Die Leitlinien 2000 für die Cardiopulmonale Reanimation
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- Kurt Lichtenberg
- vor 7 Jahren
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1 Die Leitlinien 2000 für die Cardiopulmonale Reanimation 1. Allgemeines 2. Notruf, Nachalarmierung 3. Basisreanimation 1. Allgemeines Die American Heart Assosciation (AHA) hat in Zusammenarbeit mit der International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) die "Guidelines 2000 for Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiac Care" publiziert. Zeitgleich hat das European Resuscitation Council (ERC) diese Empfehlungen in seinem Publikationsorgan Resuscitation veröffentlicht. Damit stehen erstmals international einheitliche und auf einem breiten Konsens sowie einer ausführlichen wissenschaftlichen Analyse basierende Empfehlungen für die Reanimation zur Verfügung. In den neuen Leitlinien wird darüber hinaus den tatsächlichen praktischen Schwierigkeiten in der Durchführung einzelner Maßnahmen der Reanimation besser Rechnung getragen als bisher. Ausdrücklich als Basismaßnahmen der Notfallversorgung werden dabei in den neuen Leitlinien folgende Maßnahmen angesehen: Die Atemspende bzw. Beatmung bei funktionellem Atemstillstand Die Durchführung der Herzdruckmassage sowie Beatmungsmaßnahmen beim Herz- Kreislauf-Stillstand Aufgrund einer ganzen Reihe neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse aus den vergangenen Jahren haben sich für fast alle Teilbereiche der Reanimation Änderungen ergeben. Auch didaktische Gründe führten zur Vereinfachung einiger Empfehlungen, so z.b. die Suche nach dem korrekten Druckpunkt für die Herz-Druck-Massage. Das ERC formulierte, dass Reanimationsempfehlungen -einfach zu lehren, -einfach zu merken und -einfach anzuwenden sein müssen ("... easy to teach, easy to remember, easy to practice").
2 2. Notruf, Nachalarmierung: Die neuen Leitlinien beinhalten veränderte Aussagen zum idealen Zeitpunkt des Absetzen eines Notrufs beim bewusstlosen bzw. reaktionslosen Patienten. Das erste Unterscheidungsmerkmal ist dabei das Patientenalter von acht Jahren (Patienten, die mindestens acht Jahre alt sind, gelten in den gesamten Leitlinien als Erwachsene). Es gilt: Patient < 8 Jahre "phone fast", das heißt es sollen zunächst Sofortmaßnahmen ergriffen werden, bevor der Notruf abgesetzt wird; unter der Annahme eines Versagens der Atmung, denn dies ist die häufigste Ursache eines Herzstillstandes bei Kindern. Patient > 8 Jahre: "phone first", das heißt Absetzen des Notrufs vor jeder anderen Maßnahme. da es sich meist um ein kardiales Ereignis handelt "phone first" Zuerst Notruf, dann Maßnahmen Patienten > 8 Jahre primär kardiales Ereignis - alle Alterstufen (auch Kinder) "phone fast" Zuerst Maßnahmen, dann Notruf Patienten < 8 Jahre primär Versagen der Atmung (z.b. Ertrinken, Trauma, Drogennotfall) alle Alterstufen Tabelle : Zeitpunkt des Notrufs -Begründung-: Frühe Defibrillation ( Anwendung von Hochvoltstrom durch das Rettungspersonal ) ist bei Kammerflimmern sehr wichtig, um die Überlebensrate zu steigern, bei Versagen der Atmung kann durch schnelle Atemspende oder durch Behebung der Verlegung der Atemwege ( z.b. Überstrecken des Halses ) ein Überleben gesichert werden. Der Begriff "Basismaßnahmen" beinhaltet das Freihalten der Atemwege, sowie die Unterstützung der Atmung und des Kreislaufes ohne Hilfsmittel, außer einfachen Hilfsmitteln oder Schutzfolien. Die Überlebensrate ist am größten, wenn der Kreislaufstillstand beobachtet wurde, ein Anwesender mit CPR beginnt, ein Kammerflimmern vorliegt und wenn frühestmöglich defibrilliert wird.
3 3. Basisreanimation 3.1 Pulskontrolle: Die in mehreren Studien belegte diagnostische Unsicherheit bei der Pulskontrolle am Hals hat dazu geführt, dass diese für die Laien-Reanimation nicht weiter empfohlen wird. Keine Pulskontrolle für Laien Nach der Kontrolle von Bewusstsein, der Aktivierung des Rettungsdienstsystems, der Kontrolle von Atemwegen und Atmung soll der Laie nur noch nach allgemeinen Zeichen einer Kreislauffunktion fahnden (z. B. Schlucken, Husten, Bewegungen); dazu gehört auch die Reaktionslosigkeit auf die durchgeführte Beatmung. Es sollte dann ohne Verzögerung mit der kombinierten Herz-Lungen- Wiederbelebung begonnen werden 3.2 Stellenwert der Herzdruckmassage Für die Anfangsphase eines "klassischen" Herz-Kreislauf-Stillstandes wird der Herzdruckmassage eine höhere Wertigkeit eingeräumt als der Beatmung. Dafür werden folgende Argumente angeführt: 1 Die Angst vor Infektion und eine Ekelbarriere hindern viele Ersthelfer an der Durchführung einer Mund-zu-Mund/Nase-Beatmung. 2 Die Durchführung von Herzdruckmassage ohne Beatmung ist sinnvoller als überhaupt keine Reanimationsmaßnahmen. 3 Bei vielen Patienten mag eine terminale Schnappatmung für kurze Zeit noch eine gewisse Sauerstoffversorgung des Blutes aufrecht erhalten. 4 Bei beobachtetem Herzkreislaufstillstand besteht eine gewisse Sauerstoffreserve, so dass die alleinige Herzdruckmassage höherwertig im Vergleich zur alleinigen Beatmung angesehen wird. 5 Im Rahmen der sog. "Telefonreanimation" (Durchführung telefonisch angeleiteter Reanimationsmaßnahmen durch Rettungs-Leitstelle) besteht ein erheblich höherer Erklärungsbedarf, wenn Herzdruckmassage und Beatmung erklärt werden müssen. Daraus leitet sich die Empfehlung ab, dass der Ersthelfer auf die Mund-zu-Mund/Nase- Beatmung verzichten kann, wenn er sich dazu nicht in der Lage fühlt. Unter den Gegebenheiten der sog. "Telefonreanimation" kann die Herzdruckmassage als einzige Maßnahme bis zum Eintreffen professioneller Hilfe angewandt werden ("chest compression only is better than no CPR").
4 Für professionelle Helfer gilt diese Empfehlung bislang nicht - sie sollen sowohl eine konsequente Beatmung als auch die Herzdruckmassage durchführen. Unseres Erachtens lässt sich daraus aber ableiten, dass dem "Kreislauf-Ersatz" die höhere Priorität zuzuschreiben ist in Situationen, in denen kurzfristig nicht beide Bestandteile der Basisreanimation perfekt umgesetzt werden können. 3.3 Beatmungsparameter Den Risiken der Maskenbeatmung wird in den neuen Empfehlungen stärker Rechnung getragen. Nachdem der Verschlussdruck des unteren Oesophagussphinkters unter Reanimationsbedingungen wohl stärker abfällt, als bis dato angenommen, und das Atmungssystem gleichzeitig eine verringerte Compliance aufweist, muss der Gefahr einer Luftinsufflation in den Magen mit konsekutiver Regurgitation und Aspiration eine höhere Bedeutung zugemessen werden. 3.4 Effektivität der Maskenbeatmung Kriterium für eine ausreichende Beatmung ist das sichtbare Heben des Brustkorbs mit jeder Beatmung. Eine langsame "Einblas-Geschwindigkeit" mit möglichst geringen Volumina sind die wichtigsten Manöver zur Verhinderung einer versehentlichen Magenüberblähung und Aspiration ( Eindringen von sauerem Magensaft in die Luftröhre und Lunge ) 3.6 Aufsuchen des Druckpunktes für Herz-Druck-Massage Bei der Aufsuche des Druckpunktes wird jetzt mit dem Ziel einer Vereinfachung zunächst durch Tasten des Rippenbogens und Aufsuchen des Winkels zwischen Schwertfortsatz ( Xyphoid ) und Rippenbogen der untere Brustbeinrand markiert und im Folgenden die andere Hand auf die untere Brustbeinhälfte aufgelegt Wegfall der sog. Abstandsfinger
5 3.7 Parameter für Herz-Druck-Massage und Beatmung Das Verhältnis für Beatmung in Beziehung zur Herz-Druck-Massage wird nun - unabhängig von der Zahl der Helfer - auf 15 : 2 festgelegt (bis zur Intubation). Die Frequenz für die Herz-Druck-Massage beträgt 100/min, so dass effektiv (nach Abzug der Beatmungsphasen) etwa 70 Kompressionen/min geleistet werden Für das Verhältnis 15 : 2 sprechen insbesondere zwei Argumente: 1. Offensichtlich ist selbst nach kurzen Pausen (wie z. B. bei einer Beatmung) mit einem erheblichen Abfall des Blutdrucks und somit der ausreichenden Durchblutung von Herz und Gehirn zu rechnen. Durch längere kontinuierliche Phasen der Herzdruckmassage bleibt das notwendige Durchblutungsniveau über längere Zeit erhalten 2. Die Lehraussage: Erwachsenen-Reanimation bis zum achtjährigen Kind 15 : 2 achtjähriges Kind bis Säugling 5 : 1 Neugeborenes 3 : 1 unabhängig von der zur Verfügung stehenden Helferzahl ist einfach zu lehren, einfach zu merken und einfach anzuwenden. Herz-Druck-Massage : Beatmung : 15 : 2 (1- und 2-Helfer-Methode) Frequenz der Herz-Druck-Massage: 100/min Nach der Sicherung des Luftwegs durch die Intubation ( Einführen eines Plastikschlauches zur Beatmung durch den Notarzt ) wird die Herzdruckmassage kontinuierlich durchgeführt und in einem asynchronen Verhältnis (ca. nach jeder fünften Herzdruckmassage) eine Beatmung durchgeführt.
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