9.So n.trin 2015 RT Kreuzkirche Mtth 13, 44-46
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- Cathrin Böhm
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1 9.So n.trin 2015 RT Kreuzkirche Mtth 13, Predigttext Liebe Gemeinde, das sind doch klare Bilder, oder? Das Himmelreich ist wertvoll wie ein Schatz, kostbar wie eine besondere Perle. Es lohnt sich, diesen Schatz zu bekommen, sich an dieser Perle zu freuen. Alles klar. Wozu noch eine Predigt darüber? Ich war selber überrascht, wie viel ich noch entdeckt habe, als ich begonnen habe, den Text in verschiedene Richtungen zu bürsten + ihn aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. > Jens Schmid < Es fängt damit an, dass ich den Verdacht habe, dass unsere Zeitgenossen eher auf anderen Wegen den Himmel suchen andere Vorstellungen davon haben. Jens Schmid wäre so ein Beispiel: Endlich! endlich hatte er es geschafft. Seit Jahren hatte er auf diesen Moment gewartet. Seine Freunde würden Augen machen! So was findet man nicht alle Tage. Es ist die Chance seines Lebens. -- So jedenfalls denkt Jens Schmid. Er hat alles für diesen einen Job riskiert. Seine Frau und seine Kinder wie oft hörte er sich sagen: Nur noch dieses halbe Jahr durchhalten dann wird alles anders nur noch dieses TraineeProgramm nur noch diese beiden Wochenendfortbildungen nur noch diese paar Überstunden. 1
2 Jens Schmid hat geackert bis zur Erschöpfung für die Chefs gebuckelt die Bemerkungen der Kollegen ertragen auf seine Familie verzichtet. Jetzt jetzt würde er den Himmel auf Erden dafür ernten. Jetzt könnte er seiner Familie endlich alles bieten ihre Zukunft ist gesichert. Nur schade, dass zu diesem Zeitpunkt seine Gesundheit ruiniert ist und sich seine Familie ihr Leben ohne ihn eingerichtet hat. > Matthäus 13, Herr Landmann < Wie anders hört sich die Geschichte bei Herrn Landmann und Herrn Kaufmann an: Predigttext: Gleichnis vom Schatz und von der kostbaren Perle Im Gegensatz zu Jens Schmid rechnet Herr Landmann nicht mit der Verbesserung seiner Lebensverhältnisse. Er hat sich damit abgefunden, auf dem Acker anderer Leute sein Brot zu verdienen als einfacher Landarbeiter mit seiner Hände Arbeit. Er rackert sich ab für ein bescheidenes Auskommen. Als er eines Tages beim Pflügen oder Unkrauthacken auf etwas Hartes Großes stößt, schimpft er zunächst lauthals los: Schon wieder so eine verdammte Felsplatte. Als ob mein Leben nicht schon mühsam genug wäre. Warum werden immer mir die Steine in den Weg gelegt? Doch als er abends heimkommt, liegt ein Leuchten über seinem Gesicht. Richtig selig wirkt er. Er verschwindet gleich im Haus und gruschtelt rum. Keine Spur von Müdigkeit wie sonst. Übermütigt tobt er mit den Kindern im Hof herum. Feiern sollen sie heute Abend alle miteinander. Seine Frau kommt aus dem Sich-Wundern gar nicht mehr heraus. Und wie groß ist ihr Schreck, als am nächsten Morgen alles Ersparte verschwunden ist, mitsamt ihrem Mann. 2
3 > Nachfolger Jesu < Ein solch seliges Leuchten sah man auch auf den Gesichtern der Männer und Frauen, die Haus und Hof verließen, um Jesus durch die Lande zu folgen. Auch sie waren eines Tages mitten aus der täglichen Mühe heimgekehrt und waren wie verwandelt. Auch sie hatten den Schatz im Acker ihres Lebens gefunden. Jesus zog durch die Lande Hunderte auf den Fersen. Einige stolpern über ihn, schimpfen über diesen Stein des Anstoßes stoßen sich die Füße bei ihrer täglichen Routine und ärgern sich. Andere werden von diesem Stein magisch angezogen Sie sind so unvernünftig, Beruf und gesicherte Verhältnisse aufzugeben, um mit ihm durch das Land zu ziehen. > Was tun mit dem Schatz? < Aber wie ist das jetzt mit diesem Schatz im Acker bei uns? Für die, die Jesus folgen, ist alles klar. Für die, die den Schatz und seinen Wert erkennen, ist auch alles klar. Für die, die die Perle schon lange suchen, sowieso. Und was ist mit den anderen? Wie viele Menschen wissen um den Schatz im Acker, kennen sogar die Fundstelle aber sie erkennen ihn nicht? Oder sie lassen ihn liegen, nutzen ihn nicht? Oder sie vertrösten sich auf spätere Gelegenheiten? Passt denn das Himmelreich in unsere Zeit? 3
4 > Marktwert? < Beim Nachdenken über diesen Bibeltext ging mir irgendwann das Stichwort Marktwert nicht mehr aus dem Kopf. Unsere Welt ist gepolt auf den Marktwert: Alles dreht sich drum, wie sehr etwas auf dem Markt gefragt ist oder eben auch nicht. Wie viel etwas einbringt. Es geht um den Marktwert von Dingen, den Marktwert von Firmen, von Leistungen ja auch von Menschen. Sogar mit sogenannten Taten der Nächstenliebe werden noch Geschäfte gemacht. Es geht um Ansehen, um Bekanntheit es geht darum, Erster zu sein oder Bester. Das Himmelreich scheint auf der Spielwiese der Marktwirtschaft nicht viel herzugeben aber gerade darin liegt sein Wert! Das können wir gar nicht hoch genug schätzen. Das Himmelreich bemisst Leben anders. Die Maßstäbe von Gottes Reich lauten eher: Du genügst und musst dich nicht in deiner Leistung ständig selbst übertreffen. Du bist wertvoll unabhängig von anderen. Du gehörst dazu auch wenn du anders bist. Von Gott her gibt es Leben, das nicht mit Geld zu kaufen ist und das wir uns nicht erleisten müssen. Sind wir noch auf der Suche nach der kostbaren Perle? oder haben wir uns längst mit weniger zufrieden gegeben? Wir als Kirche sollen das Himmelreich nicht wie einen Schatz hüten, gut versteckt, dass es von keinem andern gefunden wird. Sondern die Schatzkiste offenhalten. Wir können den Schatz austeilen mit vollen Händen. 4
5 Gott wohnt schließlich auf unserem Lebensacker und nicht nebenan. Das Himmelreich gibt Kraft und Richtung, das Leben auf dem Acker unseres Lebens zu finden und zu gestalten. Wenn wir den Wert des Himmelreiches erahnt haben, können wir auch scheinbare politische und gesellschaftliche Zwangsläufigkeiten aufbrechen. Wir können uns bei unseren Mitmenschen oder in der Gesellschaft einmischen und nicht lockerlassen, bis das Leben wieder zum Zug kommt. Für Herrn Landmann und Herrn Kaufmann ist klar: Den Schatz lieber im Acker lassen? Diese eine Perle links liegen lassen? Er wäre ein Dummkopf. Mit Gottes Gegenwart nicht rechnen? Der Schatz liegt vor unsren Füßen! 5
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