Der Kirchenbaupfarrer Hans Butz (Referat an der GV 2010 des HVW)
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- Greta Zimmermann
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1 Seite 1 von 6 Der Kirchenbaupfarrer Hans Butz (Referat an der GV 2010 des HVW) Schon der Name bildete ein Problem bei den Recherchen nach diesem Mann. Er wird in den Protokollen der Ratsbücher und den andern Akten folgendermassen genannt: Hans oder Johannes mit Vornamen. Sein Geschlechtsname heisst Butz, Buntz oder Sutz. Sehr häufig wird er auch als Herr Hans von Weisslingen bezeichnet. Um das Mass voll zu machen, hatte er einen Bruder, der gleich hiess. Dieser Brauch war damals offenbar in Mode, will es der Zufall, dass der Nachfolger von Butz, nämlich Hans Bryner, zwei Brüder hatte, die beide auch Hans hiessen. Der Beweis dafür bildet der Glückshafen-Rodel von 1504, wo einer als Grosshans, einer als Kleinhans und der dritte als Junghans bezeichnet wurde, allerdings nur auf diesem Rodel. Peter Niederhäuser, Historiker, der den dritten Vortrag in der Reihe 500 Jahre Kirche Weisslingen gehalten hatte und die Recherchen auf mein Drängen durchführte, notierte zuerst einfach alle Hans Butz, später eliminierte er alle, die den Bruder betrafen, der zuerst Lehrer in Winterthur war, später Notar am bischöflichen Hof in Konstanz. Ich zeige Ihnen hier die Quellenliste, die Hans Butz, den Pfarrer in Weisslingen betrifft. Es sind 18 Quellen, davon 2 ½ gelb unterlegt, diese waren bis anhin bekannt aus der Brüngger-Chronik. ½ weil der Name mit Sutz vorkam, und ich die Verbindung oder den Link zu Butz nicht machte. 15 Quellen waren also neu. Vereinfachen wir die Liste etwas, so sieht sie wie folgt aus:
2 Seite 2 von 6 Dazu ein paar Kommentare: Hans Butz wird 1472 in sein Amt in Weisslingen eingesetzt muss er seiner Magd (?) im Winterthurer Haus 100 Pfund bezahlen und den persönlichen Hausrat herausgeben, als sie ihn verlässt Hans Butz verkauft eines seiner (zwei?) Häuser für 80 Pfund (Nov.) Hans Briner wird als Nachfolger von Johannis Butz ins Amt eingesetzt. Bemerkungen dazu: Hans Butz war 49 Jahre Leutpriester in Weisslingen. Er war ordentlich vermögend. Vielleicht hatte er auch via seinen Bruder, der Notar am bischöflichen Hof war, Verbindung mit dem Bischof Hugo von Hohenlandenberg, der ein Winterthurer war (d.h. vonhegi). Portrait von Hugo von Hohenlandenberg
3 Seite 3 von 6 Peter Niederhäuser schreibt in seinem (noch unveröffentlichten) Nachtrag zu seinem Vortrag: Die neben dem adeligen Kollator wohl wichtigste Person in diesem Zusammenhang, der Pfarrer oder Leutpriester, scheint völlig vergessen zu gehen zu Unrecht. Über den langjährigen Pfarrer Hans Butz, der zweifellos eine treibende Kraft des Kirchenbaus war, ist nämlich viel mehr bekannt als bisher angenommen...usw. Und: Da die beiden Brüder Butz ohne Erben starben, ist es durchaus möglich, dass der Priester schon zu Lebzeiten einen Teil seines nicht ganz unbedeutenden Besitzes seiner Kirche vermachte, um den spätgotischen Neubau zu ermöglichen. Wenn also diese Schlussfolgerungen richtig sind, so stellt sich sofort die Frage: Wie kommt es, dass man sich so täuschte in diesem Mann? Müssten nicht Quellen aus Weisslingen vorhanden sein? Bevor wir dieser Sache nachgehen, möchte ich einen kleinen Seitenblick auf die Reformation tun. Der Ausbruch der Reformation in Zürich 1519 wird Ulrich Zwingli an Grossmünster als Pfarrer gewählt. Hans Butz wird von ihm gehört haben. Der Leutpriester sei ein Neuerer, der die Kirche reformieren wolle, der nur das Evangelium als Massstab gelten lasse zeigen die Ansichten Zwinglis Wirkung. Das Fastengebot wird öffentlich im Dabeisein von Zwingli gebrochen. Im Januar 1523 kommt es zur 1.Disputation in Zürich. Gegen 600 Leute, darunter auch Abgesandte des Bischofs von Konstanz, nehmen daran teil. Der Rat beschloss nach der Disputation, dass Meister Ulrich Zwingli fortfahren solle, wie bisher das heilige Evangelium und die rechte göttliche Schrift zu verkünden. Im September 1523 wird das Kruzifix bei der Mühle vom Stadelhofen beseitigt. Der Übeltäter wird verhaftet und in den Turm geworfen. Zwingli rechtfer-
4 Seite 4 von 6 tigt die Tat. Der Rat sucht einen politischen Weg zu finden. Man spielt auf Zeit. Er beruft eine Kommission von 14 Verordneten. Es wird eine weitere Disputation vorgeschlagen und durchgeführt. Zwingli wird beigepflichtet. Die Bilder und Götzen sollen entfernt werden. Allerdings sollen die Besitzer, d.h. Stifter diese in ihren Besitz nehmen. Sie sollen nicht einfach entfernt oder zerstört werden. Die Durchführung war dann nicht immer im Sinne des Mandates. Oft kam es zu Ausschreitungen, dem sogenannten Bildersturm. Wie die Verhältnisse in Weisslingen waren, wissen wir nicht. Es gibt keine Quellen darüber. Das einzige was in einem Zürcher Ratsprotokoll im Juli 1525 zu finden ist, dass der Weisslinger Pfarrer Hans Briner denunziert worden ist. Er hätte das Zehntenmandat, das die Regierung in allen Gemeinden verlesen liess, nicht richtig verlesen beziehungsweise nicht richtig ausgelegt. Briner verteidigte sich: Er habe miner Herren mandaten trüwlich gelesen, wie sie uswisent,. und begert desshalb zuo hören das ganz dorf zuo Wisslingen. Auf ein Urteil wird zwar verwiesen, dieses ist aber nicht mehr vorhanden. Briner zeigt sich in der Folge als treuer Gefolgsmann von Zwingli. Er nimmt 1528 an der 1. Synode teil und geht mit Zwingli an die Berner Disputation. Im Kappelerkrieg 1531 fällt er nach der Schlacht auf. Er hilft die Geschlagenen zu besammeln und richtet hierauf eine Ansprache an sie. Das Pfarrbuch als einzige Weisslinger Quelle dieser Zeit Als eine mögliche Quelle ist das Pfarrbuch von 1536 zu betrachten. Es gibt in diesem Buch eine Seite von Pfarrer Heinrich Messikommer, die sich mit der Pfarrer- Nachfolge befasst. Ich zeige Ihnen hier ein Bild der oberen Seitenhälfte.
5 Seite 5 von 6 Aber ich denke, da können Sie wenig lesen. Etwas besser wird es beim transkribierten Text sein. Allerdings ist es buchstabengetreu übersetzt, was im 500 Jahre alten Deutsch, mit den Fehlern des Pfarrers, auch nicht so einfach ist. Ich lese Ihnen den Text vor und erkläre wo nötig: Die ersten drei Pfarrer hat Messikommer offensichtlich aus dem Jahrzeitbuch, das verschollen ist. Dann besteht eine Lücke von 83 Jahren. Allerdings hätte es möglich sein sollen, den Vorgänger von Briner zu eruieren, auch wenn man annimmt, dass dieser ihm seinen Vorgänger nicht genannt hat. Nach dem wir über Butz genauer Bescheid wissen, ist klar: Als Messikommer 1549 diese Liste zusammenstellte, war Butz also vor 28 Jahren gestor-
6 Seite 6 von 6 ben. Es dürften alle über ca. 38jährigen in der Gemeinde Pfarrer Butz noch gekannt haben. Die älteren Einwohner sogar noch sehr gut. Es stellen sich einige Fragen: Wollte Messikommer das gar nicht herausfinden? Oder wusste er es und hat es hier einfach verschwiegen? War ein vorreformatorischer Pfarrer eine Persona non grata? Oder sein Verhältnis zu seinen Schäfchen irgendwie gestört? Hätte er aber dann einen Kirchenbau initiieren und organisieren können? Mit Fronarbeit? Mit Geldsammlungen? Handelt es sich um Geschichtsklitterung oder Geschichtsfälschung? Um diese Fragen beantworten zu können, müsste man einige Informationen und damit zielführende Quellen mehr haben, als sie uns zur Verfügung stehen R. Widler
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