BAUSTEIN 1 / THEMENEINHEIT 1 Der Krisenzirkel und seine Muster / Phasen der Krise
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- Clemens Kranz
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1 BAUSTEIN 1 / THEMENEINHEIT 1 Der Krisenzirkel und seine Muster / Phasen der Krise KURZE BESCHREIBUNG DER AKTIVITÄTEN Beschreibung und Analyse der Konfliktkurve Mit Hilfe von Kurvenverläufen zum Krisenverhalten soll versucht werden, das Konzept der Krise als eine Möglichkeit der Intervention und der positiven Veränderung zu betrachten; die Krise NICHT als eine Bedrohung oder Destabilisierung des Zusammenlebens zu begreifen, sondern als eine Möglichkeit, emotionale Kontrollbarrieren und äußere Vorsicht aufzubrechen, die dem Jugendlichen als Schutzmechanismus dienen. KENNTNISSE FÄHIGKEITEN KOMPETENZEN Lernen, zwischen einem emotional bestimmten Verhalten und einem rational bestimmten Verhalten zu unterscheiden und dieses Verhalten jeweils richtig zu identifizieren. Kenntnisse über die Konfliktkurve und den Einfluss von emotionalen Turbulenzen auf die Entwicklung der Kurve erlangen. Aktives Zuhören, Akzeptanz eigener Gefühle und der Gefühle von Anderen, emotionale Ausdrucksfähigkeit. Die Phasen der Gewalteskalation identifizieren können. Sich über die Wirkungen eigener Gefühle und eigenen Verhaltens bewusst werden. Handwerkszeug und Methoden METHODIK Analyse der Graphen zur Entwicklung des Krisenverhaltens" (nach Costa and López, 1991). Fallanalyse. Reflexion und Diskussion in der Gruppe. Krisensituationen müssen als Möglichkeiten gesehen werden, um durch Handeln positive Veränderungen herbeizuführen. Kinder und Jugendliche, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben, haben schwerwiegende Probleme, die den Grund für ihr abweichendes Verhalten darstellen, und benötigen besondere Unterstützung, um diese Probleme zu bewältigen. Es bestehen meist nur geringe Chancen, enge Beziehungen zu Teenagern zu knüpfen oder intensive Gespräche mit ihnen zu führen. Folgt man dem Modell der Krisenintervention, so können die Konfliktsituationen dafür genutzt werden, um eine Annäherung an die Jugendlichen zu erzielen, da ihre Schutzmechanismen aufbrechen und sie emotional und kognitiv leichter zu erreichen sind. Der Erfolg dieses Modells hängt davon ab, dass die Erzieher/innen ein spezifisches Training absolvieren, um in jeder Krisensituation adäquat reagieren zu können. Ist das nicht der Fall, so besteht das Risiko, dass die
2 Situation durch das Verhalten der Erzieher/innen noch deutlich verschlimmert wird. Die Kurvenverläufe zeigen, was geschieht, wenn eine Krisensituation eintritt, bei der entweder die Jugendlichen oder die Erzieher/innen im Mittelpunkt stehen. Das Verhalten der Jugendlichen ist dann nicht länger rational bestimmt, sondern wird viel stärker emotional beeinflusst. Meistens beginnt der Prozess mit einer Reaktion, die von der betroffenen Person als Problem wahrgenommen wird: Er/sie wird von jemand anderem in Frage gestellt, hat ein Frustrationserlebnis aufgrund von enttäuschten Erwartungen, fühlt sich angegriffen etc. Der erste Kurvenverlauf (Grafik 1) zeigt, dass ein Ausgangspunkt existiert, an dem die Trennung von der rationalen Ebene erfolgt. Es kommt zu einer stetigen Zunahme von Ärger, Frustration und Aggression etc. als Antwort auf die Krisensituation. Das heißt, der emotionale Ausbruch hat einen Ausgangspunkt, einen Punkt der intensiven Steigerung und dann einen Punkt der Stabilität oder der Verlangsamung, bei dem die emotionale Intensität wenngleich noch weit entfernt von der rationalen Ebene ihre Kraft verliert und nicht länger zunimmt. Nach dieser Stabilisierungsphase beginnt eine absteigende Kurve, in der der/die Jugendliche versucht, die rationale Kontrolle wiederzuerlangen, in dem er/sie die Probleme oder die auslösende Situation aus einer ruhigeren Perspektive betrachtet. Der zweite Kurvenverlauf (Grafik 2) zeigt, was passiert, wenn zu Beginn der emotionale Ausbruch des/der Jugendlichen stattfindet und der/die Erzieher/in ebenfalls emotional reagiert und so dem/der Jugendlichen ermöglicht, sich weiter von der Ebene der rationalen Kontrolle zu entfernen. In diesem Fall entsteht eine Eskalationssituation, bei der die emotionalen Veränderungen des einen die Emotionen des jeweils anderen auslösen. ( Mental Health in Minors in Fostering Residential Care Jorge F. del Valle. Junta de Extremadura, 2011). Dieses Modell der Krisenintervention ist kein Patentrezept, das in jeder Situation angewendet werden kann. Es ist von dem individuellen HiIfeplan für den/die Jugendliche abhängig, von den Einflussfaktoren in der jeweiligen Situation und von den Gefühlen, die in der Krisensituation ausgelöst werden. Aktivität 1: Analyse der Graphen Beide Kurvenverläufe werden präsentiert und erläutert. Arbeit in Kleingruppen von zwei bis drei Personen. In den Kleingruppen werden Beispiel für verbales und non-verbales Verhalten (Reaktionen, Gesten, Mimik, Verbalisierungen ) für jeden Punkt in der Grafik 1 gesucht (Arbeitspapier Nr.1). Aktivität 2: Fallanalyse Es werden Arbeitsgruppen gebildet, in denen eine realer oder ein fiktiver Fall diskutiert wird, um den Kurvenverlauf zu erläutern. Analyse von alternativem Verhalten, Verbalisierungen und emotionalen Reaktionen, die von Konfliktbeteiligten eingesetzt werden können, um die Situation zu beruhigen und wieder auf eine rationale Ebene zu bringen. Beispiel: Was hätte ich in dieser Situation anders machen oder sagen können und wie würde ich mich dann fühlen? Das Ziel ist, sich selbst der Wirkung des eigenen Verhaltens bewusst zu werden, und zwar sowohl der Wirkung auf andere als auch auf sich selbst. Aktivität 3: Selbsterkenntnis Das Ziel der Aktivität ist es, die unterschiedlichen Bestandteile einer emotionalen Reaktion auf eine Krisensituation zu identifizieren. Die Teilnehmer/innen lernen anhand ihrer alltäglichen und individuellen
3 Erfahrungen etwas über ihr eigenes Verhalten in Krisensituationen. So können sie Wissen über sich selbst erlangen, um ihre Interventionen in Krisensituationen effektiver gestalten zu können. Die Übung besteht darin, sich eine Krisensituation ins Gedächtnis zu rufen, die man selbst vor kurzer Zeit mit Jugendlichen erlebt hat. Der Kurvenverlauf wird präsentiert und jede/r Teilnehmer/in identifiziert die Signale der Teenager während und nach der Krise, und zwar bezogen auf die einzelnen emotionalen, kognitiven, körperlichen und das Verhalten betreffenden Komponenten (Arbeitspapier Nr.2). Es sollte dabei immer berücksichtigt werden, dass Reaktionen auf Krisensituationen abhängig von der jeweiligen Zielgruppe sind und damit auch die helfenden Interventionen entsprechend variieren müssen. Abschließende Reflexion: Menschen verhalten sich unter normalen Umständen effizient, aber unter außergewöhnlichen Umständen (wie in einer Krisensituation oder in der Konfrontation mit aggressiven Verhalten) wirkt ihr persönliches Repertoire aus bisher Erlerntem und früheren Erfahrungen in ähnlichen Situationen handlungsleitend: Sie suchen darin nach Möglichkeiten, mit der neuen Situation umzugehen.
4 ARBEITSPAPIER NR. 1: GRAPHEN ZUR ENTWICKLUNG DES KRISENVERHALTENS NACH COSTA AND LÓPEZ, 1991 Grafik 1: 1. Rational Level (rationale Ebene); 2. Exit (Ausstieg); 3. Slowing down (Verlangsamung); 4. Coping behavior(bewältigung); 5. Cooling (Beruhigung); 6. Problems resolution (Problemlösung) Grafik 2: 1. Rational Level (rationale Ebene); 2. Exit (Ausstieg); 3. Slowing down (Verlangsamung); 4. (He or she) provides arguments, reasons and defends himself or herself (er/sie liefert Argumente, Begründungen und verteidigt sich selbst); 5. Exit (Ausstieg); 6. Slowing down (Verlangsamung); 7. (He or she) provides arguments, reasons and defends himself or herself (er/sie liefert Argumente, Begründungen und verteidigt sich selbst); 8.Exit (Ausstieg); 9. Slowing down (Verlangsamung).
5 ARBEITSPAPIER NR. 2: ZEICHEN UND SYMPTOME EINER PSYCHOLOGISCHEN REAKTION ANGESICHTS EINER KRISENREAKTION Menschen zeigen nach einer Krisensituation in größerem oder geringerem Ausmaß folgende Symptome: EMOTIONAL Sorge Angst Ärger Traurigkeit Verzweiflung Zorn Wut Irritation Feindseligkeit KOGNITIV Schuldzuweisung Mentale Blockade Gefühl des Kontrollverlustes Bedenken Leugnung Verwirrung Aufmerksamkeitsprobleme Konzentrationsprobleme Entscheidungsschwierigkeiten Fremdheitsgefühle DAS VERHALTEN BETREFFEND Hyper-oder Hypoaktivität Hemmung Sprachstörungen (Geschwätzigkeit, Verstummen) Misstrauen Erschöpfung Aggressivität Tränen Schreien Isolation Veränderung oder Verlust der sozialen Rolle KÖRPERLICH Hyperventilation Herzrasen Schweißausbrüche Herzrhythmusstörungen Muskelspannungen Kopfschmerzen Erstickungsgefühle Unbehagen Zittern Quelle: Signs and symptoms of a psychological reaction facing a crisis reaction (Mitchel, 1986).
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