Generation Y und Babyboomer: Fehlendes Verständnis trotz vieler Gemeinsamkeiten
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- Käte Lichtenberg
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1 Wissenschaftliches Institut der AOK Pressemitteilung Berlin, 26. August 2014 HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 D Berlin POSTANSCHRIFT Postfach D Berlin TELEFON FAX INTERNET Fehlzeiten-Report 2014 Generation Y und Babyboomer: Fehlendes Verständnis trotz vieler Gemeinsamkeiten Berlin. Jüngere und ältere Beschäftigte schätzen sich in vielen Hinsichten gegenseitig falsch ein. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage im Fehlzeiten-Report Zwischen der Generation Y und den Babyboomern zeigen sich zwar vergleichsweise geringe Unterschiede bei der Bewertung von Lebensbereichen und der Arbeitsorientierung entgegen der landläufigen Ansicht. Aber sie haben ein falsches Bild voneinander, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und Mitherausgeber. Dass Generationen eng zusammenarbeiten, wird künftig zum Erfolgsfaktor in Unternehmen. Der Fehlzeiten- Report 2014 mit dem Titel Erfolgreiche Unternehmen von morgen gesunde Zukunft heute gestalten beschreibt deshalb unter anderem, wie Betriebe den Herausforderungen der demografischen Entwicklung mit rückläufigem Erwerbspersonenpotenzial bei gleichzeitiger Alterung der Belegschaften erfolgreich begegnen können. Die Unternehmen sind auf gesunde Beschäftigte aller Altersgruppen angewiesen und immer stärker auch auf ältere Beschäftigte, da das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland zukünftig sinken wird. Während dem Arbeitsmarkt im Jahr 2013 noch ca. 45 Mio. Personen zur Verfügung standen, werden es im Jahr 2030 bereits 5 Mio. Personen weniger sein. Parallel zu dieser Entwicklung wird der Anteil der Beschäftigten über 50 Jahre immer weiter zunehmen. Seit 1990 ist der Anteil der über 50-Jährigen von 23 Prozent auf heute 31 Prozent angestiegen. Es ist davon auszugehen, dass der Scheitelpunkt in den Jahren 2022/23 mit knapp 37 Prozent erreicht wird, um dann auf vergleichsweise hohem Niveau zu stagnieren. Die Beschäftigten über 50 Jahre werden zukünftig einen wesentlichen Anteil an den Belegschaften ausmachen, sagte Schröder. Die Verteilung stellt sich regional, sektoral und nach Berufsgruppen unterschiedlich dar. Besonders geringe Anteile über 50-Jähriger Mitarbeiter finden sich im Bereich Information und Kommunikation (21 Prozent), in der Baubranche (23 Prozent) sowie im Handel (25 Prozent). Dagegen hatten die Betriebe der Öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung und des Bereichs Bergbau/Energie/Wasserversorgung im Jahr 2011 Anteile Älterer von 38 bzw. 34 Prozent. Der Anstieg war in den letzten zehn Jahren besonders hoch bei den Gesundheitsberufen (+73 Prozent oder Beschäftigte ab 50 Jahre), den Elektroberufen (+72 Prozent, bzw. Seite 1 von 9
2 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 2 von Beschäftigte), der Chemie- und Kunststoffbranche (+64 Prozent, bzw Beschäftigte) und den Sozial- und Erziehungsberufen (+59 Prozent, bzw Beschäftigte). Gleichzeitig zeigt der Fehlzeiten-Report aber auch, dass ältere Beschäftigte vergleichsweise viele Fehlzeiten haben. Jüngere Beschäftigte sind häufiger mit wenigen Tagen krank. Mit zunehmendem Alter nimmt dann zwar die Anzahl der Krankschreibungen ab, aber gleichzeitig steigt deren Dauer. So liegt in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen der Durchschnitt bei 8,6 Fehltagen pro Fall. Bei den 60- bis 64-Jährigen sind dies bereits 21,6 Tage. Dies geht vor allem auf einen Anstieg der Herz-/Kreislauferkrankungen und Muskel-/Skeletterkrankungen zurück, so Schröder. Obwohl die ältere Erwerbsbevölkerung über 50 Jahre im Jahr 2013 nicht einmal ein Drittel der Belegschaften ausmachte, führten deren gesundheitliche Belastungen zu Fehlzeiten, die rund 46 Prozent der Kosten der ausgefallenen Bruttowertschöpfung verursachten. Dies entspricht einem Verlust der Arbeitsproduktivität von 42,6 Milliarden Euro. Um zu verstehen, wie sich die verschiedenen Generationen im Hinblick auf Arbeitsorientierung und Lebensziele unterscheiden und gegenseitig wahrnehmen, hat das WIdO exemplarisch die Generation Y (die heute 15- bis 30-Jährigen) und die Babyboomer (die heute 50- bis 65-Jährigen) befragt. Die bundesweite repräsentative Telefonbefragung von Erwerbstätigen erfolgte Januar bis Februar dieses Jahres. Dabei zeigten sich im Generationenvergleich überraschenderweise vor allem Gemeinsamkeiten. So werden beispielsweise ein sicherer Arbeitsplatz und eine Arbeit, die Spaß macht, von fast allen Angehörigen beider Generationen als wichtig eingeschätzt, genauso wie wertvolle Arbeitsinhalte und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als weniger wichtig wird hingegen von beiden Generationen gleichermaßen der Bereich Karriere und Prestige wie ein hohes Einkommen und die Ausübung eines angesehenen Berufs beurteilt. Ein weiteres Ergebnis ist, dass sich die Generationen trotz der Gemeinsamkeiten gegenseitig falsch einschätzen. So überschätzt die ältere Generation vor allem die Bedeutung von flexiblen Arbeitszeiten, eines hohen Einkommens und von Aufstiegsmöglichkeiten für die Generation Y. Sie unterschätzt dagegen das Bedürfnis der Jüngeren, einen Beruf auszuüben, um anderen helfen zu können oder etwas Nützliches für die Allgemeinheit zu tun, und nach sicheren Arbeitsplätzen. Auch die Jüngeren stecken umgekehrt die Babyboomer in die falsche Schublade: Sie unterschätzen deren Bedürfnis nach einer Arbeit, die Spaß macht, nach Aufstiegsmöglichkeiten, nach Autonomie bei der Arbeit, anderen helfen zu können und nach flexiblen Arbeitszeiten. Diese Fehleinschätzung könnte einer Zusammenarbeit der Generationen im Wege stehen. Dagegen helfen können altersgemischte Teams und generationengerechtes Führen in den Unternehmen, um Vorurteile abzubauen. Dies würde gleichzeitig auch den dringend nötigen Wissenstransfer der Berufserfahrenen zu den nachrückenden Generationen erhöhen, erklärte Schröder. Im Fehlzeiten-Report wird auch über den Einsatz von Demografieberatern der AOK berichtet, die im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung die Unternehmen dabei unterstützen. Für die Betriebe lohnt sich das Engagement, weil sie damit die Produktivität verbessern und ihre Arbeitskräfte an sich binden und damit dem Fachkräftemangel vorbeugen, sagte Schröder.
3 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 3 von 9 Der Fehlzeiten-Report, der wie jedes Jahr auch aktuelle Daten und Analysen zu den krankheitsbedingten Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft enthält, wird vom WIdO in Kooperation mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin publiziert und erscheint unter dem Dach von Springer Medizin. Badura/Ducki/Schröder/Klose/Meyer (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2014, Schwerpunktthema: Erfolgreiche Unternehmen von morgen gesunde Zukunft heute gestalten; Berlin 2014; 575 Seiten, 139 Abb., 222 Tab., broschiert, 54,99 ; ISBN Mehr Infos im Internet: Pressekontakt Telefon/Fax Nils Franke presse@wido.bv.aok.de Tel.: 030/ Fax.: 030/ Rezensionsexemplar Uschi Kidane uschi.kidane@springer.com Tel.: 06221/ Fax.: 06221/
4 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 4 von 9 Krankenstand angestiegen Abbildung 1: Krankenstand zwischen 1994 und 2013, AOK-Mitglieder Deutliche Zunahme der Atemwegserkrankungen 2013 Abbildung 2: Fälle der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten in den Jahren , Indexdarstellung (2002=100%)
5 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 5 von 9 Der Anteil der älteren Erwerbspersonen steigt Abbildung 3: Anteil der Erwerbspersonen im Alter von 50 Jahren und älter im Zeitverlauf der Jahre Psychische Erkrankungen verursachen längste Ausfallzeiten, Atemwegserkrankungen die kürzesten Abbildung 4: Arbeitsunfähigkeitsfälle und Dauer, AOK-Mitglieder 2013
6 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 6 von 9 Die Branche Energie/Wasser/Entsorgung und Bergbau weist den höchsten Krankenstand auf Abbildung 5: Krankenstand der AOK-Mitglieder nach Branchen im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr Der Krankenstand steigt mit zunehmenden Alter Abbildung 6: Krankenstand der AOK-Mitglieder im Jahr 2013 nach Alter und Geschlecht
7 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 7 von 9 Jüngere Beschäftigte sind kürzer aber häufiger, ältere Beschäftigte sind länger aber seltener krank Abbildung 7: Anzahl der Fälle und Dauer der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder im Jahr 2013 nach Alter Bedeutung der Muskel-/Skelett- und Herz-/Kreislauferkrankungen steigt mit zunehmendem Alter Abbildung 8: Anzahl der Fälle und Dauer der Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder im Jahr 2013 nach Alter
8 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 8 von 9 Kaum Unterschiede bei den Lebenszielen der Babyboomer und Generation Y Abbildung 9: Index zu Lebenszielbereichen; dargestellt ist der Anteil der Befragten, die dem jeweiligen Lebenszielbereich eine hohe Wichtigkeit beimessen (in %) Ähnliche Arbeitsorientierung der Babyboomer und Generation Y Abbildung 10: Index zu den Perspektiven der Arbeitsorientierung; dargestellt ist der Anteil der Befragten, die der jeweiligen Perspektive der Arbeitsorientierung eine hohe Wichtigkeit beimessen (in %)
9 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) Seite 9 von 9 Babyboomer und Generation Y kennen sich schlecht Abbildung 11: Antworten auf die Frage: Was meinen Sie ist heutzutage den älteren (den über 50-Jährigen) bzw. jüngeren (den unter 30-Jährigen) Beschäftigten im Beruf wichtig? Dargestellt ist jeweils die Selbst- und Fremdeinschätzung anhand der berechneten Mittelwerte von 1 völlig unwichtig bis 5 sehr wichtig.
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