Geistige Behinderung und Demenz. Situationsbeschreibung und Lösungsansätze aus rehabilitationspädagogischer Sicht
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- Irmgard Amsel
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1 Geistige Behinderung und Demenz Situationsbeschreibung und Lösungsansätze aus rehabilitationspädagogischer Sicht Georg Theunissen
2 Risiko für dementielle Erkrankungen (allgemein n. Ziegler/Doblhammer 2009) 2-3 % der 65-Jährigen 7 % der 75-Jährigen 12 % der 80-Jährigen >30 % der 90-Jährigen Risiko für dementielle Erkrankungen (allgemein bei geistig behinderten Menschen) 6,1% der über 60-Jährigen
3 Dementielle Erkrankungen bei Menschen mit Down- Syndrom 22 % der über 40-Jährigen 56% der über 65-Jährigen (Angaben nach Stydrom et al. 2009) Einige Experten geben höhere Werte an: 10 % der Jährigen 35 % der Jährigen 75 % der über 65-Jährigen
4 Demenz vom Alzheimertyp (ca. 60% aller Demenzen) Lewy-Body-Demenz (10-20% aller Demenzen) Frontotemporale Demenz (5-15% aller Demenzen) Vaskuläre oder Multi-Infarkt-Demenz (10% aller Demenzen) Mischformen (DAT und VD; DAT und LBD) (15-20% aller Demenzen) Demenzen bei spezifischen Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson; Chorea Huntington; Alkoholmissbrauch; Creutzfeldt-Jacob- Krankheit; AIDS-Enzephalopathie; endokrine Erkrankungen; toxische Demenzen; neurologische Erkrankungen; posttraumatische Schädigungen nach Schädelprellungen) ( 5-10% aller Demenzen)
5 Stadium der Vergesslichkeit (bei DAT: 2-4 Jahre) Stadium der Verwirrtheit (bei DAT: 2-10 Jahre) Stadium der Hilflosigkeit (bei DAT: 1-3 Jahre) Bei geistig behinderten Menschen: kürzere (sichtbare) Dauer (3,5-10 Jahre)
6 Multidimensionales Assessment (medizinisch-geriatrisch, gerontopsychiatrisch) Zeitpunkt A indirektes Assessment - PAC, HKI, Demenz- u. Depressionsskalen - Lebensgeschichte direktes Assessment: Verlaufsbeobachtung bis Zeitpunkt B - PAC, HKI, Demenz- u. Depressionsskalen Vergleich Zeitpunkt A und B unter Berücksichtigung der Daten = Verdachtsdiagnose Sozialpsychologische Reflexion Personzentrierte Planung u. Stärken-Assessment
7 Leitperspektive Lebensqualität Indikatoren in der Behindertenhilfe: Rechte, zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstbestimmung, physisches, materielles, persönliches und emotionales Wohlbefinden, soziale Inklusion Indikatoren in der Altenhilfe: Autonomie, soziale Kontakte, soziale Zufriedenheit, personale Identität, Sicherheit und Unversehrtheit, bedeutungsvolle Aktivitäten, physisches und psychisches Wohlbefinden, soziale Integration und Zugehörigkeit subjektive und objektive Aspekte
8 Konsequenzen für das Wohnen So lange wie möglich in der vertrauten Umgebung Kleine, spezialisierte Wohngruppen mit leicht zugänglicher, umgrenzter Außenanlage Angepasste Wohnraumgestaltung Prinzip der Übersichtlichkeit Prinzip der Vertrautheit Vermeidung von Gefahrenquellen Professionelle und freiwillige Unterstützer/innen - um größtmögliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen (u. a. Besuch von Tagesstätten) und ein Abschieben in ein Pflegeheim zu vermeiden
9 Konsequenzen für die handlungspraktische Ebene Leitprinzipien Unbedingte Annahme des Anderen und Respekt vor dem Eigen-Sinn und dem So-Sein Kommunikative Orientierung und Beziehungsgestaltung Subjektorientierung und Individualisierung Erwachsenengemäße Ansprache Unterstützung individueller Ressourcen, Stärken und Kompetenzen
10 Größtmögliche Selbstbestimmung und Beteiligung am Alltagsleben Respektierung und Sicherung der Rechte Verzicht auf entwertende oder denunzierende Expertenurteile und Praktiken Schaffung eines halt gebenden Lebensraumes, der Stetigkeit, Vertrautheit, Sicherheit und Geborgenheit bieten kann Assistierende Hilfen zur Verwirklichung eines sinnerfüllten Lebens Fazit: Verabschiedung von der traditionellen heilpädagogischen Maxime der Förderung und Hinwendung zu einer Philosophie der subjektzentrierten Lebensbegleitung
11 Schwerpunkte der Alltagsarbeit Hochwertige Alltagspflege und Grundversorgung Tagesstrukturierung, Alltags- und Freizeitgestaltung Validierende Arbeitsweise und biografisches Arbeiten Psychosoziale Lebenshilfe und Begleitung beim Sterben
12 Angebote Zeit Methoden: Realitätsorientierungstraining (ROT) Validation/validierende Assistenz
13 Gestaltung des Lebensraumes lesbare Beschriftungen, Identifikationssymbole oder Fotos an der eigenen Zimmertür, am Bett an Schränken, Schubläden, Handtuchhalter, Zahnputzbecher o. Ä. eine unterschiedliche farbliche Gestaltung einzelner Wohnbereiche (Türen, Fußböden) Wegweiser (Piktogramme als Wegbeschreibungen) in langen und verzweigten Fluren oder auch im Einrichtungsgelände
14 große Abreißkalender (o. ä.) in wichtigen, viel frequentierten Räumen visualisierte Merkzettel, Bildserien mit Handlungsfolgen, ein am Badspiegel angeklebter bildhafter Ablaufplan zum Zähneputzen oder Waschen
15 Von der Förderung zur Assistenz: 1. Dialogische Assistenz 2. Lebenspraktische Assistenz 3. Advokatorische Assistenz 4. Sozialintegrierende Assistenz 5. Facilitatorische Assistenz 6. Intervenierende Assistenz 7. Validierende Assistenz
16 Fragen zur Professionalisierung Fort- und Weiterbildung: in Bezug auf geistige Behinderung und Demenz in Validation Palliative Care (Sterbebegleitung) Supervision
17 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
18 Bezugsliteratur: 1) Theunissen, G.: Altenbildung und Behinderung, Bad Heilbrunn 2002 (Klinkhardt) 2) Theunissen, G.; Lingg, A. (Hrsg.): Wohnen und Leben nach der Enthospitalisierung, Bad Heilbrunn 1999 (Klinkhardt) 3) Theunissen, G.: Validierende Assistenz, In: Theunissen, G.; Wüllenweber, E. (Hrsg.): Zwischen Tradition und Innovation. Handlungskonzepte und Methoden in der Heilpädagogik und Behindertenhilfe, Marburg 2009 (Lebenshilfe-Verlag)
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