Tief durchatmen. 6 Bewusst Leben. Das St.-Sixtus-Hospital in Haltern und das St.-Elisabeth- Krankenhaus in Dorsten sind mit

Transkript

1 6 Bewusst Leben Tief durchatmen Sie begleitet uns in jeder Sekunde. Am Tag, in der Nacht und auch während des Schlafes. Unsere Atmung ist der Motor des natürlichen Lebens. Sie versorgt den Körper mit Sauerstoff und sichert so den gesamten Prozessablauf des menschlichen Organismus. Wie selbstverständlich dieser Prozess funktioniert, wird den Menschen jedoch erst bewusst, wenn sie an Atemnot oder starkem Husten leiden. Zwei Ursachen liegen diesen Leiden oft zugrunde. Das St.-Sixtus-Hospital in Haltern und das St.-Elisabeth- Krankenhaus in Dorsten sind mit modernsten Messgeräten ausgestattet. Dr. Hermann Thomas überprüft hier die Atemfunktion eines Patienten, bei einem Lungenfunktionstest. FOTO ST. SIXTUS- HOSPITAL HALTERN

2 Bewusst Leben 7 Von Markus Trümper Einfache Kochgerüche, kalte Luft oder auch Deodorants können manchmal schon der Auslöser für Atemnot oder Hustenanfälle sein. Diesen Reizreaktionen kann eine Überempfindlichkeit der Bronchien und damit eine Asthmaerkrankung zugrunde liegen. Doch auch eine COPD, die im Alltagsmund bekannte Raucherlunge, kann ein Grund für Atembeschwerden sein. Das St.- Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten und das St.-Sixtus-Hospital in Haltern am See haben Fachabteilungen, die sich mit beiden Erkrankungen auskennen und dafür zwei völlig verschiedene Therapieansätze veranschlagen. Durchbruch vor 20 Jahren Dass überhaupt verschiedene Lösungsansätze erforderlich sind, entdeckten Forscher erst vor rund 20 Jahren. Lange behandelten Ärzte beide Atemwegserkrankungen quasi gleich. Aufgrund der unterschiedlichen Auslöser der Krankheiten handeln Mediziner heute anders. Dr. Hermann Thomas und Dr. Norbert Holtbecker sind Chefärzte der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am St.-Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten und am St.-Sixtus- Hospital Haltern am See. Sie erklären, worin die Unterschiede der Krankheiten bestehen und wie dabei die unterschiedlichen Lösungswege der Behandlungen aussehen. Hermann Thomas: Beides sind Erkrankungen der Atemwege mit einer chronischen Entzündung, wobei allerdings unterschiedliche Entzündungsarten vorliegen. COPD entsteht in den meisten Fällen erst im Erwachsenenalter, während Asthma oft schon in der Kindheit auftritt. Allergien, aber auch Infekt-Situationen spielen dabei eine Rolle. Diese Symptome fördern eine asthmatische Situation und erhöhen so ihre Entstehungswahrscheinlichkeit. Knapp 13 Prozent leiden an COPD Bei COPD sind es vor allem im Zigarettenrauch enthaltene Schadstoffe, die die Krankheit auslösen können. Holtbecker: Das Zigarrenrauchen ist der wichtigste Faktor in der Entstehung einer COPD. Danach folgt das Einatmen von Schadstoffen bei manchen Berufsgruppen. Reizstoffe im Bergbau, Steinstaub und andere Stäube können der Lunge großen Schaden zufügen. In diesen Fällen ist es wichtig, von den eigentlichen Ursachen auszugehen, da in einem solchen Fall eine Berufserkrankung vorliegt. Selten können auch Infekte Verursacher sein. Knapp 13 Prozent der Deutschen leiden statistisch an COPD. Die Gruppe der Menschen mit Asthma liegt bei circa 10 Prozent. Erste Anzeichen einer Erkrankung können in den Leitsymptomen erkennbar sein. Bei Asthma kommt es eher schuboder anfallartig zu Atemnot. Allergene, Allergien können der Auslöser für Atemprobleme sein. Ein Test bringt schnelle Aufklärung, ob der Patient betroffen ist. FOTO ST.-SIXTUS-HOSPITAL HALTERN Chefarzt Norbert Holtbecker ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Umweltmedizin, Schlafmedizin und medikamentöse Tumortherapie. Rauch oder auch kalte Luft können diese auslösen. In Intervallen sind die Patienten praktisch aber immer wieder beschwerdefrei. Es gibt also gute und schlechte Phasen, erklärt Dr. Holtbecker. Mit einem Lungenfunktionsgerät, einem Inhalationstest und der Betrachtung der Vorgeschichte können die Ärzte feststellen, ob wirklich eine Asthmaerkrankung vorliegt. Zudem ist ein Allergietest wichtig, da die Symptome durch die Allergie saisonbedingt verstärkt werden. Gleichermaßen kann sich aus einem einfachen Heuschnupfen eine Asthmaerkrankung entwickelt. Thomas: Das ist sogar bei 40 Prozent der Betroffenen der Fall. Deshalb raten wir zu einer vorbeugenden Hyposensibilisierung, um den Wechsel vom Heuschnupfen zum allergischen Asthma zu verhindern. Vorbeugende Maßnahmen Vor allem in der Kindheit ist diese Behandlung wichtig. Auch Grippe und Pneumokokken Schutzimpfungen beugen Asthma vor. Das mindestens dreimonatige Stillen bei Kleinstkindern wirkt einer Asthmaerkrankung ebenfalls vorbeugend entgegen. Zudem sollte das Rauchen in der Schwangerschaft unbedingt vermieden werden, sowohl aktiv als auch passiv. Das gilt jedoch auch für Erwachsene. Tritt eine Erkrankung auf, soll die Therapie die schlechten Phasen abfangen. Danach wird sie immer wieder gelockert. Wichtigste Basistherapie ist dabei die Entzündungshemmung durch Kortison, das in Form eines Sprays verabreicht wird.

3 8 Bewusst Leben Hartnäckiger Husten und Atemnot können bereits erste Anzeichen einer COPD sein. Frühzeitige Diagnose und Therapien sind dann wichtig. FOTO OBS/BOEHRINGER INGELHEIM UND PFIZER Hilfe & Therapie COPD: Andere Symptome andere Wege der Behandlung Bei einer COPD ist die Lungenfunktion dauerhaft gestört. Es gibt also keine Phasen der normalen Lungenfunktion, wodurch der Patient unter einer chronischen Einschränkung leidet. Diese kann sich zum Beispiel durch einen Husten mit Auswurf äußern, die viele als leichten Raucherhusten abtun. Dauerhafte Schädigung im gesamten Organismus Dahinter können sich aber bereits dauerhafte Schäden oder ein Emphysem verbergen, also eine dauerhafte Überblähung der Lunge, die die Atemfunktion einschränkt. Bei der Therapie versuchen die Ärzte deshalb, langwirkend die Bronchien zu erweitern. Die Entzündungshemmung ist bei einer COPD nicht das Hauptziel. Die Auswirkungen der COPD betreffen meistens nicht nur die Atemwege, sondern den ganzen Organismus. Holtbecker: Mit der reinen Gabe von Sprays und Tabletten bekommt man das nicht hin. Die COPD ist nicht nur eine chronische Entzündung der Bronchien, sondern betrifft den gesamten Organismus. Man muss immer auch an weitere Therapieergänzungen denken. Ist der Patient zum Beispiel ein Kandidat für eine Langzeit-Sauerstofftherapie? Diese Fragenmüssen geklärt werden. Mit schlechterer Lungenfunktion liegen oft auch schlechtere Sauerstoffwerte vor, wodurch die einzelnen Organe nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Durch die Unterfunktion können sie so dauerhaft beschädigt werden. Das Nutzen eines Sauerstoffgeräts kann in weit fortgeschrittenen Fällen deshalb erforderlich sein. Lungensport ist auch eine Möglichkeit, die die Krankenhäuser in Dorsten und Haltern bei speziell geschulten Physiotherapeuten anbieten. Atem-, Bewegungs- und Dehnungsübungen helfen den Patienten. Thomas: Auf keinen Fall dürfen Patienten sagen, sie sind chronisch krank und können sich deshalb nicht mehr körperlich betätigen. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn es allein oder in Vereinen gesundheitlich nicht mehr möglich ist, ist unsere Lungensportgruppe eine gute Alternative. Ein Programm für die Patienten Mit der Behandlung der Atemkrankheiten ist in den Kliniken in Dorsten und Haltern ein ganzes Therapieprogramm entwickelt worden, das nicht nur die Symptome der Krankheiten behandelt, sondern gleichermaßen ein Reha- und Beratungsprogramm für die unterschiedlichen Grade der Erkrankungen der einzelnen Patienten bietet. Denn die Krankheiten sind nicht heilbar und müssen dauerhaft therapiert werden.

4 Bewusst Leben 9 Eine COPD tritt häufig mit vielen anderen Krankheitsbildern auf, da die Einschränkung einer gesunden Atmung den gesamten Organismus schädigen kann. Sind alle Auswirkungen der Krankheit bekannt, gilt es, ein passendes Therapieprogramm aufzustellen. Auch Langzeit-Sauerstofftherapien (LOT) und nicht invasive Beatmungen (NIV), bei denen eine Atmungsunterstützung stattfindet, können dann nötig sein. GRAFIKEN ST.-ELISABETH-KRANKENHAUS Chefarzt Hermann Thomas ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Umweltmedizin, Schlafmedizin, medikamentöse Tumortherapie sowie Sportmedizin und Somnologie Mit den unterschiedlichen Therapieansätzen sind in den letzten Jahren zudem immer mehr spezifische Medikamente entwickelt worden, um die individuell beste Behandlung für den Patienten gewährleisten zu können. Einer der wichtigsten Schritte war dabei die COPD als Systemerkrankung zu erkennen. Holtbecker: Es ist keine Erkrankung, die sich auf die Atemwege beschränkt. Vielmehr wird der gesamte Organismus in Mitleidenschaft gezogen. COPD Betroffene leiden häufiger an Verengung der Herzkranzgefäße, die einen Herzinfarkt auslösen kann. Das liegt nicht nur am Rauchen. Es ist ein zusätzlicher Faktor vorhanden. Chronische Entzündungsreaktionen betreffen letztendlich den ganzen Körper. Gefäßprobleme, Herzprobleme, Osteoporose, Muskelabbau und sogar Depressionen können die Ursache sein. Behandlung im Eigenheim In den schwersten Fällen besteht auch die Möglichkeit Patienten mit einem Atemgerät für das Eigenheim auszustatten. Ihre Atemmuskeln sind zu erschöpft, um die normale Atmung selbstständig zu leisten. Deshalb übernimmt eine kleine Maschine quasi die Atmung in der Nacht, um der Atemmuskulatur eine Ruhepause zu geben. Das bringt mehr Lebensqualität und eine Verlängerung des Lebens, erklären die Ärzte. Solche Behandlungen haben natürlich auch Auswirklungen auf den Alltag. Wie die Patienten damit am besten umgehen, in den Urlaub fahren und andere Probleme lösen, können sie in der Sauerstoffselbsthilfegruppe der Klinik besprechen. Eine Maske zur Überwachung des Schlafes: Das Schlaflabor der Klinik ist bei der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin anerkannt. FOTO ST.-ELISABETH-KRANKENHAUS

5 10 Bewusst Leben Das St.-Elisabeth-Krankenhaus Das Katholische Klinikum Ruhrgebiet-Nord, zu dem neben dem St.- Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten und dem St.-Sixtus-Hospital in Haltern am See auch das Gertrudis-Hospital in Westerholt und das Marien-Hospital in Marl gehören, ist die größte Klinikgesellschaft im nördlichen Ruhrgebiet. In über 24 medizinischen Fachabteilungen mit knapp 1000 Klinikbetten werden jährlich mehr als stationäre Patienten versorgt. Rund 2400 Mitarbeiter, davon rund 240 Ärzte, sind in den Kliniken beschäftigt. Im Bereich der Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin werden Dr. Norbert Holtbecker und Dr. Hermann Thomas von zwei Oberärzten und drei Funktionsoberärzten unterstützt. Ihre Behandlungsschwerpunkte liegen unter anderem bei verengten Atemwegserkrankungen, Entzündungen von Lunge, Bronchien und Rippenfell, Tumoren der Lunge und des Rippenfells, Schlafstörungen, Allergien der Atemwege, Insektengiftallergien sowie Beatmungseinleitungen, -kontrollen und -entwöhnungen. Nähere Informationen im Internet unter Das St.-Sixtus-Hospital FOTOS (2) KATH. KLINIKUM RUHRGEBIET NORD