Mit dem Fahnenmast bis nach Neuseeland

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Bernd Amsel
vor 7 Jahren
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1 Mit dem Fahnenmast bis nach Neuseeland Von HB9ASB Anton Bärtschi 2007 Die Möglichkeiten, Antennen zu errichten, sind bei meinem QTH ziemlich beschränkt. Ein Beam oder sonst eine auffällige Antenne würde das alte und sorgfältig renovierte Bauernhaus, in dem wir wohnen, verschandeln und von Nachbarschaft und Gemeinde kaum toleriert werden. So richtete ich mein Augenmerk von Anfang an auf unsichtbare Antennen. Ganz nach der Devise: Wie gut, dass niemand weiss, dass ich Rumpelstilzchen heiss. Zurzeit bin ich von 160m bis 70cm QRV und besitze verschiedene provisorische Aussenantennen: Zwei Mobilstrahler, die Dachrinne eines Carports und einen Draht. Sie sind alle entweder nur schwer zu erkennen oder werden vom Beobachter nicht als Funkantennen eingestuft. Zudem benutze ich nur kleine Leistungen und deshalb wird sowohl optisch wie technisch niemand gestört. Meine letzte Errungenschaft ist eine Fahnenmastantenne. Von Peter, HB9CCZ konnte ich einen alten Alumast gegen eine Rolle Koaxialkabel eintauschen und in der Landi erhielt ich eine schöne Schweizerfahne für fünfundzwanzig Franken. Damit waren die Grundlagen für mein neustes Antennenprojekt gelegt. Was ich aber noch brauchte war ein Isolator, denn ich wollte den Mast selber als Antenne verwenden. Die Suche nach geeigneten Kunststoffröhren war nicht erfolgreich und so kaufte ich schliesslich eine billige Unkrautspritze mit einem Plastikkanister. Den wollte ich auf der einen Seite aufschneiden und dann einbetonieren. Als ich mit der Spritze nach Hause kam, sprang mir in der Garage eine alte Pressstoffplatte ins Auge. Nicht gerade der ideale Isolator, denn Pressstoff ist hygroskopisch, nimmt also Wasser auf. Aber die Wandstärke war faszinierend: ganze 17mm! Zersägen konnte ich die Riesenplatte jedoch nicht selbst, meine Stichsäge machte der mächtigen Kunststoffplatte keinen Eindruck und konnte sie nur anritzen. Aber ich fand einen hilfreichen Geist mit dem nötigen Werkzeug und so entstand schliesslich eine Art viereckiger, länglicher Kasten.

2 Unten, als Abschluss, schraubte ich ein Stück Nylon an, das ich ebenfalls noch in der Garage fand es lag unter der Pressstoffplatte. Dann füllte ich den Isolator zu einem Viertel mit Korkzapfen. Diese wirken einerseits als zusätzlicher Isolator, andererseits verkeilen sie zuverlässig den Mastfuss und verhindern auch, dass der Mast u.u. im Wasser steht. Natürlich ersetzt das nicht die Löcher, die man unten in den Isolator bohren muss, damit eindringendes Wasser abfliessen kann.

3 Dann wurde der Isolator unter strenger Beobachtung der Wasserwaage einbetoniert. Unten steht er aber in einem Kiesbett, wegen der Drainage. Jetzt kam der lustige Teil: Das Aufrichten des Mastes. Der liess sich nämlich nicht mehr auseinander nehmen und hatte deshalb schon bei seinem Transport für Aufsehen gesorgt: Der Mast ist 8,9m lang und steckt etwa 50cm im Isolator, also im Boden. Die wirksame Länge beträgt deshalb 8,4m. Inwieweit das Maststück im Boden als Kondensator wirkt, habe ich nicht untersucht. Die Pressstoffplatte ist ja sehr dick und die Kapazität ist deshalb sehr klein. Zur Anpassung benutze ich einen Chinesentuner, einen CG3000, den ich bei HB9CRU gekauft habe. Dieser automatische Tuner, den ich über 30m Koaxialkabel speise, passt die Antenne problemlos auf allen Bändern an, inklusive 160m. Das Stehwellenverhältnis liegt übrigens auf allen Bändern unter 1:1,5. Wichtig zu wissen: Der Tuner ist für 200W PEP ausgelegt. QRO geht also nicht. Zur Speisung braucht er einige 100mA bei 13,8V. Erstaunlich sind die raschen Abstimmzeiten. In Bruchteilen von Sekunden stimmt der Tuner ab und speichert Abstimmkombination und Frequenz, so dass es beim nächsten Mal noch rascher geht. Tuner dieser Art funktionieren übrigens als Pi-Tuner, mit einer Spule im Längszweig und vorne und hinten Kondensatoren gegen Masse. Verschiedene L und C werden mittels Relais umgeschaltet, bis der richtige Wert gefunden ist. Die Steuerung erfolgt aufgrund von SWR- und Phasenmessungen durch einen Mikroprozessor.

4 Ein wichtiger und oft vernachlässigter Aspekt ist das Gegengewicht. Gerade auf den unteren Bändern, auf denen die Antenne viel zu kurz ist und deshalb nur einen Strahlungswiderstand von wenigen Ohm aufweist, sind geringe Erdverluste wichtig um einen einigermassen vernünftigen Wirkungsgrad zu erhalten. Der Wirkungsrad einer Antenne berechnet sich ja aus Strahlungswiderstand, geteilt durch die Summe der Verlustwiderstände. Nicht schön, wenn der Strahlungswiderstand bei drei Ohm liegt und der Erdwiderstand bei 30! Glücklicherweise steht der Mast bei einer Zaunkreuzung in einer Ecke des Grundstücks und ich habe alle Metallzäune vernetzt und als Gegengewicht angeschlossen. Zusätzlich habe ich noch zwei Erdpfähle in der Nähe des Mastfusses in den Boden gerammt. Sie haben das SWR auf den kürzeren Bändern wesentlich verbessert. Natürlich wirkt auch der Mantel des Koaxialkabels als Gegengewicht. Damit darüber nicht HF ins Haus eingeschleppt wird, habe ich das Kabel bei der Hauseinführung mit aufklappbaren Ferritkernen verdrosselt.

5 Die Antenne steht übrigens nahe bei einem Pflaumenbaum, wie auf diesem und dem letzten Bild zu sehen ist. Das hat aber weder dem Signal, noch der Qualität des Pflümlis geschadet. Auch wenn ich bei meinem früheren QTH einen Beam hatte, so bin ich doch mit dieser Antenne sehr zufrieden. Auf 160m ist sie natürlich nur ein müder Besen. Trotzdem sind damit in SSB Schweizer-QSO s möglich und in CW kann sogar ganz Europa gearbeitet werden. Mit bescheidenen Signalen, versteht sich. Gegenüber meiner Langdrahtantenne, die übrigens auch diesen Fahnenmast als Stützpunkt benutzt, sind die Signale etwa 20dB, oder etwa drei S-Stufen schwächer Auch auf 80m ist die Antenne noch nicht so gut wie der Draht. Der Unterschied ist aber nicht mehr so gross. Weiter entfernte Stationen kommen zuweilen sogar fast gleich stark herein, vermutlich wegen des flacheren Strahlwinkels. Doch DX-Versuche habe ich auf diesem Band noch nicht unternommen. Anzufügen ist noch, dass das SNR auf allen Bändern, speziell aber auf 160 und 80, wesentlich besser ist als mit dem Draht. Das führt soweit, dass ich Stationen mit dem Fahnenmast noch aufnehmen kann, wenn sie mit dem Draht im Rauschen untergehen. Natürlich mit geringeren Signalstärken, doch das ist meistens irrelevant. Auf 40m ist sie manchmal besser, manchmal schlechter als der Draht, je nach Entfernung und Richtung. Unser Sense-Sonntags-QSO, das wegen Überbelegung des 80m-Bandes provisorisch auf 7171kHz verlegt wurde, klappt mit dieser Antenne ausgezeichnet. Auch die Signale aus Europa

6 sind sehr stark und morgens höre ich Stationen aus den USA in SSB mit S9. Die Eigenresonanz des Fahnenmastes liegt übrigens etwas über dem 40m Band. Doch mein Lieblingsband ist z.z. 30m. Gerade in diesen Zeiten, im Tiefpunkt des Sonnenfleckenzyklus und entsprechend lausigen Ausbreitungsbedingungen, kann dort auch noch mit bescheidenen Mitteln DX gearbeitet werden. So arbeitete ich zum Beispiel mit dem Fahnenmast vor wenigen Tagen VK7 und ZL in CW. Auch auf 20m funktioniert die Antenne ausgezeichnet. Im Gegensatz zu Trap-Vertikals wirk ja immer die volle Strahlerlänge und das ist m.e. ein Vorteil. Gerade auf 17m. Hier liegt die Länge in der Nähe von λ/2. Trotzdem passt sie der Tuner noch problemlos an. Obschon die Bedingungen, wie erwähnt, schlecht sind, habe ich auf 17m z.b. Japan kontaktieren können. Auch auf 15 und 12m sollte die Antenne gut funktionieren. Auf 12m liegt sie sogar in der Nähe von λ5/8, sollte also besonders flach strahlen und gegenüber einem Viertelwellenstrahler noch einen netten Gewinn aufweisen. Doch auf diesen Bändern habe ich bisher keine Öffnung erwischt. Auf 10m ist der Strahler wohl etwas zu lang. Damit dürfte die Strahlungskeule etwas steiler ausfallen. Nicht schlecht für Sporadic E. Wie gut sie auf 10m als DX-Antenne wirkt, wird sich herausstellen, wenn s mit den Sonnenflecken wieder aufwärts geht. 73 de HB9ASB

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