Thema der Stunde: Fabeln - Merkmale des Genres
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- Rüdiger Färber
- vor 7 Jahren
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1 Thema der Stunde: Fabeln - Merkmale des Genres Unterrichtszusammenhang: Nach Abschluss einer Unterrichtssequenz zum Thema Rechtschreibung ist dies ein neues Themengebiet für die Schülerinnen und Schüler (SuS). Diese Unterrichtsstunde ist als Einführung in eine für die SuS noch unbekannte Gattung der Kurzepik konzipiert. Hausaufgabe zur Stunde: Keine Lernziele: Die Schüler erkennen prototypische Merkmale des Genres Fabeln. Dazu zählt vor allem, dass Tiere Handlungsträger sind, diese menschliche Eigenschaften verkörpern und meist als direkt miteinander kommunizierendes Gegensatzpaar angeordnet sind. Weiterhin können die Schüler die einzelnen Teile innerhalb der gesamten Struktur einer Fabel mit fachsprachlichen Termini benennen. Durch eigene Überlegungen zu einzelnen Tieren entwickeln die SuS eine erste Vorstellung von stereotypisierten semantischen Rollen innerhalb der Fabelwelt. 1
2 Überarbeiteter Geplanter Unterrichtsverlauf Uhrzeit Unterrichtsphase Inhalt Geplante Lehrertätigkeit Erwartete Schülertätigkeit Sozial- und Lehrform Einstieg und 7.50 Motivation Eine Tiermetapher für menschliche Verhaltensweisen Lehrer (L.) legt Folie mit der Darstellung eines Schweines auf. Schülerinnen und Schüler (SuS) äußern spontan ihre Einfälle zum Bild Unterrichtsge spräch (UG) - frontal Medien Polylux (Folie) Abspielen des Musikstücks Schwein sein von den Prinzen Frage: Was wird über das Schwein in diesem Lied erzählt? ODER Wie muss man sich verhalten, um wie das Schwein im Lied zu sein? Eventuell Lenkung in Richtung menschliche Eigenschaften Feststellung: Die Aussagen über das Schwein stehen also so nicht im Biologiebuch. Aufgreifen und Reflektieren von erbrachten Abstraktionsleistungen der SuS ( Das Schwein stellt ein Symbol o.ä. dar. ) gegenüber der Klasse. SuS hören Musikstück zu SuS geben Antworten Radio 2
3 (Einstieg und Motivation) Erarbeitungs(EA)- Phase 1 (Eine Tiermetapher für menschliche Verhaltensweisen) Gemeinsames Lesen einer prototypischen Fabel und Feststellen von Gattungsmerkmalen Auflegen von weiteren Tierbildern und Frage nach zugeschriebenen Eigenschaften L. legt Folie mit der Fabel Rabe und Fuchs auf und benennt den Text als FABEL (von lat. Fabula - Erzählung) Frage: Was fällt euch bei diesem Text auf? SuS äußern sich zu versch. Tieren SuS lesen still SuS äußern Einfälle, schreiben gegebenenfalls von Tafel ab. (UG - frontal) Polylux (Folie) UG - frontal Polylux (Folie) Tafel Vorwissen zur inneren Struktur der Fabel Sammeln von Einfällen zu Gattungsmerkmalen an Tafel per Brainstorming Der Titel der Fabel stellt statt dem Begriff Fabel die Mitte der Mindmap dar. Eventuell Lenkung in Richtung Tiere als Gegensatzpaar Während der Erarbeitung der Gegensätzlichkeit der Tiere belegen die SuS die festgestellten Tiereigenschaften am Text. SuS überlegen und geben Antworten Polylux (Folie) Frage: Warum wurde wohl an dieser Stelle ein Absatz eingefügt? SuS überlegen und geben Antworten Frage: Würdet ihr an einer anderen Stelle ebenfalls einen Absatz einfügen? Einzeichnen von Absätzen auf Folie 3
4 EA-Phase 2 Der Aufbau der Fabel L. teilt Arbeitsblatt mit Lücken aus. UG frontal Arbeitsblatt (AB) Eventuell Lenkung in Richtung Fachtermini und Abstraktion des konkreten Inhalts hin zum allgemeinen Bestandteil Frage: Welche Überschrift könnte der erste Absatz tragen? SuS nennen mögliche Überschriften Feststellung: Wir betrachten im Folgenden nur die Struktur des Textes, nicht dessen Inhalt. Frage: Warum nimmt sich der Fuchs den Käse des Raben eigentlich nicht einfach? L.: Bitte schreibt mit eigenen Worten auf, vor welchem Problem der Fuchs steht Frage: Was ist die Besonderheit am zweiten Absatz? SuS entwickeln Verständnis für das Vorliegen einer Problemsituation und notieren diese möglichst genau SuS notieren Antworten 2-3 SuS tragen ihre Antworten vor. SuS erkennen die wörtliche Rede (wenn nicht schon im allgemeinen Brainstorming geschehen) 4
5 ( ) (EA-Phase 2) (Der Aufbau der Fabel) L.: Den zweiten Absatz benennen wir Handlung oder Actio, denn hier handelt der Fuchs direkt mit dem Raben. SuS notieren auf Arbeitsblatt (UG frontal) (Arbeitsblatt) Frage: Wie verhält sich der Rabe, nachdem der Fuchs ihm geschmeichelt hat? SuS antworten, dass der Rabe auf den Fuchs reagiert L.: Daher wird dieser Abschnitt als Gegenhandlung oder Reactio bezeichnet. SuS notieren auf AB Gegenhandlung (reactio) Ergebnissicherung Festhalten der Erkenntnisse Frage: Was beinhaltet der letzte Absatz? L.: Was hier in einer anderen Schriftart steht nennt man Moral. Zu dieser werdet ihr später mehr erfahren, sie steht jedoch nicht immer direkt unter der Fabel. L. teilt kleine Zettel mit der Zusammenfassung der Fabelmerkmale aus SuS antworten und notieren Ergebnis SuS schreiben Moral in die letzte noch offene Lücke. SuS lesen die Ergebnissicherung und können Rückfragen stellen. UG - frontal Arbeitsblatt Didaktische Reserve Vertiefte Ergebnissicherung ODER Weitere stereotypisierte Tiere L. legt Folie mit der Zusammenfassung der Fabelmerkmale auf L. legt weitere Tierzeichnungen als Folie auf SuS festigen durch Abschreiben der Folie die bisherigen Erkenntnisse SuS äußern ihre Einfälle zu den jeweiligen Tieren (Polylux) Folie 5
6 Reflexion des Unterrichtsversuchs Der Unterrichtsversuch fand in einer 6. Klasse eines Leipziger Gymnasiums statt. Die Stunde war als Einführung in das Themengebiet Fabeln konzipiert. Dabei sollten die Schüler prototypische Gattungsmerkmale des Genres kennenlernen, die Struktur einer solchen Erzählung nachvollziehen und ein Verständnis dafür entwickeln, dass Tiere in Fabeln menschliche Eigenschaften verkörpern. Weiterhin sollten Fachtermini für die Benennung der einzelnen Fabelabschnitte eingeführt werden. Schließlich sollten die auftretenden Tiere als Gegensatzpaar innerhalb der Fabel erkannt werden. Als Arbeitsgrundlage wählte ich Rabe und Fuchs von Aesop. Als Einstieg wählte ich ein Bild mit der zeichnerischen Darstellung eines Schweines aus. Die SuS gaben die von mir erwarteten Antworten, nachdem ich sie als Impuls aufgefordert hatte, ihr bisheriges Wissen über das Tier Schwein darzulegen. Diese führten in die von mir antizipierte biologische Richtung. Es wurde geäußert, dass Schweine einen Rüssel besitzen und dass das vorgebrachte Wissen sich vor allem aus Darstellungen in Sachbüchern herleitet. An dieser Stelle wiederholte ich oft die Antworten der Schüler vor der Klasse (das sog. Lehrer-Echo ), statt die Zeit für Nachfragen zu nutzen, was mir leider im Verlauf der Stunde zu oft passierte. Nach dem Abspielen des Liedes Schwein sein von den Prinzen antworteten die SuS auf meine Frage, welche Eigenschaften dem Schwein in dem Lied zugesprochen wurden, mit menschlichen Eigenschaften wie: sich übel benehmend et cetera. Die von den SuS mit Sicherheit erbrachte Abstraktionsleistung, dass hier bewusst menschliche Eigenschaften verwendet werden, nahm ich mit zu suggestiv gestellten Fragen vorweg. Auch ging ich auf die für den weiteren Stundenverlauf sicherlich gewinnbringende Bemerkung einer Schülerin, dass es sich bei dem Schwein um ein Symbol handelt, nicht weiter ein. Nach stillem Lesen der Fabel, welche ich per Polylux an die Wand projizierte, begann die nächste Phase des Unterrichts. Hier sollten die SuS in möglichst selbsttätiger Weise Gattungsmerkmale der Fabel zusammentragen. Ich wollte an dieser Stelle die beobachteten inhaltlichen Eigenschaften an der Tafel als Mindmap zusammentragen. Leider wählte ich den abstrakten Begriff Fabel als Mittelpunkt des Mindmaps aus, was sich als Fehler herausstellte, denn die genannten Merkmale bezogen sich konkret auf die Fabel Fuchs und Rabe, sodass der Fabel-Titel als Mitte der Map sinnvoller gewesen wäre. Die SuS arbeiteten jedoch neben konkreten Merkmale dieser Fabel, wie dem Käse als Objekt der Begierde beider Tiere, 6
7 auch abstrakte Merkmale heraus, wie die Anordnung der Tiere als gegensätzliches Paar, sowie den lehrhaften Gehalt der Fabel, welcher sich in der darunter ausformulierten Moral widerspiegelte. An dieser Stelle hätte eine vertiefte Textarbeit stattfinden können, beispielsweise indem ich die SuS aufgefordert hätte, ihre Aussagen über die Eigenschaften der Tiere am Text zu belegen. Der Impuls zur nächsten Phase des Unterrichts, der Erarbeitung der formalen Eigenschaften einer Fabel, war leider nicht eindeutig genug. Zwar wurden von einigen SuS die Unterteilung der Fabel in Abschnitte, welche durch Absätze markiert wurden, als sinnvoll erachtet und sogar sinnentsprechend zusätzliche Abschnitte im Unterrichtsgespräch vorgeschlagen. Jedoch wurde nicht allen SuS klar, dass ab diesem Zeitpunkt vom Inhalt weg, hin zur abstrakten Gliederung gedacht werden sollte. Eine deutlichere Formulierung dieses Themas als weiterer Schritt zur Erarbeitung eines konsistenten Gesamtbildes einer Fabel, wäre an dieser Stelle als Impuls für die Klasse besser gewesen. So ergab sich bei der Erarbeitung der einzelnen Abschnitte ein stets gemischtes Antwortbild der SuS: einige formulierten als die von mir geforderten Überschriften für die jeweiligen Abschnitte der Fabel abstrakte Abschnittsgliederungen wie Anfang, Einleitung oder Ergebnis ; viele bezogen sich aber weiterhin auf den Inhalt der Abschnitte und formulierten Abschnittsüberschriften wie Der Diebstahl oder Die List. Da sich die Stunde langsam dem Ende neigte, ich aber trotzdem eine vertiefte Ergebnissicherung vornehmen wollte, mussten die Termini leider schneller als von mir ursprünglich geplant eingeführt werden. In diesem Zusammenhang, aber auch während der restlichen Zeit der Unterrichtsstunde, wurden insgesamt zu wenige Schüler in das Unterrichtsgespräch miteinbezogen. So hätte durch einbeziehen von SuS, welche sich nicht melden, sichergestellt werden können, inwiefern das bisher Vermittelte verstanden wurde. Weiterhin werde ich an der Leserlichkeit meines Tafelanschriebs arbeiten müssen, jedoch denke ich, dass alle SuS meine wenigen Stichpunkte an der Tafel lesen konnten. In der sich anschließenden Ergebnissicherung konnten alle SuS die wichtigsten Erkenntnisse dieser Stunde von der Folie in ihre Hefte übertragen. Meines Erachtens konnten die von mir aufgestellten Ziele dieser Unterrichtsstunde weitestgehend, wenn auch mit Abstrichen bei der Aneignung der Fachtermini für die einzelnen Abschnitte der Fabel, erreicht werden. Ich fühlte mich trotz der begangenen und später auch von Kommilitonen, Mentorin und Professorin benannten Fehler während der gesamten Unterrichtsstunde wohl und werde natürlich versuchen, diese in Zukunft zu vermeiden. Vor allem werde ich versuchen, das Unterrichtsgespräch weniger eng gelenkt zu führen und erst dann die Impulse enger 7
8 beziehungsweise sogar, wenn es nicht zu vermeiden ist, suggestiv zu formulieren, wenn sich keine Annäherung an das Lernziel bei weiter Formulierung des Impulses feststellen lässt. Weiterhin werde ich an zukünftige Unterrichtsentwürfe die von mir erstellten Arbeitsblätter und Tafelbildskizzen anfügen, damit auf Seite der Unterrichtsbeobachter keine Unklarheit aufkommt, wohin die vorgetragenen Impulse führen sollen. 8
9 Anhang: Arbeitsblatt Aesop: Rabe und Fuchs 1. Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, flog damit auf einen Baum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. 2. Er lief eilig hinzu und begann den Raben zu loben:»o Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen!«3. Dem Raben taten diese Schmeicheleien so wohl, daß er seinen Schnabel weit aufsperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei entfiel ihm der Käse. 4. Den nahm der Fuchs behend, fraß ihn und lachte über den törichten Raben. (5.) Man sollte sich nicht von Schmeichlern beeindrucken und betrügen lassen. 9
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