Psychologische und soziologische Grundlagen der Medizin
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- Lorenz Schäfer
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Psychologische und soziologische Grundlagen der Emotionen betreffen Körper und Seele: Angst und Stress und deren Bewältigung
2 Emotionen als Determinanten des Verhaltens Definition / Klassifikation Emotionstheorien Neurobiologische Grundlagen Furcht und Angst Stress und dessen Bewältigung Paul Ekman (1967) Die Folien geben einen kurzen Überblick über die Themen der Vorlesung, sie ersetzen weder den Besuch der Veranstaltung noch die Vertiefung durch Bearbeitung der Lehrbuchkapitel
3 Emotion: Definition Emotionen sind ein komplexes Muster von Veränderungen, welches physiologische Erregung, subjektive Gefühle und kognitive Prozesse einschließt. physiologische Erregung: neurale, hormonelle und muskuläre Veränderungen Gefühle: allgemein affektiver Zustand (negativ- positiv) und spezielle Gefühlsstörungen (Freude- Ekel) Kognitive Prozesse: Interpretationen, Erinnerungen, Erwartungen, die für ein Individuum persönlich wichtig sind
4 Emotion: Komponenten Ebenen der Emotion: Gefühlskomponente kognitive Komponente motivationale Komponente Ausdruckskomponente (motorisches Verhalten) neurobiologische Komponente (physiologischhumoral), d. h. genetisch bedingte, aber durch Lernen beeinflusste subkortikale Prozesse.
5 Kampf oder Flucht Aktivierung des sympathischen Teil des autonomen NS Walter Cannon ( )
6 Emotion als Ereignis vs. Stimmung oder Gefühle (länger anhaltend, Reaktionsbereitschaft,..)
7 Relevanz der Emotionen Emotionen stellen genetisch verankerte Stellungnahmen zur Situation eines Lebewesens in sein Umwelt dar. Reizereignisse können vom Organismus als gut oder schlecht bewertet werden. Emotionen ermöglichen bedürfnis- und situationsgerechte Auswahl von Verhaltensweisen regulieren die Intensität und Ausdauer der verschiedenen Verhaltensweisen bewirken Lernen (Abspeichern) solcher Verhaltensweisen steuern die Kommunikation Gut = Annäherung Erwartung, Hoffnung -> Explorieren Überraschung -> Orientieren Freude, Erregung -> Paaren Schlecht = Vermeidung Wut -> Kämpfen Furcht -> Flucht Trauer -> Hilfesuchen Ekel -> Erbrechen
8 Modellstudiengang Dimensionen von Emotionen Valenz (Richtung) Aktivierung Nach: Lang PS (1995) Am. Psychologist 50:
9 Qualität der Emotionen Primäre Emotionen: (angeboren/zentralnervös determiniert): Freude/Glück, Trauer, Angst, Furcht, Wut, Ekel, Überraschung (universelle Körpersprache, Mimik) Glück Furcht Überraschung Zorn Abscheu Trauer Universalität des Gesichtsausdrucks (Ekman & Friesen 1971) Kulturvergleichende Zuordnung von Emotionen (5 Kontinente)
10 Qualität der Emotionen Primäre Emotionen: (angeboren/zentralnervös determiniert): Freude/Glück, Trauer, Angst, Furcht, Wut, Ekel, Überraschung (universelle Körpersprache, Mimik). Bildgebende Verfahren weisen für Trauer, Freude, Ärger und Furcht klar abgrenzbare Aktivitätsmuster nach (Jaak Panksepp (2003) Science 302: ). Emotionssysteme, die motorische und autonome Subroutinen aktivieren und damit Verhalten organisieren. Sekundäre Emotionen: Stolz, Mitgefühl, Dankbarkeit, Neid..aus primären Emotionen zusammengesetzt und kulturell überformt
11 Trauer Freude Ärger Angst Damasio, et al. (2000) Nature Neuroscience, 3:
12 Emotionen: Entwicklungspsychologie Neugeborene zeigen biologische Grundausstattung reaktives Schreien und endogenes Lächeln (Sroufe 1979) Schreie des Unbehagens unterschiedliche Reaktionen auf Gerüche und Geschmack (Lächeln, Ekel, Interesse) (Steiner 1979) Ärger ab dem 6. Monat, Furcht, Trennungsangst etwas später (Izard & Buechler 1979) Bindung (M. Ainsworth 1985), Alexithymie, Panikstörung Blindgeborene: Übereinstimmung mit sehenden Kindern (Freude/Glück, Furcht, Traurigkeit, Ärger und Überraschung (Charlesworth & Kreutzer 1973) aber keine feine Graduierung
13 Emotionstheorien James-Lange-Theorie: peripheralistische Theorie Cannon-Bard-Theorie: zentralistische Theorie Schachter-Singer-Theorie: kognitive Theorie
14 Integratives Modell der Emotionsverarbeitung Drei Ebenen der Emotionsverarbeitung (Roth 2001)
15 Modellstudiengang e e/soziologi Psychologi Neurobiologische Grundlagen Wutsystem: Frustation -> Ärger -> Aggression -> Beschuldigung subkortikal: zentrale Strukturen (PAG, Hypothalamus, Amygdala; modulierend Testosteron Furchtsystem: genetisch angelegt; zentrale und laterale Amygdala, Hypothalamus, PAG; modulierend Neurotransmitter (Glutamat) Jaak Panksepp Panik/soziales DistressSystem: Einsamkeit, Trennung -> Schmerz zentrales Höhlengrau, dorsomedialer Thalmus; moduliert durch Oxytocin und Prolactin (Jaak Panksepp (2003) Science 302: ).
16 Angst und Furcht Furcht: zweckmäßige emotionale Reaktion, Angst: grundlos oder unangemessen intensive Reaktion angeborener lebenserhaltender Schutzmechanismus (Realangst) komplexer psycho-physiologischer Vorgang: gefühlsmäßiges subjektives Erleben und Verhalten, sowie kognitive und physiologische Veränderungen Phobie (unangemessene spezifische Angst) Zustandsangst oder überdauernde Angstbereitschaft angeborene und gelernte Angstreaktionen
17 Formen der Angst Generalisierte Angst (F 41.1): allgemeine Angstzustände mit lange andauernde Sorgen und Befürchtungen. Panikzustände (F 41.0): Schwere Angstzustände ohne äußeren Anlass oder körperliche Ursache. Agoraphobie (F 40.0): heute mehr, als "nur" die Angst vor großen Plätzen oder weiten Straßen. Soziale Phobie (F 40.1): Dauerhafte Furcht vor anderen Menschen, vor allem die Angst, sich lächerlich zu machen. Spezifische Phobien (F 40.2): Exzessive Angst vor einem bestimmten Gegenstand oder einer Situation, die nicht beherrschbar ist (Zahnarzt, Injektion, Eingriffe) Organische Angststörung (F 06.4): auf Grund eines medizinischen Krankheitsfaktors
18 Angststörungen Prävalenz in Deutschland (Perkonigg und Wittchen 1995) Lebenszeitprävalenz: 15% Spezifische Phobie: 4,5-11,3% (Median: 8,6%) Soziale Phobie: 11,3-16,0 (Median: 11,3/ 2,4) Panikstörung : 3,2-3,6 (Median: 3,6%) Agoraphobie: 2,1-10,9% (Median: 5,4%) Generalisierte Angststörung: 1,9-31,1% (Median: 7,5%) Punktprävalenz: 7% (Frauen häufiger betroffen als Männer)
19 Behandlungsmöglichkeiten Angststörung Medikamente und Psychotherapie: zwei Säulen einer gezielten Angstbehandlung. ausschlaggebend: aktive Mitarbeit des Betroffenen Medikamente verschaffen Linderung (Antidepressiva, Benzodiazepine (Abhängigkeit), Betablocker, Neuroleptika) Medikamente allein reichen in der Regel nicht aus, weil die Ursachen der Angst häufig psychischen Ursprungs (gelernt) sind. Wichtigste Therapieform der psychischen Behandlung ist die (kognitive) Verhaltenstherapie kombiniert mit Entspannungsverfahren. (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Biofeedback).
20 Verhaltenstherapie Angst ist erlernt und kann verlernt werden. Vermittlung von Informationen über die Krankheit
21 Modellstudiengang Verhaltenstherapie: Teufelskreis der Angst
22 Verhaltenstherapie Angst ist erlernt und kann verlernt werden. Vermittlung von Informationen über die Krankheit Bedingungsanalyse (grundlegender Konflikt) Fähigkeit zur Selbstkontrolle erlernen und üben negative Kognitionen (Gedanken) ersetzen Entspannung erlernen und üben Exposition und Reizkonfrontation Systematische Desensibilisierung (reziproke Hemmung) Rückfall vorbeugen
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