ALLERGIE- DIAGNOSTIK LABORNEWS. Alles rund um das diagnostische und analytische Vorgehen bei Allergien sowie Therapieansätze.

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1 NR. 2 JUNI ALLERGIE- DIAGNOSTIK Alles rund um das diagnostische und analytische Vorgehen bei Allergien sowie Therapieansätze. LABORNEWS Allerlei Wissenswertes rund um das Labor Rothen.

2 ALLERGIEDIAGNOSTIK IM LABOR ROTHEN Zur Allergieabklärung stehen Ihnen in unserem Labor zwei diagnostische Pfade zur Verfügung: Das Testkonzept von ImmunoCAP und die Allergieprofile 20 für Nahrungs- und Inhalationsallergene. Ergänzend hilft die weiterführende molekulare Diagnostik optimale therapeutische Massnahmen einzuleiten. Schätzungsweise ein Drittel der Schweizer sind von Inhalations-, Nahrungsmittel-, Kontakt- oder Insektengiftallergien betroffen, über eine Million alleine von Heuschnupfen. Allergien sind zunehmend häufig. Allergische Reaktionen sind oft nur lästig, selten aber auch Ursache schwerer gesundheitlicher Probleme. Deshalb sollten Allergien sorgfältig abgeklärt werden. Nahrungsmittelallergien bleiben meist auf orale Symptome limitiert, können aber auch eine generalisierte Urticaria oder sogar eine Anaphylaxie zur Folge haben. Insbesondere bei Kindern wird Asthma bronchiale massgeblich durch Allergien getriggert. Ausgangspunkt der Allergiediagnostik ist eine gründliche Anamnese und Beschreibung der klinischen Symptome (Rhinokonjunktivitis, atopische Dermatitis, Urtikaria, gastrointestinale und respiratorische Symptomatik, etc.). Zur Objektivierung hat sich in der Praxis die Hauttestung (Prick-, Scratch-, Reibetestung) als diagnostisches Verfahren bewährt. Im Fachlabor wird die serologische Diagnostik mit den verschiedenen Verfahren durchgeführt. Dabei kommen unterschiedliche Konzepte zum Einsatz: Mit dem Testkonzept von ImmunoCAP werden die verursachenden Allergene über die Analyse von Gruppen- und Einzeltests stufenweise identifiziert. Mit dem Testkonzept der Allergieprofile 20 werden direkt jeweils die 20 häufigsten Inhalationsallergene und Nahrungsallergene geprüft und identifiziert. Weiterführend steht mit der molekularen Diagnostik DPA Dx eine wachsende Palette von Markern zur Verfügung, welche helfen, die Tragweite der allergischen Erkrankungen und Ansatzpunkte der Therapie zu erfassen. Die molekulare Diagnostik trägt zu einem besseren Verständnis allergologischer Erkrankungen bei. So wird erklärbar, weshalb eine Person, welche gegen Pollen allergisch ist, nach dem Verzehr eines Apfels mit oralen Symptomen reagiert, während Apfelmus keine Reaktion provoziert. Wir können besser erkennen, welche Allergiker auf den Genuss von Erdnüssen unbedingt verzichten müssen. Und wir können besser triagieren, welche Personen von einer spezifischen Immuntherapie (SIT) profitieren könnten. Daraus ergeben sich spannende Perspektiven. Jean-Pierre Rothen, Dr. phil. II, Laborspezialist FAMH Telefon Therapeutisch steht insbesondere bei Pollenallergien die medikamentöse Therapie zur Linderung der Symptome im Vordergrund. Antihistaminika, Cortikosteroide und andere Antiallergika werden dazu in geeigneter galenischer Form appliziert. Ist das auslösende Allergen identifiziert und die Exposition vermeidbar, ist eine Allergenkarenz effektiv. Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist die einzige kausale Therapie. Sie kann bei Allergien gegen Pollen, Hausstaub- Tierepithelien oder Insekten in Betracht gezogen werden. Wegen der langen Therapiedauer ist die Indikation besonders sorgfältig zu stellen. Im Folgenden werden das Testkonzept von ImmunoCAP, die Allergenprofile 20 und die molekulare Diagnostik DPA Dx genauer beschrieben und mit einer Empfehlung für das diagnostische Vorgehen. Eine aktuelle Einschätzung der Abklärungsstrategien und Laborparameter liefert das Interview mit Professor Peter Schmid-Grendelmeier.

3 1.a Testkonzept von ImmunoCAP (Phadia) Aufgrund der klinischen Symptome erfolgt die Einteilung in Rhinokonjunktivitis, atopische Dermatitis und Nahrungsmittelallergie. Anamnestisch wird die Erkrankung weiter eingegrenzt, z.b. in saisonale und ganzjährige Beschwerden. Daraus ergibt sich ein rationales diagnostisches Vorgehen. Das diagnostische Grundraster wird durch gezielte Gruppen- und Einzeltests ergänzt. Anamnese Rhinokonjunktivitis / Asthma Atopische Dermatitis Nahrungsmittelallergie saisonale Pollinosen Nahrungsmittel-Screening (fx5) Kinder Frühjahrspollinose (Jan.-Apr.) Nahrungsmittel-Mischung (fx24) Nahrungsmittel-Screening (fx5) Birke Bet v1 (Leitallergen) Hausstaubmilbe (d1 und d2) Nahrungsmittel-Mischung (fx24) Birke Bet v 2/4 (Nebenallergene) Malassezia sympodialis (m70) Erwachsene Esche, Ole e1 (Leitallergen) Frühsommerpollinose (Mai-Jul.) Lieschgras Phl p1/5b (Leitallergen) Lieschgras Phl p7/12 (Nebenallergene) Spätsommerpollinose (Aug.-Okt.) Beifuss (Allergenextrakt) Ambrosia Amb a1 (Leitallergen) ganzjährige Beschwerden Hausstaubmilbe (d1 und d2) Schimmelpilzmischung (mx1) Ficus (k81) andere Allergene selektiv Nahrungsmittel-Screening (fx5) Nahrungsmittel-Mischung (fx24) Obstmischung Birkenpollen-assoziiert (fx31) Eine Auswahl weiterer, möglicher Gruppentests finden Sie hier: Bäume Gräser Chemikalien Desinfektionsmittel Tierepithelien Haustiere Daunen Federn Nüsse Meeresfrüchte Getreide Gemüse Fleisch Bitte beachten Sie, dass positive Gruppentests ausdifferenziert werden sollten.

4 1.b Allergieprofile 20 Zuweilen ist die Anamnese nicht so eindeutig wie erhofft und oftmals ist eine Hauptallergie von weiteren Allergien begleitet. Auch in der Hausarztmedizin haben sich die Untersuchungen der 20 häufigsten Inhalations- resp. Nahrungsallergenen als kostengünstiges Vorgehen bewährt. Mit diesem Vorgehen werden direkt 20 Einzelresultate ermittelt, wovon lediglich 6 resp. 4 spezifische IgE abgerechnet werden. Inhalationsallergene 20 Nahrungsallergene 20 g6 Lieschgras f1 Eiweiss g12 Roggen f75 Eigelb t2 Erle f2 Milch t3 Birke f78 Casein t4 Hasel f4 Weizenmehl w6 Beifuss f5 Roggenmehl w9 Wegerich f14 Sojabohne d1 D. pteronyssinus f10 Sesam d2 D. farinae f13 Erdnuss e1 Katze f17 Haselnuss e5 Hund f20 Mandel e3 Pferd f49 Apfel e6 Meerschweinchen f84 Kiwi e82 Kaninchen f95 Pfirsich e84 Hamster f25 Tomate ex72 Käfigvögel f31 Karotte m1 Penicillium notatum f35 Kartoffel m2 Cladosporium herbarum f85 Sellerie m3 Aspergillus fumigatus f3 Kabeljau m6 Alternaria alternata f23 Krabbe

5 2 DPA Dx (Definierte Partialallergen-Diagnostik von Euroimmun) Ergänzend zur konventionellen Allergiediagnostik, welche Reaktionen mit Allergenextrakten untersucht, stellen wir Ihnen indikationsbezogene Profile von rekombinanten Allergenen zur Verfügung, welche eine molekulardiagnostische Unterscheidung von Haupt- und Nebenallergenen erlauben. Diese Profile geben weiter führende Informationen in Bezug auf klinische Fragestellungen wie: Die Indikation bzw. Erfolgsaussichten einer SIT (spezifische Immuntherapie) Die Abschätzung des Schweregrades einer Nahrungsmittelallergie Das Vorliegen von Kreuzallergien (Kontakturticaria der Mundschleimhaut resp. orales Allergiesyndrom) In jedem Testansatz wird auf verschiedene rekombinante Allergene getestet. Mit den Einzelresultaten wird auch eine Interpretation der Resultatkonstellation geliefert (siehe Musterbefund und Fallbeispiele). Bisher stehen folgende Testprofile zur Verfügung: DPA Dx Pädiatrie DPA Dx Milch DPA Dx Insektengifte DPA Dx Pollen Ei, Milch, Erdnuss Milch Biene, Wespe Lieschgras, Birke Weitere Indikationsbezogene Profile, z.b. Haselnuss oder Soja, sind in Vorbereitung. Die Anforderung erfolgt manuell im Feld «Zusätzliche Analysen» im Rahmen des stufendiagnostischen Vorgehens.

6 DIAGNOSTISCHES VORGEHEN Labordiagnostisch stehen zwei Testkonzepte zur Verfügung, die beide ihre Berechtigung haben. Sie kommen je nach Anamnese und Klinik zum Einsatz. Von Fall zu Fall kann das eine oder das andere Vorgehen vorteilhaft sein. Meist ist es nicht sinnvoll, die Diagnostik gemäss beiden Strategien gleichzeitig zu betreiben. Allergenprofile 20 für Inhalations-und Nahrungsallergien Indikation: Es soll im Rahmen eines check-up ein Allergie-Screening durchgeführt werden; die Anamnese ergibt einen Verdacht auf eine allergische Komponente Verlaufskontrolle bei Vorliegen mehrerer Allergene Vorteil dieser Strategie ist der breite Überblick über die häufigen Allergene. Beiden Inhalationsallergenen werden Bäume, Gräser, Tierepithelien, Schimmelpilze und die ganzjährig aktiven Milben getestet. Bei den Nahrungsmittelallergenen wird ein Querschnitt durch die gängigen Nahrungsmittel getestet. Nachteil ist, dass seltenere Allergene nicht erfasst werden. ImmunoCAP Indikation: Die Anamnese hat einen spezifischen Verdacht auf ein auslösendes Allergen oder eine Allergengruppe ergeben Verlaufskontrolle eines bekannten Allergens Vorteil dieser Strategie ist die Identifizierung des auslösenden Allergens durch stufenweisen Einsatz von wenigen Tests. Voraussetzung ist eine präzise und schlüssige Anamnese. Nachteil ist, dass Nebenallergene verpasst werden können. Beide Abklärungsschemata können durch die molekulare Diagnostik DPA Dx ergänzt werden, sobald die auslösenden Allergene identifiziert sind, damit die Patienten der geeigneten Therapie zugeführt werden können.

7 mit Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier ALLERGIEDIAGNOSTIK: STELLENWERT DER LABORANALYTIK Wie sieht eine sinnvolle Abklärungsstrategie für die Hausarztpraxis aus? Welchen Stellenwert hat die Bestimmung spezifischer IgE, welche die Bestimmung von IgE gesamt? Zentral und primär ist eine präzise Anamnese, mit der sich oft schon der Verdacht auf eine Allergie und ein bestimmtes Allergen identifizieren lässt. Hauttest und/oder IgE-Bestimmung dienen dann einerseits der Bestätigung einer vermuteten Sensibilisierung oder unter Umständen auch der Suche nach einer möglichen allergischen Genese bei breiterer Symptomatik wie Asthma, Rhinokonjunktivitis, Magendarmbeschwerden oder gewissen Hautveränderungen wie Ekzemen oder Urtikaria. Welche Bedeutung hat die molekulare Diagnostik durch rekombinante Allergene? Mit der molekularen Allergiediagnostik lassen sich verschiedene Aspekte einer Sensibilisierung besser herausarbeiten: Welches ist die Bedeutung von Parametern wie der Tryptase, des eosinophilen kationischen Proteins und der Diaminoxidase? Die Tryptase ist einerseits ein Parameter für Mastzellaktivität und -zahl und somit ein Hinweis auf mögliche Mastozytose und anderseits ein Biomarker für eine Anaphylaxie: Steigt in 2 bis 6 Stunden nach einer Anaphylaxie deutlich an, um dann innerhalb 12 bis 24 Stunden wieder in den Normbereich abzusinken. ECP misst das Ausmass der Eosinophilenaktivierung und kann die Asthma-Aktivität reflektieren oder bei Erkrankungen mit Hypereosinophilie weiterführen. Diaminoxidase liefert leider nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen (vorhergehende histaminreduzierte Kost u.a. mehr) durch tiefe Werte Hinweise auf eine Histaminintoleranz. Aus unserer Erfahrung in der Klinik zu wenig zuverlässig. Mögliche Identifikation von Kreuzallergien Optimale Auswahl der Patienten für eine allergenspezifische Immuntherapie Bis zu einem gewissen Grad eine Risikoabschätzung bei positiven Hauttestbefunden oder spezifischen IgE bei Allergenen wie z.b. auf Erdnuss, Haselnuss oder Latex Wann soll der Allergologe beigezogen werden? Bei Verdacht auf Medikamenten- oder Hymenopterengiftallergien mit systemischen Reaktionen v.a. bei Beteiligung der Atemwege oder Kreislaufsymptome Bei heiklen, möglicherweise allergischen, Reaktionen wie anaphylaktischem Schock Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier Allergiestation, Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie Falls eine allergenspezifische Immuntherapie induziert oder verordnet werden soll

8 QV-Vorbereitung für MPA Spalenzirkel: Jetzt anmelden! In unserem beliebten Spalenzirkel-Programm hat es noch letzte freie Plätze. Lassen Sie sich über diese Themen von ausgewiesenen Spezialistinnen und Spezialisten informieren: Kennst du Deine Grenzen oder klagst Du noch? Referentin Bea Ruzicka Inhalt Ich stehe für meine Grenzen Datum ein und sage NEIN! Do. 18. Juni Uhr Ort Bildungszentrum Mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Das Labor Rothen Referent Claude Rothen Inhalt Führung durchs Labor mit interessanten Einblicken Datum Do. 2. Juli Uhr Ort Spalengraben 15, Basel Ambulatorium Referent Claude Rothen Inhalt Kenntnis der Ambulatoriums Tests Präanalytik und Bedeutung Datum Do. 3. / 10. September Uhr Ort Seminarraum im Spalengraben 9, Basel Infektiöse Durchfallerkrankungen Referentin Ingrid Steffen Inhalt Differentialdiagnose der Diarrhoe / Laboranalysen Datum Do. 22. / 29. Oktober Uhr Ort Seminarraum im Spalengraben 9, Basel Weitere Informationen oder Anmeldung an: spalen-zirkel@labor-rothen.ch Am 21. März 2015 engagierte sich das Labor Rothen für die QV-Vorbeitung zukünftiger MPA mit einem abwechslungsreichen Programm aus dem Alltag. Den angehenden MPA wurden praktische Arbeiten vermittelt und die Abläufe am Mikroskop etc. geprobt. Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Erfolg! Wir unterstützen Medair. Neben anderen Hilfsprojekten liegt uns auch die Tätigkeiten von Medair sehr am Herzen. So unterstützen wir Medair regelmässig finanziell und ideell. Medair ist eine humanitäre Hilfsorganisation, die, von christlichen Grundwerten inspiriert, menschliches Leid in einigen der entlegensten und gefährdetsten Regionen der Welt lindert. Wir helfen Menschen in Krisengebieten, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder Nationalität. Als Unterzeichner des Verhaltenskodex des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes glauben wir, dass Hilfe allen zukommen sollte, die in Not sind, und nicht dazu benutzt werden sollte, einen bestimmten politischen, sozialen oder religiösen Standpunkt zu unterstützen. Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Nöten der Menschen, denen wir helfen. In Notsituationen retten wir Leben und bleiben auch darüber hinaus vor Ort, um den Menschen zu helfen, die Krise in Würde zu überstehen. Weitere Informationen