Projektbeschreibung Jedem Kind ein Instrument

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1 Projektbeschreibung Jedem Kind ein Instrument 1. Einleitung Jedem Kind ein Instrument ist ein Projekt der Kulturstiftung des Bundes, des Landes Nordrhein- Westfalen und der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS-Treuhand e.v. unter Beteiligung der Kommunen des Ruhrgebiets und privater Förderer. Das Projekt ist ein musikpädagogisches Angebot im Rahmen der Kulturhauptstadt Im gesamten Ruhrgebiet erhalten bis 2010 sukzessive alle Erstklässler die Möglichkeit, während ihrer Grundschulzeit ein Musikinstrument zu erlernen. Das Programm Jedem Kind ein Instrument ergänzt den Musikunterricht, es ersetzt ihn nicht. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Angebot wendet sich explizit an alle Kinder: Um die Integration unterschiedlichster Gruppen zu gewährleisten, wird es Stipendien und Gebührenbefreiungen für sozial Benachteiligte geben. Zudem werden an jeder Schule Musikinstrumente aus den Herkunftsländern von Migranten angeboten. 2. Projektzeitraum Das Projekt hat 2003 in Bochum als Kooperation der Musikschule Bochum, der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e.v. und den Grundschulen begonnen. In seiner jetzigen Form mit neuer Trägerschaft und neuem Konzept zur Ausdehnung auf das gesamte Ruhrgebiet, startete das Projekt in den Schulen zum Schuljahr 2007/2008. Die von den drei Initiatoren zugesagte Förderung für das Ruhrgebiets- Programm erstreckt sich bis zum Schuljahr 2010/2011, eine Fortführung über diesen Zeitraum hinaus ist vom Land NRW zugesagt. Im Sommer 2010 wird es anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 einen Großevent geben. 3. Projektgebiet Das Projektgebiet ist identisch mit dem Gebiet des Regionalverbands Ruhr (RVR): Quelle: Eine Liste der teilnehmenden Musikschulen kann auf der Website eingesehen werden. 1

2 4. Projektorganisation Ein Projektbüro berät die Musikschulen in allen relevanten Fragen und übernimmt die überregionalen Aufgaben (Projektkonzeption, Kommunikation, Stipendienvergabe, Fortbildung der Musikschullehrer, Wissenschaftliche Begleitung). Es gewährleistet den Wissenstransfer von Bochum in alle Musikschulen der Region, begleitet die Instrumentenbeschaffung und unterstützt die Schulen bei dieser Herausforderung, die weit über die eigentlichen Musikstunden hinausgeht. Die Zukunftsstiftung Bildung bringt ihre Kompetenz bei der Konzeption, Bewerbung und Vergabe der Stipendien sowie ihre Erfahrung aus dem Bochumer Projekt ein. Das Projektbüro steht auch für Anfragen aus anderen Bundesländern und für internationale Interessenten zur Verfügung. Im Frühjahr 2007 erhielten die Musikschulen des Ruhrgebiets vom Projektbüro alle Anmeldeunterlagen für die Teilnahme als Projektpartner an Jedem Kind ein Instrument. Das Paket enthielt Informationen zu Projekt und Finanzierungsmodalitäten. Ebenso waren darin die Projektstandards beschrieben, deren Einhaltung Grundlage einer Teilnahme an Jedem Kind ein Instrument sind. 34 von 40 Musikschulen des Ruhrgebiets sind derzeit Projektpartner; sie meldeten dem Projektbüro zum Schulstart 2007/08 insgesamt 223 kooperierende Grundschulen zurück. Eine starkes Wachstum von Jedem Kind ein Instrument innerhalb des Ruhrgebiets ist bereits für das Schuljahr 2008/09 geplant. 5. Projektablauf Bereits vor dem Beginn des ersten Schuljahres werden die Eltern der zukünftigen Erstklässler an den teilnehmenden Grundschulen über das Projekt informiert und können ihre Kinder über die Grundschule bei der örtlichen Musikschule zur Teilnahme anmelden. Der Unterricht von Jedem Kind ein Instrument beginnt mit der Einschulung der Kinder und endet nach dem vierten Schuljahr. Im ersten Schuljahr werden die Kinder über das Singen, Tanzen und Malen spielerisch an musikalische Grundelemente wie Takt, Rhythmus, Notation herangeführt. Ebenso lernen sie eine breite Palette an klassischen Instrumenten kennen. Die Lehrer führen beispielsweise Geige und Querflöte, ebenso wie Posaune und Horn, Mandoline oder die türkische Baglama (pers. Saz) vor. Die Kinder probieren die Instrumente aus und bauen einige auch nach, um die Prinzipien der Tonerzeugung verstehen zu können. Am Ende der ersten Klasse sollen die Kinder neugierig sein, eines der vorgestellten Instrumente zu erlernen. Jedes Kind wählt schließlich sein Lieblingsinstrument. Für den Elementarunterricht gehen Musikschullehrer an die Schulen und gestalten die Stunden im Tandem mit den Grundschullehrern. Das gemeinsame Unterrichten ermöglicht eine intensive pädagogische Betreuung. Im zweiten Schuljahr erhalten die Kinder das gewählte Instrument als Leihgabe für den Unterricht und für das Üben zu Hause. Musikschullehrer unterrichten Kleingruppen von maximal fünf Kindern am Instrument. Die Kinder erleben so bereits in den Unterrichtsstunden den charakteristischen Ensembleklang und erlernen früh das gemeinsame Musizieren. Von der dritten Klasse an kommt zum Instrumentalunterricht das Spiel im Ensemble Kunterbunt hinzu. Jahrgangsübergreifend üben die Kinder einmal wöchentlich das Zusammenspiel als Schulorchester. Dabei geht es ebenso um die musikalische Ausbildung wie um die Erfahrung, außerhalb des klassischen Schulunterrichts gemeinsame Ziele zu haben. Am Ende eines jeden Schuljahres steht ein großes Abschlusskonzert. 2

3 6. Teilnahmebeiträge Im ersten Jahr werden maximal 10 Euro pro Monat für die Teilnahme am Unterricht von Jedem Kind ein Instrument erhoben. Im zweiten Jahr ist der Maximalbeitrag auf 20 Euro pro Monat festgesetzt. Im dritten und vierten Jahr werden maximal 35 Euro pro Monat fällig. Kinder von ALG-II- und Sozialhilfe-Empfängern sind von den Beiträgen komplett befreit. Darüber hinaus stehen Stipendien zur Verfügung, die auf Empfehlung der Schulleitung unbürokratisch von der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e.v. vergeben werden. 7. Projektfinanzierung Die Kulturstiftung des Bundes und das Land Nordrhein-Westfalen stellen für das Projekt bis zum Schuljahr 2010/2011 insgesamt je 10 Mio. Euro zur Verfügung. Die Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e.v. bringt mit privaten Förderern zusammen weitere 2,5 Mio. Euro ein. Über die für das Projekt erhobenen Teilnahmebeiträge werden die Kosten für die Lehrkräfte in Höhe von circa 15 Mio. Euro finanziert. Die teilnehmenden Kommunen erbringen einen Eigenanteil von insgesamt circa 2,5 Mio. Euro. Für den Stipendienfonds und teilweise für den Ankauf der Instrumente werden darüber hinaus noch 10 Mio. Euro Sponsorengelder benötigt. 8. Projektunterstützer Das Projekt Jedem Kind ein Instrument kann auf drei Ebenen unterstützt werden: Übernahme von Patenschaften für einzelne Kinder oder ganze Klassen (Stipendien) Unterstützung von Kindern oder Musikschulen (Projektpartner) bei der Instrumentenanschaffung Spenden und Sponsorings für das Gesamtprogramm 9. Qualitätssicherung Um die Qualität und das Erreichen der gesteckten Ziele zu sichern, greift das Projekt auf verschiedene Instrumente der Qualitätssicherung zurück. Die Elemente der Qualitätssicherung sind: Festschreibung von Projektstandards intensive Fortbildung der Musik- und GrundschullehrerInnen wissenschaftliche Begleitforschung finanzielles und statistisches Controlling des gesamten Projektes Gewährleistung festgeschriebener Projektstandards Die Standards gelten für alle teilnehmenden Kommunen. Sie sind Teil der Bewerbung. Grundsätzlich ist die betreffende Kommune für die Einhaltung der Standards verantwortlich. Die von den Kommunen beauftragten Musikschulen verpflichten sich, mit ihrem Unterrichtsangebot folgende Kriterien zu erfüllen: 3

4 Jedem Kind ein Instrument strebt eine Beteiligung möglichst aller Kinder an verpflichtet sich, besonders Kinder aus bildungsfernen oder finanzschwachen Familien durch gezielte Ansprache und durch Einrichtung eines Stipendienfonds für eine Teilnahme zu gewinnen bezieht solche Grundschulen ein, die die Sozialstruktur des Einzugsgebiets abbilden beginnt mit dem ersten und endet nach dem vierten Grundschuljahr bereitet die Kinder im ersten Schuljahr in Zusammenarbeit mit einer Grundschullehrkraft vor gibt jedem beteiligten Kind kostenlos ein Instrument für drei Jahre an die Hand bietet allen Kindern folgende Auswahl an Musikinstrumenten an (Mindestliste): Geige, Bratsche, Violoncello, Kontrabass, Trompete, Posaune, Horn, Querflöte, Klarinette, Gitarre, Mandoline, Akkordeon, Blockflöte sowie mindestens zwei Instrumente aus den Herkunftsländern der Migranten wie zum Beispiel Baglama und Bouzouki. gewährleistet Instrumentalunterricht in Kleingruppen (max. 5 Kinder pro Unterrichtsstunde im Durchschnitt) bietet für Kinder im dritten und vierten Schuljahr die Teilnahme am Ensemblespiel als integralen Bestandteil des Projekts an schließt jährlich mit einem repräsentativen Vorspiel aller Instrumentalschüler ab bezieht das Singen in jeden Unterricht intensiv mit ein übt stilistische Offenheit gegenüber allen Musikstilen Die Musikschule berechnet für den Unterricht maximal folgende monatlichen Entgelte: 10 im ersten, 20 im zweiten, 35 im dritten und vierten Grundschuljahr Sozialhilfe- und ALGII- Empfänger zahlen keine Teilnahmegebühren vermittelt Stipendien beschafft mit Unterstützung des Projektbüros Sponsorengelder für den Ankauf von Musikinstrumenten setzt grundsätzlich examinierte Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer ein setzt grundsätzlich angestellte und entsprechend bezahlte Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer (TVÖD) ein zahlt Honorare in Höhe der TVÖD/TVL-Arbeitgeberkosten, Gruppe 9, wenn in Ausnahmefällen ersatzweise Honorarkräfte eingesetzt werden verpflichtet sich im Sinne des Projektes zur permanenten Weiterbildung der Lehrkräfte, unterstützt durch das Projektbüro berät Eltern und Kinder bemüht sich um bildungsferne Familien durch gezielte Ansprache und offensive Information Fortbildung der teilnehmenden Lehrkräfte Von Herbst 2007 an soll bis 2010 eine große Anzahl von Lehrkräften der Grundschulen und Musikschulen im Ruhrgebiet fortgebildet werden, um sie auf die speziellen Erfordernissen des Unterrichts im Rahmen des Projekts Jedem Kind ein Instrument vorzubereiten. Wissenschaftliche Evaluation Das Projekt Jedem Kind ein Instrument wird bis August 2011 von Wissenschaftlern begleitet. Die Ergebnisse dieser Begleitforschung sollen am Ende des Untersuchungszeitraums publiziert und öffentlich präsentiert werden. Ziel dieser Forschung ist unter anderem, zu ermitteln, wie sich die Teilnahme am Projekt auf die Kinder auswirkt und ob die eingesetzten Mittel und Methoden die gewünschten Effekte haben. 4

5 Controlling Die Verwendung aller Projektmittel erfolgt entsprechend der Landeshaushaltsordnung Nordrhein- Westfalens und der Vergabeordnung VOL. Das Projektbüro überprüft die ordnungsgemäße Verwendung der bereitgestellten Gelder. Die Projektmittel sollen ausschließlich für die Zwecke des Programms Jedem Kind ein Instrument verwendet werden. Mit geeigneten Statistiken soll veranschaulicht werden, wie viele Kinder am Projekt teilnehmen, welche Instrumente sie spielen, ob und wie lange sie dabeibleiben und welcher familiäre Hintergrund vorliegt. Diese Statistiken werden mit Hilfe der beteiligten Musikschulen erstellt und durch das Projektbüro ausgewertet. 5