Energetische und stoffliche Holzverbrauchentwicklung in Deutschland Prof. Dr. Udo Mantau
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1 Energetische und stoffliche Holzverbrauchentwicklung in Deutschland Prof. Dr. Udo Mantau Zentrum Holzwirtschaft
2 Rohholzmanagement in Deutschland Hannover März 2007 Grundlage des Vortrages sind die Arbeiten des Projektes Rohholzmonitoring des Zentrums Holzwirtschaft mit Förderung von HAF und INFOR (VDP) Prof. Dr. Udo Mantau Dr. Christian Sörgel Dipl. Holz. Holger Weimar
3 Inhalt 1. Waldholznutzung insgesamt 1.1 Holzverbraucher 1.2 Entwicklung der Waldholznutzung 1.3 Holzrohstoffbilanz 2. Ausgewählte Nutzungen 2.1 Nutzung anderer Rohstoffe 2.2 Energetische Nutzung in Haushalten 3. Konsequenzen für den Rohstoffverbrauch 3.1 Die Legende von den Holzreserven in Europa 3.2 Aufkommen und Verbrauch 3.3 Konsequenzen für die Nachhaltigkeit slide 3
4 1.1 Holzverbraucher im Jahr 2005 Waldholzverbrauch 2005: 71,0 Mio. m³ Sonstige stoffliche 0,8% große Biomasseanlagen (>1 MW) 1,8% mittlere Biomasseanlagen (< 1MW) 5,0% Haushalte 20,7% Sägeindustrie: 52,4 % Holzschliff u. Zellstoff 8,7% Holzwerkstoffindustrie 10,5% Quelle: Mantau/Sörgel slide 4
5 1.2 Entwicklung der Waldholznutzung Es ist eindrucksvoll, dass sich der Waldholzverbrauch seit der BWI 1 von gut 30 Mio. Fm auf über 70 Mio. Fm im Jahr 2005 mehr als verdoppelt hat, wobei ab 2003/04 ein Strukturbruch erkennbar ist.? Quelle: Mantau/Sörgel slide 5
6 1.3 Holzrohstoffbilanz Deutschland 2004 (in Mio. Fm) Aufkommen Verwendung Stammholz Sägeindustrie Industrieholz Holzwerkstoffindustrie Waldrestholz Holzschliff u. Zellstoffindustr. Sägenebenprodukte Sonst. stoffl. Verw. Rinde Energetisch > 1 MW Sonst. Ind.-Restholz Energetisch < 1MW Altholz Hausbrand Landschaftspflegematerial 0.3 Insgesamt Insgesamt Schnellwuchsplantagen weitere Sektoren BTL Chemierohstoffe Quelle: Mantau/Sörgel slide 6
7 1.3 Holzrohstoffbilanz 2002 im Vergleich zu 2005 (in Mio. Fm) Aufkommen Verwendung Stammholz Industrieholz 30,3 17,2 62,4 14,9 30,3 17,2 37,2 20,5 6,9 3,3 Sägeindustrie Holzwerkstoffe Waldrestholz 7,6 9,9 2,3 6,4 9,8 3,4 Holzschliff u. Zellstoff Sägenebenprodukte 10,4 13,0 2,6 2,9 2,7-0,2 Sonst. stoffl. Verw. Rinde 2,2 2,6 0,4 9,8 15,5 5,7 Energetisch > 1 MW Sonst. Ind.-Restholz 4,1 4,1-3,4 3,6 0,2 Energetisch < 1MW Altholz Landschaftspflegemat. 10,0 0,6 11,0 2,8 1,0 2,2 12,3 20,7-4,2 4,2 Hausbrand Hausbrand nicht bilanz. Insgesamt 82,4 105,8 23,4 82,4 105,8 23,4 Insgesamt Stoffliche Nutzung steigt STÄRKER als energetische Nutzung! 2005: vorläufige Zahlen; Industreirestholz und Altholz sind noch nicht neu bestimmt. Die Nachfrage nach Spanplatten wird statistisch leicht überschätzt. Quelle: Mantau/Sörgel slide 7
8 2.1 Holzschliff- und Zellstoffindustrie - Rohstoffeinsatz Rohstoffmix der Branche (2005) Insgesamt 9,8 Mio. Fm 15% 1% Gesamtbranche 50% 34% 21% 1% Zellstoffwerke 38% 40% 1% Holzstoffwerke 76% 23% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Nadel-Industrieholz Nadelholz-SNP Laub-Industrieholz Laubholz-SNP Quelle: Sörgel/Mantau slide 8
9 2.1 Holzwerkstoffindustrie - Rohstoffeinsatz Rohstoffmix der Branche (2005) Insgesamt 20,5 Mio. Fm 11,0% Gesamtbranche 32,3% 11,0% 40,5% 2,8% 2,4% OSB 100% Faserplatte Spanplatte 13% 46,4% 9,5% 49,6% 16,1% 35,8% 1,2% 0,3% 0,1% 4,2% 19,6% 4,1% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Nadel-Industrieholz Laub-Industrieholz Nadelholz-SNP Laubholz-SNP Gebrauchtholz sonst. IRH Quelle: Sörgel/Mantau slide 9
10 2.1 Vergleich 2002 mit 2005 Alle Verwender haben mehr Sägenebenprodukte verbraucht. Aufkommen insgesamt 14,3 Mio. Fm, wovon 13,1 Mio. Fm in den Verkauf gelangen Holzwerkstoffindustrie Holz- und Zellstoffindustrie 2,8 3,2 3,9 4,3 Energieanlagen 0,1 0,3 Pelletproduzenten Handel 0,2 0,4 2,6 3, Export 0,4 0,2 sonstige Abnehmer 0,7 0, Quelle: Sörgel/Mantau slide 10
11 2.2 Brennholz / Energieholzeinsatz in privaten Haushalten (2005) in Fm-äquivalent Scheitholz/Wald 14,214 Scheitholz/Garten Landschaftspflegeholz Schnittholzreste Sägewerk Schnittholzreste Altholz Holzbriketts Pellets Hackschnitzel Späne/Sägemehl Sonstiges 1,714 0,727 0,683 1,640 0,572 0,188 0,230 0,014 0,721 Insgesamt: 20,703 Mio. m³ Quelle: Sörgel/Mantau slide 11
12 2.2 Brennholzimpressionen slide 12
13 3.1 Die Legende von den Holzreserven in Europa Der Unterschied zwischen net annual increment und actual felling wird üblicherweise als Biomassepotential gesehen. Dagegen ist ein Vergleich von Äpfel und Birnen geradezu harmlos! slide 13
14 3.1 Die Legende von den Holzreserven in Europa Das EEA Konzept der complementary fellings basiert auf dem Vergleich von Inventurdaten mit offiziellen Einschlagsdaten. Das führt zu einer gewaltigen Überschätzung der europäischen Biomassereserven aus Holz! Source: EEA Report / No 7/2006 How much bioenergy can Europe produce without harming the environment? p.36 slide 14
15 3.1 Die Legende von den Holzreserven in Europa Die EU hat 160 Mio. ha Wald mit einem jährlichen Zuwachs von etwa 574 Mio. m³ NAI. Die Legende Die Holzwirtschaft in der EU braucht davon 55% (315 M m³). Folglich können die Holzreserven viel stärker genutzt werden. Selbst wenn man nur 85% des jährliche Zuwachses (NAI) nutzen würde, können jährlich noch 173 Mio. m³ mehr eingeschlagen werden. Unter Berücksichtigung zusätzlicher Anreichungerung der Bestände mit Totholz und weiterer Stillegung von Flächen für ökologische Zwecke könnten nach Berechnungen der EEA noch weitere 126 Mio m³ (23 M toe ) genutzt werden ohne die Nachhaltigkeit zu gefährden. slide 15
16 3.1 Die Legende von den Holzreserven in Europa Warum sind die europäischen Holzreserven eine Legende? Weil es einen gewaltigen Unterschied zwischen Inventurdaten (Vorratsfestmeter) und offizieller Einschlagsstatistik gibt: EU - Inventurdaten werden in Rinde ermittelt. (8%) Inventurdaten beinhalten auch Ernteverluste. (12 %) Inventurdaten beinhalten auch nicht genutztes Derbholz. (10%) Der registrierte Einschlag liegt deutlich unter dem tatsächlichen Einschlag. (ca. 15%) slide 16
17 3.2 Aufkommen und Verwendung Rohholzpotenzial für Stamm- und Industrieholz in Mio. m³ (WEHAM-Basisszenario) Berechnungen auf der Grundlage der Holzaufkommensprognose Rohholzpotenzial in Mio. m³ + ) Stamm- und Industrieholz nicht genutztes Derbholz Erntefestmeter ,0 12,5 87,5 Anteil in % 86,0 14,0 100,0 offizieller Einschlag 2005: 57 zzgl. nicht erfasster Einschlag ca. 17 Mio. Potenzialreserve: 5-15 Mio. m³ je nach Zurechnung des nicht erfassten Einschlags und Einbeziehung des nicht genutzten Derbholzes Quelle: + ) DIETER, M.: Vortrag Dt. Forstwirtschaftsrat slide 17
18 3.2 Aufkommen und Verwendung - Szenarien der Holznutzung Die künftige nachhaltige Nutzung ist keine fixe Zahl, sondern das Ergebnis von Szenarien und Zielvorstellungen. o + Basisszenario (A): Zielvorgabe der Umtriebszeiten 75,0 Mio. m³ Szenario (F): Vorrat auf Stand von 1987 abgebaut 96,4 Mio. m³ (+ 393 Mio. m³ einmalig) + Szenario (C): Zielvorgabe (A) um 10 Jahre verkürzt 82,0 Mio. m³ (+ 7 Mio. m³ dauerhaft) Quelle: Polley/Kroiher: Struktur und regionale Verteilung des Holzvorrates, November 2006 slide 18
19 3.3 Schlussfolgerungen für die Nachhaltigkeit Nachhaltig ist wenn man MEHR (!?!?) einschlägt als nachwächst. Bei allem Eifer das Nachhaltigkeitsprinzip auf alle Wünsche des gesellschaftlichen Lebens hin zu modernisieren, wurde ganz vergessen, das unser Verständnis der naturalen Nachhaltigkeit bereits 200 Jahre alt ist. Die naturale Seite der Nachhaltigkeit (Einschlag) ist für Fragen der CO2-Bindung und der Bereitstellung von Energiealternativen längst nicht mehr nur ein ökonomisches Thema. slide 19
20 3.3 Schlussfolgerungen für die Nachhaltigkeit Wenn wir weiterhin so unternutzen wird der jährliche Zuwachs immer geringer, weil immer mehr überalterte Bestände immer weniger produzieren. Nicht mehr nutzen als nachwächst hieße dann immer weniger nutzen. Das kann nicht nachhaltig sein. Es muss gegenwärtig sogar mehr genutzt werden als nachwächst, damit der Wald sein ökologisches und ökonomisches Potenzial voll entfalten kann. slide 20
21 3.3 Schlussfolgerungen für die Nachhaltigkeit Anforderungen an eine dynamische, naturale Nachhaltigkeitsdefinition: 1. Der jährliche Zuwachs ist eine Bestandeskennziffer aber keine Zielgröße für die Nutzung! 2. Naturale Nachhaltigkeit wird gewährleistet durch - Erhaltung der Waldfläche - Wiederaufforstung - Erhaltung der Vitalität des Bodens 3. Hiebsatzberechnungen können einen Rahmen vorgeben, der bestimmte Ziele berücksichtigt, aber sie sind nicht ausschließlich am Zuwachs auszurichten. slide 21
22 3.3 Schlussfolgerungen für die Nachhaltigkeit Anforderungen an eine dynamische, naturale Nachhaltigkeitsdefinition: Beispiele für Hiebsatzberechnungen: Hiebsätze, die die Kontinuität in der Nutzung gesichert ist. Hiebsätze die das Produktionsniveau maximieren. Hiebsätze, die zu einer optimalen CO 2 -Bindung führen.... Nachhaltige Entnahmemengen für Waldrestholz.... Nutzungsmengen für Holz außerhalb des Waldes. Daraus ensteht ein Hiebsatzkorridor innerhalb dessen, je nach Situation, nachhaltig genutzt werden kann. slide 22
23 3.3 Schlussfolgerungen für die Nachhaltigkeit Reserven zu 2005 ggü. WEHAM (A - 75 Mio. m³) liegen Hektarvorrat 2022=1987 (F) 20 Jahre ca. 20 Mio. m³ Waldholz, bisherige Nutzung (A) 5-15 Mio. m³ Umtriebszeiten (C) 0-10 Mio. m³ Waldrestholz 5-10 Mio. m³ Schnellwuchsplantagen 0-10 Mio. m³ Landschaftspflegeholz 0-5 Mio. m³ + Dynamische naturale Nachhaltigkeit Mio. m³ Die Obergrenze ist ein theoretischer Wert, der nur bei maximaler Realisierung aller Optionen vorübergehend denkbar ist. slide 23
24 3.3 Schlussfolgerungen für die Nachhaltigkeit Korridor künftiger Nutzungsreserven 2005 ggü. WEHAM (A - 75 Mio. m³) + - Dynamische naturale Nachhaltigkeit Mio. m³ Ohne Absenkung des Hektarvorrates Mio. m³ Dynamisch nachhaltig wäre... o eine stärkere Überführung der Altbestände in der Anfangsphase bei gleichzeitiger Mobilisierung aller Möglichkeiten für die Zukunft. Damit betrüge die nachhaltige Reserve, bezogen auf den Verbrauch in 2005 ca. 40 Mio. m³ o Aktuell ist die stoffliche Nutzungsreserve tendenziell größer, während langfristig, bei erfolgreichem Aufbau, die energetisch nutzbaren Reserven wachsen. slide 24
25 Energetische und stoffliche Holzverbrauchentwicklung in Deutschland Prof. Dr. Udo Mantau Universität Hamburg Zentrum Holzwirtschaft Ökonomie der Holz- und Forstwirtschaft
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