Kinder und Steuern. Teil 1: Von der Geburt bis zur Schule FINANZAMT TRIER

Transkript

1 FINANZAMT TRIER 24/2010 Kinder und Steuern Teil 1: Von der Geburt bis zur Schule Elterngeld - Kinderbetreuungskosten - behinderte Kinder Nicht Jeder denkt bei der Geburt eines Kindes gleich ans Finanzamt. Doch abgesehen davon, dass in Deutschland jeder neue Erdenbürger mit seiner Geburt - zumindest theoretisch - sofort ein neuer Steuerbürger ist, treten auch für die jungen Eltern mit der Geburt einige Veränderungen im steuerlichen Bereich ein. Welche das sind, erklärt das Finanzamt Trier. Der berufstätige Elternteil kann zum Beispiel sein Nettoeinkommen schon allein dadurch erhöhen, dass er bei der zuständigen Stadt- oder Gemeindeverwaltung das Kind auf seiner Lohnsteuerkarte eintragen lässt. Das wirkt sich zwar nicht auf die Lohnsteuer aus, aber es mindert den Solidaritätszuschlag und auch ggf. die Kirchensteuer. Das Gleiche gilt übrigens für den Kinderfreibetrag, der bei der späteren Einkommensteuerveranlagung angesetzt wird, falls die Steuerersparnis dadurch höher ist als das erhaltene Kindergeld. Elterngeld und das Finanzamt Der andere Elternteil wird, falls er vor der Geburt des Kindes ein sogenanntes Erwerbseinkommen (aus selbständiger oder nichtselbständiger Tätigkeit) bezog und sich jetzt ganz oder überwiegend der Betreuung des Kindes widmen will, Elterngeld beantragen. Das beträgt 67 % des wegfallenden Nettolohns, höchstens 1800 monatlich. Eltern, die vor der Geburt nicht erwerbstätig waren, erhalten ein Mindestelterngeld von 300 monatlich. Hier kommt nun zum ersten Mal das Finanzamt konkret ins Spiel: Das Elterngeld ist zwar steuerfrei, aber es erhöht bei der Einkommensteuerveranlagung den Steuersatz für die übrigen, steuerpflichtigen Einkünfte. Das nennt der Fachmann Progressionsvorbehalt. Deshalb müssen Elterngeldbezieher nach Ablauf des Jahres eine Steuererklärung abgeben. Das Finanzamt ermittelt zunächst das zu versteuernde Einkommen. Diesem wird das Elterngeld fiktiv hinzugerechnet und der auf die Summe entfallende Einkommensteuerbetrag in der Tabelle abgelesen. Daraus ergibt sich der Steuersatz, der dann auf das steuerpflichtige Einkommen angewandt wird. Beispiel: Familie Meier hat im 2009 ein zu versteuerndes Einkommen von und Elterngeld in Höhe von bezogen. Der durchschnittliche Steuersatz beträgt für ,68 %, für dagegen 19,41 %. Dieser Prozentsatz wird nun auf das zu

2 versteuernde Einkommen von angewandt, d.h. es sind 9705 Einkommensteuer zu zahlen. Ohne das Elterngeld wären es nur Der Bezug von Elterngeld führt somit zu einer Mehrbelastung von 1365 (zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer). Wie das Beispiel zeigt, kann es für Bezieher von Elterngeld sinnvoll sein, schon während des laufenden Jahres Rücklagen zu bilden, weil es bei der Veranlagung im nächsten Jahr zu einer Steuernachzahlung kommen könnte. Dem Progressionsvorbehalt unterliegen außerdem das Mutterschaftsgeld und der vom Arbeitgeber gezahlte Zuschuss zum Mutterschaftsgeld. Ob auch das Mindestelterngeld von 300 einbezogen werden darf, wie es das Gesetz vorsieht, wird derzeit noch vom Bundesverfassungsgericht geprüft (Aktenzeichen 2 BvR 2604/09). Kinderbetreuungskosten In vielen Familien geht auch die Mutter nach Ende der allgemeinen Mutterschutzfrist wieder voll arbeiten und die Eltern lassen den Nachwuchs gegen Entgelt betreuen. Diese erwerbsbedingten Kosten für die Betreuung eines bis zu 14 Jahre alten Kindes können - wenn beide Eltern erwerbstätig sind - wie Betriebsausgaben bzw. Werbungskosten abgezogen werden. Ist nur ein Elternteil erwerbstätig, der andere in Ausbildung, krank oder behindert, sind die Kosten für die Kinderbetreuung zwar nicht erwerbsbedingt. Sie können aber dann trotzdem bei der Einkommensteuerveranlagung geltend gemacht werden, und zwar als Sonderausgaben. In anderen Fällen können Kinderbetreuungskosten nur für Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren abgezogen werden. Der Abzug ist grundsätzlich auf zwei Drittel der Aufwendungen, maximal 4000, begrenzt. Die Frage, ob diese gesetzliche Beschränkung rechtmäßig ist, beschäftigt derzeit mehrere Finanzgerichte und den Bundesfinanzhof (Aktenzeichen III R 67/09). Welche Kosten sind begünstigt? Abziehbar sind z.b. die Kosten für den Kindergarten, die Tagesstätte, den Hort, für eine angestellte Kinderpflegerin oder eine Tagesmutter. Auch die Kosten für eine Haushaltshilfe sind begünstigt, soweit diese das Kind betreut. Nicht begünstigt sind dagegen die Kosten für Unterricht oder für sportliche und andere Freizeitbetätigungen. Diese sind mit dem Kindergeld oder dem Kinderfreibetrag abgegolten. Ganz wichtig: Rechnung und Überweisung! Für den Abzug von Kinderbetreuungskosten muss eine Rechnung (z.b. des Kindergartens oder der Betreuungsperson) vorliegen und das Geld muss auf ein Konto des Leistenden überwiesen worden sein. Anderenfalls ist ein Abzug nicht möglich. Sonstiges Für schwerbehinderte Kinder gilt die Altersgrenze von 14 Jahren nicht. Eltern schwerbehinderter Kinder können sich im Übrigen den Behindertenpauschbetrag des Kindes übertragen lassen. Hierfür muss unter Vorlage des Behindertenausweises ein Antrag beim Finanzamt gestellt werden. Weitere Informationen zum Thema Kinder und Steuern finden Sie im Internet unter

3 FINANZAMT TRIER Kinder und Steuern Teil 2: Kinder unter 18 Jahren in Schule und Ausbildung Kinderbetreuungskosten - Schulgeld - Ausbildungskosten Das Kindergeld oder die Steuerersparnis durch den Kinderfreibetrag und durch den Freibetrag für Betreuungs-, Erziehungs- und Ausbildungsbedarf bei der Einkommensteuerveranlagung gelten aus staatlicher Sicht die normalen Kosten, die den Eltern durch Schule und Ausbildung ihrer Kinder entstehen, grundsätzlich ab. Im Einzelfall unterstützt der Staat Eltern darüber hinaus mit steuerlichen Vergünstigungen, auf die das Finanzamt Trier in diesem zweiten Teil der Reihe Kinder und Steuern hinweist. Kinderbetreuungskosten Wie schon im ersten Teil ( Von der Geburt bis zur Schule ) zu lesen war, können berufstätige Eltern die Kosten für die Betreuung eines Kindes unter 14 Jahren bis zur Höhe von zwei Drittel der Aufwendungen, höchstens 4000 Euro im Jahr, wie Betriebsausgaben oder Werbungskosten von der Steuer absetzen. Das Gleiche gilt, wenn nur ein Elternteil berufstätig und der andere in Ausbildung, krank oder behindert ist. In diesem Fall sind die Betreuungskosten Sonderausgaben. Schulgeld Der Besuch von staatlichen Schulen ist kostenlos. Manche Eltern schicken ihr Kind jedoch lieber in eine private Schule, von der sie sich bessere Leistungen als von staatlichen Schulen erwarten. Das ist oft mit erheblichem finanziellem Aufwand für Schulgeld, Fahrtkosten, Unterkunft usw. verbunden. Über die Einkommensteuer beteiligt sich der Staat teilweise an diesen Kosten. 30 Prozent des Schulgeldes für den Besuch von Schulen in freier Trägerschaft, höchstens 5000 Euro pro Jahr, können für jedes Kind als Sonderausgaben von der Steuer abgesetzt werden. Es spielt keine Rolle, ob sich die Schule in Deutschland, einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union oder darüber hinaus in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums (Island, Liechtenstein und Norwegen) befindet. Sie muss nur nach Feststellung des Kultusministeriums, der Kultusministerkonferenz oder der Zeugnisanerkennungsstelle zu einem anerkannten oder hiermit gleichwertig anerkannten allgemein bildenden oder berufsbildenden Schul-, Jahrgangs- oder Berufsabschluss führen oder hierauf vorbereiten. Deutsche Auslandsschulen gehören unabhängig davon, in welchem Land sie sich befinden, dazu.

4 Ob eine bestimmte Schule in diesem Sinne anerkannt ist, wird diese den anfragenden Eltern von sich aus mitteilen. Im Einzelfall kann hier auch das Finanzamt behilflich sein. Hinweis: Es wird nur das reine Schulgeld berücksichtigt, nicht begünstigt sind die Kosten z.b. für die Unterbringung, Verpflegung und Betreuung in einem Internat. Sonstige Ausbildungskosten Alle normalen Kosten der Schulausbildung (wie z.b. für Schulbücher, Hefte, Schreibwaren usw.) sind mit der der staatlichen Grundvergünstigung für Kinder (Kindergeld oder Steuerfreibeträge) abgegolten. Das Kindergeld beträgt zurzeit jährlich 2208/2280/2580 Euro für das 1./2./weitere Kind. Sollten die steuerlichen Freibeträge (Kinderfreibetrag und Freibetrag für Betreuungs-, Erziehungs- und Ausbildungsbedarf) sich günstiger auswirken, werden diese im Falle einer Einkommensteuerveranlagung automatisch berücksichtigt. Sie betragen zusammen 3012 Euro je Elternteil, bei Ehegatten also 6024 Euro. Der Kindergeldanspruch wird dann allerdings gegen gerechnet, sodass eine doppelte Begünstigung ausgeschlossen ist. Eigenes Einkommen des Kindes Wenn das Kind schon selbst Geld verdient, z.b. in der Lehre oder als Schüler in einem Ferienjob, ist das für die Berücksichtigung bei den Eltern unerheblich, solange das Kind unter 18 Jahre alt ist. Das eigene Einkommen von Kindern ist erst von Bedeutung, wenn das Kind das 18. Lebensjahr erreicht hat und grundsätzlich noch bei den Eltern berücksichtigt werden kann, weil es z.b. die Ausbildung noch nicht abgeschlossen hat. Hierzu später mehr. Weitere Informationen zum Thema Kinder und Steuern finden Sie auch im Internet unter

5 FINANZAMT TRIER Kinder und Steuern Teil 3: Kinder über 18 Jahren Die staatlichen Hilfen für Eltern, deren Kinder das 18. Lebensjahr vollendet haben, hängen von mehreren Voraussetzungen ab, die das Finanzamt Trier in diesem Teil der Reihe in einem kurzen Überblick darstellt. Grundsätzliches Kinder werden sowohl beim Kindergeld als auch bei der Einkommensteuerveranlagung grundsätzlich ohne weitere Voraussetzungen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres berücksichtigt. Danach werden sie - ebenfalls ohne weitere Voraussetzungen - noch bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres berücksichtigt, wenn sie nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen (Bruttoeinnahmen bis 400 Euro monatlich sind unschädlich) und bei einer Agentur für Arbeit als Arbeit Suchender gemeldet sind. Beispiel: Der im Januar 1990 geborene Mike hat nach dem Abschluss der Realschule seine Ausbildung zum Bürokaufmann Ende März 2010 erfolgreich beendet. Da die Ausbildungsfirma ihn nicht übernommen hat, hat er sich bei der Agentur für Arbeit zum als Arbeit suchend gemeldet. Die Eltern von Mike haben noch Anspruch auf Kindergeld bzw. auf Gewährung der Freibeträge bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres, also theoretisch bis einschließlich Januar Findet Mike vorher Arbeit, endet der Anspruch natürlich. Ist das Kind über 21 Jahre alt, müssen bestimmte weitere Voraussetzungen erfüllt sein, damit Eltern noch solange Kindergeld oder steuerliche Vergünstigungen in Anspruch nehmen können, bis das Kind sein 25. Lebensjahr vollendet hat. Im Standardfall wird das Kind für einen Beruf ausgebildet oder es studiert. Eine Übergangszeit zwischen zwei Ausbildungsabschnitten oder zwischen einem Ausbildungsabschnitt und dem Wehr- oder Zivildienst und ähnlichen Tätigkeiten ist unschädlich, wenn sie höchstens vier Monate beträgt, d.h. das Kind wird auch in dieser Zeit berücksichtigt ( Ausbildungslücke ). Auch wenn das Kind seine Ausbildung nicht beginnen oder fortsetzen kann, weil es keinen Ausbildungsplatz findet, wird es noch bei den Eltern berücksichtigt. Es muss sich in diesem Fall allerdings nachweislich ernsthaft um einen Ausbildungsplatz bemühen, was z.b. durch Bescheinigungen der Arbeitsagentur oder durch Bewerbungsschreiben dokumentiert werden kann. Schließlich wird ein Kind auch dann bis zum 25. Lebensjahr berücksichtigt, wenn es ein freiwilliges soziales bzw. ökologisches Jahr oder einen ähnliche Dienst ableistet.

6 Einzelheiten darüber, welche Dienste hier in Frage kommen, können beim Finanzamt erfragt werden. Als Besonderheit ist zu beachten: Für ein volljähriges Kind, das seinen gesetzlichen Grundwehr- oder Zivildienst leistet oder einen freiwilligen Wehrdienst von höchstens 3 Jahren absolviert oder einer Tätigkeit als Entwicklungshelfer nachgeht, besteht während dieser Zeit kein Anspruch auf Kindergeld oder steuerliche Freibeträge. Der Anspruch verlängert sich aber um die Dienstdauer (höchstens um die Dauer des inländischen Grundwehrdienstes), wenn das Kind mit 21 Jahren noch Arbeit suchend ist oder sich mit 25 Jahren noch in Berufsausbildung oder in einer Ausbildungslücke (s.o.) befindet. Beispiel: Stefan ist im August 1984 geboren und hat somit im August 2009 sein 25. Lebensjahr vollendet hat er seinen zehnmonatigen Grundwehrdienst geleistet ist er ganzjährig Student. Die Eltern von Stefan hätten normalerweise einen Anspruch auf Kindergeld bzw. Steuerfreibeträge bis August 2009 gehabt. Da der Anspruch jedoch 2003 für zehn Monate durch den Grundwehrdienst unterbrochen wurde, verlängert er sich bis Ende Juni Eigenes Einkommen des Kindes Ist ein Kind über 18 Jahre alt, wird es bei den Eltern nur dann berücksichtigt, wenn sein eigenes Einkommen bestimmte Grenzen nicht übersteigt. Das Gesetz nennt hier die Begriffe Einkünfte und Bezüge, die eine Jahresgrenze von nicht übersteigen dürfen. Erfüllt ein Kind im Kalenderjahr nur zeitweise die Voraussetzungen (weil es z.b. seine Berufsausbildung beendet oder die Altersgrenze überschreitet), wird die Einkommensgrenze nur zeitanteilig angesetzt (Monatseinkommensgrenze 640 ). Angerechnet wird nur Einkommen, das auf die Anspruchsmonate entfällt. Anderes Einkommen bleibt außer Ansatz. Beispiel: Ein 20jähriges Kind befindet sich von Januar bis Mai in einem Beschäftigungsverhältnis, ist im Juni und Juli arbeitslos und beginnt im August eine Berufsausbildung. Das Kind erfüllt von Juni bis Dezember die Voraussetzungen für den Kindergeldbezug. Entscheidend ist, ob die Einkünfte und Bezüge der Monate Juni bis Dezember die Einkommensgrenze von (640 x 7 Monate) überschreiten. Auf das Einkommen der Monate Januar bis Mai kommt es nicht an. Die Einkünfte des Kindes werden wie bei einer Einkommensteuerveranlagung ermittelt. Zu den Bezügen gehören z.b. Ausbildungshilfen (BAföG-Zuschüsse, Stipendien usw.), pauschal versteuerter Arbeitslohn, Lohnersatzleistungen wie Arbeitslosengeld oder Krankengeld, Wohngeld oder der steuerfreie Teil einer gesetzlichen Rente. Hierbei wird eine Kostenpauschale von 180 Euro berücksichtigt. Von der Summe der Einkünfte und Bezüge werden noch bestimmte zwangsläufige Ausgaben wie z.b. gesetzliche Sozialversicherungsbeiträge oder Beiträge zur privaten Krankenversicherung abgezogen. Ausbildungsfreibetrag Ist ein volljähriges Kind zur Berufsausbildung oder zum Studium auswärts untergebracht, erhalten die Eltern zusätzlich zum Kindergeld bzw. der steuerlichen Grundvergünstigung bei der Einkommensteuerveranlagung einen Ausbildungsfreibetrag von jährlich 924 Euro. Dieser Freibetrag wird wiederum gemindert um die eigenen Einkünfte und Bezüge des Kindes, die über dem Anrechnungsfreibetrag von 1,848 Euro liegen.

7 Beispiel: Martin ist 24 Jahre alt und hat während der Schulzeit bei seien Eltern in Trier gewohnt. Im Jahr 2009 studiert er an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz. Dort wohnt er in einer Wohngemeinschaft und hält sich allenfalls noch an einigen Wochenenden bei seinen Eltern auf. In den Semesterferien bedient er in einer Kneipe, wo er im Jahr 2009 (mit Lohnsteuerkarte) insgesamt Euro verdient hat. Die Einkünfte betragen nach Abzug des Arbeitnehmerpauschbetrags und der Sozialversicherungsbeiträge Euro; Bezüge hat er keine erzielt. Den Eltern steht bei der Einkommensteuerveranlagung für 2009 demnach ein Ausbildungsfreibetrag von 692 Euro zu (924 Euro abzüglich des Euro übersteigenden Betrags von 232 Euro). Ausblick Informationen über Sonderfälle wie z.b. staatliche Hilfen für allein erziehende Eltern oder Eltern behinderter Kinder folgen im nächsten Teil der Reihe Kinder und Steuern. Weitere Informationen zum Thema Kinder und Steuern auch im Internet unter

8 FINANZAMT TRIER Kinder und Steuern Teil 4: Besonderheiten Die bisherigen Ausführungen betrafen die grundsätzliche Berücksichtigung von Kindern sowie staatliche Förderungen allgemeiner Art wie Kindergeld und die steuerlichen Freibeträge für Kinder. Zum Schluss der Reihe Kinder und Steuern geht das Finanzamt Trier auf einige Besonderheiten ein. Alleinerziehende Eltern Die Regeln zum Kindergeld, zu den Kinderfreibeträgen und weiteren allgemeinen Vergünstigungen kommen grundsätzlich unabhängig davon zur Anwendung, ob das Kind in einer Familie mit Vater und Mutter aufwächst oder nur mit einem Elternteil. Im letzteren Fall sieht das Einkommensteuergesetz eine zusätzliche Vergünstigung vor: den Entlastungsbetrag für Alleinerziehende. Damit soll die finanzielle Lage von alleinerziehenden Eltern verbessert werden. Der Entlastungsbetrag wird zusätzlich zum Kindergeld bzw. zu den normalen Freibeträgen gewährt, geht also nicht in die Günstigerprüfung beim Familienleistungsausgleich ein. Alleinerziehend bedeutet, dass Vater oder Mutter tatsächlich nur mit einem oder mehreren Kindern zusammen wohnen. Es darf keine Haushaltsgemeinschaft mit anderen volljährigen Personen bestehen, also z.b. keine eheähnliche Gemeinschaft. In diesem Fall greift der Staat dem Elternteil dadurch unter die Arme, dass bei der Einkommensteuerveranlagung ein Betrag von jährlich Euro (monatlich 109 Euro) das zu versteuernde Einkommen mindert. Beispiel: Tochter Sina, die noch zu Hause wohnt, hat im September ihr Studium beendet und im Oktober eine Arbeit angenommen. Der alleinerziehende Vater hat somit Anspruch auf den Entlastungsbetrag für die Monate Januar bis September, also auf insgesamt 981 Euro (9 x 109 Euro). Übertragung der Freibeträge Der Kinderfreibetrag und der Freibetrag für Betreuungs-, Erziehungs- und Ausbildungsbedarf stehen grundsätzlich jedem Elternteil zu, unabhängig davon, ob die Eltern zusammenleben. Jedoch kann sich der betreuende Elternteil die Freibeträge des anderen Elternteils übertragen lassen, wenn dieser seiner Unterhaltspflicht zu weniger als 75% nachkommt oder wenn das Kind noch keine 18 Jahre alt ist und im Haushalt des betreuenden Elternteils gemeldet ist. Hierfür genügt ein Antrag des betreuenden Elternteils in der Steuererklärung. Die Freibeträge können auch auf einen Stiefelternteil oder einen Großelternteil übertragen werden, wenn das Kind in dessen Haushalt lebt.

9 Kinder mit Behinderung Kinder, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung nicht imstande sind, sich selbst zu unterhalten, werden ohne Altersbeschränkung, also auch wenn sie älter als 25 Jahre sind, beim Kindergeld oder bei der Einkommensteuerveranlagung berücksichtigt. Grundsätzliche Voraussetzung ist, dass die Behinderung eingetreten ist, bevor das Kind das 25. Lebensjahr vollendet hat. Der Nachweis der Behinderung kann z.b. durch einen Behindertenausweis oder einen Bescheid der Versorgungsbehörde, aber auch durch ein Gutachten oder eine Bescheinigung des Arztes erbracht werden. Wichtig ist in dem Zusammenhang noch der Hinweis, dass in diesem Fall die Eltern bei der Einkommensteuerveranlagung den Behindertenpauschbetrag, der an sich dem Kind zusteht (je nach Grad der Behinderung zwischen 310 und Euro im Jahr), auf sich übertragen lassen können, wenn ihn das Kind nicht in Anspruch nehmen kann, weil es selbst kein steuerpflichtiges Einkommen hat. Sonstiges Auch Unterhaltszahlungen an über 25 Jahre alte Kinder, für die kein Anspruch auf Kindergeld oder die steuerlichen Freibeträge mehr besteht, können die Einkommensteuerbelastung der Eltern mindern, denn sie sind bis zu einem Höchstbetrag von Euro als außergewöhnliche Belastung abziehbar. Hierfür darf das Kind aber kein oder nur geringes Vermögen (bis Euro) besitzen. Gekürzt wird der Höchstbetrag um eigene Einkünfte und Bezüge des Kindes, soweit sie 624 im Jahr übersteigen. Zu den Bezügen gehören z.b. Ausbildungsbeihilfen und ähnliche Fördermittel. Beispiel: Der 30jährige Sohn hat nach zehn Jahren im Beruf alles geschmissen, seine Arbeitsstelle gekündigt und ein Studium begonnen. Staatliche Fördermittel erhält er nicht. Die Eltern unterstützen ihn mit monatlich 750 Euro. Mit gelegentlichen Jobs verdient er im Jahr insgesamt Euro. Bei ihrer Einkommensteuerveranlagung können die Eltern Euro abzüglich Euro ( ) = Euro als außergewöhnliche Belastung geltend machen. Weitere Informationen zum Thema Kinder und Steuern auch im Internet unter