Die hochallergene Ambrosia in Adlershof

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1 Die hochallergene Ambrosia in Adlershof Eine Bestandsaufnahme im Ambrosia Hot Spot von Berlin Ambrosia psilostachya in Adlershof Zusammengestellt von: Dipl.-Met. Thomas Dümmel Tel: Dipl.-Geol. Anna Schubert Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin AG Meteorologische Informations- und Kommunikationssysteme Carl-Heinrich-Becker-Weg Berlin

2 Die hochallergene Ambrosia in Adlershof Eine Bestandsaufnahme im Ambrosia Hot Spot von Berlin Die Ambrosia, auch bekannt unter dem amerikanischen Namen Ragweed, besitzt eines der aggressivsten Allergene. Nicht nur die Pollen können bereits bei geringer Konzentration ab 10 Pollen/m 3 Luft eine Pollenallergie (z.b. Heuschnupfen) oder ein Asthma bronchiale auslösen, sondern auch der Kontakt mit der Pflanze kann zu krankhaften Reaktionen der Haut führen. In Berlin wurde der Grenzwert von 10 Pollen/m 3 Luft in den letzten Jahren mehrfach und z.t. erheblich überschritten. Dabei wurden Werte mit bis zu 158 Pollen/m 3 Luft von der Freien Universität Berlin ermittelt. Bereits im Jahr 2009 wurde das "Berliner Aktionsprogramm gegen Ambrosia" initiiert. Die Freie Universität Berlin versucht federführend in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, sowie dem Pflanzenschutzamt Berlin und diversen Beschäftigungsträgern, die Ausbreitung der Ambrosia in der Stadt zu verhindern und den derzeitigen Bestand zu minimieren. Darüber hinaus informiert das Aktionsprogramm die Berliner Bevölkerung durch Veranstaltungen, Flyer und die Internetseiten Die wissenschaftlichen Auswertungen der in den Jahren gesammelten Daten haben gezeigt, dass speziell einige Ost-Berliner Bezirke wie z.b. Lichtenberg und Treptow- Köpenick, hier ganz besonders stark betroffen das Entwicklungsgebiet Johannisthal/Adlershof, ein ganz besonders schwerwiegendes und spezielles Ambrosiaproblem haben. Zusätzlich zu der sonst üblicherweise verbreiteten einjährigen Pflanzenart Ambrosia artemisiifolia ist hier die mehrjährige Staude Ambrosia psilostachya in Großbeständen mit vielfach über Pflanzen anzutreffen. Beide Ambrosia Arten breiten sich über unterschiedliche Wege aus und erfordern unterschiedliche Maßnahmen in der Bekämpfung. Die einjährige Ambrosia artemisiifolia wird häufig über mit Ambrosia-Samen verunreinigtes Vogelfutter ausgebreitet und tritt meist in kleineren Beständen bis zu 10 oder 100 Pflanzen auf. Ihre Bekämpfung ist wegen der geringen Bestandsgrößen relativ einfach und nachhaltig (durch regelmäßige Kontrollen) umzusetzen. Aufgrund des 2011 beschlossenen europaweiten Futtermittelreinigungsgesetzes wird zukünftig die Ausbreitung der Ambrosia artemisiifolia durch Vogelfutter weiter zurückgehen. Das 2

3 bedeutet, dass im Rahmen der Tätigkeiten des "Berliner Aktionsprogramms gegen Ambrosia" die Verbreitung dieser Art gestoppt und mit kontinuierlichem Monitoring auch nachhaltig bekämpft werden kann. Weitaus problematischer gestaltet sich die Bekämpfung der mehrjährigen Staude Ambrosia psilostachya. Sie verbreitet sich nicht nur über Samen, sondern auch über ihr winterfestes Wurzelwerk. Charakteristisch für diese mehrjährige Staudenpflanze sind sehr großen Bestände mit über bis zu Pflanzen, sodass sich die Bekämpfung mit den üblichen Mitteln (ausreißen, mähen) sehr schwierig gestaltet und bisher keinen nachhaltigen Erfolg brachte. Die Folge davon ist die unaufhaltsame Vermehrung der Pflanze über immer größere Flächen. Daher sollte in den nächsten Jahren ein besonderer Fokus auf diese Pflanzenart gelegt werden. Die Verbreitung dieser Art erfolgt überwiegend durch Erdtransporte im Rahmen von Bauaktivitäten, bei denen mit Ambrosia-Samen oder Ambrosia-Wurzelresten verunreinigtes Erdreich über die Stadt verteilt wird. Dies geschah auf Grund der hohen Bauaktivität in den letzten Jahren hauptsächlich im Ostteil der Stadt, seit ca. 2 Jahren ist die mehrjährige Staude Ambrosia psilostachya aber auch zunehmend im Westteil der Stadt anzutreffen. Neben den langfristig entstehenden gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung ist darüber hinaus auch ein erheblicher Imageschaden für sehr stark betroffene Gebiete wie z.b. den Entwicklungsstandort Johannisthal/Adlershof zu befürchten. 3

4 Ambrosia Bestände in Berlin Adlershof (2009 bis 2015) Ambrosia psilostachya in Adlershof Die roten Flächen, Linien und Punkte zeigen Fundstellen der vergangenen Jahre, die im Berliner Ambrosia-Atlas dokumentiert sind ( Es handelt sich fast ausschließlich um die mehrjährige Ambrosia psilostachya. In der Summe wurden in Treptow-Köpenick/Adlershof fast 750 Vorkommen gefunden mit insgesamt ca. einer Million Pflanzen, wobei es mehr als 50 Fundstellen gab, in denen deutlich mehr als 1000 (bis zu ) Pflanzen vorkamen. Die Dunkelziffer dürfte sehr groß sein, da nur in den Jahren 2007, 2009 und 2010 im Bezirk systematisch durch die sogenannten Ambrosia-Scouts gesucht wurde. 4

5 Beispiele typischer Fundorte Bereits 2007 wurden die ersten Ambrosia-Funde in Adlershof gemeldet. Damals waren Ambrosia-Scouts der TRIAS in Treptow-Köpenick unterwegs, um Ambrosia- Bestände zu kartieren. Ein Ambrosia-Bestand (500 Pflanzen) wurde 2007 in der Max-Born-Straße nahe dem Standort der Humboldt Universität Berlin / AG Supramolekulare Systeme kartiert. Weitere Funde aus diesem Jahr wurden am Groß-Berliner-Damm und Rund um den Landschaftspark Johannisthal/Adlershof gemacht. Es waren damals noch verhältnismäßig kleine Bestände mit jeweils ca Pflanzen. In den Folgejahren breitete sich die Ambrosia auch auf Grund der zunehmenden Bauaktivitäten am Entwicklungsstandort Adlershof zunehmend aus. Heute sind bereits sehr große Flächen, bebaute sowie Brachflächen, kontaminiert. Im Folgenden werden einige der in den letzten Jahren kartierten Bestände aus Adlershof vorgestellt, die Fundnummern sind dem Ambrosia-Atlas entnommen: Fund 2490 Der Fund 2490 aus den Jahren 2007 und 2010: Max-Born-Straße. In der Nähe befindet sich auch die Mensa der HU-Berlin (Oase Adlershof). Anzahl der Pflanzen: 500 (bis 10 Pflanzen/m²) 5

6 Fund 3832 Fund 3832 aus dem Jahr 2010: Rudower-Chaussee am gesamten Straßenrand. Ein noch kleiner Bestand, der sich in den Folgejahren entlang der Rudower-Chaussee in Richtung Brook-Taylor-Straße weiter ausbreitete. Hier befindet sich das Erwin Schrödinger Zentrum (Zweigbibliothek) der HU-Berlin. Anzahl der Pflanzen: 100 (bis 10 Pflanzen/m²) 6

7 Fund 7573 nd Fund 7573 aus dem Jahr 2012: Walther-Nernst-Str. 3 /Ecke Albert-Einstein-Str. 4 in unmittelbarer Nähe zum Geographischen Institut der HU-Berlin. Anzahl der Pflanzen: 400 (bis zu 10 Pflanzen/m²) 7

8 Fund 8797 Fund 8797 aus dem Jahr 2014: Alexander von Humboldt Weg, entlang beider Seiten des Straßenrandes. Direkt angrenzend an das Studentendorf Adlershof (Abram-Joffe- Straße). Im Jahr 2015 erfolgte keine Kontrolle des Standortes. Anzahl der Pflanzen: (bis zu 10 Pflanzen/m²) 8

9 Fund 8809 Fund 8799 Fund 8809 und 8799 aus den Jahren 2010, 2012, 2013, 2014: Katharina-Boll-Dornberger-Straße entlang des gesamten Straßenrandes und Zum- Großen-Windkanal/Newton-Straße auf der große Wiese direkt angrenzend an das Institut für Physik der HU-Berlin. In den Jahren 2011 und 2015 erfolgte keine Kontrolle der Standorte. Anzahl der Pflanzen: und (bis zu 50 Pflanzen/m²) 9

10 Fund 9196 Fund 9196 aus dem Jahr 2015: Volmerstaße. In unmittelbarer Nähe zum Geographischen Institut der HU-Berlin. Anzahl der Pflanzen: 500 (bis zu 10 Pflanzen/m²) 10

11 Fund 9248 Sehr große Ambrosia-Bestände finden sich auf Brachflächen und an Straßenrändern zwischen der Abram-Joffe-Straße und der Hermann-Dorner-Allee. Hier als Beispiel der Fund 9248 aus dem Jahr Hier haben das Institut für Chemie und das Institut für Physik der HU-Berlin ihren Standort. Anzahl der Pflanzen: (bis 50 Pflanzen/m²) 11

12 Nun noch einige weitere Ambrosia-Bestände, die in den letzten Jahren in Adlershof kartiert wurden: Fund 8276: Karl-Ziegeler-Straße (5000 Pflanzen, mehr als 50 Pflanzen/m²) Fund 8281: Eingang Melli-Beese-Straße (600 Pflanzen, mehr als 50 Pflanzen/m²) 12

13 Fund 8282: Eingang Melli-Beese-Str. / Groß-Berliner-Damm (1000 Pflanzen, mehr als 10 Pflanzen/m²) Fund 8284: Landschaftspark Johannisthal (1000 Pflanzen, mehr als 10 Pflanzen/m²) 13

14 Fund 8286: Groß-Berliner-Damm/Karl-Ziegler-Str. (600 Pflanzen, mehr als 50 Pflanzen/m²) Fund 2077: Alexander-von-Humboldt-Weg (70 Pflanzen, bis 10 Pflanzen/m²) 14

15 Fund 2083: Sterndamm (150 Pflanzen, bis 5 Pflanzen/m²) Fund 9225: Albert-Einstein-Str. (100 Pflanzen, bis 50 Pflanzen/m²) 15

16 Fund 2202: Pfarrer-Goosmann-Str. (530 Pflanzen, bis zu 10 Pflanzen/m² ) 16

17 Fund 2206: Groß-Berliner-Damm (min auf der gesamten Fläche) Fund 2208: Gross-Berliner-Damm (min auf der gesamten Fläche) 17

18 Fund 2487: Abram-Joffe-Str. (min. 500 Pflanzen auf der gesamten Fläche) Fund 2682: Johannisthal Landschaftspark (mind Pflanzen, 50 Pflanzen/m²) 18

19 Pollenbelastung Die tatsächliche Pollenbelastung in Adlershof durch Ambrosiapollen ist bisher nicht bekannt. An der Pollenfalle der Freien Universität Berlin in Berlin Steglitz wurden in vielen Jahren Messwerte über 10 Pollen/m³ Luft gefunden, im Jahr 2014 sogar 158 Pollen/m³ Luft. Allerdings herrschen in Berlin meist westliche Windrichtungen vor, sodass die Pollen aus Adlershof nur sehr selten nach Osten zur Pollenfalle transportiert werden. Messungen in Brandenburg im Bereich der riesigen Ambrosiavorkommen in Drebkau (Raum Cottbus) haben gezeigt, dass dort lokal eine extrem hohe Pollenbelastung bis weit über 1000 Pollen pro m³ Luft vorkommen kann. Das sind Werte, die europaweit mit zu den höchsten Messungen zählen. Aufgrund der vielen sehr großen Vorkommen und der enormen Pflanzenzahl sind in Adlershof ebenfalls lokale Pollenbelastungen von mehreren Hundert Pollen pro m³ Luft zu erwarten. Es ist wahrscheinlich eine Frage von einigen Jahren, bis bei den in Adlershof arbeitenden, studierenden und wohnenden Menschen eine erhöhte Ambrosia-Allergierate feststellbar wird, wenn die lokalen riesigen Vorkommen nicht nachhaltig bekämpft werden und deren weitere Verbreitung verhindert wird. 19

20 International Ragweed Day am Berlin packt an: Große Ambrosia-Ausreißaktion in Berlin Adlershof Anlässlich des internationalen "Ambrosiatages" (International Ragweed Day) wurden bundesweit Aktionen durchgeführt, um das Verständnis und das Problembewusstsein für die lauernde Gesundheitsgefahr durch Ambrosiapollen zu schärfen. Am 26. Juni 2015 wurde in Berlin eine große Ausreißaktion unter Beteiligung der Bevölkerung, der bezirklichen Ambrosia-Scouts und der Medien veranstaltet. Alle Berlinerinnen und Berliner waren herzlich eingeladen, sich an dieser Aktion zu beteiligen, um der invasiven und hochallergenen Ambrosia in Berlin exemplarisch zu Leibe zu rücken. Die Medien haben ausführlich berichtet. Treffpunkt war in der Karl-Ziegler-Straße Ecke Ernst-Lau-Straße in Adlershof. Diese Berliner Region wurde ausgewählt, da hier stadtweit die meisten Großfunde mit den meisten Pflanzen existieren. Dieser Bezirk ist am stärksten betroffen von der hoch allergenen Ambrosia und es gibt bisher leider keinerlei Anzeichen, dass dieses Problem gelöst wird, im Gegenteil. 20

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