Gottesdienst am Sonntag Kantate Text Psalm 96 alle Welt Der HERR ist König Vom Singen
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- Maximilian Seidel
- vor 7 Jahren
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1 Gottesdienst am Sonntag Kantate in der Kreuzkirche in Reutlingen (Pfarrer Stephan Sigloch) Kantaten-Gottesdienst mit Aufführung einer Kantate von Hans Klenk anlässlich dessen 80. Geburtstag am Predigttext Psalm 96 I. Text Psalm 96 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt! Singet dem HERRN und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil! Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, mehr zu fürchten als alle Götter. Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der HERR hat den Himmel gemacht. Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum. Ihr Völker, bringet dar dem HERRN, bringet dar dem HERRN Ehre und Macht! Bringet dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe! Betet an den HERRN in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle Welt! Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht. Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen alle Bäume im Walde vor dem HERRN; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit. II. Vom Singen Im ICE von München nach Köln sind alle Passagiere in ihre Zeitungen vertieft oder sehen stumm aus dem Fenster. Als einzige ist ein ca. 5 Jahre altes Mädchen zu hören - es malt mit ihren Buntstiften und singt dazu: Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann in unsrem Haus herum, fidebum. Anfangs singt sie eher leise, mit der Zeit wird das Singen immer lauter und kraftvoller. Das Mädchen malt und singt vom Bi-Ba-Butzemann, bis die anderen Passagiere sich genervt zu ihr und ihrer Mutter umdrehen. Schließlich sagt die Mutter, peinlich berührt zu ihrer Tochter: Sei doch mal leiser! Das Kind fragt natürlich zurück: Aber wieso?. Die Mutter versucht zu erklären: Was würdest du denn machen, wenn die anderen Leute im Zug plötzlich alle anfangen würden, hier laut rumzusingen? Und das Mädchen antwortet begeistert: Na dann würde ich doch mitsingen!
2 Haben Sie schon einmal jemanden singen hören, der schlechte Laune hat? Oder singen Sie, wenn es ihnen nicht gut geht? Wer singt hat normalerweise gute Laune - oder bekommt sie beim Singen. Spätestens beim Singen mit anderen: Singen ist angelegt darauf, dass Menschen miteinander singen. Singen verbindet. Und dem Volksmund nach sagt das Singen viel aus über Menschen: Wo man singt, dort lass dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder! Singen lässt manchmal sogar fröhlich klingen, was ursprünglich eher herbstlich gestimmt ist: Unser gemeinsames Lob Gott getrost mit Singen - ursprünglich ein Lied mit dem Titel Entlaubt ist uns der Walde - klang jedenfalls vorhin schon ganz ordentlich. Einige Sängerinnen und Sänger - auch aus der Kantorei - haben schon dieselbe Erfahrung berichtet: Ich denke oft dienstags vor der Chorprobe: Heute ist es mir eigentlich zu viel - dann geh ich schließlich doch... und hinterher spüre ich, dass mir das Singen gut getan hat an Leib und Seele!. Ja, liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde Singen ist Staub wischen auf der Seele. Wer Frust erlebt, der schreibt ihn heraus. Und wer Freude erlebt, der schreit sie auch heraus. Und wenn viele Leute gleichzeitig ihre Begeisterung heraus schreien, dann werden oft Gesänge daraus: Freudengesänge, in die möglichst viel einstimmen können nicht nur im Fußballstadion. Gemeinsames Singen bewegt - und so ist es nicht überraschend, wenn Sie, lieber Herr Klenk, das gemeinsame Advents- und Weihnachtsliedersingen in der vollen Marienkirche als erhebende Erfahrung erinnern und als einen Höhepunkt in Ihrer bisherigen Zeit als Organist auf vielen Orgeln. Freudengesänge sind vielstimmiger Jubel - und sie besingen für alle hörbar den Grund der Begeisterung. Die Aufforderung in Psalm 96 Singt dem Herrn ein neues Lied zielt auf einen Freudengesang, in dem vielstimmiger Jubel erklingen soll: alle Welt soll mitsingen. III. Psalm 96 in der Übertragung von Peter Spangenberg Wovon soll dieses neue Lied handeln? Wir nähern uns dem an, indem ich ihnen den Psalm in einer neuen Übertragung lese: Lasst euch ein neues Lied einfallen für Gott! Die ganze Welt soll mitsingen. Stimmt ein, singt für Gott und lasst ihn hoch leben, denn sein Name steht über der Schöpfung wie eine Leuchtreklame. Wie ein Feuerwerk aus Musik soll es sein, wenn wir für Gott und seine Liebe werben Tag für Tag. Weitererzählen! heißt unser Motto. Weitererzählen an Menschen, die von Gott nichts wissen. Weitererzählen von seinen Wundern. Denn Gott ist großartig und wunderbar. Alle Großen dieser Welt sind Göttchen, Minis sind sie gegenüber unserem großen Gott. Sonne, Mond und Sterne - alles stammt aus seiner Werkstatt. Die ganze strahlende Schöpfung ist sein Personalausweis.
3 Unter allen Menschen soll der Wunsch wach werden, sich selber Gott zu schenken. Bringt als Geschenke eure Herzen und Gewissen, bringt euch selbst und lernt beten, reden mit Gott in seinem unwahrscheinlichen Glanz. Sagt es weiter: Gott ist allein der Schöpfer, er ist der Architekt dieser Welt. Himmel und Erde freuen sich mit, und die Meere und ihre Bewohner sind eine Bewegung des Lebens. Wiesen und Felder freuen sich mit, und das Rauschen der Wälder klingt wie ein Orchester zur Ehre Gottes. Denn unser Gott wird kommen und fragen: Völker, was habt ihr mit meiner Welt gemacht? (Peter Spangenberg, Höre meine Stimme. Die Psalmen, Hamburg 1995, S. 112) IV. Das neue Lied : Hoffnung, Vertrauen, Gewissheit Den entscheidenden Punkt haben wir damit aber noch nicht im Blick. Um dem auf die Spur zu kommen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit für einen Moment auf die Geschichte des Volkes Israel richten. Psalm 96 ist (zeitlich) ein relativ später Psalm. Inhaltlich ist er nahe dran an den Texten von Jesaja 40-66, den so genannten zweiten Jesaja und dritten Jesaja. Es ist die Zeit nach der Niederlage gegen die Babylonier und nach dem bitteren Exil an den Ufern Babylons. Das Exil ist zwar zu Ende, dennoch ist eindeutig: Die Geschichte gibt wenig Anlass zum Jubel. Es ist keineswegs eindeutig sichtbar geworden, dass der Gott Israels der Schöpfer der Erde und der König der Welt ist. Und wer die Geschichte als Wettstreit der verschiedenen Götter beobachtet, kann sich mit Recht fragen, woran sichtbar ist, dass alle anderen Götter einfach Nichtse sind, nicht mehr als von Menschen gemachte Götzen. Es ist kaum zu erwarten, dass die ganze Welt in das neue Lied einstimmen wird, weil sie gesehen hat: Jawohl, der Gott Israels ist der König der Welt. Warum aber dann das neue Lied und warum genau dieses neue Lied? Ganz einfach ausgedrückt: Der Psalm ist kein Echo. Sondern sozusagen ein Voraus-Echo. Er singt schon einmal vorab das Lied, das erklingt, wenn am - erhofften und gewiss geglaubten - Ende wirklich alle Welt sehen wird: Der Herr ist König. So ist dieses Lied ein Hoffnungslied und Ausdruck großen Vertrauens und unerschütterlicher Gewissheit. - Das neue Lied besingt mit Gewissheit, worauf der Glaube vertraut und was er erhofft. V. Singen, weil die Worte fehlen Die Meisten von uns kennen Lieder, mit denen wir Erfahrungen zum Ausdruck bringen können, für die wir keine eigenen Worte finden: Das können Klagelieder sein. Aber auch Lieder, die voller Vertrauen sind. Die können wir auch dann singen, wenn uns solches Vertrauen gerade schwer fällt und wir spüren dann manchmal beim Singen, dass wir ruhiger werden und unser Vertrauen nach
4 und nach wächst. Wir Christen singen neue Lieder - seit 2000 Jahren singen wir Christen sogar an den Gräbern unserer Lieben. Wir besingen voller Hoffnung die Auferstehung der Verstorbenen mit Jesus Christus. Mitten in der Trauer ist so ein hoffnungsvolles Lied wie ein Mantel, der uns wärmt. Anfangs ist er zu groß. Aber dann wachsen wir nach und nach hinein - indem andere mit uns und dann wir mit ihnen singen, dass in und mit Christus Gottes neue Schöpfung begonnen hat. Wer den Psalm 96 als Hoffnungslied singt, dessen Blick richtet sich notwendig und hoffnungsvoll auf Ostern. Und von Ostern her wird eine neue Musik laut. VI. Zukunftsmusik am Ostermorgen Eberhard Jüngel hat diese neue Musik des Ostermorgens mit eindrücklichen Worten beschrieben: Wenn es so etwas wie Zukunftsmusik gibt, dann war sie damals, dann ist sie am Ostermorgen an der Zeit: Zur Begrüßung des neuen Menschen, über den der Tod nicht mehr herrscht. Das müsste freilich eine Musik sein - nicht nur für Flöten und Geigen, nicht nur für Trompeten, Orgel und Kontrabass, sondern für die ganze Schöpfung geschrieben, für jede seufzende Kreatur, so dass alle Welt einstimmen und Groß und Klein, und sei es unter Tränen, wirklich jauchzen kann, ja so, dass selbst die stummen Dinge und die groben Klötze mitsummen und mitbrummen müssen: Ein neuer Mensch ist da, geheimnisvoll uns allen weit voraus, aber eben doch da. Eberhard Jüngel (zitiert nach: Jörg Zink, Dornen können Rosen tragen S.333) VII. Von der Hoffnung singen Der Glaube an Christus singt! Wir singen, weil wir nicht erklären können. Wir besingen unsere Hoffnung, weil uns dafür eigene Worte fehlen. Wir singen, weil unsere Hoffnung und unsere Freude trotzdem heraus müssen: Wessen Herz voll ist, dem geht der Mund über! (Matthäus 12,34). Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! / Die Nacht ist vorbei: Christ ist erstanden! / Die Sonne geht auf. / Vergessen sind Ängste, Not, Kummer und Schmerzen, / wir atmen freier und singen von Herzen: / Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! / Die Nacht ist vorbei. Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! / Der Tod ist besiegt: Christ ist erstanden! / Das Leben
5 beginnt. / Wir räumen die Trübsal und Schatten beiseite / und tragen die Nachricht unter die Leute: / Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! / Der Tod ist besiegt. (EG 550,1+2) Das ist der Text der Musik, die für die ganze Schöpfung geschrieben ist, für jede seufzende Kreatur, so dass alle Welt einstimmen und Groß und Klein, und sei es unter Tränen, wirklich jauchzen kann, ja so, dass selbst die stummen Dinge und die groben Klötze mitsummen und mitbrummen müssen. Amen.
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