Kräuterwanderung mit Klaus Hermann

Transkript

1 Kräuterwanderung mit Klaus Hermann und der Gesunden Gemeinde Mehrnbach, Liebe Sammlerin, lieber Sammler! Sammle nur Kräuter, die du wirklich kennst! Die Verwechslung mit giftigen Pflanzen ist manchmal einfach zu groß und zu gefährlich. Bestimmungsbücher und andere empfehlenswerte Literatur: o Essbare Wildpflanzen: 200 Arten bestimmen und verwenden AT Verlag o Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas Verlag Kosmos o Wildkräuter Küche im Frühling Ländliches Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer Oberösterreich o Sammle nur so viel, wie du auch verarbeiten kannst die Kräuter verlieren rasch an Würzkraft und wertvollen Inhaltsstoffen. Wasche und zerkleinere die Kräuter erst unmittelbar vor deren Verwendung. Lass Wildkräuter nicht zu lange mitkochen dadurch gehen Vitamine und Vitalstoffe verloren. Bist du außerdem neugierig auf die Kräuterwelt in den Mythen und Märchen? o Kräutermärchenbuch von Folke Tegetthoff, Verlag Ueberreuter Die nachfolgende Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Verfasser übernehmen keine Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben. Fotos: Daniela Hohensinn, Hans Hartl Text + Layout: Roswitha Hell

2 KûchenKûchen und Heilkräuter Großer Ampfer Strumpfn Die frische Wurzel ist als Abführmittel verwendbar. Die gerbstoffeichen Früchte bzw. Samen haben die gegenteilige Wirkung sie helfen bei Durchfall. Bachbunge Veronica beccabunga Ehrenpreisgewächs, blaublühend für Salate Bachnelkenwurz Rumex acetosa Geum rivale Wurzel getrocknet als Pulver gekocht als Gewürz zu Kompott ätherisches Öl mit Eugenol Heilkunde: Wie echte Nelkenwurz Geum urbanum (gelbblühend) entzündungshemmend, schmerzstillend, keimtötend (bei Verdauungsstörungen und als Gurgelmittel) Bärlauch Allium ursinum Suppe, Aufstrich, Spinat (gemeinsam mit Giersch und Brennessel), Kräuterbutter, Pesto, Pasten, sobald Bärlauch blüht nicht mehr verwenden Achtung: Verwechslungsgefahr mit Herbstzeitlose und Maiglöckchen diese sind beide hoch giftig!! 2

3 Beinwell Symphytum officinale Blätter = Frühlingsgemüse, Salat Wurzel = Knochenheilung (Anregung der Kallusbildung), Verstauchungen, Prellungen, Magen (entzündungshemmend, wundheilend und reizmildernd) äußerlich und innerlich (nur in geringen Dosen Pyrrolizidinalkaloide) Kieselpflanze Bingelkraut perennis Mercurialis Wolfsmilchgewächs bildet aber keine Milch leichte Schärfe Wotankraut (dem germanischen Gott Wotan geweiht) gegen schlecht heilende Wunden Bitterschaumkraut Cardamine amara (der echten Brunnenkresse sehr ähnlich diese hat aber im Gegensatz zum Bitterschaumkraut gelbe Staubgefäße und einen hohlen Stängel) die zarten Triebe und Blätter als Gemüse, im Salat, in Aufstrichen, enthält viel Vitamin C leicht bitter u. scharf (Senfölglykoside diese können in größeren Mengen Blase und Niere reizen) verdauungsfördernd, entwässernd, antiviral, antibakteriell, z.b. bei Harnweginfekt Vorsicht wegen Leberegel!! (vor allem an Orten, wo Weidevieh unterwegs ist) Gründlich waschen! Ev. mit warmem Essigwasser Brennessel dioica Urtica die jungen Blätter als Suppe, Aufstrich, Spinat (ev. gemischt mit Giersch und Bärlauch), getrocknet als Tee und Gewürz die Samen frisch aufs Butterbrot die Wurzel zum Verfeinern von Essig wirkt entwässernd Harnweginfekt (Wurzel)

4 Fadenförmiger Ehrenpreis Veronica filiformis vom Kaukasus eingeschleppt Dekoration f. Salate Viele verschiedene Arten bekannt in der Heilkunde wird Veronica officinalis verwendet (Ehrenpreis macht dem Teufel die Füße heiß.) Frauenmantel Alchimilla vulgaris getrocknete Blätter f. Tee entzündungshemmend, entkrampfend Frauentee (gem. mit Schafgarbe, ) Besonderheit: Der Wassertropfen, den man häufig in der Mitte des Blattes sehen kann, ist kein Tau sondern ein Stoffwechselprodukt (Ausschwitzung) dieser Pflanze (Alchemisten verwenden dieses reine Wasser ) Gefleckte Taubnessel Lamium maculatum die jungen Blätter zu Spinat, zu Gemüse, zu Salaten, Suppen, Blüten als Dekoration für Salate alle Taubnesseln sind essbar der Geruch der zerriebenen Blätter unterscheidet sich bei den Arten und lässt auf das Aroma schließen. In der Heilkunde wird meist nur die weiße Taubnessel (Lamium album) verwendet. Giersch / Erdholler / Geißfuß Aegopodioum podagraria junge Blätter für Aufstriche, Salat, Kräuterbrötchen, Gemüse, Suppen, Spinat (mit Brennessel und Bärlauch) getrocknet als Gewürz als erfrischende Limo und Saft harntreibend und Harnsäure ausscheidend hoher Eisengehalt und Vitamin C 4

5 Kriechender Günsel Ajuga reptans Blüte und Blatt verwendbar Verdauung, Magen/Darm Wundmittel, Gurgelmittel Gundermann / Gundelrebe gunt = Eiter Glechoma hederacea zum Würzen von Salaten, Saucen, Suppen, in Kräuterbutter, als Pesto, essbare dekorative Blüten und Blätter ausgesprochene Kraftpflanze die enthaltenen ätherische Öle, Bitterund Gerbstoffe unterstützen die Verdauung und die Atemwege wird äußerlich bei schlecht heilenden Wunden verwendet Rauhes Veilchen Viola hirta (duftet nicht, wird auch Hundsveilchen genannt) Blüten zur Dekoration für Salate, kalte Platten kandierte Veilchen (waren ein Lieblingsnascherei von Kaiserin Sissi) auf Torten oder Eis In der Heilkunde wird nur das wohlriechende Veilchen (Viola odorata) verwendet. Hohe Schlüsselblume Primula elatior junge Blätter als Wildgemüse, für Salat frische Blüten als Dekoration in Salaten, Suppen und Nachspeisen getrocknete Blüten für Tee Wurzel findet in der Medizin Verwendung (Erkältungskrankheiten, auswurffördernd)

6 Holunder Sambucus nigra Blüten für Tee u. Saft, zum Überbacken Holunderbeeren sind im rohen Zustand giftig!! (abführende Wirkung, Übelkeit, Erbrechen) Gekocht ist die Holunderbeere eine der gesündesten Beeren überhaupt. schweißtreibend Vor der Holunderstaude kann man nur den Hut ziehen und sich vor ihr verneigen (Volksmund) aufgrund der heilbringenden Wirkung aller Pflanzenteile. Hopfen Humulus lupulus f. Hopfenblütentee (Bier) stärkend, keimtötend, beruhigend Früher wurden verschiedene, stark wirkende Kräuter, dem Bier beigemengt (z.b. das Rauschmittel Bilsenkraut aggressiv, reizbar, gewalttätig). Mit der Einführung des bayrischen Reinheitsgebots durfte nur mehr die beruhigende Droge Hopfen verwendet werden. SumpfBaldrian In der Heilkunde findet die Wurzel vom großen Baldrian (Valeriana officinalis) Verwendung. Die Wirkungsweise kommt auf die Dosierung an: 23 Tropfen = Aktivierungs bzw. Kräftigungsmittel Größere Menge wirkt beruhigend bzw. ein hohe Dosis wird als Schlafmittel verwendet. Knoblauchsrauke Valeriana diocia Alliara petiolata Blätter und Triebspitzen zu Salaten und Saucen Samen ähnlich wie Senfkörner die Blätter schmecken vor der Blüte am besten, haben ein ähnliches Aroma wie Bärlauch, sind aber wesentlich zarter und weniger scharf Knoblauchduft, wenn man an ein Blatt zwischen den Fingern zerreibt 6

7 Kren / Meerrettich rusticana Amoracia harntreibend, verdauungsfördernd natürliches Antibiotikum (ebenso Kapuzinerkresse) Darm, Atemwege, Stoffwechsel Volksmedizin WiesenLabkraut mollugo (weißblühend) Galium die jungen Triebspitzen zu Salaten, Suppen, in mürbes Gebäck, Nur frisch verwenden nicht erhitzen!! fand früher in der Käsebereitung Verwendung, da es die Milch zum Gerinnen bringt Wiesenlabkraut weißblühend echtes Labkraut (Galium verum gelbblühend) wird in der Heilkunde verwendet: beruhigende Wirkung (kann man z.b. einfach unter den Kopfpolster legen) kam früher auch im Wochenbett zum Einsatz Lungenkraut / Hänsel und Gretel Pulmonaria officinalis Blüten zur Dekoration in Salaten oder als kandierte Blüten getrocknete Blätter als Tee lungenstärkend, reizmildernd zweifarbige Blüten: rosa frisch aufgeblüht sauer blau schon befruchtet basisch Blätter sind gefleckt (ihre Signatur erinnert an das Röntgenbild einer tuberkulösen Lunge)

8 Löwenzahn alle Teile sind essbar enthält viel Kalium und Vitamin A die jungen Blätter für Frühlingssalate (am besten mit warmen Kartoffeln und Kürbiskernöl) und als Wildgemüse Blüten für die Herstellung von Honig, Sirup, Gelee Wurzel als Gemüse blutreinigende Wirkung (Frühjahrskur) vor allem für Leber und Galle, harntreibend Mädesüß Taraxacum officinale Filipendula ulmaria weißblühend die getrockneten Blüten Erkältungstees beimischen (z.b. mit Linden und Holunderblüten) intensiver, süßlicher Geruch harn und schweißtreibend enthält Acetylsalicylsäure Pestwurz innerlich und äußerlich angewandt immunstimulierend und den Stoffwechsel stärkend harn und schweißtreibend krampflösend bei Migräne, Verspannungen im Rücken bzw. Nacken, Asthma, neurovegetativ Rossminze Petasites hybridus Mentha spicata etwas derber Minzgeruch (im Unterschied zu Pfeffer und Wasserminze) als Gewürz und Tee verdauungsfördernd anitseptisch, kühlend 8

9 Schafgarbe Achillea millefolium junge Blätter als Gewürz für Aufstriche, Salate, Suppen, Eintöpfe, fette Speisen getrocknete Blüten als Frauen Tee entzündungshemmend, krampflösend Verdauungsstörungen, Leber und Galle Ein Wundheilmittel im Mittelalter (äußerlich) Achilles in der griechischen Mythologie benutzte diese Pflanze zur Versorgung seiner Kampfwunden (Achillessehne) Scharbockskraut Ranunculus ficaria die Blätter zu Salaten, Suppen der 1. VitaminCLieferant im Frühling Sobald es zu blühen (gelb) beginnt, dürfen die Blätter nicht mehr verwendet werden. Der sich zu diesem Zeitpunkt entwickelnde Giftstoff Protoanemonin ist scharfbrennend und kann in größeren Mengen zu Schleimhautreizungen führen. Schwarzdorn / Schlehe Prunus spinosa Blüten als Tee (schwach abführend, harntreibend und auswurffördernd) Blüten in Olivenöl ausgezogen als Hautöl immunstimulierend und kräftigend (Rekonvaleszenz) Früchte (brauchen vor der weiteren Verarbeitung einmal Frost wie die meisten Wildfrüchte um den Geschmack richtig entfalten zu können)

10 Spitzwegerich Plantago lanceolata frische, junge Blätter zu Saucen, Aufstrichen, Salaten, Wildgemüse, Lunge, Erkältungen (schleimlösend und reizmildernd) Gegen Insektenstiche, bei Kontakt mit Brennnesseln o.ä.: Ein Spitzwegerichblatt zwischen den Fingern zerknüllen, so dass der Saft austritt und das Blatt auf die schmerzende Stelle drücken. Traubenkirsche / Elexe Die ganze Pflanze ist giftig! (Blausäureglykoside) Ausnahme: Die Früchte sind gekocht genießbar, z.b. als Kompott, Gelee, Marmelade, ; der Kern ist allerdings giftig!! daher unbedingt vor dem Verarbeiten entkernen!! Traditionellerweise findet dieser Baum als Palmbaum Verwendung. Vogelmiere Prunus padus Stellaria media das frische Kraut als Spinat, Salat, Frühjahrsgemüse, Aufstrich, zu Suppen Würze für Erdäpfelkäse Es ist jede Miere verwendbar bzw. genießbar. Vitamin und Mineralstoff bombe (150g decken den Tagesbedarf an Eisen, Vitamin C und Kalium) WaldErdbeere Fragaria vesca Früchte sind an Wohlgeschmack nicht zu übertreffen. getrocknete Blätter für Tee (ebenso wie Himbeerblätter) Durchfall, Hauterkrankungen. Leberleiden 10

11 Wiesenbärenklau Heracleum sphondyleum ganz junge Blätter für Salat dicke Stängel wie Rhabarber zu verwenden Wurzel = Ginseng der Europäer Die Berührung des Riesenbärenklau (bis zu 1,50 m hoch) kann bei Sonneneinstrahlung schwere Verbrennungen der Haut verursachen. Wiesenschaumkraut Cardamine pratensis Blüten zur Dekoration für Salat, Topfencreme, Blätter und Stängel zu Pesto, in Suppen und Aufläufe Enthält Senfölglykoside und Vitamin C. verdauungsanregend, blutreinigend Giftige, heimische (Heil) Kräuter Ackerschachtelhalm / Zinnkraut / Fuchsschwanz Equisetum arvense immunstimulierend, harntreibend und blutstillend stärkend für Niere und Blase min. ¼ Stunde kochen um den Kiesel zu lösen das kieselsäurereiche Kraut wurde früher zum Putzen von Zinngeschirr verwendet Relikt aus den Urwäldern

12 Buschwindröschen Anemone nemorosa nur frisches Kraut giftig (enthält Protoanemonin, welches stark haut und schleimhautreizend wirkt) früher: äußerliche Anwendung bei Gelenksbeschwerden (blasenziehend) Einbeere Paris quadrifolia Giftig für Menschen, nicht aber für Vögel, die die Beeren fressen und so die Samen verbreiten! In der Homöopathie unter anderem bei Kopfschmerzen und Irritationen von Geruchs und Tastsinn früher äußerlich zur Behandlung von Wunden und Augenerkrankungen Eisenhutblättriger Hahnenfuß weißblühend Ranunculus aconitifolius Ein wunderschöne Pflanze an Bächen wie alle Hahnenfußgewächse leicht giftig in der Homöpathie bei rheumatischgichtischen Beschwerden Riesenschachtelhalm Equisetum telmateia giftig (ebenso wie der Sumpf und der Waldschachtelhalm) heilkundlich wird nur der Acker und der Winterschachtelhalm verwendet 12

13 Vielblütige Weißwurz / Hexenkraut / Salomonssiegel Polygonatum verticillatum giftig (Beeren erzeugen Brechdurchfall) homöopatisch unter anderem bei Narbenwucherungen eine weißmagische Pflanze, hoch energetisch, eine Schutzpflanze ein großes Vorkommen deutet auf einen Kraft/Meditationsplatz hin auf eine gute Verbindung nach oben Wurzel = Amulett kommt in verschiedenen Sagen als Springwurzel zum Einsatz: sie kann Türen öffnen, Quellen entspringen lassen, einen Schatz heben Schöllkraut / Warzenkraut Chelidonium majus giftig nur in geringen Mengen verwenden Am Stängel tritt ein orangefarbiger Saft aus dieser wird gegen Warzen eingesetzt (zellteilungshemmender Wirkstoff vorsichtig verwenden!!) alte Gallenheilpflanze schmerzstillend, krampflösend und zentralberuhigend Sumpfdotterblume Caltha palustris giftig (Hahnenfußgewächs) Die Blütenknospen dienten früher als Kapernersatz. findet in der Homöopathie u. a. bei pustulösen Hautausschlägen Verwendung

14 Wiesenkerbel Kälberkropf Wilde Möhre Sind alles Doldenblütler und als junge Pflanzen vor der Blüte kaum von einer der gefährlichsten Giftpflanzen dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum) zu unterscheiden. (daher eher meiden). Allerdings: In unserer Gegend keine bekannten Vorkommen Sokrates wurde mit dem Gift des Schierlings (=Schierlingsbecher) hingerichtet. Ein untrügliches Merkmal für die giftige Variante: das Blatt riecht nach Mäuseharn! Fotos: Daniela Hohensinn, Hans Hartl Text + Layout: Roswitha Hell