Lebendiges Wasser. Johannes 4,

Transkript

1 1 Lebendiges Wasser Johannes 4, Wisst Ihr, was es heisst, Durst zu haben? Richtig Durst? In einer seiner Geschichten erzählt Fritz Pawelzik von seiner Reise als Kameltreiber Helfer durch die Wüste. Die Leute gingen mit dem Wasser nicht sehr weise um, bald waren die Reserven getrunken. Er beschreibt eindrücklich die Durststrecke, die sie zu durchwandern haben. Seine Gedanken kreisten nur um das eine: Wasser! Es verlangte ihn nicht nach Coca Cola oder einem Bier, es verlangte ihn nach kühlem, frischem Brunnenwasser. In diesem Moment hätte er alles gegeben, um ein Glas Wasser zu bekommen. Am Ende des langen Tages, als sie endlich in einer Oase ankommen, war der erste Schluck Wasser, den er trank, das Kostbarste und Edelste, das er jemals getrunken hatte. Unser Predigttext steht auch im Zusammenhang mit einer Brunnengeschichte. Jesus sitzt um die Mittagszeit in Samaria an einem Brunnen. Die Jünger sind in der Stadt am Einkaufen. Da kommt eine Frau daher mit einem Krug auf der Achsel, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht sie an und bittet sie um Wasser. Etwas an und für sich Natürliches. Schliesslich hat er kein Gefäss bei sich. Aber die Frau stutzt trotzdem. Der Fremde, das sieht sie sofort, ist ein Jude. Und die Juden, das weiss sie genau, vermeiden jeden Kontakt mit den Samaritanern, diesem Mischvolk. Nun entspinnt sich ein Gespräch zwischen den Beiden. Im Verlaufe dieses Dialoges sagt Jesus, dass eigentlich sie ihn um Wasser bitten müsste. Nun kommt sie nicht mehr nach. Er hat doch sie um Wasser gebeten, hat augenscheinlich kein Gefäss bei sich, wie will er ihr zu trinken geben? Jesus sagt: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird

2 2 nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt. Die Frau missversteht ihn gründlich. Sie denkt ans Praktische: Wie bequem wäre es doch, wenn sie nicht mehr jeden Tag an diesen Brunnen müsste. Jesus jedoch erklärt ihr, dass es eine Form des Durstes gibt, der nicht mit Wasser zu stillen ist. Wovon redet er denn eigentlich? Es gibt offensichtlich einen anderen Durst als den körperlichen Durst. In uns ist eine Bedürftigkeit, die nicht mit materiellen Dingen gestillt werden kann, der aber genau so quälend ist, wie ein Wandertag ohne Getränk. Es ist das Bedürfnis nach bedingungsloser Liebe und Annahme. Das Wissen: Ich bin zu tiefst geliebt. Henry Nouwen beschrieb einmal, wie ein behinderter Mann ihn um den Segen Gottes bat. Er verstand das Anliegen nicht so ganz, legte ihm aber die Hände auf und sagte: Ich segne Dich im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Mann sagte verzweifelt: Henry, es funktioniert nicht! Grosse Ratlosigkeit. Welchen Segen soll er diesem Menschen bloss geben? Was erwartet er? Es ging eine ganze Weile bis er verstand, was der Hilfesuchende wollte. Schliesslich nahm er ihn in die Arme und sagte zu ihm: Du bist so kostbar. Mit Dir hat Gott ein grosses Meisterwerk vollbracht. Du bist sein geliebter Sohn. Er jubelt über Dich! Wie schön, dass es Dich gibt! Da rief der Mann strahlend: Henry! Nun hat es funktioniert! Wir Menschen sind von unserem Schöpfer auf bedingungslose Liebe und Annahme angelegt worden. Wenn dieser Hunger und Durst nicht gestillt wird, verkümmern wir.

3 3 Als wir bei Freunden zu Besuch waren, spielte der kleine Sohn im Garten, kam aber von Zeit zu Zeit zu seiner Mutter und sagte: Mama häbele Er füllte so seinen emotionalen Tank auf. Tatsache ist, dass wohl kein Mensch von Menschen diese totale Liebe und Annahme bekommt. Deshalb geraten wir auf Irrwege. Der Prophet Jeremia sagt es so: Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich hier und da ausgehauenen Brunnen, die doch löcherig sind und kein Wasser geben. (Jeremia 2, 13) Wenn wir auf die Geschichte von der Samariterin am Brunnen zurückkommen, erkennen wir bei ihr dieses Muster deutlich. Jesus legt in einer unglaublichen Liebe und Zartheit seinen Finger auf den wunden Punkt. Er fordert sie auf, ihren Mann herbei zu holen. Sie muss bekennen: Ich habe keinen Mann. Jesus sagt ihr die Wahrheit: Ja, Du hast keinen Mann. Du hattest 5 Männer und lebst nun mit einem Mann zusammen, der nicht Dein Mann ist. Die Frau hungerte und dürstete nach Liebe und suchte diesen Hunger und Durst bei Männern zu stillen. Dabei ist sie leer geblieben. Die Frau fühlt sich ertappt, biegt dann aber ein wenig ab vom Gespräch, weil es ihr wohl ein wenig zu heiss wird und stellt eine kultische Frage: Soll man im Tempel anbeten oder auf dem Berg Garizim? Jesus beantwortet die Frage und weist darauf hin, dass es sich nicht um eine Lokalfrage handelt, sondern, dass wir Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten sollen. Damit führt er die Frau sachte darauf hin, dass er der Messias ist. Damit kommen wir zu einem Kernpunkt der Sache: Wenn wir den Bibeltext genau lesen, heisst es doch da:

4 4 Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt. Was ist das für eine Quelle, die ins ewige Leben quillt? Wer Jesus in sich aufnimmt, zum Messias gehört, der bekommt dieses lebendige Wasser geschenkt. Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke und nehme das Wasser des Lebens umsonst. (Off. 22, 17) Wenn Jesus in Dein Leben kommt, ist die Quelle des lebendigen Wassers in Dir selber drin! Lebst Du aus dieser Quelle? Oft beten wir um dieses lebendige Wasser und merken nicht, dass es bereits in uns ist weil Jesus selber in uns ist! Warum merken wir dann so wenig davon? Warum sprudelt diese Quelle denn nicht? Das hat zwei Gründe: Zum einen, weil wir es schlicht nicht glauben! Es ist, wie wenn der Stein des Unglaubens auf der Quelle liegt. Wir glauben unseren Gefühlen mehr, als dem Worte Gottes. Zum andern ist es, weil wir das Wasser für uns selber behalten wollen! Das lebendige Wasser will weiter zu den andern Menschen fliessen. Die Samariterin zeigt es uns auf eine rührende Art: Sie lässt ihren Krug stehen, eilt in die Stadt zurück und ruft die Leute zusammen. Es sprudelt nur so aus ihr heraus: Kommt und seht! Draussen am Brunnen ist einer, der mir alles auf den Kopf zugesagt hat. Das muss der Messias sein!

5 5 Das ist so aussergewöhnlich, dass die Leute mit ihr zu Jesus hinaus gehen und selber erkennen: Er ist der Messias! In Johannes 7, steht: Wen jemand dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fliessen. Wer das Lebenswasser weitergibt, wird erfahren, dass nachgeschüttet wird. Er gibt es nicht tröpfchenweise, er verströmt das Lebenswasser. Gib das, was Du erhalten hast, weiter, es wird Dir nicht fehlen, im Gegenteil, es wird in Dir selber so viel auslösen, dass Du nie mehr Durst zu haben brauchst. Nimm Jesu Liebe an, schenke sie weiter und die Liebe Jesu wird Dich immer mehr ausfüllen! Viele Menschen drehen sich so fest um sich selber. Ich brauche, ich muss haben, ich will nicht zu kurz kommen. Das fehlt mir, jenes habe ich nötig. Ich armer Wurm habe ja nichts! Wenn wir so denken, versiegt die Quelle. Gib Jesu Liebe weiter und Du wirst empfangen! Trinke und gib weiter. Tu anderen Menschen Gutes so wird Gutes in Dein Leben strömen. Amen