangen und Niederbiegen werden parallel zur Strecke Büsche, Bäume und Sträucher gepflanzt. Zusätzliche Ausgleichsflächen entstehen durch den Rückbau der beiden Straßenüberführungen und die Umwandlung von landwirtschaftlich genutzter Fläche in artenreiches Extensivgrünland im Föhrenried. Insgesamt sind die vorgesehenen Maßnahmen in Art und Umfang geeignet, die projektbedingten Eingriffe in Natur und Landschaft vollständig im Sinne der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung auszugleichen. 5

6 Impressum Herausgeber: DB ProjektBau GmbH Regionalbereich Südwest Schwarzwaldstraße Karlsruhe Tel Fotos: Bartlomej Banaszak (S. 1) Claus Weber (S. 3) DB Energie (S. 4) Volker Emersleben (S. 5) Thomas Hansen fotolia (S. 5) Änderungen vorbehalten Einzelangaben ohne Gewähr Stand: Januar 2014