HOCHBEGABUNG. Arbeitskreis Schule-Wirtschaft , 14:30-17:30 Uhr

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1 HOCHBEGABUNG Arbeitskreis Schule-Wirtschaft , 14:30-17:30 Uhr Dipl.- Psych. Kerstin Allmang & Dipl.- Psych. Johanna Schories Schulpsychologische Beratungsstelle Heilbronn

2 2 Übersicht Hochbegabung Was ist das? Wie erkenne ich Hochbegabung? Ausprägungen von Hochbegabung Hochbegabung und Auffälligkeiten Fördermöglichkeiten bei Hochbegabung Hochbegabung in der Beratung

3 3 Hochbegabung Was ist das? HOCHBEGABUNG Anlage Umwelt- und Persönlichkeitsfaktoren Herausragende Leistung HOCHBEGABUNG Anlage Umwelt- und Persönlichkeitsfaktoren (Herausragende) Leistung

4 4 Hochbegabung Was ist das? Das Münchner Hochbegabungsmodell von Heller et. al., 2000

5 5 Hochbegabung Was ist das? Allgemeine intellektuelle Begabung schnelle Auffassungsgabe gute Lernfähigkeit logisches Denken räumliches Vorstellungsvermögen hohe Gedächtnisleistung die Fähigkeit zu besonderen geistigen Leistungen in vielen Bereichen und im Umgang mit unterschiedlichen Inhalten

6 6 Hochbegabung Was ist das? keine eindeutige Begriffsdefinition weit überdurchschnittliche Begabung liegt vor, wenn ein Kind in vielen oder einzelnen der genannten Begabungsbereiche deutlich über dem Niveau der Gleichaltrigen liegt = quantitatives Kriterium: Grenzwert IQ 130 Fazit: als hochbegabt gelten hochintelligente Menschen, die über die Messverfahren der Intelligenztests definiert werden (zirkuläre Definition!)

7 7 Die Verteilung des IQ T-Wert = 70 PR = 97,8

8 8 Wie erkenne ich Hochbegabung? 1.Verhaltensbeobachtung (Eltern, Lehrer, Fachleute) 2.Checklisten 3.Test- Diagnostik Problem: Identifizierung hochbegabter Schüler anhand von bisher gezeigter Leistung

9 9 1. Verhaltensbeobachtung Lernen und Denken hohe Lerngeschwindigkeit bei sie interessierenden Aufgaben hohes Detailwissen in einzelnen Bereichen schneller (früher) Spracherwerb, richtige Anwendung komplizierter Sprachregeln (Grammatik), ungewöhnlich großer und differenzierter Wortschatz für entsprechendes Alter schnelles Begreifen neuer Aufgaben und Lerninhalte gute Merkfähigkeit, hohe Ausdauer & Konzentration gute Beobachtungsgabe genaues Durchschauen von Ursache- Wirkungsbeziehungen bei schwierigen Aufgaben selbstmotiviertes Lesen vieler Bücher

10 10 1. Verhaltensbeobachtung Soziales Verhalten Beschäftigung mit moralischen Fragestellungen (gut/böse) Hinterfragen von Autoritäten Wahl Gleichbefähigter, häufig Älterer als Freunde Hang zum Individualismus lieber allein lernen und spielen gelegentlich arrogante Einstellung gegenüber anderen besonders ausgeprägte soziale Kompetenzen (z.b. Einfühlungsvermögen) hohe Sensibilität Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme und Zuverlässigkeit in Planung und Organisation Abneigung gegen physische Auseinandersetzungen

11 11 1. Verhaltensbeobachtung Arbeitshaltung und Interessen Aufgehen in bestimmten Problemen Vielfalt an Interessen (auch Themen wie Religion, Philosophie, Politik, Umweltfragen, Sexualität, Gerechtigkeit in der Welt) komplexe Aufgaben werden gegenüber Routineaufgaben bevorzugt Perfektionismus und Bemühen, Aufgaben stets vollständig zu lösen kritische Haltungen gegenüber dem eigenen Tempo oder Ergebnis Bevorzugung von unabhängigem Arbeiten Setzen von hohen Leistungszielen und Lösen (selbst) gestellter Aufgaben mit einem Minimum an Anleitung und Hilfe durch Erwachsene Hinweise und nicht Beweise für Hochbegabung!

12 12 1. Verhaltensbeobachtung Faktoren, die bei Beobachtungen häufig zu einer Überschätzung der Intelligenz führen: - sprachliche Eloquenz eines Kindes - Kontaktfreudigkeit - sehr gute Kenntnisse in einem Spezialgebiet - Fähigkeit Lesen-zu-können vor Schuleintritt - Geschlecht

13 13 1. Verhaltensbeobachtung Faktoren, die bei Beobachtung häufig zu einer Unterschätzung der Intelligenz führen: - Teilleistungsschwächen, AD(H)S oder andere psychische Auffälligkeiten - Schüchternheit - Migrationshintergrund - Geschlecht

14 14 2. Beispiel - Checklistenitems aus: B. Reichle & S. Hermann (1999), Universität Trier 1.Zeigt ein für ihr/sein Alter umfangreichen Wortschatz 2.Drückt sich gewandt aus 3.Formuliert präzise 4.Merkt sich neue Informationen rasch 5.Verwendet vorhandene Information selbstständig in neuen Zusammenhängen 6.Erkennt und formuliert Problemstellungen 7.Lernt rasch aus Fehlern 8.Zieht aus einer allgemeingültigen Regel spezifische Schlüsse 9.Beobachtet genau 10.Liest viel und vor allem Bücher für Erwachsene 11. Braucht kaum Lob und andere Verstärker, um eine Aufgabenstellung durchzuführen 12. Versucht, Aufgaben so perfekt wie möglich zu lösen 13. Hat einen ausgeprägten Sinn für Humor 14. Sieht Situationen als lustig an, die von anderen nicht so empfunden werden 15. Akzeptiert für sich Verhaltensweisen, die eher für das andere Geschlecht als typisch empfunden werden 16. Ist bei der Durchführung übernommener Aufgaben zuverlässig 17. Hat keine Angst davor, sich von anderen zu unterscheiden 18. Beschäftigt sich mit Begriffen wie Recht und Unrecht oder Gut und Böse

15 15 3. Test- Diagnostik verschiedene adaptive Individualverfahren Testung nur im Rahmen einer Fragestellung, z.b.: Ausschluss einer Unter- bzw. Überforderung Notwendigkeit weiterer Förderung Frage des Überspringens einer Klasse Test nie zum Selbstzweck!

16 16 Wie erkenne ich Hochbegabung? Allgemein Hochbegabte (Grund-) Schüler sind zuerst einmal und vor allem Kinder wie alle anderen Kinder auch, mit ähnlichen Vorlieben, mit ähnlichen Abneigungen, mit ähnlichen Schwierigkeiten, mit ähnlichen Vorzügen (nach Rost, 2000). Hochbegabte sind durchschnittlich nicht problembehafteter als andere. (Rohrmann & Rohrmann, 2005) Hochbegabte haben durchschnittlich bessere Chancen Leistungsanforderungen erfolgreich zu bewältigen und auch im Leben zurechtzukommen. (Rohrmann & Rohrmann, 2005)

17 17 Ausprägungen von Hochbegabung Hochleister (Jana, IQ: 135) sehr gute Schulleistungen hohe Motivation und Anstrengungsbereitschaft gute Leistung hat einen hohen Stellenwert Schule wird positiv bewertet Vielzahl außerschulischer Interessen (Wettbewerbe, Musik, Sommerakademien )

18 18 Ausprägungen von Hochbegabung Spezialisten (Markus, IQ: 135) sehr gute Schulleistungen in einem bestimmten Bereich umfangreiches Fachwissen in einem Spezialgebiet, teilweise auf universitärem Niveau intensive Beschäftigung mit Inhalten aus diesem Bereich auch in der Freizeit Leistungen in anderen Schulbereichen unterschiedlich, werden häufig als nicht relevant erlebt

19 19 Ausprägungen von Hochbegabung Minimalisten (Sonja, IQ: 135) gute bis durchschnittliche Leistungen Motivation und Anstrengungsbereitschaft für schulische Anforderungen nur mäßig ausgeprägt lernt soviel wie nötig, um keinen Stress zu haben will cool sein beschäftigt sich in ihrer Freizeit nicht in erster Linie mit intellektuellen Themen

20 20 Ausprägungen von Hochbegabung Underachiever (Robert, IQ: 135) unterdurchschnittliche Schulleistungen und Misserfolgserwartung geringe Motivation und Anstrengungsbereitschaft geringe Frustrationstoleranz und wenig Durchhaltevermögen sehr problematische Vorgeschichte (Schullaufbahn, Persönlichkeitsgefüge, soziales Umfeld)

21 21 Ausprägungen von Hochbegabung Underachievement Symptome schlechte Schulleistungen Eigenschaften Ursachen fachliche Defizite defizitäre Lern- & Arbeitstechniken geringe Motivation in schulischen Lern- & Leistungsbereichen Leistungsangst schlechtes Selbstkonzept/Selbstwertgefühl externale Kontrollüberzeugung soziale Anpassungsprobleme schulische Unterforderung soziale & familiäre Situation Persönlichkeitsmerkmale

22 22 Ausprägungen von Hochbegabung Konsequenzen für die schulische Arbeit mit Underachievern Underachievement ist weder in Ursache noch Erscheinung ein stereotypes Phänomen. Es erfordert eine individuelle Diagnostik und eine individuelle Behandlung. Greift weit über den schulischen Bereich hinaus und erfordert die Hinzuziehung entsprechender Experten, wie Psychotherapeuten und Sonderpädagogen. Als stabiles, oft über lange Zeit ausgebildetes Phänomen braucht die Behandlung eine längere Zeit und erfordert die Ausdauer und Geduld aller Beteiligten.

23 23 Hochbegabung und Auffälligkeiten asynchrone Entwicklung intellektuelle Entwicklung schneller als die emotionale und körperliche Unterforderung Überforderung

24 24 Hochbegabung und Auffälligkeiten Psychische Störungen Ursächliche Zusammenhänge zwischen sehr hoher Intelligenz und schwerwiegenden psychiatrischen Störungen sind nicht belegt. In heutiger Forschung wird hohe intellektuelle Begabung eher als Schutzfaktor und nicht als Risikofaktor diskutiert

25 25 Hochbegabung und Auffälligkeiten Teilleistungsstörungen Lese-/ Rechtschreib-Schwäche und/oder Rechenschwäche tritt bei Hochbegabten ebenso häufig auf wie bei Normal -Begabten häufig werden weder Stärken noch Schwächen erkannt, da durch die hohe Begabung Defizite teilweise kompensiert werden können; dieser Ausgleich zieht Ressourcen von der eigentlichen Leistungsfähigkeit ab

26 26 Hochbegabung und Auffälligkeiten Verhaltensauffällige Kinder alle Kinder Hochbegabte Kinder

27 27 Hochbegabung und Auffälligkeiten: Hochbegabung oder AD(H)S Problemverhalten Aufmerksamkeit und Ausdauer Einhalten von Regeln Hochbegabte Kinder Verhalten sich häufig nur in bestimmten Situationen problematisch (Langeweile) Hochbegabte schweifen nur in Situationen, die sie unterfordern oder langweilen, mit ihren Gedanken ab. Hochbegabte können sich an Vereinbarungen erinnern und diese auch befolgen. Einige von ihnen neigen aber dazu, Vorschriften zu hinterfragen, wenn sie ihnen unlogisch erscheinen. Kinder mit ADHS Kinder mit ADHS fallen in vielen Situationen auf: zu Hause, in der Schule, auf dem Spielplatz. Sind in fast allen Situationen beeinträchtigt (außer: sehr beliebte Tätigkeiten). Haben allgemein große Schwierigkeiten, Regeln, einzuhalten, insbesondere wenn es viele abstrakt formulierte Regeln sind.

28 28 Hochbegabung und Auffälligkeiten: Hochbegabung und AD(H)S Kinder mit ADHS Hochbegabte Kinder 2 % 3-5% Hochbegabten Kinder mit AD(H)S hilft häufig ihre hohe Intelligenz mit der Aufmerksamkeitsschwäche besser fertig zu werden bzw. sie über längere Zeit zu kompensieren.

29 29 Fördermöglichkeiten bei Hochbegabung Spezialschulen und Schulen mit Hochbegabtenklassen im näheren Umkreis Robert-Mayer-Gymnasium Heilbronn Schiller-Gymnasium Marbach Landesgymnasium für Hochbegabung Schwäbisch Gmünd (ab Kl. 7) Leonardo da Vinci Gymnasium Neckargemünd Quellen:

30 30 Fördermöglichkeiten bei Hochbegabung weiter und tiefer = Enrichment schneller = Akzeleration

31 31 Fördermöglichkeiten bei Hochbegabung Enrichment (außerschulisch) Musikinstrument Sport- und Freizeitangebote VHS-Kurse Baukästen (Chemie, Physik, Naturphänomene) Hector-Kinderakademie (Obersulm) bundes- und landesweite Schülerwettbewerbe ( Schüleraustauschprogramme Angebote von Universitäten und Unternehmen (Kinder-Uni, TeClub, AIM, experimenta) Angebote des Landes unter

32 32 Fördermöglichkeiten bei Hochbegabung Enrichment (schulisch) Zusatzaufgaben (z.b. Knobelaufgaben, Recherche- Aufgaben, Projekte) zusätzliche Verantwortungsbereiche (SMV, Schulsanitäter etc.) Arbeitsgemeinschaften (auch klassenübergreifend)

33 33 Fördermöglichkeiten bei Hochbegabung Akzeleration Überspringen der Klasse momentane Situation problematisch (Langeweile, Unterforderung)? einseitige oder umfassende Begabung? soziale & emotionale Entwicklung Eingebundenheit in die Klasse Persönlichkeit des Kindes Aufarbeitung des fehlenden Stoffs möglich? Unterstützungssystem? Motivation und Durchhaltevermögen Lehrerurteil Probeversetzung in neue Klasse (mind. 6 Wochen) Vorbereitung der neuen Klasse

34 34 Verbände und Vereine Deutsche Gesellschaft für das Hochbegabte Kind e.v.: Landesverband Hochbegabung Baden-Württemberg e.v.: Mensa Kids und Junior (auch Erwachsene) Netzwerk Hochbegabung

35 35 Aufgaben der SPBS zum Thema Hochbegabung Eltern-, Schüler- und Lehrerberatung Auffälligkeiten in der Schule vorzeitige Einschulung Wahl des geeigneten Schultyps Fördermöglichkeiten für das eigene Kind Auswahlverfahren zum Hochbegabtenzug

36 36 Aufgaben der SPBS zum Thema Hochbegabung Auswahlverfahren für den Hochbegabtenzug am Robert-Mayer-Gymnasium Gruppentestung (keine Hochbegabten-Diagnostik!) Rückmeldegespräche an die Eltern bei Bedarf weitere Beratung

37 37 Literatur Alvarez, C. (2007). Hochbegabung: Tipps für den Umgang mit fast normalen Kindern. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. Mönks, F. J., Ypenburg, I. H. (2005). Unser Kind ist hochbegabt. München: Ernst Reinhardt Verlag. Stapf, A. (2004). Hochbegabte Kinder Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung. München: Verlag C. H. Beck ohg. Wittmann, A. & Holling, H. (2001). Hochbegabtenberatung in der Praxis. Hogrefe: Göttingen. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2015). Begabte Kinder finden und fördern. Berlin. darin auch weitere Literatur (S. 115)