Marktcheck der Verbraucherzentrale

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1 Marktcheck der Verbraucherzentrale Trendgetränke was ist drin, was ist dran? Werbeaussagen, Aufmachung und Bezeichnung von Getränken wecken Erwartungen beim Käufer. Inwieweit Werbever sprechen erfüllt werden, hat sich die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg genauer angesehen. 133 Getränke wurden von Juli 2008 bis Februar 2009 eingekauft und anhand der Kennzeichnung bewertet. Alle Ergebnisse be ziehen sich auf Produkte, die in diesem Zeitraum im stationären Handel waren. Schwerpunkte waren Wellness-, Sport-, Bio- und Tee-Getränke. Die Produkte wurden in Supermärkten, Discountern, Naturkostläden, Drogerien und dem Tee-Fachhandel eingekauft. Das Faltblatt zeigt Ihnen die Vorgehensweise beim Marktcheck und die Ergebnisse. Die Aussagen sind daher leicht nachvollziehbar. Sie können beim nächsten Einkauf Ihr favorisiertes Getränk genauso unter die Lupe nehmen. Die wichtigsten Kriterien waren: Werbung: Welche Erwartungen werden geweckt? Zusammensetzung, z.b. Zuckergehalt, Fruchtsaft anteil, Zusatzstoffe und weitere Zusätze Preis

2 1. Wellness-Getränke 21 Wellnessgetränke wurden im Marktcheck begutachtet. Schützt und stärkt - vielversprechende Werbung Sie fallen durch zarte Farben auf. Dazu passen Abbildungen von Frauen in Yoga-Haltung oder am Strand spazierend. Aufdrucke laden zum entspannen und genießen ein oder verheißen reinigt Körper und Geist. Teuer Mit durchschnittlich 1,60 Euro gehören die Wellnessgetränke zu den teuersten im Markcheck. Die Preisunterschiede sind extrem und liegen zwischen 40 Cent und 8 Euro pro Liter Getränk. Basis der Getränke ist Wasser und Zucker. Bis zu 11 Gramm Zucker pro 100 ml können enthalten sein das ist so viel wie in Colagetränken. Statt Haushaltszucker wird häufig Fruktose oder Fruchtsüße eingesetzt, was jedoch keineswegs gesünder ist. Fruchtabbildungen sind auf vielen Verpackungen zu finden. Der Fruchtsaftanteil ist aber meist sehr gering. Nur etwa 4 Prozent ungefähr ein Teelöffel in 100 Milliliter Getränk sind durchschnittlich enthalten. In vielen Getränken steckt gerade mal so viel Fruchtsaft wie in Orangenlimonade. Typisch für Wellnessgetränke sind speziell beworbene Pflanzenauszüge wie Aloe vera Saft, Grüntee- oder Ginkgo- Extrakt sowie Noni- oder Sanddornsaft. Sie sind meist nur in minimalen Mengen enthalten, so dass keinerlei positive Auswirkungen auf die Gesundheit zu erwarten sind. Eine arzneimittelähnliche Wirkung ist in Lebensmitteln auch unzulässig. Viele der Getränke enthalten Vitaminzusätze. Diese sind unnötig und dienen vermutlich hauptsächlich als Werbeargument: Ungünstig zusammengesetzten Getränken verleihen sie ein gesundes Image. Kuriose Herstellerempfehlung Eine Tagesration Noni stecke in der Flasche, ist auf einem Wellnessgetränk zu lesen. Willkürlich legt der Hersteller hier die Tagesration mit 25 Millilitern fest für einen Fruchtsaft eine Miniportion. Mit nur 10 Prozent Fruchtsaftgehalt erfüllt das Getränk so die selbst festgelegte Empfehlung. Fruktose statt Zucker kein guter Tausch Fruchtzucker bzw. Fruktose wird häufig statt Haushaltszucker (Saccharose) in Getränken eingesetzt. Immer mehr Studien weisen jedoch darauf hin, dass ein hoher Fruchtzuckerverzehr nachteilig wirken kann. Er soll mehr als andere Zucker Übergewicht fördern, die Blutfette erhöhen und das Gichtrisiko steigern. Circa 30 Prozent aller Gesunden vertragen Fruktose außerdem schlecht. Dann kann schon ein Glas fruktosehaltige Limonade zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall führen. Auch hinter Fruchtsüße verbirgt sich oft ein hoher Anteil an Fruktose. Wellnessgetränke im Marktcheck enthalten (im Durchschnitt) 19,4 kcal/100 ml 5 g Zucker pro 100 ml 4,4 % Fruchtsaft 2 Zusatzstoffe, z.b. Säuerungsmittel und Säureregulatoren häufig Vitaminzusätze fast immer Aromen Tipps für den Einkauf: Eine gesundheitliche Wirkung sollten Sie von den Getränken nicht erwarten. Aussagen zu Wohlbefinden und Gesundheit dienen Werbezwecken und sind daher meist sehr allgemein gehalten. Wenn Sie Wellnessgetränke kaufen wollen, achten Sie auf den Zuckergehalt. Auch der Fruchtsaftgehalt kann als Qualitätskriterium dienen. Vergleichen Sie die Produkte. Viel Geld auszugeben lohnt sich für die meisten Getränke nicht.

3 2. Sportgetränke Bezeichnungen wie Sport, Fitness oder isotonisch sowie Abbildungen von Sportlern oder Sportarten lassen darauf schließen, dass die Getränke speziell für die Flüssigkeitsversorgung beim Training oder Wettkampf dienen sollen. 27 Sportgetränke wurden im Marktcheck gefunden. Der Preis lag durchschnittlich bei 1,10 Euro/Liter. Wer siegen will, trinkt so ist die Produktaufmachung Wenn die Teilchenkonzentration im Getränk niedriger (hypoton) oder gleich hoch (isoton) wie im Blut ist, kann es vom Körper besonders gut aufgenommen werden. Spezieller Zweck Sportgetränke dienen dazu, den Körper in der Leistungserhaltung zu unterstützen. Ab einer Belastungsdauer von einer Stunde sind Kohlenhydrate als Energielieferanten nützlich, zum Beispiel in Form von Zucker. Natrium ersetzt das mit dem Schweiß ausgeschiedene Salz und verbessert die Zucker- und Flüssigkeitsaufnahme. Außerdem sollten die Getränke hypo- oder isoton sein. Für die Bewertung ist dieser spezielle Ernährungszweck also wichtig: Während Zuckerzusätze und Kochsalz in Getränken im Allgemeinen negativ bewertet werden, erfüllen sie in Sportgetränken eine wichtige Aufgabe. Diese Produkte sollten ausschließlich beim Sport eingesetzt werden und nicht als Durstlöscher für alle Gelegenheiten dienen. Empfehlung: Kohlenhydrate: 4 8 g/100 ml Natrium: mg/100 ml hypo- oder isoton Sportgetränke im Marktcheck enthalten (im Durchschnitt) 19 kcal/100 ml 4 g Zucker pro 100 ml 5 Zusatzstoffe meist zu wenig Natrium häufig Farbstoffe fast immer Aromen + L-Carnitin Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass L-Carnitin die Leistung verbessern kann. Es ist am Abbau von Fett beteiligt. Es ist aber eine Illusion, dass durch zusätzliches L-Carnitin mehr Fett abgebaut wird. Es macht weder schneller noch dünner. Zudem stellt der Körper es selbst in ausreichender Menge her. Ein Zusatz im Getränk ist nutzlos. Da Zucker in Sportgetränken einen Ernährungszweck erfüllt, ist der Zusatz von Süßstoffen unsinnig. In einigen der süßstoffgesüßten Produkte ist der Kohlenhydratgehalt nicht ausreichend. Die meisten Produkte enthalten zu wenig Natrium. Manche Getränke machen über diese für den Sportler relevante Eigenschaft keine Angaben. Bei einigen Getränken fehlt der Hinweis darauf, ob sie iso- oder hypoton sind. Somit sind sie möglicherweise nicht für Sportler geeignet. Die Produkte enthalten bis zu neun Zusatzstoffe. Vitaminzusätze sind häufig zu finden und einigen ist L-Carnitin zugesetzt, das für Sportler keinen nachgewiesenen Nutzen hat. Tipps für den Einkauf Für den Freizeitsportler sind Sportgetränke in der Regel überflüssig. Apfelschorle (Verhältnis Saft zu Mineralwasser von 1:2 bis 1:3) und Mineralwasser sind für die Flüssigkeitszufuhr gut geeignet. Wenn Sie Sportgetränke verwenden möchten, sollten Sie die Zusammensetzung prüfen. Obwohl Getränke zum Teil vielversprechend beworben werden, ist die Zusammensetzung häufig nicht optimal. Wichtig sind Angaben über den Zucker- und Natriumgehalt und der Hinweis, ob das Getränk isoton ist. Produkte ohne Nährwertkennzeichnung sollten Sie stehen lassen.

4 3. Bio-Erfrischungsgetränke 23 verschiedene ökologisch hergestellte Erfrischungsgetränke wurden im Marktcheck erfasst. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen: 1. Klassische Zitronen- oder Orangenlimonade aus Bio-Zutaten und 2. Bio-Getränke, die eher wie die Wellnessgetränke zusammengesetzt sind, aber nicht speziell beworben werden. Teuer Mit durchschnittlich 1,80 Euro pro Liter sind die Bio-Getränke im Marktcheck etwas teurer als die Gruppe der Wellnessgetränke. Die Preisspanne reicht von 80 Cent bis zu 3,70 Euro pro Liter. Bio-Getränke müssen nicht zuckerärmer sein als konventionelle Limonade. Im Marktcheck liegen die Getränke im Zuckergehalt im Durchschnitt nur etwas niedriger. Gesüßt werden sie zum Teil mit alternativen Süßungsmitteln, z.b. Traubensüße oder Agavendicksaft. Diese zuckerreichen Zutaten sind nicht besser zu bewerten als Zucker. Der Fruchtsaftgehalt ist im Mittel sehr gering. Es gibt aber auch Produkte mit bis zu 19 Prozent Fruchtanteil. In einigen Produkten wurde dem Geschmack mit Aromazusätzen nachgeholfen. Speziell beworben werden Pflanzenextrakte wie Rosenwasser, Malvenextrakt, Holunderblütenextrakt, Zitronengras, Apfelessig, Ingwer und Kräuterextrakte. Diese dürfen, wie auch bei Wellnessgetränken, keine arzneimittelähnliche Wirkung entfalten. Süßstoffe sind nach der EG-Öko-Verordnung verboten, eine Anreicherung mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen ist ebenfalls unzulässig. Zusatzstoffe können auch in Bio-Produkten eingesetzt werden. Allerdings sind deutlich weniger Substanzen zugelassen als bei konventionellen Lebensmitteln. Bio-Erfrischungsgetränke im Marktcheck enthalten (im Durchschnitt) 27 kcal/100 ml 7 g Zucker pro 100 ml 4 % Frucht 1 Zusatzstoff keine Süßstoffe keine Anreicherung mit Vitaminen und Mineralstoffen häufig Aromen (natürliche) Wo Früchte drauf sind, sind nicht immer Früchte drin Es gibt eine Ausnahme: Klare Limonaden dürfen Fruchtabbildungen tragen, auch wenn kein Fruchtsaft enthalten ist. Dies trifft auf zwei der Bio-Erfrischungsgetränke im Marktcheck zu. Auch bei den Wellnessgetränken ist ein solches Produkt aufgefallen. Ein bunter Früchtemix springt ins Auge, enthalten sind stattdessen aber Aromen. 100% Bio Die Getränke bestehen zu etwa 90% aus Wasser, das nicht zwischen Bio und konventionell zu unterscheiden ist. Bio-Zutaten sind im Wesentlichen der Zucker und der Fruchtanteil. Ein großer Preisunterschied zu konventionellen Erfrischungsgetränken ist kaum gerechtfertigt. Tipps für den Einkauf Lesen Sie die Zutatenliste und Nährwertkennzeichnung, um zu erkennen, ob sich das Produkt in der Zusammensetzung wesentlich von der konventionellen Limo unterscheidet. Ein Getränk, das im Wesentlichen aus Zuckerwasser besteht sowie Zusatzstoffe und Aromen enthält, ist auch in Bioqualität nicht empfehlenswert.

5 4. Tee-Getränke Im Handel gibt es eine große Auswahl von Fertiggetränken auf der Basis von Tee mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. 62 Eistees und andere Fertiggetränke auf der Basis von schwarzem Tee, Früchte- oder Kräutertee wurden in den Marktcheck aufgenommen. Tea & Fruit viele Geschmacksvarianten Keine große Geldausgabe Die Tee-Getränke sind die preisgünstigsten Getränke im Marktcheck mit einem durchschnittlichen Preis von 0,80 Euro pro Liter. Inhaltsstoffe sind im Wesentlichen Wasser, Zucker und Teeextrakt. Getränke sind zum Teil zuckerreich. Bis zu sieben Gramm Zucker können in 100 Millilitern stecken. In Light-Varianten ist Zucker durch Süßstoffe ersetzt. Meist sind nur geringe Mengen Fruchtsaft enthalten, in Ausnahmen aber bis zu 30 Prozent. Der Geschmack stammt in der Regel aus zugesetzten Aromen. Auch Eistees schwimmen auf der Wellnesswelle. Die Bezeichnung Wellnessgetränk ist rechtlich nicht festgelegt. Einige Teegetränke im Marktcheck werben mit verschiedenen Wellness-Begriffen oder -Abbildungen, ohne dass sie sich von vergleichbaren Produkten in irgendeiner Weise abheben. Hier wird besonders deutlich, dass Wellness ein Marketingbegriff ist und nicht für besondere Produkteigenschaften steht. Teegetränke im Marktcheck enthalten (im Durchschnitt) 24 kcal/100 ml 5 g Zucker pro 100 ml 7 % Frucht 2 Zusatzstoffe 40 bis 50 mg/l Koffein, im Einzelfall bis über 80 mg/l manchmal Süßstoffe (in Light-Getränken) meist Aromen koffeinhaltig Außer Schwarztee, der sich auch hinter der allgemeinen Bezeichnung Tee verbirgt, können die Getränke Grüntee, weißen Tee oder Puh-Erh-Tee enthalten. Alle diese Tees sind koffeinhaltig. Für diese Getränke ist weder ein Hinweis auf den Koffeingehalt noch eine Angabe über die Höhe der Koffeinkonzentration verpflichtend, wenn die Produktbezeichnung Tee enthält. Im Marktcheck wurden Hersteller von Teegetränken zur Koffeinkonzentration befragt. Im Durchschnitt liegt dieser zwischen 40 und 50 mg pro Liter, allerdings mit sehr großen Unterschieden. Vergleicht man den durchschnittlichen Koffeingehalt mit anderen Getränken, ergibt sich: Jeweils etwa 100 mg Koffein stecken in: 1 Tasse Kaffee oder 1 Dose Energydrink oder 1 Liter Colagetränk oder 2 Liter Eistee Frei von Koffein sind alle Getränke auf Basis von Kräuter-, Früchte- und Rooibostee.

6 Tipps für den Einkauf Fertig-Eistees sind häufig zuckerreich. Getränke auf Basis von Schwarztee enthalten Koffein. Dies ist vor allem für Kinder ungünstig. Teegetränke können Sie leicht selbst herstellen, preisgünstig und ohne Zusatzstoffe sowie Aromen. Den Zuckerzusatz können Sie dann selbst bestimmen. Rezept für Eistee (koffeinfrei) Sie benötigen: Rooibosteeblätter (oder Beutel) Pfefferminzteeblätter (oder Beutel) ½ Liter Orangensaft 1 TL Zitronensaft Kochen Sie 1 Liter Wasser mit 1-2 EL Rooibosteeblättern und 1 EL Pfefferminzteeblättern und lassen Sie den Tee nach Packungsangabe ziehen bzw. bereiten Sie die Teebeutel zu. Schütten Sie nun den Tee durch ein Sieb und lassen ihn abkühlen. Geben Sie abschließend Orangen- und Zitronensaft in den kalten Tee und trinken ihn gut gekühlt. Die Servicenummer zum Thema: Mo Do Uhr: Ernährung, Kosmetik, Hygiene ,75 EUR/Min. aus dem deutschen Festnetz, aus den Mobilfunknetzen höhere Preise möglich Impressum: Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V. Paulinenstraße 47, Stuttgart TerminTelefon (Festnetzpreis 14 ct/min., Mobilfunkpreis maximal 42 ct/min.) Text: Claudia Weiß, Caroline Höll Stand: März 2009