Fördermöglichkeiten in verschiedenen Altersstufen
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- Maximilian Gabriel Solberg
- vor 7 Jahren
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1 Vorwort 7 Vorwort Die Idee für dieses Buch ging aus einer Arbeitsgemeinschaft zur Gewaltprävention im Jugendamt Erlangen hervor. Aggressionen von Kindern und Jugendlichen gegen sich selbst und gegen andere lenkt die Aufmerksamkeit von Erwachsenen verstärkt auf dieses Verhalten. Aggression ist jedoch nur ein möglicher emotionaler Ausdruck aus einem vielfältigen Gefühlsspektrum wie z. B. Liebe, Freude, Angst, Mut, ¾rger, Trauer, Glück. Bereits im Kindergarten beobachten wir heute fehlende oder einseitige Ausdrucksmöglichkeiten an Gefühlen. Manche Kinder zeigen z. B. Zerstörungswut und suchen eigentlich Zuwendung. Hier hat gerade der Kindergarten die Chance, die emotionale Erziehung der Kinder gezielt zu fördern. Im Kindergarten mit der Vielfalt der täglich erlebten Gefühle umgehen zu lernen ist die Intention des Handbuches. Die eindeutigen oder zweideutigen Gefühle zu erkennen, die intensiven oder zarten Gefühle zu unterscheiden, den plötzlichen Wechsel an Gefühlen wahrnehmen zu können. Von besonderer Bedeutung ist die Fähigkeit, zwischen eigenen und fremden Gefühlen differenzieren zu lernen. Im städtischen Kindergarten und Schulkindergarten Michael-Vogel-Straße, Erlangen, entstand dieses Buch zur emotionalen Erziehung. Es versteht sich als ein Beitrag zur frühzeitigen Gewaltprävention und vor allem auch als Aufforderung, emotionaler Erziehung im Kindergarten wieder einen Stellenwert einzuräumen. Das Buch bietet einen Fundus an Anregungen zum Umgang mit den Gefühlen der Kinder. Spiele und Beschäftigungen regen dazu an, Gesprächssituationen mit Kindern zu gestalten, in denen sie ihr Empfinden verbalisieren können. Wie selbstverständlich ist damit die Frage verbunden:»wie gehe ich als Erzieher/in mit meinen eigenen Gefühlen um?«diese Vielfalt fordert Erzieher/innen dazu auf, eigene Ideen für Spiele und Beschäftigungen zur emotionalen Erziehung weiter zu entwickeln. Das Ziel ist es, den Kindern ein Spektrum an situationsangemessenem Verhalten zu eröffnen. Gefühle bei sich und bei anderen zu verstehen macht das Leben reich. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau Simone feffer sowie den sehr engagierten Leiterinnen Frau Thon und Frau Cypull. Brigitte Wolf-Scherk ehem. Jugendamtsleiterin Stadt Erlangen
2 Fördermöglichkeiten in verschiedenen Altersstufen 21 Fördermöglichkeiten in verschiedenen Altersstufen Vom Eintritt in den Kindergarten mit zumeist 3 Jahren bis zum Wechsel in die Schule oder den Schulkindergarten mit 6 oder 7 Jahren liegt eine Altersspanne von 3 bis 4 Jahren. Um emotionales Lernen zu fördern kann man mit den Kindern im Alter von 3 bis 4 Jahren bestimmte Grundvoraussetzungen legen, zum Beispiel indem man sie zur Körperwahrnehmung anleitet, die Sinne, also das Hören, Sehen, Tasten, Riechen und Schmecken schult, grundlegende Gefühle anspricht, den sprachlichen Ausdruck fördert, Zuwendung gibt sowie Schutzräume und Rückzugsmöglichkeiten schafft. So können die Kinder einerseits sich, ihren Körper, ihre Gefühle und Wünsche klarer wahrnehmen, andererseits Vertrauen und Sicherheit entwickeln. Mit den etwas älteren Kindern hat man die Möglichkeit, gezielte Spiele und Aktivitäten zum Kennenlernen, Unterscheiden und Ausdrücken von verschiedenen Gefühlen zu machen. Soziale Fähigkeiten und roblemlösungsstrategien können in spielerischen Situationen geübt und entwickelt werden. Im Folgenden gibt es eine kurze Übersicht darüber, welche Themen und Bereiche in unterschiedlichen Altersstufen günstig zu fördern sind. Grundlagen (ab ca. 3 Jahre): Sinneswahrnehmung. Körpererfahrung. Sprachentwicklung. Sprachliche Grundlagen (speziell in Kindergärten mit hohem Ausländeranteil fördern). Gefühle bei sich kennen- und unterscheiden lernen. Gefühle bei anderen erkennen und einordnen. Nonverbale Signale zuordnen. Grundlegende Gefühle benennen. Die Wortpaare aus»sprache der roblemlösung«kennen lernen. Besonders zu betonen ist für Kinder in diesem Alter die Vorbildfunktion der Erzieher/innen und der älteren Kinder, also die Art und Weise, wie diese mit sich selbst und anderen umgehen, denn die Kleineren orientieren sich selbstverständlich an den Umgangsformen der Größeren und am Gruppenklima.
3 22 Teil 1: Zur Bedeutung der emotionalen Intelligenz Aufbauende Förderung (ab ca. 5 Jahre): Oben genannte Themen vertiefen. Differenzierte sprachliche Formen schulen, wie beispielsweise durch das Bilden von Reimen. Mit komplexeren Gefühlen umgehen. Verschiedene Ausdrucksformen für Gefühle suchen. Abstufungen der Intensität von Gefühlen kennen und einordnen. roblemlösungsfähigkeiten und -strategien einüben. Beziehungsgestaltende Fähigkeiten fördern (z. B. Kontakte herstellen, Konflikte austragen, Humor). Mit Misserfolg und Frustration umgehen. Selbstvertrauen und damit den Selbstwert stärken.
4 42 Teil 2: Emotionale Basis entdecken lernen Spiele mit dem Gefühlswürfel Herstellen des Gefühlswürfels: Die sechs Gefühlsgesichter kopieren, ausschneiden und auf einen großen, leeren Würfel kleben. Große Holzwürfel kann man in Bastelgeschäften bekommen. ¾rger Trauer Freude Glück Angst Staunen Spielvorschläge für Kinder ab 3 Jahren Was ist das für ein Gefühl? Ziel: Kennen lernen der Gefühle mit dem Gefühlswürfel. Die Kinder würfeln mit dem Würfel und benennen das jeweils gewürfelte Gefühl. Sie stellen es selbst dar, in dem sie das Gefühl mit dem Gesicht und dem ganzen Körper ausdrücken und schauen auch, wie es aussieht, wenn andere Kinder ein Gefühl darstellen. Schon während des Spiels und auch danach kann man mit den Kindern die besonders typischen Ausdrucksmerkmale der einzelnen Gefühle sammeln. Gefühle raten Ziel: Klare Signale senden und erkennen. Ein Kind würfelt versteckt mit dem Gefühlswürfel und stellt dann das gewürfelte Gefühl pantomimisch dar. Die anderen Kinder erraten das gewürfelte Gefühl. Reflektion mit den Kindern: Welche Ausdrucksform ist besonders deutlich und damit leicht zu raten?
5 Emotionen und Gefühle 43 Spielvorschläge für Kinder ab 5 Jahren Gefühlserlebnisse Ziel: Das Thema»Gefühle«vertiefen und diese mit eigener Erfahrung verknüpfen. Ein Kind würfelt mit dem Gefühlswürfel und erzählt zum gewürfelten Gefühl ein Erlebnis. Es würfelt beispielsweise»wut«und kann dann ein Erlebnis erzählen, wo es selbst mal wütend war oder eine Situation, wo andere wütend waren. Mögliche Fragen: Erinnerst du dich an eine Situation, wo du ganz wütend warst? oder Wann warst du denn mal so richtig wütend? oder Hast du mal jemanden gesehen, der wütend war? Was hat er da gemacht? oder Wie hat er da ausgesehen? oder Hat dein Bruder manchmal eine Wut? Über was? Wenn ein Kind nichts erzählen mag, einfach die anderen fragen, ob ihnen was einfällt. Das ist ein schönes Spiel und oft erleichternd für Kinder, weil sie mitkriegen, dass die anderen Kinder die Gefühle auch alle haben, weil Gefühle sehr gleichwertig behandelt werden können, weil Kinder was von sich erzählen können, weil Kinder nichts erzählen müssen, aber bei anderen zuhören können. Fühlen und Denken Ziel: Je nach Gefühl verschiedene Denk- und Reaktionsmöglichkeiten auf eine Situation beschreiben. Die Erzieher/in beschreibt eine Situation. Beispiel:»Ich habe heute morgen verschlafen.«ein Kind würfelt. Je nach gewürfeltem Gefühl beschreibt es, was es dann denkt oder wie es reagiert. Das könnte sich bei den unterschiedlichen Gefühlen folgendermaßen anhören: Furcht: Trauer: Freude:»Oh je, wenn ich jetzt zu spät komme, gibt es bestimmt Meckerei.Schade, jetzt kann ich nicht mehr in meinem Buch lesen.ach, habe ich gut ausgeschlafen, jetzt aber schnell, die anderen warten bestimmt schon auf mich.«
6 44 Teil 2: Emotionale Basis entdecken lernen Wut:»So ein Mist, bloß weil der blöde Wecker nicht laut genug geläutet hat, den schmeiß ich gleich an die Wand.«Staunen:»Was, schon sooo spät, das glaub ich nicht.«glück:»super, ich bleib heut in meinem warmen, kuschelweichen Bett und hör mir eine tolle Kassette an.«dann würfeln die anderen Kinder und denken sich wieder eine Reaktion auf die Situation aus, je nach dem Gefühl, das sie gewürfelt haben. Andere mögliche Situationen, die man mit dem Gefühlswürfel aus der Sicht verschiedener Gefühlszustände beleuchten kann: etra will mit Anna spielen, Anna will aber nicht. Knut hat Stefan beim Fußball aus Versehen einen Ball aufs Auge geschossen. Nils ist zu Besuch bei Familie Spät, die zwei Kinder haben. Heute hat Oma Gertrud Geburtstag. Es regnet und die Kinder können nicht rausgehen. Reflektion mit den Kindern: Wie viele Möglichkeiten gibt es, eine Situation zu erleben? Gefühlsuhr Ziel: Gefühle werden bewusst und auch für andere offensichtlich. Es ist möglich, persönliche Befindlichkeiten und Erlebnisse der Kinder konkret miteinzubeziehen. Herstellen einer Gefühlsuhr: Aus appe wird eine Uhr hergestellt, die einen Zeiger hat. Die verschiedenen Gefühle werden als Bilder oder Gefühlsgesichter daraufgeklebt. Die Kinder können auf der Gefühlsuhr ihre Gefühle einstellen und erzählen, was sie dazu bewegt hat, dieses Gefühl einzustellen. Man kann eine bestimmte Zeit dafür einführen, beispielsweise morgens beim Ankommen oder nach dem Frühstück. Günstig ist es, die Uhr gemeinsam mit den Kindern herzustellen und sie bei einer Gruppenaktion oder im Stuhlkreis einzuführen, dabei die einzelnen Gefühle durchzugehen und viele Beispiele dafür zu sammeln. Im Anschluss daran bekommt die Uhr einem festen latz im Raum, wo sie über einen bestimmten Zeitraum hinweg hängt und bei Bedarf benutzt werden kann. Beispiele: Anna kommt morgens in die Gruppe, geht zur Uhr und stellt auf wütend.»ich hatte heute morgen Streit mit meiner Mama, weil ich was anderes anziehen wollte.«
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