Ich schaue dich an! Von Ewigkeit her bist du in meinem Herzen; kostbar in meinen Augen.

Transkript

1 Pfarrei St. Josef, Essen Ruhrhalbinsel Juni 2008 Ich schaue dich an! kostbar in meinen Augen.

2 Geh in ein anderes Land! Kostbar bist du in meinen Augen. (vgl. Gen 12, 1-9) Der Herr spricht: Ich schaue dich an! kostbar bist du in meinen Augen. Ich halte deine Hand, hab keine Angst! Du bist geborgen in meiner Rechten. Ich bin für dich Wer kann da gegen dich sein? Suchst du mich? Ich begegne dir jeden Tag. Ich warte auf dich am Morgen. Ich begleite dich in den Fröhlichen und rühre dich an in den Bedrängten. Ich habe mich in deine Hände gegeben und tue es jeden Tag neu. Mich selbst habe ich in dir abgebildet und ich möchte durch dich den Menschen Trost und Freude bringen. Ich bin mit dir und ich wachse in dir! Ich gebe dir meinen Geist. Darauf darfst du vertrauen. Ich möchte dir Licht sein, gerade dort, wo es dunkel ist in dir und um dich herum. Ich möchte dir Hirte sein und dich führen, denn ich liebe dich und du bist mein, spricht der Herr. (Text nach JÖRG ZINK)

3 Bild Meditation (Genesis 12, 1-9) Geh in ein anderes Land So erzählt der Gottesprophet. Ein Mann in einem fernen Land hört ein Wort von Gott: Geh aus deinem Land! Geh fort von deinen Verwandten. Geh fort aus dem Haus deiner Familie. Geh in ein anderes Land. Ich werde es dir zeigen. Der Mann heißt A B R A H A M. Er wohnt in Haran, im Zweistromland. Und Gott sagt: Gib auf, was dir Grundlage und Inhalt des Lebens war. Überlass dich mir. Ich will dich segnen. Ein Segen sollst du sein für alle Menschen. Geh in das a n d e r e Land. Im Zentrum des Bildes A B R A H A M, stehend auf dem braunen Wüstenboden unter dem sternenübersäten Himmel einer Wüstennacht. Das Gesicht aufwärts gewandt der farbenprächtigen Lichterscheinung (Regenbogen) entgegen. Die Augen weit geöffnet vom Staunen über die Erfahrungen der spürbaren Gottesnähe. Seine Gestalt ganz Lauschender, Hörender Und Abraham wagt es. Er geht! Er weiß nicht, wie es dort aussieht, das andere Land. Er weiß nicht, wie alles werden soll. Wird es gut sein? Voll Glauben schaut er in die Zukunft. Er zieht durch die Wüste, durch ein Meer von Sand, kein Wasser, nur Sonne, nur heißer, glühender Sand. Er kommt nach Kanaan. Abraham will es versuchen mit Gott. Und er schlägt seine Zelte auf. Es ist Abend. Durch die Dunkelheit tastet Abraham sich zum Ausgang des Zeltes. Er geht durch die Nacht. Das Tal ist dunkel. Am Himmel funkeln die Sterne. Gott ruft Abraham zu: Blicke zum Himmel hinauf, zähle die Sterne! Kannst du sie zählen?

4 Abraham schaut zu den Sternen. Und je länger er in den Himmel schaut, desto mehr Sterne sieht er: Hunderte, Tausende, Zahntausende, Millionen von Sternen, große und kleine leuchtende, weniger helle. Dieser Sternensegen am nachtblauen Wüstenhimmel! Überlass dich mir! Ich will dich zahlreich machen. Zum Stammvater der zwölf Stämme. Ich werde dich segnen. Du wird ein Gesegneter sein. Am Anfang steht der Ruf. Gott selbst ergreift die Initiative. Er lässt sich vom Menschen erfahren als der Lebendige, als einer, der den Menschen anspricht. Gott selbst eröffnet sich dem Menschen: Ich schaue dich an! kostbar bist du in meinen Augen. Und auch hier gilt, was Pascal Gott zum Menschen sagen lässt: Du würdest mich nicht suchen, wenn ich dich nicht schon gefunden hätte. Geh in ein anderes Land Dieses Geh ist beides: Loslösung und Aufbruch. Der Ruf zum Heraus wird unter dem Wort Gottes zu einem Hin auf ein großes Ziel. Abraham, demütig schaut er aufwärts, erwartend, empfangsbereit, vertrauend. Der Ruf Gottes durchdringt ihn, erfasst seine ganze Person, trifft ihn ins Herz. Gottes Wort aber ist zugleich Tat: es bewirkt, was es will, es kommt nicht leer zurück. Abraham streckt sich dem Ruf entgegen. Die leeren Hände einfach hinhalten zu Gott, weil dieser Gott erfüllen, beschenken möchte mit seiner Kraft, mit seiner Liebe, ja mit sich selbst. Der lebendige Gott hat ihn angerufen, und dieser Gott ist treu. Er steht zu seinem Wort. Abrahams Blick ist ein Blick des Glaubens: der Blick eines Menschen, der nichts weiß, aber alles erwartet, der alles verlassen hat und deshalb für alles offen ist. Abraham glaubt mit seinem Leben, er macht sich fest in Gott, er setzt sein Leben auf Gottes Wort. Er gehorcht bedingungslos. Er folgt diesem Ruf, der ihm wie ein Tor den Weg zu Gott eröffnet, den Weg in ein neues Leben, in die Weite Gottes.

5 Wenn du zum Tor des Lebens gelangen willst, musst du aufbrechen, einen Weg suchen, der auf keiner Karte verzeichnet und in keinem Buch beschrieben ist. Dein Fuß wird an Steine stoßen, die Sonne wird brennen und dich durstig machen, deine Beine werden schwer werden. Die Last der Jahre wird dich niederdrücken. Aber irgendwann wirst du beginnen, diesen Weg zu lieben. Weil du erkennst, dass es dein Weg ist. Du wirst straucheln und fallen, aber die Kraft haben, wieder aufzustehen. Du wirst Umwege und Irrwege gehen, aber dem Ziel näher kommen. Alles kommt darauf an, den ersten Schritt zu wagen. Denn mit dem ersten Schritt gehst du durch das Tor. Aus: W. Poeplau / C. Contzen Geh durch das Tor zum Leben Am Anfang eines Weges steht manchmal die Sehnsucht, die etwas Neues, Schönes erahnen lässt. Am Anfang eines Weges stehen oft Umbrüche, Abbrüche und Zusammenbrüche, die traurig machen und erkennen lassen, dass es so nicht weitergehen kann. Am Anfang eines Weges steht die Unruhe, die fragen und suchen lässt, aber auch die Ungewissheit, die bedürftig macht und spüren lässt: Allein ist es gar nicht möglich, diesen Weg ins Unbekannte zu gehen. Unsicherheiten und Ängste müssen in Kauf genommen, Schritte gewagt, Unbekanntes ausgehalten werden. Um auf dem Weg zu bleiben, bedarf es der Einkehr, des Innehaltens und der Vergewisserung in der mitmenschlichen Beratung. Es braucht die Erleuchtung von oben, und das Licht, das Funkeln der Sterne, das mir durch andere aufgeht. Dann tut es gut, wenn jemand verlässliche Zeugen kennt, die aus demselben Geist, derselben Hoffnung und demselben Glauben schon

6 gesucht, gefragt und geschaut haben. Wir leben in Zeiten von Wandel und Veränderung, in Zeiten des Aufbruchs. Machen wir uns immer wieder neu auf den Weg, um Gott zu begegnen, um der Stimme zu trauen, die uns ruft: Geh in ein anderes Land Ich schaue dich an! kostbar bist du in meinen Augen. Batik und Text: Sr. M. Matthäa Massolle

7 Geist des Aufbruchs Du Geist des Aufbruchs, segne mich, wenn ich dein Rufen vernehme, wenn deine Stimme lockt, wenn du mich bewegst zu Aufbruch und Neubeginn. Begleite und behüte mich, wenn ich aus Abhängigkeiten entfliehe, wenn ich mich von Gewohnheiten verabschiede, wenn ich festgetretene Wege verlasse, wenn ich dankbar zurückschaue und doch neue Wege gehe. Leuchte auf meinen Wegen, wenn die Ratlosigkeit mich fesselt, wenn ich fremdes Land betrete, wenn ich Schutz suche bei dir, wenn ich neue Wege wage auf meiner Reise nach innen. Mache mich aufmerksam, wenn ich mutlos werde, wenn mir Menschen begegnen, wenn meine Freude überschäumt, wenn Blumen blühen, die Sonne mich erwärmt, Wasser mich erfrischt, Sterne leuchten auf meinem Sebensweg. Du Geist des Aufbruchs, sei mit mir unterwegs zu mir selbst zu den Menschen zu d i r. In Anlehnung an ein Gebet von Peter Müller