Das Rosskastanien-Sterben

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1 Das Rosskastanien-Sterben Fakten Das Rosskastanien-Sterben wird von einem Bakterium (Pseudomonas syringae pv. aesculi) und nachfolgend von verschiedenen Pilzarten verursacht. Das Bakterium wurde in den 1970 er Jahren in Indien auf der Indischen Rosskastanie (Aesculus indica) nachgewiesen. An der Indischen Rosskastanie werden jedoch lediglich Schäden an den Blättern verursacht. In Europa befällt das Bakterium die Rinde der heimischen Rosskastanien und ist zunächst in England und Holland aufgetreten. Von dort hat es sich inzwischen auf ganz Mitteleuropa ausgebreitet. Bei der ersten Entdeckung des Bakteriums in Deutschland im Jahr 2007 gab es lediglich ein Absterben der Rinde. Der Erstnachweis erfolgte durch die Universität Hamburg (Prof. Dr. Olaf Schmidt). Im Winter 2011/2012 änderte sich die Situation, denn es kam im Nordwesten von Deutschland an derart befallenen Bäumen zu einem starken Auftreten von verschiedenen Pilzen (wie z. B. Austernseitling und Samtfußrübling). Inzwischen ist die Entwicklung dieser Krankheit so stark, dass man von einem Rosskastanien-Sterben sprechen muss. Diese Entwicklung ist so rasant, dass zu befürchten ist, dass der größte Teil der Rosskastanien in den kommenden fünf Jahren abgestorben sein wird. Molekularbiologische Untersuchungen hierzu laufen derzeit in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg (Prof. Dr. Elisabeth Magel und M.Sc. Annika Müller-Navarra). Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist in Vorbereitung. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Baumpflege untersuchen zudem in ganz Deutschland befallene Rosskastanien und beraten Städte und Gemeinden. Auch werden kommunale Baumkontrolleure und Baumpfleger zu dieser Problematik geschult. Symptome An den Bäumen können unterschiedliche Symptome auftreten, diese können sich im Verlauf eines Jahres stark verändern. Am Stamm und in der Krone ist über das ganze Jahr rostbrauner bis schwarzer Ausfluss aus der Rinde zu sehen (Abbildung 1). In diesen Bereichen haben die Organismen die Rinde zum Absterben gebracht. Hier zeigen sich oftmals auch auffällige Rindenrisse, die teilweise auch den Holzkörper freilegen. Bei stärkeren Befällen sterben auch größere Kronenteile ab (Abbildung 2). Nachdem die Rinde abgestorben ist können holzzerstörende Pilze, wie z. B. Austernseitling, Samtfrußrübling, Violetter Knorpelschichtpilz, den Baum besiedeln (Abbildung 3). Zudem wird hier durch das Absterben der Rinde die Versorgung der Wurzeln beeinträchtigt. Häufig erscheinen deren Fruchtkörper in großer Zahl im Herbst und Winter. Ist eine Bekämpfung möglich? Derzeit stehen keine Bekämpfungsmöglichkeiten bzw. mittel zur Verfügung. Aus diesem Grund ist es wichtig eine genaue Diagnose durchzuführen, um die Krankheit nicht mit anderen, unproblematischen Auffälligkeiten zu verwechseln. Hierzu wurde ein Schnelltest in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg (Prof. Dr. Olaf Schmidt) entwickelt. Verwechslungsmöglichkeiten Ähnliche Leckstellen können am unteren Stamm durch die Phytophthora-Krankheit der Rosskastanie verursacht werden. Dies muss unter Umständen im Labor diagnostiziert werden. Nicht zu verwechseln ist diese Krankheit mit dem Befall der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) (Abbildung 4). Sie führt an der weißblühenden Rosskastanie

2 ausschließlich zu Schäden an den Blättern. Ebenfalls können Auftausalze an Straßenbäumen zu Blattschäden führen (Abbildung 5), auch sie haben keinen Zusammenhang mit dem o. g. Rosskastanien-Sterben. Was kann man tun: 1. Entscheidend ist eine sorgfältige Inaugenscheinnahme der Rosskastanie. Hierbei sollte auf folgende Symptome geachtet werden: rostbraune-schwärzliche Leckstellen am Stamm und in der Krone (siehe Abbildung 1) abgestorbene Rinde mit Rissbildung plötzlich abgestorbene Kronenteile (siehe Abbildung 2) Pilzfruchtkörper, die speziell im Herbst und Winter aus der Rinde wachsen (siehe Abbildung 3) 2. Fällungen sollten erst durchgeführt werden, wenn der Baum abgestorben ist bzw. eine Gefahr darstellt. Möglicherweise wird es einzelne Exemplare der Rosskastanie geben, die gar nicht befallen werden bzw. einen Befall überleben. Diese sollten auf jeden Fall erhalten werden. Deshalb sollte in Zweifelsfällen ein Fachmann hinzugezogen werden. Abbildung 1: Rostbraune bis schwarze Leckstellen am Stamm sind ein Indiz für einen Befall mit Pseudomonas syringae pv. aesculi.

3 Abbildung 2: Abgestorbene Kronenpartien an befallener Rosskastanie Abbildung 3: Im Winter erscheinen aus abgestorbenen Baumteilen oftmals Pilzfruchtkörper direkt aus der Rinde, wie z. B. der Austernseitling (unten) und der Samtfußrübling (oben).

4 Abbildung 4: An den Blättern der Rosskastanie kommt es auch zu Schäden durch die Rosskastanienminermotte, dies hat jedoch nichts mit dem Rosskastanien-Sterben zu tun. Abbildung 5: Blattschäden durch Auftausalze haben ebenfalls nichts mit dem Rosskastanien- Sterben zu tun.

5 Das Institut für Baumpflege hat gemeinsam mit der Universität Hamburg und der HAWK Göttingen sowie dem JKI und der FVA zu diesem Thema folgende Veröffentlichungen erarbeitet: SCHMIDT, O.; DUJESIEFKEN, D.; STOBBE, H., 2014: Infektionsversuche an Rosskastanien mit Pseudomonas syringae pv. aesculi. Journal für Kulturpflanzen, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 66 (4). S , 2014, ISSN , DOI: /JFK GAISER, O.; DUJESIEFKEN, D; KEHR, R., 2013: Das neue Schadbild an der Rosskastanie Untersuchungsergebnisse und Hinweise für die Praxis. In: DUJESIEFKEN, D. (Hrsg.), 2013: Jahrbuch der Baumpflege Haymarket Media, Braunschweig, GAISER, O.; DUJESIEFKEN, D; KEHR, R; SCHUMACHER, J.; SCHMIDT, O., 2013: Rosskastanie ein neuer Problembaum? Pro Baum, Heft 1, Patzer-Verlag, Berlin-Hannover, 2-9. GAISER, O.: 2012: Neues Krankheitsbild an Rosskastanie. TASPO Baumzeitung, Haymarket Media, Braunschweig, 46, SCHMIDT, O; MORETH, U.; DUJESIEFKEN, D.; STOBBE, H.; GAISER, O., 2009: Fast molecular detection of Pseudomonas syringae pv. aesculi in diseased horse chestnut trees. Forest. Pathology 39, DUJESIEFKEN, D.; SCHMIDT, O.; KEHR, R.; STOBBE, H.; MORETH, U.; SCHRÖDER, T., 2008: Pseudomonas-Rindenkrankheit der Rosskastanie Erstnachweis des Bakteriums Pseudomonas syringae pv. aesculi in Deutschland. In: DUJESIEFKEN, D.; KOCKERBECK, P. (Hrsg.), 2008: Jahrbuch der Baumpflege Haymarket Media, Braunschweig, SCHMIDT, O.; DUJESIEFKEN, D.; STOBBE, H.; MORETH, U.; KEHR, R.; SCHRÖDER, T., 2007: Pseudomonas syringae pv. aesculi associated with horse chestnut bleeding canker in Germany. Forest Pathology, 38, Blackwell Verlag, Berlin,