Krankenhäuser in Varel und Sande gründen Alterstrauma-Zentrum Friesland

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1 Krankenhäuser in Varel und Sande gründen Alterstrauma-Zentrum Friesland Kooperationsprojekt der Geriatrie und Unfallchirurgie widmet sich der Versorgung älterer Patienten Das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und das St. Johannes-Hospital Varel gehen mit der Einrichtung des Alterstrauma-Zentrums Friesland (ATZ) neue Wege. Sie haben sich auf die interdisziplinäre Versorgung älterer, verletzter Patienten spezialisiert. Es ist ein Kooperationsprojekt der Unfallchirurgen aus Varel und Sande sowie der Geriatriker (Altersmediziner) aus Varel und kombiniert die unfallchirurgische und internistisch/ geriatrische Behandlung miteinander. Sande. Viele betagte Patienten erleiden durch Stürze oder Unfälle Verletzungen und Knochenbrüche. Die Sturzgefahr ist bei Senioren deutlich höher als bei jüngeren Menschen. Im Schnitt ist über ein Drittel der unfallchirurgischen Patienten über siebzig Jahre alt. Laut Statistischem Bundesamt werden im Jahr 2060 rund neun Millionen Menschen in Deutschland älter als 80 Jahre sein. Das sind etwa doppelt so viele wie heute. Das bedeutet, dass mit der weiter steigenden Lebenserwartung, auch die Zahl der Unfälle im Alter zunehmen wird. Eine Tendenz, die sich in Sande und Varel schon heute abzeichnet. Der demografische Wandel fordert von uns ein Umdenken in der medizinischen Akutversorgung älterer Patienten. Wir stellen fest, dass die Anzahl alterstraumatologischer und geriatrischer Patienten mit jedem Jahr steigt, weiß Dr. Mathias Schulz, Chefarzt der Unfallchirurgie in Varel. Sturzgefahren, vor allem im Haushalt, lauern überall. Mal sind es Stolperfallen wie eine Teppichkante oder der Hund, der plötzlich im Weg steht. Ein anderes Mal ist es verschüttete Flüssigkeit auf dem Fliesenboden oder das Paar offene Puschen, mit dem man irgendwo hängen bleibt. Zusätzlich sind ältere Menschen immer mobiler und unternehmungslustiger. Das zeigt die steigende Zahl von E-Bike-Unfällen, die in den letzten Jahren überproportional gestiegen ist. 1 von 5

2 Meist ist es nur eine kleine Unachtsamkeit, die für ältere Menschen böse Folgen haben kann. Zu den typischen Sturzverletzungen bei Senioren zählen Brüche an Hüfte, Schulter, Becken, Handgelenk und Wirbelsäule. Dazu kommen noch gebrochene Kunstgelenke. Im schlimmsten Fall beendet ein solcher Sturz das bisher selbstständig geführte Leben in den eigenen Wänden und mündet in einer Pflegebedürftigkeit. Dem möchte das geriatrische und unfallchirurgische Team aus Varel und Sande mit der Einrichtung des Alterstrauma-Zentrums für Patienten über 70 Jahre entgegenwirken. Vor allem, weil viele geriatrische Patienten einen geschwächten Gesundheitszustand aufweisen. Sie leiden oft unter mehreren Begleiterkrankungen, sind pflegebedürftig, depressiv, schwerhörig oder sehbehindert und brauchen eine ganz andere, besonders intensive Betreuung. Außerdem zeigen sich bei ihnen verstärkt Komplikationen oder Folgeerkrankungen nach Operationen. Die Sterblichkeitsrate hochbetagter Menschen nach Knochenbrüchen und Unfällen ist hoch. Dem trägt das Alterstrauma-Zentrum Rechnung und behandelt die Kranken mit speziell ausgebildetem, medizinischem und pflegerischem Personal ganzheitlich und umfassend. Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Demenz werden dabei berücksichtigt. Die Wundheilung wird überwacht, die Schmerztherapie angepasst, die Verträglichkeit von Medikamenten kontrolliert und eine eventuelle Sturzursache geklärt. Tests z. B. zur Selbsthilfefähigkeit, Beweglichkeit, Gangsicherheit und des Gedächtnisses geben den Medizinern Aufschluss über die persönlichen Reserven der Patienten. Wir führen im Rahmen des Kompetenzzentrums für Altersfragen und der Gedächtnisambulanz auch Beratungen hinsichtlich aller altersbedingten Probleme inklusive Sturzgefahr, Ernährung und Demenz durch und planen darüber hinaus die Schulung pflegender Angehöriger. Leider können wir die ärztlichen Leistungen der Gedächtnisambulanz nur selbstzahlenden oder Privatpatienten anbieten, bedauert Peter Plettenberg, Leitender Arzt der Geriatrie in Varel. 2 von 5

3 Auf dieser Grundlage werden gemeinsam realistische Ziele und die individuelle Therapie festgelegt und mit der rehabilitativen Behandlung begonnen, damit der Körper der Patienten kräftig bleibt. Das Konzept des ATZ greift jedoch weiter: Gemeinsame Visiten/ Fallbesprechungen sowie intensive Gespräche mit Patienten und/oder deren Angehörigen und eine enge Zusammenarbeit mit Rehabilitationseinrichtungen zeichnen dieses Konzept aus. Unser Ziel ist es, den Bedürfnissen älterer Patienten gerecht zu werden. Deshalb lassen wir unseren altersmedizinischen und unfallchirurgischen Sachverstand im Alterstrauma-Zentrum zusammenfließen. Die patientenorientierte Zusammenarbeit von Geriatrie und Unfallchirurgie erfolgt in einem festgelegten Rahmen mit standardisierten Behandlungsplänen, in dem auch die Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Seelsorge sowie das Entlassmanagement eng eingebunden sind, erklärt Plettenberg. Operiert werden die Senioren in Sande oder Varel. Ältere und gebrechliche Patienten haben oft die Fähigkeit verloren, operierte Gelenke nur gering zu belasten. Daher erfolgt der Eingriff möglichst so, dass sie das verletzte Körperteil sofort wieder voll belasten können. Um das zu erreichen, nutzen die Operateure des ATZ moderne Operationsmethoden und Gelenkimplantate, mit denen auch hochaltrige Menschen schnell wieder auf die Beine kommen. So können diese ohne Zeitverlust zeitgleich mit der Akutbehandlung mit der Rehabilitation beginnen, werden gar nicht erst bettlägerig und verlieren nicht an Muskelmasse und Kraft. Weil viele Knochenbrüche die Folge einer Osteoporose (umgangssprachlich auch Knochenschwund genannt) sind, empfehlen wir unseren Patienten eine Osteoporose-Therapie und nennen ihnen Ansprechpartner in der Region, die wie wir im Osteoporose-Netzwerk Nordwest organisiert sind, erläutert Dr. Tobias Fehmer, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie des NWK. So führen auch die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Sande und Varel eine Osteoporosediagnostik durch und leiten eine entsprechende Behandlung ein. 3 von 5

4 Nach dem operativen Eingriff kommen die Patienten unverzüglich in das Geriatriezentrum Friesland am St. Johannes-Hospital in Varel. Hier wird durch feste Bezugspersonen versucht, den betagten Patienten die Angst vor der fremden Umgebung zu nehmen und ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln, um so den Heilungsprozess besser zu unterstützen. Das verantwortliche Pflegeteam ist besonders geschult. Darüber hinaus verfügt die Geriatrie in Varel über die einzige zertifizierte Fachkraft für aktivierend-therapeutische Pflege in der Region, deren Ausbildung 520 Stunden umfasste und mit einer Facharbeit abgeschlossen wurde. Die Therapie startet bereits direkt nach der unfallchirurgischen Notfallversorgung oder der Operation mit dem Ziel, die Patienten möglichst schnell wieder zu mobilisieren. Ein eingespieltes Team aus Unfallchirurgen und Altersmedizinern, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen, Ernährungsberatern, Sozialarbeitern sowie Seelsorgern arbeiten Hand in Hand zusammen, um die Patienten so gesund und selbstständig wie möglich in ihr gewohntes Leben zu entlassen. Die Verantwortlichen in Varel und Sande sind sich sicher, mit der Einrichtung des Alterstrauma-Zentrums eine Vorreiterrolle in der Region zu spielen. Sie sind mit Blick auf die demographische Entwicklung überzeugt, optimal aufgestellt zu sein, um den Herausforderungen der Zukunft optimistisch begegnen zu können. 4 von 5

5 Kontakt Für den Bereich Geriatrie: St. Johannes-Hospital Abteilung für Geriatrie Chefarzt: Peter Plettenberg Bleichenpfad Varel Telefon: Fax: peter.plettenberg@krankenhaus-varel.de Für den Bereich Unfallchirurgie/Orthopädie Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Chefarzt: Dr. med. Tobias Fehmer Am Gut Sanderbusch Sande Telefon: Fax: unfallchirurgie@sanderbusch.de St. Johannes-Hospital Abteilung für Unfallchirurgie und orthopädische Chirurgie Chefarzt: Dr. med. Mathias Schulz Bleichenpfad Varel Telefon: Fax: mathias.schulz@krankenhaus-varel.de 5 von 5