Wie Kinder auf traumatische Situationen reagieren. Pro Juventute Tagung 2013 B.Juen
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- Sigrid Kopp
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1 Wie Kinder auf traumatische Situationen reagieren Pro Juventute Tagung 2013 B.Juen
2 Reaktionen auf Trauma
3 Trauma (Fischer & Riedesser) Trauma erzeugt eine Lücke zwischen wahrgenommener existenzieller Bedrohung und der Fähigkeit diese zu bewältigen Die dazu führt, dass Grundannahmen über Selbst und Welt gestört werden 3
4 Hilfestellungen in der Akutsituation (Gefühl der) Bedrohung reduzieren Handlungs- und Bewältigungsmöglichkeiten erhöhen 4
5 Traumareaktionen Intrusionen Vermeidung Übererregtheit Regression Klammern Aggression Rückzug
6 4 Merkmale der Kindheitstraumata n. Terr 1. Wiederkehrende sich aufdrängende Erinnerungen 2. Repetitive Verhaltensweisen 3. Traumaspezifische Ängste 4. Veränderte Einstellung zu Menschen, zum Leben und zur Zukunft 6
7 Worum geht es in den Tagen/Wochen nach dem Ereignis? Kontrolle wiedergewinnen Vertrauen wiederherstellen Lernen mit der Erinnerung zu leben 7
8 Unterschiede von Kindern und Jugendlichen gegenüber Erwachsenen Verstehen von Emotionen Verstehen des Ereignisses und des Todes Ausdruck und Regulieren von Emotionen
9 Verstehen von Emotionen Extreme Reaktionen Erwachsener bedrohen Kinder Emotionales Rückversichern als Richtschnur für eigenes Handeln Erklären von emotionalen Reaktionen bedeutsam Beispiel: 5 jährige nach Suizid des Vaters
10 Verstehen des Ereignisses Vorwissen und Verständnis an Entwicklungsstand angepasst Beispiel: Mutter fährt mit Schwester eines Vierjährigen ins Krankenhaus, Schwester verstirbt
11 Elemente des Todesverständnisses Vorschulalter: Endgültigkeit (Körperfunktionen, nicht wiederkommen können) Schulalter: Allgemeingültigkeit (jeder muss einmal sterben, auch junge Menschen sterben) Jugendalter: Unvermeidbarkeit und Unvorhersehbarkeit (Manchmal kann man nichts dagegen tun, dass jemand stirbt, man kann es nicht vorhersehen)
12 Endgültigkeit Sollen wir ihn im Garten begraben? Werfen wir ihn lieber in den Biomüll da hat er was zu fressen Musst nicht traurig sein, wenn es ihm besser geht, graben wir ihn wieder aus
13 Endgültigkeit In der Nacht graben sich die Toten Gänge zwischen den Gräbern damit sie miteinander reden können Wie kann Papa im Grab aufs Klo gehen?
14 Allgemeingültigkeit Alte Menschen können nicht mehr so schnell laufen, deshalb erwischt sie der Sensenmann Wirst du jetzt auch sterben?
15 Unvorhersehbarkeit Ich hab es vorher geträumt, dass er sterben wird Er hat immer gesagt dass er nie auf einem Friedhof sein will
16 Unvermeidbarkeit Wenn ich an diesem Morgen nicht so getrödelt hätte, wäre das nicht passiert
17 Was bedeutet das für den Umgang mit dem Kind?
18 Was bedeutet das für den Umgang mit dem Kind? Das kindliche Todesverständnis schützt das Kind bis zu einem gewissen Grad Wir lassen es bestehen, nutzen die kindliche Phantasie und korrigieren nur dort wo Angst oder Schulgefühle entstehen Wir lassen uns dabei von den Fragen der Kinder leiten
19 Zentrale Fragen des Kindes Vorschulalter: Wird er wiederkommen? Wie kann er im Grab aufs Klo gehen? Schulalter: Wirst du auch sterben? Wie ist er gestorben? Jugendalter: Hätte ich es verhindern können? Hätte ich es vorhersehen können?
20 Zentrale Fragen des Kindes nach Suizid Vorschulalter: Wird er wiederkommen? Wie kann er im Grab aufs Klo gehen? Schulalter: Wie ist er genau gestorben? Hat er es absichtlich gemacht? Jugendalter: Warum hat er es gemacht? Hätte ich es verhindern können? Hätte ich es vorhersehen können?
21 Formen der Regulierung von Emotionen Regulierung mithilfe anderer Personen: Interaktive Regulierung (Zuwendung suchen, mit Gleichaltrigen spielen gehen, mit anderen sprechen) Regulierung mithilfe interner Ressourcen (Nachspielen, zeichnen, Phantasievorstellungen entwickeln, sich ablenken etc.)
22 Ebenen der Regulierung von Emotionen Regulierung mithilfe der Handlung: Aktionale Regulierung (Alltagsroutinen, sich ablenken, aus der Situation gehen, Risikoverhalten) Regulierung mithilfe von Symbolen: Symbolische Regulierung (Rituale, Rollenspiel, Malen) Regulierung mithilfe von Gedanken und Sprache: Intrapsychische Regulierung (Kontrafaktisches Denken, Schreiben)
23 Säuglinge und Kleinkinder (Masten) Interaktive Emotionsregulierung steht im Zentrum: Gefühlsansteckung und beginnendes emotionales Rückversichern/Hauptressource Bezugsperson Sehr sensitiv bzgl. Qualität der Fürsorge Sensitiv gegenüber den Emotionen der Bezugspersonen Unreife schränkt Konfrontation ein Wiederherstellen des erwachsenen Schutzschilds zentral
24 Fallbeispiel 6 Wochen altes Kind nach Autounfall 6 Monate altes Kind nach Tod des Großvaters
25 Vorschulkinder (Masten) Interaktive Emotionsregulierung und beginnende aktive und symbolische Emotionsregulierung: Hauptressource Bezugspersonen daneben Phantasie und Spiel Sensitiv gegenüber Qualität der Fürsorge Sensitiv gegenüber visuellen Schreckensbildern Spiel als Mittel der Bewältigung Spiel als Mittel der Ablenkung Bedeutsamkeit von Ritualen
26 Fallbeispiel 4 jähriger nach Unfall mit Vater im KH
27 Schulkinder (Masten) Interaktive, aktive, symbolische und intrapsychische Regulierungsmöglichkeiten/Größeres Unterstützungsnetzwerk Wollen nicht anders sein als andere Kinder, anfällig für Scham Hauptressourcen: Bezugspersonen und Freunde, Sprache Hauptstrategien:Ablenkung, Bindungsverhalten, Informationssuche, Spiel und Ritual
28 Fallbeispiel 8 jährige nach Tod des Vaters
29 Was kennzeichnet kindliche Trauer? Eingeschränktes Verstehen des Todes Eingeschränkte Fähigkeit negative Emotionen auszuhalten ( switchen ) Eingeschränkte Fähigkeit zum verbalen Ausdruck Wunsch so zu sein wie andere Kinder
30 Jugendliche (Masten) Intrapsychische Regulierungsfähigkeiten ausgeprägt, symbolische, aktive und interaktive Regulierung bedeutsam, Peers wichtiger als Erwachsene Hauptressourcen: Peers und intrapsychische Fähigkeiten Hauptstrategien: Ablenkung, Kreativität, gemeinsame Rituale
31 Fallbeispiel 14 jähriger nach Tod des Freundes durch Suizid
32 Was brauchen Kinder nach traumatischen Ereignissen?
33 Was Kindern hilft Zuwendung Alltagsroutinen Klare Strukturen/Grenzen Offenheit Fragen stellen Verbundenheit Sicherheit Ablenkung und Spiel Ausdrucksmöglichkeiten und Rituale Handlungsmöglichkeiten Stressreduktion Partizipation Hoffnung
34 Aktivierung der Systeme
35 Resilienz Definition Technisch: Zurückfinden zur ursprünglichen Form Psychologisch: Flexibilität, zurückfinden zur Normalität unter Zuhilfenahme von Ressourcen Gilt nicht nur für das individuelle Kind sondern vor allem auch für die Bezugssysteme des Kindes
36 Resilienzfördernde Faktoren Sozial Gewöhnliche Eltern und Bezugspersonen Verbundenheit mit fürsorglichen und kompetenten Erwachsenen und Gleichaltrigen
37 Was braucht das Kind? (Frey,2005) Traumatisierte Kinder brauchen 37 Schutz, Empathie und Fürsorge... aber nicht Überfürsoge Klare und ruhige Einstellung Erwachsener (Sicherheit und Kohärenz) Andere Kinder Möglichkeiten schmerzhafte Emotionen auszudrücken... aber kein Ausfragen, Kind bestimmt wann und wie Das traumatische Erleben bewältigen mit kreativen und interaktiven Spielen. Offenheit und Antworten Schutz vor Erinnerungsauslösern Ablenkung, Bewegung Normalität/vorhersehbarer strukturierter Alltag
38 Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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