Surli - RIA Flussschifffahrt

Transkript

1 Der Maschinenraum Der Maschinenraum der RIA Das Foto zeigt den Maschinenraum in Panoramaansicht (aus drei Fotos mit Photoshop zusammengesetzt) in Fahrtrichtung von hinten nach vorne. Die Wand im Hintergrund ist die Schotwand (wasserdichte Sicherheits-Wand) zum Salon. Links (Backbord) vom Vordergrund zum Hintergrund und dann zur Mitte sieht man: Das Weisse ist ein Radiator. Dieser wurde dort montiert, damit das Wasser im Hydrophor (der silbrige Zylinder rechts unterhalb) nicht einfrieren kann. Das Hydrophor dient zur Herstellung und zur permanenten Erhaltung des Wasserdrucks im Frischwassersystem. Das bedeutet, dass man überall im Schiff den Wasserhahn öffnen kann und sofort Wasser fliesst, wie zu Hause. Vor dem Hydrophor befindet sich die Werkbank. Dort kann man mechanische Arbeiten erledigen. Hinter der Werkbank ist ein weisser Kasten mit Kupferröhren davor und Ende 60 Tafel an der Seite. Das ist die Öl- Zentralheizung mit Warmwasser-Aufbereitung (100L Boiler). Der Ölbrenner befindet sich auf der anderen, uns abgewandten Seite. Somit sehen wir eigentlich die Rückseite der Heizung. Auf der auf der Backbordseite hinter dem Hydrophor, links von der Heizung, sehen wir das rote Expansionsgefäss und dahinter befindet sich der Tank für den weissen Diesel. Er hat eine Kapazität von ca. 2'000 Liter. Der Fahrmotor wird mit weissem Diesel (derselbe, wie an der Tankstelle für Autos erhältlich) betrieben. Ganz im Hintergrund, hinter dem weissen Motor sehen wir einen schwarzen Tank. Dies ist der so genannte Schwarzwasser Tank. Da hinein fliessen alle Abwässer, die im Schiff produziert werden. Dies sind: Abwasser aus den Toiletten (normale Toiletten wie zu Hause, jedoch mit Sanibreuer (Pumpe)), Duschen, Lavabos, Waschmaschine, Geschirrwaschmaschine und Geschirrspülbecken. Die Tankkapazität beträgt 880 Liter. Um die meist gestellte Frage Was passiert mit dem Abwasser? gleich zu beantworten: Wir haben drei Möglichkeiten. Wir können den Tank über Absaugstationen entleeren. Dies ist Zukunftsmusik, da es bis heute noch fast keine Absaugstationen gibt. Dann können wir den

2 Tankinhalt (unter der Wasserlinie!) in den Kanal oder den Fluss pumpen. Das ist das, was wir zurzeit meistens tun. Dafür gibt es wiederum zwei Möglichkeiten: Haben wir den Schalter auf der Schalttafel beim Steuerstand (Dash board) auf automatisch gestellt, dann entleert sich der Tank, sobald er voll ist. Das ist die häufigst benützte Variante. Wenn wir wissen, dass wir am Abend in einem Hafen übernachten (und vorher daran denken), pumpen wir den Tank manuell ab, d.h. wir starten die elektrische Pumpe manuell, um den Tank zu leeren, damit er sich nicht mitten in der Nacht, wenn jemand kurz auf die Toilette geht, in den Hafen hinaus pumpt. Links des Schwarzwassertanks (von der Heizung verdeckt) befindet sich die Bilgenpumpe. Diese hat mehrere Funktionen. Mittels Dreh- und Kippventilen kann man das System so steuern, dass man entweder Wasser aus dem Schiff nach draussen pumpen kann (hoffentlich nie nötig!), und zwar wahlweise aus der Bilge des Maschinenraumes oder aus der Bilge des ehemaligen Frachtraumes (heutiger Salon). Die normalerweise benützte Variante ist allerdings: Man schaltet alles komplett um und saugt vom Kanal / Fluss Wasser an und leitet dieses auf das Gangbord (Seitendeck), wo ein Wasserschlauch angeschlossen werden kann. Dieser kann zum Waschen des Decks benützt werden. Sehr praktisch und man verbraucht kein Trinkwasser dafür. Dann kommen wir zum grossen weissen Motor in der Mitte des Bildes: Dies ist der 150 PS / 6 Zylinder Fahrmotor. Es ist ein IVECO NEF 150 Schiffsdiesel, welcher zwischen 600 RPM (Drehzahl pro Minute) und 2'800 RPM dreht. Normale Drehzahl beim Fahren ist zwischen 1'000 RPM und 1'700 RPM. Da wir von achtern (also hinten) nach vorne schauen, befindet sich gleich vor dem Motor die weisse Gear box (das Getriebe). Die Gear box kann man daran erkennen, dass zwei geschwungene schwarze Schläuche heraus kommen. Aus der Gear box kommt dann die Welle (in der Bildmitte unten sieht man die Aluminium-Verschalung der Welle). Die Welle führt über ein Wellenlager nach draussen zur Schraube. Diese treibt letztlich das Schiff an. An die Gear box angeflanscht die Hydraulikpumpe (rote Box). Diese erzeugt den Hydraulikdruck für die Bugschraube und die hydraulische Ruderanlage. Die Hydraulikpumpe speist über vier Schläuche die Hydraulikeinheit. Auf der Steuerbordseite sehen wir (vom Hintergrund zum Vordergrund): Das silbrige Gehäuse am Boden ist die Hydraulikeinheit. Diese regelt und steuert den Hydraulikdruck der Bugschraube (21 PS) und der

3 Ruderanlage (Schiffssteuerung). Davor am Boden sind die Batterien für den Haushaltstrom. Diese versorgen das Schiff über den Converter mit 220V Strom, wenn wir keinen Landstrom angeschlossen haben und der Generator nicht läuft. Die Kapazität der Batterien ist so ausgelegt, dass sie problemlos währen mindestens 12 Stunden den Strom für die Grundversorgung des Schiffs (Licht, Radio / TV, Kühlschränke, Tiefkühler, Heizungspumpe, Toiletten (Pumpen), elektrische Uhren etc. liefern. Starke Stromverbraucher wie Waschmaschine und Trockner, Geschirr Waschmaschine, Backofen oder auch Staubsauger und Haarföhn dürfen nicht über die Batterie laufen. Dafür muss der Generator (oder Landstrom) eingeschaltet werden. Über den Batterien hängt ein blauer Kasten, der Converter. Dies ist ein Wechselrichter, welcher aus 24 Volt Gleichstrom 220 Volt Wechselstrom für die Steckdosen auf dem Schiff herstellt oder umgekehrt aus 220 Volt Wechselstrom (Landanschluss oder Generator) in 24 Volt Gleichstrom zum Laden der Batterien umwandeln kann. Eine komplizierte, Computer gesteuerte und hochtechnische Einheit. Das einzige wirkliche High tech Teil auf dem Schiff. Das ganze Schiff ist auf 220 Volt Wechselstrom ausgelegt, das bedeutet, dass wir ganz normale Steckdosen (Eurostecker) haben wie jedermann / -frau zuhause. Auch die Lampen sind ganz normale 220 Volt Lampen, so dass wir unsere alten Lampen, welche wir schon in der Schweiz hatten, wieder montieren konnten. Nun wie kommen die 220 Volt Wechselstrom in die Steckdosen? Dazu gibt es drei Möglichkeiten: Wenn wir einen Landstromanschluss (Shore power) haben, kommt der Strom über ein dickes Landstromkabel ins Schiff. Innenbords ist eine Hauptsicherung und ein Stromzähler installiert. Dieser zählt die Ampere-Stunden, damit wir einen Landstrom Bezug allenfalls abrechnen können. Von dort führt die 220 Volt Shore power Leitung zum Converter. Dieser registriert, dass Landstrom vorhanden ist und leitet diesen an die 220 Volt Stromversorgung des Schiffs weiter. Gleichzeitig zweigt der Converter aber auch 220 Volt Strom ab, wandelt diesen in 24 Volt Gleichstrom um und lädt die Batterien für die Haushaltstromversorgung wieder auf. Wenn kein Landstrom vorhanden ist, können wir den Generator anschalten (Beschreibung siehe unten). Dieser liefert ebenfalls 220 Volt Wechselstrom an den Converter. Das Prinzip ist dasselbe wie beim Shore power. Wenn weder Shore power noch der Generator den Strom liefern, speisen die Batterien für den Haushaltstrom (24 Volt Gleichstrom) den Converter. Dieser wandelt die 24 Volt Gleichstrom in 220 Volt Wechselstrom um und speist damit die Steckdosen und Lampen im Schiff. Im Steuerhaus haben wir eine Batteriestandsanzeige, an der wir (unter anderem) ablesen können, wie viel Prozent

4 Batterieladung wir noch haben. Fällt der Batterieladestand unter ca. 60%, müssen wir spätestens den Gerator einschalten, um die Batterien wieder aufzuladen und den 220 Volt Strom ins Schiff zu liefern. Wenn wir keinen Landstromanschluss haben, müssen beim aktuellen Stromverbrauch unseres Haushaltes mit zwei Kühlschränken und einem Tiefkühlschrank, Radio- und TV Standby etc. den Generator etwa vier bis fünf Stunden pro Tag laufen lassen. Selbstverständlich werden sie Batterien auch mit dem Alternator (Dynamo) des Fahrmotors ein wenig geladen. Dieser ist aber viel zu wenig leistungsfähig, um den aktuellen Strombedarf zu decken. Ein Besonderheit der zugegebenermassen etwas komplexen Stromversorgung soll nicht unerwähnt bleiben: Die Waschmaschine, der Wäschetrockner, die Geschirrwaschmaschine wie auch der elektrische Backofen dürfen aufgrund ihres hohen Stromverbrauches nicht über die Batterien laufen. Die Stromversorgung ist so geschaltet, dass die Steckdosen, an denen diese Geräte angeschlossen sind, nur mit Strom versorgt werden, wenn entweder Shore power vorhanden ist oder der Generator läuft. Auf der Steuerbordseite des Maschinenraums befindet sich weiter der Tank für den roten Diesel, auch Traktordiesel genannt (der Converter ist am Tank befestigt). Mit dem roten Diesel betreiben wir die Öl-Zentralheizung und den Generator. Die Tankkapazität ist wie beim weissen Diesel ca. 2'000 Liter. Der rote Diesel unterscheidet in zwei Eigenschaften vom Weissen: Einerseits in der Farbe und andererseits (und dies vor allem!) im Preis. Er wird anders besteuert und ist deshalb billiger. Zurzeit beträgt der Unterschied zum weissen Diesel (Tankstellenpreis) ca. 20 Euro-Cent. Technisch besteht kein Unterschied zwischen den zwei Sorten. Da kann man sich natürlich fragen, warum wir nicht auch mit rotem Diesel fahren. Diese Frage können wir leicht beantworten: Technisch wäre dies problemlos möglich. Nur wenn wir erwischt werden, bezahlen wir eine Busse und Straf- und Nachsteuern im mittleren vierstelligen Eurobereich. Es lohnt sich also nicht! In der blauen Box vor dem Dieseltank ist der Generator untergebracht. Es ist ein Mitsubishi Dreizylinder Dieselmotor, welcher der Stromer- zeugung dient. Er hat eine Leistung von 10.5 KVAh (Kilo-Volt-Ampere-Stunden), das heisst, er liefert 10'500 Watt pro Stunde. Die blaue Box ist eine sogenannte Silent box. Nomen est omen: Die Box dämpft den Lärm des Motors stark ab. Zusammen mit der Isolation des Maschinen- raums gegenüber dem Fahrhaus und dem Salon hört man den Generator fast nicht mehr, wenn er läuft. Auch ausserhalb des Schiffs hört man ihn nur leise brummen. Das ist wichtig, denn mit den alten, lauten Generatoren haben schon viele Schiffer die Anwohner einer Landestelle

5 geärgert und mit diesen Streit bekommen. Trotzdem lassen wir den Generator nie länger als bis neun Uhr abends laufen. Das silbrig eingepackte Gebilde, das in der Mitte aus dem Motor kommt und an der Decke nach Steuerbord läuft, ist der isolierte Auspuff des Fahrmotors. Die Isolation ist ein Wärmeschutz und eine Kopf Anschlag Dämpfung. -